Vergleichstest von vier Zielfernrohren 1-6x24 für Jagd und Sport von Kahles, Noblex, Falke und Leica

Das Zielfernrohr von Falke komplett von rechts.
Falke Jagd 1-6x24 mit L-4a-Absehen. Die Schraube an dem Bedienelement des Vergrößerungswechselrings kann durch ein "Cat Tail" ersetzt werden, wodurch eine besonders fixe Handhabung erreicht
wird.

Die zentrale Frage dieses Tests: Haben die Modelle von Kahles, Noblex, Falke und Leica den "doppelten Nutzwert"? Bei unserer Auswahl an Testmodellen - das 1-6x24-Marktangebot an Zielfernrohren ist riesig - haben wir auch den Preisaspekt berücksichtigt und zwei günstige Exemplare und zwei Exemplare der gehobenen Preisklasse auserkoren. Wir entschieden uns für Falke 1-6x24 L4a, Kahles K16i 1-6x24 SM1, Leica Fortis 1-6x24i L4a und Noblex NZ6 Inception 1-6x24 BDC. Drückjagdzielfernrohre werden für die spezifischen Anforderungen, die die Bewegungsjagd stellt, gebaut. Nicht jede Sau geht trollend vorbei. Eine flüchtige oder hochflüchtige Sau erreicht Geschwindigkeiten von 30 bis 40 km/h. Dann muss der Jäger mitschwingen und vorhalten, je nach Entfernung und Winkel der Fluchtstrecke zur Schussposition. Dann sind Agilität und Beurteilungsvermögen des Jägers gefragt und ein Leuchtabsehen sowie ein großes Sehfeld erwünscht. Auch beim dynamischen Sportschießen gibt es bewegliche Zielmedien, aber auch bei multiplen statischen Zielen ist ein großes Sehfeld von Vorteil. Vor allem, wenn das nächste Ziel schon im Sehfeld sichtbar ist. Außerdem muss der Sportler nicht nur sauber schießen. Koordination, schnelles Agieren, und blitzschnelle Positionswechsel sind angesagt. Auch dann ist ein großes Sehfeld hilfreich, denn Sekundenbruchteile können gewonnen werden, wenn die Antizipation auf das nächste Ziel durch ein Gesamtbild gestützt wird.

Großes Sehfeld, beide Augen geöffnet ...

Das Zielfernrohr von Kahles komplett von rechts.
Kahles K16i mit SM-1-Absehen. Die Schutzkappen der Verstellung sind entfernt.

Mit der Verringerung des Vergrößerungsfaktors vergrößert sich das Sehfeld. Wer ein großes Sehfeld will, wählt deshalb eine geringe Vergrößerung. Vergrößerung 1x ist angesagt, wenn mit beiden Augen offen geschossen werden soll. Das Sehfeld des beidäugigen Sehens beträgt 200 Grad, wovon zirka 120 Grad binokular sind. Das bedeutet, dass sich in diesem Bereich die Bilder, die beide Augen sehen, überlappen. Scharf sehen wir jedoch nur in einem Winkel von etwa einem Grad. Je weiter ein Objekt von dem Winkel der optimalen Augenschärfe entfernt ist, je ungenauer wird unsere Wahrnehmung. Die Schärfe der Wahrnehmung hat keine absolute Grenze, es ist ein gleitender Übergang. Obwohl wir Objekte in der Peripherie gar nicht scharf sehen, nehmen wir in diesem Bereich bewegende Objekte wahr. Das größere Sehfeld aufgrund des beidäugigen Schießens erleichtert die Aufgabe sowohl für die Drückjagd als auch für das dynamische Schießen. Die vier getesteten Zielfernrohre besitzen alle eine 1-fache Vergrößerung.

Dominantes Auge und Zielfernrohre mit einfacher Vergrößerung

Das Zielfernrohr von Leica komplett von rechts.
Leica Fortis 6 1-6x24i mit L-4a-Absehen.
Das Bedienelement am Vergrößerungswechselring
ist klein aber ausreichend griffig.

