Huntex hat erst kürzlich den hiesigen Exklusiv-Vertrieb von Huglu-Waffen aus der gleichnamigen Stadt in Anatolien übernommen. Eine Flinte dieses Herstellers haben wir Ihnen hier auf all4shooters.com bereits vorgestellt: die für das sportliche Wurftaubenschießen konzipierte Bockflinte Huglu HT-14, die durch aufgrund ihres Preis-Leistungs-Verhältnisses durchaus überzeugen konnte. In diesem Beitrag möchten wir aber eine Blick auf die Pump-Action-Flinten der türkischen Kooperative werfen. Die Vorderschaft-Repetierer von Huglu arbeiten mittels Schwenkriegelverschluss. Wie das „Tactical“ und „Home Defence“ in den Modellbezeichnungen schon andeuten, handelt sich um typische Vertreter der Gattungen Taktik beziehungsweise Heimverteidigung. Letztgenanntes zählt in vielen anderen Ländern übrigens zum Bedürfnisgrund für diese Art von Waffen. Beiden Huglu-Flinten gemein ist die Lieferung in einem einfachen Karton mit beiliegender Bedienungsanleitung in Englisch und Türkisch. In dem Karton finden sich zudem jeweils auch eine kleine Box mit einem Choke-Schlüssel und vier Wechselchokes: Voll-, Dreiviertel-, Viertel-, Zylinderchoke. Das war es dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten beider Waffen. Bei der Tactical-Variante werden zusätzlich noch ein Mündungsfeuerdämpfer und eine Stoffhülle mitgeliefert. Die optisch beeindruckende Victor P-Tac Tactical und die eher schlicht gezeichnete Victor P-Tac Home Defence unterscheiden sich nicht nur durch ihr Äußeres und den Preis.
Die Huglu Victor P-Tac Tactical im Detail:

Beginnen wir mit der Tactical-Variante: Auf dem Leichtmetall-Systemgehäuse sind serienmäßig eine Montageschiene und ein Ghost Ring Sight angebracht, welches leider nicht sonderlich stabil wirkte. Die Lochkimme wird nur mit geringem Federdruck an Ort und Stelle gehalten – dazu später mehr. Wer will, kann statt eines Chokes den Mündungsfeuerdämpfer montieren. Der Wechselchoke-Lauf verfügt über einen Kornträger mit rotem Leuchtkorn zwischen massiven Kornschutzbacken und wird von einem Hitzeschutzblech zu etwa zwei Dritteln abgedeckt. Etwas unschön ist hier die überstehende Befestigungsschraube. Aufgrund des günstigen Preises von lediglich 379,- Euro (UVP) kann man aber ein Auge zudrücken. Insgesamt ist die Verarbeitung sehr ordentlich und nur an den Kunststoffteilen sind minimale Grate feststellbar.

Der ungewöhnliche, optisch beeindruckende Teleskop-Schaft ist um rund 90 Millimeter längenverstellbar und verfügt über mehrere Riemenbügel-Aufnahmen sowie über vier runde Halterungen für Ersatz-Patronen. Schön, mal etwas anderes zu sehen als die sonst üblichen Schub-Schäfte im AR-15-Stil. Sowohl im aus- wie auch im eingefahrenen Zustand vermittelt der Schaft ein hohes Maß an Stabilität. Die drei Raststufen weisen kaum fühlbares Spiel auf. Auch die linksseitig angebrachte Drucktaste für die Längsverstellung wirkt stabil und verhindert jegliches unbeabsichtigtes Verstellen. Die sehr gut in der Schulter haftende asymmetrische Gummischaftkappe und der mit Fingermulden versehene, freistehende Pistolengriff aus griffsympathischem Kunststoff sorgen für einen sehr stabilen Anschlag. Trotz oder gerade wegen der Fingermulden eignet sich der Pistolengriff sowohl für kleine als auch für mittlere und große Hände. Im Gegensatz zu anderen asymmetrischen Schaftkappen passt der Anschlag gleichermaßen für Rechts- und Linksschützen. Zur Aufnahme von Zubehör verfügt der Kunststoff-Vorderschaft an der Unterseite über eine kurze Picatinny Rail aus dem gleichen Material. Wer als Sportschütze jetzt über einen taktischen Zusatzgriff nachdenkt, sollte sich zuerst informieren, ob das für ihn gültige Reglement so etwas überhaupt zulässt. Der BDMP etwa lässt Anbauten jeglicher Art am Vorderschaft nicht zu. Hier auch gleich der Hinweis zu den Patronenhalterungen im Schaft. Wer diese mit Patronen bestückt, der muss darauf achten, dass er die gegebenenfalls verbleibenden Patronen nach Beendigung seiner Disziplin wieder entfernt, bevor er den Stand verlässt. Sonst droht die sofortige Disqualifikation. Zum schnellen sportlichen Repetieren könnte der Vorderschaft etwas griffiger sein, wobei sich die Tactical-Flinte im Grunde ausreichend leicht und schnell repetieren lässt.

