Qualifizierter Schießausbilder IHK-Zertifikatslehrgang der Methodak GmbH. Was bringen die neuen Zertifikate?

Schießausbilder gibt es in Deutschland viele. Wer was zu bieten hat, wird in der Szene meist durch Mundpropaganda weitergegeben. Einen einheitlichen Standard oder eine offizielle Zertifizierung sucht man vergeblich und das ausgerechnet in dem Land, in dem es sogar einen Hundeführerschein gibt. Dahingehend hat die Methodak GmbH aus Niedernhausen zusammen mit der IHK-Wiesbaden ein Projekt ins Leben gerufen, das durchaus Schule machen könnte. Es geht darum, einen einheitlichen Qualitätsstandard für Schießausbilder festzulegen, denn im Prinzip kann sich jeder "Schießausbilder" nennen oder Kurse anbieten. Ein anerkannter Lehrberuf ist das in Deutschland nicht, sodass man hier auch schnell schwarzen Schafen auf den sprichwörtlichen Leim gehen kann. Um an dem Zertifikatslehrgang "Qualifizierter Schießausbilder IHK", der Methodak GmbH teilnehmen zu können, bedarf es einer waffenrechtlichen Erlaubnis und eines polizeilichen Führungszeugnisses. Es sollen zudem auch fundierte Schießfertigkeiten mit Kurz- und Langwaffe vorhanden sein. Wir durften beim deutschlandweit einzigartigen Projekt in Offenbach/Main dabei sein und waren sehr gespannt darauf, was uns erwarten würde.

Hoher Anspruch: Qualifizierung zum Schießausbilder mit IHK Zertifikat mit 65 Unterrichtseinheiten in 8 Tagen

Medizinische Erstversorgung von Schussverletzungen
Im Falle des hoffentlich nie eintretenden Falles: Die medizinische Erstversorgung von Schussverletzungen bildet einen Schwerpunkt im Unterricht zum qualifizierten Schießtrainer. Blutstillende Maßnahmen mittels Tourniquet oder Druckverband werden ausreichend geübt.

Die Methodak GmbH und die IHK Wiesbaden zerbrachen sich in enger Zusammenarbeit den Kopf darüber, welches theoretische Wissen und welche Praxisfähigkeiten ein Schießausbilder besitzen sollte. Dabei kam ein Konzept mit insgesamt 65 Unterrichtseinheiten zu je 60 Minuten heraus, die es in acht Tagen abzuarbeiten gilt. Alle aus spezialisierten, deutschen Behörden stammenden Trainer, Ausbilder und Dozenten können langjährige Einsatzerfahrung und Fachexpertise vorweisen. Nach der persönlichen Vorstellung jedes Instruktors und Lehrgangteilnehmers geht es mit der Rechtskunde los. Welche rechtliche Verantwortung haben Schießleiter? Was ist beim Schießstand- und Waffenrecht zu beachten? Wie war das noch einmal mit Notwehr und Nothilfe? Nach diesem Einstieg geht’s in den nächsten 14 Unterrichtseinheiten um das fundamental wichtige Thema der Notfallmedizin. Schussverletzungen, ihre Folgen und vor allem sachgerechte Versorgung sind ein ebenso komplexes wie anspruchsvolles Feld. Jeder möchte hier etwas mitnehmen und hofft zugleich inständig, dass so ein Vorfall nie eintreffen möge. Das Absuchen nach Blutungen und das eventuelle Stoppen mittels Tourniquet oder Druckverband wird ausreichend einstudiert. 

Schießtrainer mit Langwaffe
Praxis im Kurs zum qualifizierten Schießtrainer mit IHK-Zertifizierung: Auch der Wechsel von der Primär- auf die Sekundärwaffe wurde in der Schießpraxis thematisiert.

An medizinischen Puppen wird die Atmung mittels Wendel-Tubus über die Nase sichergestellt und die Reanimation mittels AED-Defibrillatoren geübt. Die jahrelange Praxiserfahrung der routinierten Ausbilder bemerkt man auch daran, dass sie genau wissen, welche Handgriffe und medizinischen Hilfsmittel am praktischsten sind und wie man mit einfachsten Gegenständen auch improvisieren kann. Wir sind der Meinung, dass jede gewissenhafte Standaufsicht ein Basiswissen in Notfallmedizin besitzen sollte, denn es braucht nicht viel, um im Ernstfall Leben retten zu können. Nach dem absolvierten Unterrichtsblock gibt es auch gleich eine Belohnung für die Teilnehmer, denn das Zertifikat für den betrieblichen Ersthelfer der Berufsgenossenschaft wird überreicht. Es geht wieder zurück an die Schreibtische, denn nun steht der Themenbereich "Munition und Ballistik" für vier Unterrichtseinheiten auf dem Programm. Einiges davon kennt man bereits aus der Sachkunde oder Jägerprüfung, aber eine Auffrischung kann nie schaden. Der Ordner mit den Ausbildungsunterlagen füllt sich stetig. Anschließend widmen wir uns in elf Unterrichtseinheiten dem gerade für Instruktoren wichtigen Aufgabenfeld "Methodik und Didaktik". Wie baut man ein effizientes Schießtraining auf? Wie holt man Leute mit unterschiedlichen Leistungsstandards ab? In welchem Leistungsbereich sollte trainiert werden? Alles Fragen, die mit den erfahrenen Schießtrainern vor Ort erörtert werden. Bevor es in den einzigen freien Tag geht, gibt es noch eine Hausaufgabe mit auf den Weg. Für die Abschlussprüfung soll eine rund halbstündige Lehrprobe erstellt werden, die Bausteine dafür sind ja nun vorhanden.