Nun könnte man die Meinung vertreten, dass wegen des Schießens mit zwei offenen Augen das Sehfeld des Zielfernrohres weniger wichtig wäre. Beide Augen nehmen ja das ganze vorliegende Feld wahr, inklusive des Blicks durch das Zielfernrohr mit dem zielenden Auge. Doch dem ist nicht so: Das dominante oder führende Auge ist auch das Auge, mit dem man zielt. Wer Rechtshänder ist, wird normalerweise auch mit dem rechten Auge zielen. Da wir uns mit dem rechten Auge konzentrieren, unterdrücken wir unbewusst den Einfluss des linken Auges etwas. Augen und Sicht sind bei Menschen sehr verschieden und ab und zu schwächelt einer hinsichtlich der Bestimmung der Dominanz. Aus diesem Grund propagiert zum Beispiel Zeiss noch immer die 1,1-fache Vergrößerung. Hierdurch erhält das zielende Auge eine etwas höhere Priorität. Das hat bestimmt Hand und Fuß, aber wenn man es nicht braucht, dann ist die 1-fache, also keine Vergrößerung, besser. Außerdem kann man mit der 1x Vergrößerung selbst entscheiden und die Vergrößerung einen Tick größer einstellen. Wie dem auch sei, das Sehfeld des Zielfernrohrs ist auch bei der 1-fachen Vergrößerung wichtig, weil es wegen der Augendominanz unser Bild zum großen Teil bestimmt. Die Umgebung nehmen wir jedoch noch immer wahr und wenn sich hier etwas bewegt, drehen sich unsere Augen sofort in diese Richtung. Das beidäugige Schießen bietet also extra Überblick, Sicherheit und Orientierung.

"Eye Box" und schneller Anschlag

Die "Eye Box" ist ein Raum hinter dem Okular, in dem der Schütze sein zielendes Auge in einem gewissen Rahmen der Bewegungsfreiheit positionieren und immer die volle Leistung des optischen Geräts nutzen kann. Hierbei weist das Bild keine schwarzen Flecken oder störenden Ringe auf. In dynamischen Situationen, in denen die schnelle Zielerfassung zählt, ist das eine entscheidende Sache. Unten in Tabelle 1 haben wir die wichtigen Daten aufgeführt. Oft begnügt man sich mit der Benennung der Austrittspupille – sehr wichtig in der senkrechten und waagerechten Ebene. Aber wer das Gewehr blitzschnell anschlägt, bewegt sich dreidimensional, also auch in der Längsrichtung. Aus diesem Grund gehört die minimale und maximale Entfernung des Auges zu der äußersten Linse des Okulars dazu.

Das Zielfernrohr von Noblex komplett von rechts.
Noblex NZ6 Inception 1-6x24 mit BDC-Absehen, hier ohne Schutzkappen auf den
Justiermechaniken.

In Tabelle 1 wird bei Vergrößerung 1x und 6x die minimale und maximale Entfernung von der Okularlinse bis zu der Vorderseite der Hornhaut des Auges angegeben. Das Falke Zielfernrohr hat bei Vergrößerung 1x und 6x in der Länge 15 mm Spielraum. Das Auge ist jedoch bei Vergrößerung 1x einen Zentimeter weiter vom Okular entfernt als bei Vergrößerung 6x. Die Tabelle beruht auf Messungen mit den Augen des Testers und weil die Sehorgane des Homo Sapiens individuell verschieden sind, können sich die Daten ändern. Für die erste Orientierung ist der Durchmesser der Austrittspupille wichtig. Wenn das Strahlenbündel aus dem Zielfernrohr ihre Pupille erreicht, sollten Sie die Mitte der Austrittspupille suchen, vor allem, wenn das Ziel sich auf einer Nahdistanz befindet. Parallaxenfehler werden vor allem in der Nahdistanz (15 bis 60 Meter) konstatiert. Fast alle Zielfernrohre die keinen Parallaxenausgleich haben, sind auf 100 Meter parallaxenfrei justiert. Auf andere Entfernungen können sie parallaxenbedingte Zielfehler nur ausschließen, wenn ihre Pupille möglichst in der Mitte der Austrittspupille positioniert ist. Aus Erfahrung wissen wir, dass günstige Optiken viel mehr Parallaxenfehler aufweisen als die teuren Zielfernrohre der etablierten Hersteller. So zeigte das Falke Zielfernrohr bei 1-facher Vergrößerung eine Abweichung von bis zu 10 Zentimetern auf 25 Meter und auf 50 Meter das Doppelte. Die drei anderen Gläser schnitten hier mit nur zwei Zentimeter Abweichung bei 1-facher Vergrößerung auf 25 Meter deutlich besser ab.