Die Bedienelemente und die Ladeöffnung entsprechen den üblichen Standards, hier wurde seitens des Herstellers nichts speziell für den Sport optimiert oder vergrößert. Das ist auch nicht nötig, da es an der Bedienung nur wenig auszusetzen gibt. Der Sicherungsknopf ist vielleicht etwas schwergängig, aber dafür ist der Abzug richtig gut. Das Abzugsgewicht von durchschnittlich 1.900 Gramm fühlt sich in Aktion deutlich leichter an, als es die digitale Abzugswaage anzeigt. Bei kaum fühlbarem Vorzugsweg bricht der Abzug trocken – sehr gut. Die Ladeöffnung ist ausreichend groß bemessen, sodass der Schütze mit einiger Übung problemlos per Double Load zwei Patronen auf einmal nachladen kann. Nur der Quad Load, bei dem gleich vier Patronen in die Hand genommen werden, will hier nicht zuverlässig gelingen − hier sei noch einmal an den sehr günstigen Kaufpreis der nicht getunten Flinte erinnert.

Technische Daten und Preis: Huglu Victor P-Tac Tactical
Modell: | Huglu Victor P-Tac Tactical | |
Kaliber: | 12/76 | |
Kapazität: | 7 + 1 Patronen | |
Länge: | 990 -1080 mm | |
Lauflänge: | 510 mm | |
Schaftlänge: | 290 - 380 mm | |
Abzugsgewicht: | 1.900 g | |
Gewicht: | 3.215 g | |
Links-/Rechts- Ausführung: | Rechtsausführung | |
Preis (UVP): | 379,- Euro | |
Ausstattung: Schwenkriegel-Verschluss, Leichtmetallgehäuse mit Picatinny-Schiene und abnehmbarer Kimme, Wechsel-Chokes, Ghost Ring Sight, Teleskop-Schaft. |
Die Merkmale der Huglu Victor P-Tac Home Defence:
Nun zu der Home Defence-Variante. Auf die eigentliche Bestimmung dieser Flinte weist der eindrucksvolle Name hin, auch wenn dies in Deutschland vielleicht ein wenig befremdlich klingt und von den Behörden nicht als Bedürfnis zum Erwerb anerkannt wird. In anderen Ländern ist dies aber durchaus anders und bei der Namensgebung hatte der Hersteller wohl kaum den deutschen Markt im Blick. Die Home Defence unterscheidet sich vor allem äußerlich stark von der Tactical, während der unverbindlich empfohlene Verkaufspreis mit 329,- Euro sogar noch etwas günstiger ausfällt. Dafür muss man bei der Home Defense allerdings auf einige Ausstattungsmerkmale der Tactical-Version verzichten.

