US-Waffenschmiede COLT: Endgültig pleite?

Am Sonntag (14.06.15) gab die US-Firma Colt Defense LLC bekannt, eine Neuorganisation gemäß US-Recht (Chapter 11) beantragt zu haben. Beim "Chapter 11" handelt es sich um die Chapter Eleven Bankruptcy Protection – einen Gläubigerschutz laut US-Insolvenzrecht. Es geht also um ein geregeltes Insolvenzverfahren. Bei dem Traditions-Unternehmen der Waffenbranche sind laut "Wall Street Journal" Verbindlichkeiten von 355 Mio. Dollar aufgelaufen. Laut diesem Bericht hatte sich Colt 2014 schon einmal 70 Millionen Dollar von der US-Bank Morgan Stanley beschaffen müssen. Laut dem US-Sender "CNBC" hat Colt im letzten Jahr heftige Umsatzeinbußen von 30 Prozent hinnehmen müssen - unter anderem wegen sinkender Absätze im Gewehrmarkt und aufgrund von massiven Problemen mit Zulieferern. 

Bereits 2013 hatte Colt Defense - die Sparte für Militäraufträge - einen Milliardenauftrag der US-Armee über die Lieferung von M4-Karabinern verloren. Hintergrund: Nach Angaben des Senders "CNN" hatte Colt eine Rechnung von über 10,9 Mio. Dollar nicht begleichen können. Es handelte sich dabei um Zinszahlungen an die "Bondholder", also Anleihegläubiger des Unternehmens. Daraufhin informierte Colt im Mai 2015 selbst die US-Finanzaufsicht und es kam deshalb zu einer 30-tägigen Extra-Frist bis zum 14. Juni 2015, innerhalb derer das Unternehemen diesen Betrag zahlen sollte. Weil die Frist nicht eingehalten werden konnte, stehen Colt bzw. seine Gläubiger nun unter Chapter-11-Schutz. 

Den aktuellen Meldungen zufolge will das Unternehmen den Betrieb aufrechterhalten. Auch soll es zumindest für die Dauer des Verfahrens keine Änderungen in der Geschäftsleitung unter Dennis Veilleux geben. Das Unternehmen geht davon aus, das Verfahren innerhalb zwei bis drei Monaten durchgeführt zu haben. Das Hedgefonds Science Capital Management hat bereits angekündigt, die Mehrheit der Colt-Anteile übernehmen zu wollen. Branchengerüchten zufolge sollen sich auch Unternehmen wie Smith & Wesson und Ruger interessiert gezeigt haben. 

Das ist nicht die erste Krise von Colt …

Dies ist leider nicht Colts erste Bekanntschaft mit Chapter 11. Dazu kam es erstmals bereits 1992, gefolgt von einem Rechtsstreit um Patente und Markenzeichen. Auch war die Geschichte des Unternehmens seit der Mitte des 20. Jahrhunderts von diversen Krisen geprägt. Zu einer ersten großen finanziellen Krise bei Colt kam es bereits 1944. Auch sorgten diverse heftige Streiks für weitere Turbulenzen - der erste 1931 und der zweite ab 1986 (genauer: alle zur Union Auto Workers-Gewerkschaft UAW zählenden Arbeiter). Dies war einer der längsten Arbeitskämpfe der US-Geschichte. Für weitere Schwierigkeiten sorgte das Management: 1998 löste Colt-Chef Ron Stewart einen landesweiten Protest und Boykott von Colt-Waffen aus, als er mehr behördliche Kontrollen beim Privatwaffenkauf forderte.

Die Geschichte von Colt begann mit dem ersten Trommelrevolver

Der Name Colt steht für einen der bekanntesten Waffen-Hersteller der Welt. Mit ihm begann die Geschichte des industriell gefertigten Trommelrevolvers. Später spielte Colt eine entscheidende Rolle beim Bau von Militärgewehren, Maschinenwaffen, Taschenwaffen, Selbstladepistolen und Sturmgewehren. Die Firmengeschichte ist durchaus verwickelt - hier eine Kurzversion der Unternehmens-Geschichte von Colt: 

  • Firmengründer Samuel Colt (1814-1862, mehr zu seinem Leben in VISIER 5/2011) gründete 1836 zum Bau von Revolver-Perkussionswaffen die "Paterson New Arms Manufacturing Company"
  • Mitte der 1850er Jahre wird das Unternehmen in "Colt's Patent Firearms Manufacturing Company" umbenannt
  • 1964 folgt die nächste Umbenennung in Colt Industries, die Sparte für Feuerwaffen heißt "Colt's Inc. Firearms Division" 
  • 1989/90 kommt der Verkauf der Firearms Division und mit ihm wieder ein neuer/alter Name: "Colt's Mfg. Co."
  • Das Unternehmen wurde bereits 2002 umstrukturiert und der Bereich "Colt Defense" abgespalten, der für den Behörden- und Militärmarkt zuständig ist
  • "Colt's Manufacturing Company" ist die Sparte für den Zivilmarkt

Allerdings gibt es inzwischen auch einige Produktüberschneidungen zwischen den beiden Sparten. 2013 hat "Colt Defense" den "Colt's Manufacturing"-Bereich gekauft - das aus seinerzeit anstehenden lizenzrechtlichen Gründen. Nicht zu vergessen sei: In Kanada ist noch eine Tochtergesellschaft namens Colt Canada angesiedelt, die aus der ehemaligen und 2005 erworbenen Firma Diemaco hervorgegangen ist.


Die Neuorganisation von Colt und das geregelte Insolvenzverfahren mit dem Gläubigerschutz unter dem sogenannten Chapter 11 soll 60 bis 90 Tage dauern, so US-Insider.

Wir von all4shooters.com bleiben natürlich am Ball und halten Sie auf dem Laufenden. Wir gehen ganz fest davon aus, dass es die US-Traditionsmarke Colt auch weiterhin geben wird. Aber wie und unter welchen Eigentumsverhältnissen scheint im Augenblick völlig offen.

Weitere Informationen zum Unternehmen:

www.colt.com