Sehfeld, Austrittspupille, Objektivdurchmesser & Zoombereich

Für den Nahbereich wollen wir eine 1-fache Vergrößerung bei großer Austrittspupille und großem Sehfeld. Wenn jedoch das Glas auf 300 Meter und mehr eingesetzt werden soll, was beim dynamischen Schießen vorkommt, dann wäre eine 8- oder gar 10-fache Vergrößerung wünschenswert. Man kann viel wünschen, aber es muss auch technisch möglich sein. Eine alte Faustregel lautet: Objektivdurchmesser dividiert durch Vergrößerung ergibt den Durchmesser der Austrittspupille. Demnach hat ein Zielfernrohr mit einem Objektivdurchmesser von 24 Millimetern und einer 6-fachen Vergrößerung eine Austrittspupille von vier Millimetern. Aber nach der gleichen Rechnung gäbe es mit dem 24-Millimeter-Objektivdurchmesser und einer 1-fachen Vergrößerung eine Austrittspupille von 24 Millimetern? Nein, normalerweise beträgt diese um die 9,5 Millimeter. Bei der Verwendung eines 4-fachen Zoombereichs von 1-4x ist eine Austrittspupille von 14 Millimeter bei einem Sehfeld von 36 Meter normal. Bei einem 1-8x24 Zielfernrohr eingestellt auf 1-facher Vergrößerung und einem Sehfeld von zirka 42 Meter müssen wir uns mit gut acht Millimeter Austrittspupille begnügen. Es existiert also ein Spannungsfeld zwischen hohem Zoomfaktor, großem Sehfeld und großer Austrittspupille. Möchte man mehr Austrittspupille, dann gibt es weniger Sehfeld, vor allem, wenn ein großer Vergrößerungsbereich im Spiel ist. Wer ein 1-8x24 Zielfernrohr will, hat bei der 1-fachen Vergrößerung entweder ein kleineres Sehfeld oder eine Austrittspupille mit geringerem Durchmesser als die 9,5 Millimeter, die für die 6fache Vergrößerung allgemein gelten.

Sicht durch das Falke-Zielfernrohr auf eine Zielscheibe.
Falke, Vergrößerung 6x, Entfernung 100 Meter: Der Leuchtpunkt hat einen Durchmesser von 4 cm und das Sehfeld ist mit 5,3 Meter das kleinste der getesteten Zielfernrohre. Die optische  Qualität ist jedoch gut.
Sicht durch das Noblex-Zielfernrohr auf eine Zielscheibe.
Noblex Inception, Vergrößerung 6x, Entfernung 100 Meter: Der Leuchtpunkt des BDC-Absehens hat einen Durchmesser von 3 cm. Das Sehfeld ist mit 6,1 Meter ausreichend groß.
Sicht durch das Leica-Zielfernrohr auf eine Zielscheibe.
Leica Fortis, Vergrößerung 6x, Entfernung 100  eter: Der Leuchtpunkt hat einen Durchmesser von 2,5 cm und die Fäden des feinen  Fadenkreuzes decken nur 0,5 cm ab. Sehr großes Sehfeld von 7,1 Meter.
Sicht durch das Kahles-Zielfernrohr auf eine Zielscheibe.
Kahles K16i, Vergrößerung 6x, Entfernung 100 Meter: Der Leuchtpunkt hat einen Durchmesser von 3 cm. Die Beleuchtung ist noch lange nicht auf den maximalen Wert eingestellt. Bei  sonnenbeschienenem Schnee ist die Beleuchtung bei maximaler Einstellung noch immer deutlich erkennbar. Sehfeld 6,8 Meter.