Das Leichtmetall-Gehäuse besitzt weder eine Montageschiene und noch ein Ghost-Ring-Visier. Auch trägt der Lauf weder Hitzeschutzblech noch Kornträger, verfügt dafür aber über eine ventilierte, 8 mm breite Laufschiene mit rotem Leuchtkorn, was eine schnelle Zielauffassung mit kontrastreichem Visierbild ermöglicht. Der größte Unterschied ist allerdings beim Schaft zu finden. Hier handelt es sich um einen normalen Standard-Schaft mit geradem Rücken ohne jegliche Verstellmöglichkeit. Das empfanden die Tester allerdings hier nicht als Nachteil, denn bei dieser Flinte passte der Anschlag auf Anhieb. Sehr gut gelungen ist die stark ventilierte Gummi-Schaftkappe. Durch die ausgeklügelt geschwungene Gestaltung der Kappe gibt diese beim Einsetzen in die Schulter leicht nach und sorgt so für einen hervorragenden Halt. Die Flinte sitzt wie angeklebt: top! Der Vorderschaft bietet keine Picatinny-Rail, was sich hier aus besagte Gründen leicht verschmerzen lässt. Allerdings könnte der Handschutz etwas griffiger sein. Natürlich wurden auch hier die Bedienelemente und die Ladeöffnung nicht modifiziert, respektive optimiert. Der Abzug erreicht nicht ganz die Werte des Triggers der Tactical und bricht mit geringfügig längerem Vorzugsweg bei durchschnittlich 2.150 g.
Übereinstimmung zwischen den beiden P-Tac-Modellen herrscht dann wieder beim Magazin und bei der serienmäßigen Magazinbegrenzung auf zwei Patronen. Hier kann aber sehr schnell Abhilfe geschaffen werden: Einfach die Sicherungsscheibe an der Magazin-Vorderseite schräg abkippen und abziehen, dann lässt sich der Kunststoff-Begrenzungsstab kinderleicht entnehmen. Jetzt kann das Röhrenmagazin sieben Patronen im Kaliber 12/70 oder 12/67,5 aufnehmen. Zusammen mit einer zusätzlichen Patrone im Lauf stehen acht Schuss zur Verfügung, sodass man für nahezu alle gängigen dynamischen Flinten-Disziplinen der Schießsport-Verbände ausreichend gerüstet ist. Bei Verwendung von besonders kurzen Patronen in 12/60 oder 12/63,5 passen sogar acht Patronen in das Magazinrohr und mit einer weiteren Patrone im Lauf hat man dann selbst bei der Disziplin RF1 im BDMP noch eine Patrone als Reserve zur Verfügung.

Technische Daten und Preis: Huglu Victor P-Tac Home Defence
Modell: | Huglu Victor P-Tac Home Defence | |
Kaliber: | 12/76 | |
Kapazität: | 7 + 1 Patronen | |
Länge: | 1040 mm | |
Lauflänge: | 510 mm | |
Schaftlänge: | 370 mm | |
Abzugsgewicht: | 2.150 g | |
Gewicht: | ca. 3.200 g | |
Links-/Rechts- Ausführung: | Rechtsausführung | |
Preis (UVP): | 329,- Euro | |
Ausstattung: Schwenkriegel-Verschluss, Leichtmetallgehäuse, Wechsel-Chokes, ventilierte 8-mm-Schiene, Fiberoptik-Korn, Standard-Polymerschaft. |
Auf dem Schießstand:
Für die Tests wurden wieder diverse Schützenkollegen rekrutiert. Sowohl erfahrene als auch unerfahrene Flinten-Schützen durften sich mit den beiden Huglus „austoben“. An dieser Stelle geht auch ein herzliches Dankeschön an Nico Jungkind und an Maxi Wiesinger für die tatkräftige Unterstützung sowie an Maja und Volker Hack von der Ballistikzentrum Stahlziele GmbH in Sternenfels , die uns ihren Schießstand für die Tests zur Verfügung gestellt haben.
Bei der Präzisions-Überprüfung zeigte sich, dass sich das eher einfache Ghost Ring Sight erstaunlich gut schlägt. In Verbindung mit dem roten Leuchtkorn hat man eine sehr gute Visierung. Da es aber einige unerklärliche Ausreißer gab, wollten wir es genau wissen und haben die Präzisions-Tests unter Verwendung eines bewährten Reflexvisiers von Holosun wiederholt. Und siehe da: Die neuen Streukreise waren erheblich enger und übermäßige Ausreißer waren auch nicht mehr zu verzeichnen.
Leider neigte die Tactical beim Repetieren mit den meisten Slug-Munitionssorten im Test mehrfach zum Klemmen. Der Verschluss ließ sich dann nach dem Schuss nicht mehr ohne Weiteres öffnen und man musste den Vorderschaft schon mit Gewalt nach hinten reißen, um die leere Hülse aus dem Patronenlager zu bekommen. Es gab auch Flintenlaufgeschosse, bei denen es zu keinerlei Störungen kam. Dabei waren es weder die kurzen 12/60er oder die langen 12/76er Slugs, welche problemlos funktionierten, sondern solche im Kaliber 12/67,5 beziehungsweise 12/67 der Hersteller Brenneke und Tunet. Lag es etwa an der Patronen- oder an der Hülsenboden-Länge? Bei der Präzision zeigte die Tactical dagegen keine besonderen Vorlieben. Die kurzen und moderat geladenen Fiocchi Slugs im Kaliber 12/65 legten eine ebenso überzeugende Präzision an den Tag wie die 12/70er Brenneke Orange Lightning. Auch die meisten anderen Flintenlaufgeschosse von 12/60 bis 12/76 gaben keinen Anlass zur Kritik.