Lehrgang IHK-Qualifizierter Schießausbilder: Der Praxisteil mit Kurz- und Langwaffen - gute Basis für methodisch wertvolles Training

Kursteilnehmer beim Schießtraining
Die gekonnte Analyse der Schießtechnik sowie Korrektur von Fehlern eines jeden Kursteilnehmers gehören natürlich zum Lehrstoff eines zukünftig zertifizierten Instruktors.

Nach einer kleinen Eingangsprüfung zur Leistungsfeststellung im Vorfeld geht es nun für längere Zeit auf den Schießstand. Da der Lehrgang auf der modernen Raumschießanlage Messer in Offenbach stattfindet, ist man von der früh einsetzenden Dämmerung der Wintermonate und jeglichen Wetterkapriolen unabhängig. In den 17 Unterrichtseinheiten wird die Basis für ein effektives Kurz- und Langwaffenschießen vermittelt. Ein Teilnehmer schießt eine Übung vor, die anderen begutachten ihn mit Argusaugen, um Fehler oder zumindest Verbesserungspotential zu erkennen. Gelingt das nicht, hilft der Ausbilder weiter. Wie wirken sich Stand, Grifftechnik und Körperspannung auf das Schießvermögen aus? Welche Treffpunktverlagerungen bringen unsaubere Abzugstechniken hervor? Worauf richte ich als Schießausbilder meinen Fokus? Als Instruktor muss man ein guter Beobachter sein und jeden einzelnen Schüler individuell analysieren. Dass Selbsterkenntnis der erste Weg zur Besserung ist, hat sich bei so manchem Teilnehmer bewahrheitet. Einige wurde im Laufe der Stunden in Sachen Schießfertigkeit immer besser. Um Missverständnissen vorzubeugen, es geht in dem Methodak Zertifikatslehrgang nicht in erster Linie darum, die Aspiranten in Sachen Schießfertigkeiten zu verbessern, sondern ein methodisch wertvolles Training Schritt für Schritt aufzubauen, bei dem die Korrekturen der Fehler des Lernenden im Fokus stehen. Abgerundet werden die Tage auf dem Schießstand noch durch einen erfahrenen IPSC-Schützen, der wertvolle Praxistipps zum sportlichen Schießen vermittelt.

Neu in 2023: Die Prüfung zum qualifizierten Schießausbilder mit IHK-Zertifizierung

30-minütiges Waffentraining 
Prüfung zum qualifizierten Schießausbilder: Die etwa 30-minütige Lehrprobe wird unter den Argusaugen der Prüfer abgelegt.

Es ist soweit: Der Tag der Prüfung ist gekommen. Zunächst erfolgt eine etwa einstündige, theoretische Wissensabfrage zu den zuvor genannten Unterrichtseinheiten. Nach dem schriftlichen Teil geht es zum praktischen Teil über. Vor den Augen der Prüfer vermittelt man seine Lehrprobe an die anderen Kursteilnehmer. Das genaue Lernziel, der Übungsablauf, der Munitionsverbrauch und die Zeitvorgabe sind die Eckpunkte, die ein gut aufbereitetes Training ausmachen. Das Lernziel kann beispielsweise ein flüssiger Zielwechsel auf unterschiedlich große Zielmedien, ein ergonomischer Magazinwechsel oder die einhändige Schussabgabe sein. Benotet werden neben dem eigentlichen Lernziel auch, wie gut die Aufgabenstellung in der Praxis umgesetzt wird und ob das Lernziel ökonomisch, also im vorgegebenen Zeitrahmen von maximal 35 Minuten, umgesetzt wird. Zudem soll der zukünftige Ausbilder auf mögliche Schießfehler der Probanden eingehen. Also alles das, was man von einem guten Schießausbilder gerechtfertigter Weise auch erwarten darf. Das Happy End zum Schluss: alle vier Teilnehmer der ersten Stunde haben die Prüfung bestanden und die Ausgabe der IHK-Zeugnisse erfolgt prompt. Die Teilnehmer dürfen nun den Titel "Qualifizierter Schießausbilder IHK" tragen.

Unser Fazit: So war der erste Lehrgang zum qualifizierten Schießausbilder (IHK) der Methodak GmbH

Es bleibt zu hoffen, dass die Schießausbildung mit dem IHK-Gütesiegel Schule machen wird. Es könnte für die Ausbilder von Sportschützen, Jägern und beruflichen Waffenträgern ein Aushängeschild sein und den Lernbegierigen die Gewissheit verschaffen, eine vollumfängliche Ausbildung erwarten zu können. Der einwöchige IHK-Zertifikatslehrgang mit 65 Unterrichtseinheiten sowie kompetenten Ausbildern auf einer erstklassigen, modernen Raumschießanlage kostet stolze 3.650,- Euro, was letztendlich aber nicht zu viel ist, bei dem gebotenen Schulungsumfang. Die Lehrgangsvariante Verteidigungsschießen, die sechs weitere Unterrichtseinheiten umfasst, kostet noch einmal 300,- Euro mehr.  Nach §23 AWaffV ist die Zulassung für solch einen Lehrgang aber auch stärker reglementiert (Waffenschein, Bescheinigung nach §55 Abs. 2 des Waffengesetzes, dienstliche Gründe zum Führen einer Schusswaffe). Auch über diesen Lehrgang werden wir in Zukunft berichten, bleiben Sie auf Empfang!