Tabelle 1: Eye Box der Zielfernrohr vier Testmodelle

Eye Box in Millimeter

Vergrößerung 1x

Vergrößerung 6x

Austrittspupille


minimal

maximal

minimal

maximal

1x

6x

Falke Jagd 1-6x24:

80

95

70

85

17,5

4,2

Kahles K16i:

80

105

85

100

9,5

4,2

Leica Fortis:

80

105

80

95

12

4,2

Noblex NZ6 Inception:

80

105

80

95

9,5

4,3

Testergebnis: Falke 1-6x24 L4a - zum Preis von 499.- €

Die Absehenverstellung des Zielfernrohrs von Flake.
Die Anzeige der Drehscheibe des Falke Zielfernrohrs kann auf einfache Weise genullt werden. Die Absehenbeleuchtung ist sehr einfach: 11 Positionen, keine Zwischenstufe mit Abschaltung, keine automatische Abschaltung, kein Neigungssensor.

Das günstige Zielfernrohr ist für die Bewegungsjagd gedacht. Die Drehscheiben der Einstellung des Fadenkreuzes sind wie bei den anderen Zielfernrohren durch Kappen geschützt. Die Drehscheiben eignen sich nicht für eine schnelle Einstellung. Die Markierungen sind nicht aus der Okularebene sichtbar. Die Teilstriche sind deutlich sichtbar, 60 Klicks pro Umdrehung. Die Klicks sind nicht sehr gut hör- und fühlbar. Als Schwestermodell offeriert man das Falke 1-6x24 Tactical mit hohen Justiertürmen und Mil-Dot-Absehen. Dadurch wird klar, dass kein "Dual Use"-Konzept verfolgt wird, sondern zwei spezialisierte Optiken für zwei Einsatzbereiche angeboten werden. Das La4-Leuchtabsehen hat bei 6-facher Vergrößerung auf 100 Meter einen Punkt mit einem Durchmesser von drei Zentimetern. Leider gibt es keinen Neigungssensor und auch keine automatische Abschaltung nach einer bestimmten Zeit. Die Drehscheibe der Absehenbeleuchtung hat elf Stufen. Es gibt keine Zwischenstufe, in der der Leuchtpunkt ausgeschaltet wird. Während der Drückjagd wird auf die passende Intensität eingestellt und dann kostet es halt Lebensdauer der Batterie. Hinsichtlich des Sehfeldes kann es mit 29 Metern auf 100 Meter Entfernung (deutlich weniger als die 33 Meter, die der Prospekt verspricht) nicht mit der Konkurrenz mithalten. Überraschend ist die große Austrittspupille von 17,5 Millimeter, die dem vergleichsweise simplen Linsensystem zuzuordnen ist. Hierdurch nehmen auch Parallaxenfehler zu. Der Preis von 499,- Euro passt zu der Ausstattung, wobei das Zielfernrohr mit einer durchaus zufriedenstellenden bis guten optischen Qualität je nach Anbieter auch für deutlich weniger Geld über die Theke geht.

Testergebnis: Kahles K16i - zum Preis von ca. 1.700.- €

Die Absehenverstellung des Zielfernrohrs von Kahles.
Das Kahles K16i ist sehr solide konstruiert.  Wenn die stählerne Schraube mit einer Münze eine Umdrehung gelöst wird, kann die Anzeige genullt werden.