Erstaunlicherweise kam es beim anschließenden Schießen mit Schrot zu keinerlei Problemen mit der Huglu Tactical. Ausnahmslos alle Schrotpatronen ließen sich anstandslos und flott herausrepetieren, egal ob es sich um leichte 24-g-Vorlagen mit kurzem Messingboden oder um kräftige 53-g-Vorlagen mit langem Messingboden handelte. Aha, Problem gelöst? Hat die Tactical einfach nur eine größere Schusszahl zum Einlaufen gebraucht? Also schnell wieder auf Slugs gewechselt und siehe da: Das Klemmen war wieder da, und zwar genau bei den gleichen Kandidaten. Bis zum Ende der Tests konnte leider nicht ermittelt werden, wo das Problem lag.
Aber wir hatten ja noch die Huglu Home Defence und diese Testflinte gab sich keine Blöße, sondern nutzte ihre Chance par excellence. Egal mit was dieser Repetierer gefüttert wurde, es gab nicht die allerkleinste Störung. Die Home Defence setzte Schrot und Slugs gleichermaßen zuverlässig in kinetische Energie um, dass es eine Freude war. So soll es ja auch sein. Natürlich ließen sich mit dem einfachen Leuchtkorn der Home Defense nicht die Red Dot-Streukreise der Tactical erreichen, aber mit deren Präzisionsergebnissen mittels Ghost Ring Sight konnte sie locker mithalten, Klasse! Aufgrund der zuverlässigen Funktion der Home Defence kann man davon ausgehen, dass es sich bei den Problemen der vorliegenden Tactical wohl um einen Einzelfall handelt. Im Gegensatz zur schreibenden Zunft der Automobiltester erhalten wir unsere Testobjekte eben meist genauso, wie sie auch an die Kunden geliefert werden, nämlich ohne dass sie vorher speziell überprüft oder gar präpariert werden. Daher kann es bei unseren Tests auch hier und da mal zu Problemen kommen. Die kompletten Schießergebnisse finden Sie in der VISIER-Ausgabe 3/2025 (Bezug s. unten).
Fazit: Vorderschaftrepetierflinten Victor P-Tac von Huglu
Wer eine besonders preiswerte und trotzdem zuverlässige sowie funktionelle Repetierflinte sucht, wird bei Huglu fündig. Ob es die Victor P-Tac Tactical oder die Victor P-Tac Home Defence sein soll, entscheidet einzig und allein der persönliche Geschmack oder, da Reglement für die Disziplinen, bei denen die Flinte eingesetzt werden soll. Für die Tactical spricht die bessere Ausstattung und die individuelle Anpassungsmöglichkeit des Schafts an die eigenen Körper-Maße sowie der etwas bessere Abzug. Warum die Flinte mit bestimmten Slug-Sorten nicht klar kam, ließ sich letzten Endes nicht nachvollziehen, da die vom System her identische Home Defense-Version hier absolut keine Probleme hatte. Daher gehen wir "in dubio pro reo" erstmal von einem Einzelfall aus. Die Präzision kann dagegen schon als sehr gut bezeichnet werden. Die Home Defence punktet mit dem günstigeren Preis. Ihr Standard-Schaft sorgt für einen bombenfesten Anschlag. Die mattschwarze Beschichtung der Metallteile scheint sehr widerstandsfähig zu sein, da bis Testabschluss keine Abriebspuren sichtbar waren. In Anbetracht der sehr günstigen Preise ergibt sich eine klare Kaufempfehlung für beide Modelle.
Dieser Testbericht erschien auch in der VISIER-Ausgabe 03/2025. Dort ist auch eine ausführlichen Schießtabelle mit den Ergebnissen von insgesamt 8 Slug-Munitionssorten enthalten. Das Heft können Sie im VS Medien-Shop online kaufen. Dort steht es auch als ePaper zur Verfügung.
Weitere Infos zu den Huglu-Flinten finden finden Sie auch auf der englischsprachigen Hersteller-Website und mehr zum Sortiment von Importeur erfahren Sie auf der deutschen Website von HUNTEX. Der Verkauf der Huglu-Waffen erfolgt ausschließlich über den Fachhandel.