Als Nachfolgemodell des bekannten Hensoldt-Nachtsichtvorsatzes NSV 80 präsentiert sich das NSV 600 wesentlich kompakter und leichter als sein Vorgängermodell. Aufgrund des geringeren Durchmessers der Objektivlinse und der daraus resultierenden zur Seelenachse niedrigeren Optikachse ist es wesentlich einfacher mit einem Standard-ZF zu verwenden. In der Anwendung, der allgemeinen Konfiguration und Größte ähnlich dem AN/PVS 22, ist das gemeinsam von KAC und OSTI entwickelte und im Handel unter der Bezeichnung UNS (Universal Night Sight) bekannte NSV 600 unserer Meinung nach eine Weiterentwicklung des letztgenannten. Das gilt nicht zuletzt, weil ein (erheblicher) Teil der Leistung des PVS 22 nicht nur auf der optischen Qualität des „Gehäuses“ basiert, sondern auch, aufgrund der Verwendung von dünnschichtigen Photokathoden-Röhren mit FOM- und IR-Empfindlichkeitsvermögen. Aus den USA ist das nicht erhältlich. Weiterhin sind einige Eigenschaften des NSV 600 objektiv wünschenswert. Dazu gehören die bestmögliche Definition des speziellen optischen Schemas, auf dem das Equipment basiert, die Verwendung eines Verstärkers ohne Bildumkehr und die Möglichkeit des digitalen Anschlusses an die im Equipment integrierte CPU durch eine serielle IR-Schnittstelle.
Das Modell NSV 600 basiert auf einem robusten Korpus aus Ergal (7075-T6), der die Linsenbaugruppe, die IIT-Röhre und den Anbau der Schnellmontage enthält. Diese passt auf die Picatinny-Mil-Std-1913-Schiene. Es sind eine Linsenfokussierung, ein Ein-/Aus-Schalter und zwei Sensortasten für die Helligkeitseinstellung vorhanden. Die 55-mm-Linse ist katadioptrisch, wobei die Brennebene der Photokathode der Verstärkerröhre entspricht. Das Bild wird auf der Brennebene der IIT-Leuchtrohre des Displays gerendert und verstärkt und durch ein Schmidt-Pechan-Prisma invertiert. Dann wird das Bild auf der vorderen Linse des Tageslicht-Zielfernrohrs mit einer feststehenden Parallaxe auf 200 m abgebildet. Wenn die Zieloptik eine verstellbare Fokuseinstellung hat, muss diese auf 200 m eingestellt sein. Die integrierte IIT-Röhre, die wir getestet haben, war eine Photonis XD4 in der „Auto-Gated“-Version; das NSV 600 ist außerdem mit der noch attraktiveren XR5-Röhre erhältlich. Wir haben das Produkt auf einem AR-10 mit integrierten RAS Handschutz und Leupold-Zielfernrohr MK4 M110 getestet. Die Bildqualität ist bis zu einer sechsfachen Vergrößerung ausgezeichnet; bei einer zehnfachen Vergrößerung, der maximalen Vergrößerungsmöglichkeit des Tageslicht-ZFs, sind der Kontrast und die Definition reduziert, bieten jedoch noch immer mehr als ein durchschnittliches Resultat. Mit dem getesteten M110 ist die passive Beobachtung möglich und nahezu perfekt, solange die Lichtverhältnisse klar sind, kein Mond oder Lichter von Städten in der Umgebung stören und nur die Sterne leuchten; das Gerät kann noch immer bei bewölktem Himmel oder im Wald verwendet werden (wobei die Verwendung des Instruments hier zur Debatte steht), allerdings ist die Erkennung des Ziels nicht mehr deutlich.
Die „Point of Impact“-(POI)-Abweichung zum Zielpunkt beträgt circa 0,5 MOA, wobei die Montagewiederholbarkeit keine signifikanten Änderungen auf der Testentfernung (100 m) aufwies. Die Ergonomie der Bedienungselemente ist gut, aber nicht herausragend, auch aufgrund der Position des Instruments, das buchstäblich am Ende des Handschutzes vor dem Tageslicht-ZF sitzt; außerdem zwingt die Fokussierungseinstellung an der rechten Seite den Schützen, den Griff der Schusshand an der Waffe zu lösen, um die Einstellung zu bedienen.
Das Modell wird in einem Hartschalenkoffer nach MIL-Standard geliefert, der einen kompatiblen MOLLE-Tragebeutel und Reinigungszubehör enthält; ein optionales, zusätzliches Okular für die Verwandlung des NSV 600 in ein Beobachtungsgerät mit Nachtsicht ist erhältlich.