Das ursprünglich für Behörden entwickelte Zielfernrohr erschien ab 2013 auch auf dem zivilen Markt. Es ist nach wie vor eine sehr hochwertige, robuste Optik mit sehr guten optischen Eigenschaften. Das K16i bietet ein scharfes, kontrastreiches Bild bei allen Vergrößerungen mit einer guten Lichttransmission im gesamten Bereich. Obwohl Kahles mit dem neuen K18i 1-8x24 aktuell ein Zielfernrohr anbietet, das speziell für das dynamische Sportschießen entwickelt wurde (siehe auch caliber 11-12/2020), macht man mit dem K16i in diesem Bereich immer noch eine gute Figur. Von den drei erhältlichen Absehen 3 GR, SI 1 und SM 1 haben wir uns letztgenannte Ausführung ausgewählt, die unserer Meinung nach sportlich aber auch jagdlich eingesetzt werden kann. Alternativ würde aber natürlich auch das Kahles Jagdzielfernrohr Helia 1-5x24 mit nahezu identischer optischer Leistungsstärke, viel Komfort ("Automatic Light") und 4-DH-Absehen zur Verfügung stehen. Dieses Glas gibt es aber nicht mit dem SM-1-Absehen. Das Hufeisen-/Punkt-Absehen wurde für die schnelle Zielerfassung entwickelt. Der beleuchtete Kreis hat einen Durchmesser von 50 Zentimetern auf 100 Meter Entfernung bei einer 6-fachen Vergrößerung und der Punkt hat einen Durchmesser von 1 MOA (also knapp drei Zentimeter). Als Erbgut der ursprünglichen Entwicklung verfügt das Absehen über eine senkrechte Strichmarkierung (ein Querstrich für jede 0,5 Mil bei 6-facher Vergrößerung). Damit kann auch auf weitere Entfernungen getroffen werden. Die Absehenbeleuchtung hat jedoch keine automatische Abschaltung und ist sofort recht hell, also nicht geeignet für die Dämmerung. Es ist in erster Linie ein Zielfernrohr für den schnellen Schuss und da bringt es eine tolle Leistung.

Testergebnis: Leica Fortis 1-6x24i - zum Preis von ca. 1.695.-€

Die Absehenverstellung des Zielfernrohrs von Leica.
Die Beschriftung der Drehscheibe des Leica Fortis ist sehr informativ. Wenn die kleine Kreuzschraube eine Umdrehung gelöst wird, kann genullt werden.

Leica verspricht bei dem speziell für den jagdlichen Einsatz entworfenen Fortis 1-6x24i mit dem L-4a-Absehen ein sehr großes Sehfeld und eine maximale Austrittspupille. Aufgrund des einzigartigen Optikdesigns mit einer sogenannten "Barlow"-Linse soll das Fortis eine um 50% größere Austrittspupille bei 1-facher Vergrößerung auszeichnen. Den technischen Daten (Tabelle 2) kann entnommen werden, dass der Durchmesser mit 12 mm zwar nicht um 50% größer ist als der der anderen Testgläser. Dennoch ist er erheblich größer als der Austrittspupillen-Diameter der anderen Zielfernrohre. Auf der anderen Seite ist das Sehfeld mit 44 Metern wahrhaft rekordverdächtig. Das L-4a-Absehen ist für die Drückjagd sehr fein mit einem Leuchtpunkt versehen, der auf 100 Meter nur 2,5 Zentimeter abdeckt. Der Leuchtpunkt ist jedoch in der höchsten Stufe sehr hell. Nach dem neuesten Stand der Technik ist dieses Zielfernrohr auch mit einer automatischen Abschaltung/Einschaltung und einem Neigungssensor ausgerüstet. Nach drei Minuten oder in einem Winkel von 75 Grad nach unten, 40 Grad seitlich, oder 60 Grad nach oben schaltet die Beleuchtung ab. Wird das Glas bewegt oder wird die Waffe samt Optik in Schussposition gebracht, dann wird die Beleuchtung wieder aktiviert. Das feine Absehen ermöglicht wegen der geringen Abdeckung auch einen präzisen Schuss auf mittlere Entfernungen. Die Lichttransmission von 92% zeugt für ein Drückjagdglas von hoher Qualität. Die optische Leistung ist, wie man das von Leica auch erwarten darf, sehr gut. Doch den ersten Platz nimmt hier das Kahles K16i ein, weil es eine geringfügig bessere Auflösung vorweisen kann. Auch hinsichtlich der Mechanik kann das Glas ohne Wenn und Aber bei Wind und Wetter eingesetzt werden. Der Jäger muss nie befürchten, dass das Fortis seinen Dienst im Revier versagt.

Testergebnis: Noblex NZ6 Inception 1-6x24 - zum Preis von 695.- €

Die Absehenverstellung des Zielfernrohrs von Noblex.
Zum Nullen muss die Schraube der Drehscheibe des Noblex Inception gelöst werden und die Drehscheibe aus der  Verzahnung gezogen werden. Es gibt bessere Lösungen und es ist die Frage, ob Nullen eine Option ist, denn in der Anleitung wird sie nicht genannt.

Seit November 2020 ist der neue Name des Unternehmens Noblex E-Optics GmbH. Selbstverständlich bleiben viele Produkte im Angebot. Das Noblex NZ6 Inception 1-6x24 reicht hinsichtlich der optischen Leistung und des Sehfeldes nicht ganz an die Güte von Kahles und Leica heran, bietet aber mit automatischer Abschaltung der Absehenbeleuchtung bei Inaktivität und Neigungssensor mit automatischer Aktivierung bei Wiederaufnahme der Waffe dennoch viel Komfort. Das NZ6 Inception besitzt ein Absehen mit ballistischer Geschossfallkompensation (Bullet Drop Compensation; BDC), das für das Kaliber .308 Winchester bei 6-facher Vergrößerung konzipiert ist. Wenn die Waffe auf 100 Meter eingeschossen ist, gibt es Striche je 100 Meter bis 600 Meter. Mit einer Stärke von zwei Zentimeter auf 100 Meter verdecken die Striche doch ziemlich viel Zielfläche. Erstaunt waren wir über die in der Anleitung genannten 310 Zentimeter Höhen- und Seitenverstellung. Tatsächlich zählten wir 725 und 720 Klicks. Weil wir den Effekt der Verstellung mit einem Kollimator kontrollierten, konnten wir feststellen, dass nach 655Klicks Höhenverstellung und 650 Klicks Seitenverstellung die Drehscheiben lustige 70 Klicks weiter klickten, ohne dass sich das Absehen verstellte. Nun wird niemand diesen gewaltigen Justiergesamtumfang überhaupt nutzen, dennoch ist es unschön. Auch das Falke Zielfernrohr hatte 5 "leere" Klicks, aber das ist für so preiswerte ZFs noch vertretbar. Die "leeren" Klicks haben keinen Einfluss auf die Absehenverstellung, die keine Mängel aufweist. Alles im allem bietet das Noblex NZ6 Inception ein gutes Preis/Leistungsverhältnis, denn 695,- Euro sind angemessen für ein Zielfernrohr im mittleren Leistungsniveau aber mit allem Komfort.

Große Übersicht und Preise: Die Gläser von Falke, Kahles, Leica und Noblex im Detail (Tabelle 2)

Zielfernrohr:

Falke Jagd 1-6x24

Kahles K16i

Leica Fortis

Noblex NZ6 Inception

Länge (mm):

276

278

272

282

Länge (mm)*:

276

280

272

282

Gewicht (Gramm):

510

480

540

525

Gewicht (Gramm)*:

514

505

515

520

Mittelrohrdurchmesser (mm):

30

30

30

30

Länge Okular (mm)*:

98

98

100

105

Aussendurchmesser Okular:

46,5

46

48

46,5

Aussendurchmesser Objektiv*:

30

34

30

30

Vergrösserung:

1-6x

1-6x

1-6x

1-6x

Objektivdurchmesser:

24

24

24

24

Sehfeld (100 Meter) 1x-6x:

33 - 5,5

42,3 - 6,7

44 - 7

39,8 - 6,3

Sehfeld (100 Meter)*:

28,5 - 5,3

42 - 6,8

44 - 7,1

37,5 - 6,1

Austrittspupille 1x-6x:

keine Angabe

keine Angabe

12,4 - 4

9,6 - 4

Austrittspupille*:

17,5 - 4,2

9,5 - 4,2

12 - 4,2

9,5 - 4,3

Dioptrien-Verstellbereich:

+2 bis -3

+2 bis -3,5

+3 bis -4

+2 bis -2

Augenabstand (mm):

110 - 88

95

90

95

Parallaxenausgleich:

nein

nein

nein

nein

Parallaxenfreie Einstellung (Meter):

91,44

100

100

100

Verstellung pro Klick (100 Meter):

½ Inch1

1,5 cm

1 cm

1 cm

Verstellbereich Höhe (100 Meter):

120 MOA

220 cm

400 cm

310 cm

Verstellbereich Höhe (100 Meter)*:

161 MOA

213 cm

457 cm

655 cm

Verstellbereich Breite (100 Meter):

120 MOA

220 cm

400 cm

310 cm

Verstellbereich Breite (100 Meter)*:

155 MOA

217 cm

453 cm

650 cm

Absehen:

L-4a

SM1

L-4a

BDC-1

Absehenbeleuchtung:

ja

ja

ja

ja

Abschaltautomatik:

-

-

ja

ja

Neigungssensor:

-

-

ja

ja

Absehen Bildebene:

2

2

2

2

UVP:

499,- Euro

1.700,- Euro

1.695,- Euro

695,- Euro

* Eigene Messungen, 1Pro Klick auf 100 Yards (91,44 Meter).

Testfazit von all4shooters.com zu den vier 1-6x24-Zielfernrohren:

Den von uns eingangs gewünschten "doppelten Nutzwert" für Jäger und Sportschützen gibt es bei den 1-6x24 Zielfernrohren kaum. Der technische Fortschritt vollzieht sich gerade auch in der Welt der Optik immer schneller. Waren vor Jahren noch 1-6-fache Gläser im dynamischen Schießsport das Maß der Dinge, stehen mittlerweile spezialisierte Zielfernrohre mit 1-8- oder gar 1-10-facher Vergrößerung zur Verfügung. Hohe Zoombereiche erfreuen sich aber auch auf der Jagd einer stets wachsenden Beliebtheit. Die Elektronik spielt eine immer größere Rolle und wir werden in Zukunft eine noch stärkere Verbindung zwischen Optik und Elektronik erleben. Aber auch eine immer weitergehende Spezialisierung der Zielfernrohre genau auf ihren Einsatzzweck.

Bei unserem Vergleichstest kristallisierten sich das Kahles K16i als Sieger (für den Sport) und das Leica Fortis als Gewinner (für die Jagd) heraus. Kein Wunder, spielen doch beide Modelle in der Premium-Klasse. 

Die anderen beiden Testkandidaten von Falke und Noblex sind preislich in einem ganz anderen Segment angesiedelt, sind aber für preisbewusste Käufer eine echte Überlegung wert - vor allem dann, wenn der Mehrpreis für "Premium" bei Faktor 2-3 des Kaufpreises liegt.


Dieser Artikel wurde zuerst in der caliber, Ausgabe 03/2021 veröffentlicht. Dort ist auch die komplette Bewertungstabelle enthalten. Sie können das Heft im VS Medien-Shop als Print- sowie als Digitalausgabe erwerben.

Weitere Informationen zu den Zielfernrohren, bekommen sie auf den Seiten des jeweiligen Herstellers:

Diesen Artikel gibt es auch in dieser Sprache: