Waimex-Sportrevolver Pilum auf Basis des Smith & Wesson Modells 686: Moderne Kurzwaffe mit römischen Akzenten

Waimex S&W 686 Pilum, Griff im Detail.
S&W Mod. 686 in der Pilum-Version von Waimex: Die Griffschalen mit der Textur in Anmutung eines Kettenhemdes und der römischen Abkürzung S.P.Q.R. für „Senatus Populusque Romanus“. Auf der Schlossplatte findet sich die Modellnummer 686 in römischen Ziffern (DCLXXXVI).

Für diejenigen, die keine Asterix-Abenteuer kennen: Das Pilum war der Wurfspeer der römischen Legionäre. Aber selbst Asterix-Fans kennen nicht unbedingt den genialen Ansatz dieser frühen Fernwaffe. Denn anders als normale Speere hatte das Pilum einen seine Spitze gut einen Meter verlängernden Eisenschaft, bevor dieser in ein Holzende überging. Zwar hofften die Legionäre beim Wurf den Gegner zu treffen, doch meist steckte der Speer nur in dessen Schild. Der Schaft eines normalen Holzspeers mit kurzer Spitze wäre mit einem Schwerthieb abgehackt worden – nicht aber das Pilum mit seinem langen Metallvorderschaft. Ein Herausziehen der oft verbogenen Speere, von denen zwar die Spitze, aber nicht der Metallschaft gehärtet war, gelang unter Kampfbedingungen kaum. Denn die Legionäre warfen in der Regel nur auf Entfernungen bis knapp 20 Meter, eher um 15 Meter. Neben der Schwierigkeit, das Pilum vom Schild zu trennen, blieben zwischen dem Wurf und dem Schwertkampf auch nur wenige Sekunden Zeit. Des Gegners Schild entwertete das Pilum durch sein zusätzliches Gewicht und die Sperrigkeit. So kam es, dass die gallischen und germanischen Krieger meist ihre Schilde fallen ließen und ohne deren Schutz kämpfen mussten. Nach einem Wurf verbogen, konnte das Pilum auch kaum wirksam zurückgeworfen werden. Das Pilum war also eine schon sehr fein durchdachte Fernwaffe mit mehreren Wirkweisen.

2000 Jahre später: Pilum 2.0! Der Waimex-686-Revolver im Detail

Korn des Waimex S&W 686 Pilum.
Ein Blick auf das Scheuring-Korn mit höhenverstellbarem Einsatz an der Mündung des 686 Pilum von Waimex.

Der Waimex Pilum ist im Wesentlichen ein Smith & Wesson Modell 686. Auf den ersten Blick. Denn die Veränderungen betreffen außer der „befremdlich lateinischen“ Bezeichnung nur scheinbare Marginalien. Wie der breite .500“-Hahnsporn. Nicht wirklich neu, so auch der .400“ breite Abzug. Schon besser: Die LPA WXT01-07 Match-Kimme mit Schnittstelle für Rotpunktvisiere. Eine große Hilfe, denn das Visieren mittels Rotpunkt kann jedes alterssichtige Auge ohne weitere Hilfsmittel gewährleisten. Die Deutsche Schießsport Union (DSU) hat als erster Dachverband sämtliche Kurzwaffen-Disziplinen des Sporthandbuches für die Option „Rotpunktvisier“ gespiegelt. Eine zeitgemäße Entscheidung für die immer größer werdende Menge alterssichtiger Schützen. Wer aber lieber „offen“ visiert, findet zur LPA-Kimme ein darauf optimal abgestimmtes Zwei-Stufen-Korn von Scheuring. Ebenfalls topp: Der ergonomische Nill-Griff mit einer an das „Lorica Hamata“, das römische Kettenhemd, erinnernden Textur. Dazu kommt noch ein verlängerter Trommelschieber. Doch wie auch beim antiken Pilum gilt: Mehr Sein als Schein! Denn beim Umgang zeigt sich, dass diesmal „der“ aktuelle Pilum ebenfalls gründlich und fein durchdacht ist. Bevor man sich dessen bewusst geworden ist, fällt am Durchzugsende des probeweise im DA-Modus gedrückten Abzuges der Hammer schon wieder aus der Rast. Der Schlossgang hat nichts mehr mit dem eines Werksrevolvers zu tun, weder über Abzugsspannung noch beim Auslösen des Hahnes nach Vorspannung von Hand. Das können nur etwa preislich gleiche oder noch deutlich teurere Custom-Revolver, und das nicht mal spürbar besser. Im SA-Modus ausgelöst sind nur knapp 1.200 Gramm Widerstand zu überwinden. Gefühlt, der einwandfreien Charakteristik wegen, scheint es aber deutlich weniger zu sein.

Waimex S&W 686 Pilum komplett von links.
Auf den ersten Blick fallen beim Waimex S&W 686 Pilum die Anleihen an das alte Rom auf. Dazu die Schnittstelle zur Rotpunkt-Montage und das Scheuring-Korn.

Die inneren Werte des S&W 686 in der Waimex-Version Pilum:

Das vollwertige Abzugs-Tuning ist ohne Federn mit etwas reduzierter Kraft nicht umsetzbar. So findet sich die Originalfeder zur Abzugs-Rückstellung neben einigen anderen Originalteilen im Lieferumfang. Auch sind, falls mögliche Reibungspunkte im Schlossgang vorhanden waren, diese ausgemerzt. Der Abzug läuft „rund und geschmeidig“. Doch wäre dies nur die halbe Miete, wenn nicht jedes Patronenlager exakt vor dem Laufeingang arretieren würde. Daher muss das Timing stimmen, also das Zusammenspiel nach einem 60 Grad-Umlauf bei gestoppter Trommel und dem dann völlig konzentrisch zu den Kammern stehenden Lauf. Dafür gibt es passend geschliffene Dornlehren, die, wie in unserem Fall, zwischen .357,00“ bis .357,50“ messen. Stimmt die Flucht zwischen Trommelkammer und Lauf nicht genau, wird beim Eindringen der Dornlehre in die Kammer ein etwas höherer Widerstand fühlbar. Klackt es beim Einführen, stimmt der Laufeingang mit dem Trommelausgang noch weniger überein. „Weiche“ Geschosse werden beim Übergang mehr oder weniger beschädigt. Die „Watsche“, welche die Trommel während der Schussauslösung bei dieser Zwangszentrierung an die Stoppnut weitergibt, führt auf Dauer auch bei reinem Single Action-Betrieb zu unschönen Aufweitungen der Flanken der Stoppnuten. Bei der Testwaffe gleitet die Lehre gleichmäßig durch Lauf und Kammern bis zum Stoßboden − das Timing passt!

Waimex S&W 686 Pilum in der Schießmaschine auf dem Schießstand.
Fing schon gut an mit dem Waimex Pilum  –  aber im positiven Sinne. Sitzungen an der Schießmaschine, welche mit einem „großen“ Loch nach zwölf Schuss enden, benötigen wenig Platz auf dem Karton.

Auf dem Schießstand: Waimex 686 Pilum

Mehr aus der Hand als aus der Maschine wurde geschossen. Die Ergebnisse aus der Schießmaschine gehören zum Pflichtprogramm, klar. Nur registriert dieses Werkzeug weder einen unpassenden Griff, eine unzureichende Visierung noch einen Abzug mit grausiger Charakteristik. Letztlich spielt auch (einsatzabhängig) das Gewicht der Testwaffe eine große Rolle. Mit leichten Pistolen oder Revolvern lassen sich schnelle Serien mancher Großkaliber-Disziplinen nicht so präzise schießen wie mit schwereren Mustern. Dort eingehakt: Der 686 mit 152 Millimeter langem Lauf liegt mit seinen rund 1.300 Gramm – oder geladen knapp 1.400 Gramm – hervorragend ausbalanciert in der Hand. Schwer genug, um einiges vom Rückschlag einer .357 Magnum abzupuffern, aber noch leicht genug, um ihn über längere Zeit in Präzisionsdisziplinen ruhig zu halten. Die Gewichtsverteilung der Waffe wird durch den exzellenten Griff optimal unterstützt. Die ausgewogene Handlage, das Abzugsverhalten, die Visierung, dies alles fügt sich zu einer harmonischen Funktionseinheit zusammen, welche auch bei altgedienten Testern nie das Gefühl aufkommen ließ, da oder dort könnte noch etwas verbessert werden. Was aus der Hand nicht in der Zehn oder bei Top-Laborierungen wie der Patrone von WM Bullets nicht in der Mouche sitzt, das hat der Schütze vergeigt ...

Waimex S&W 686 Pilum: Technische Daten und Preis

Modell:

S&W / Waimex 686 Pilum

Kaliber:

.357 Magnum

Kapazität:

6 Patronen

Maße (L x B x H):

295 x 39 x 162 mm

Lauflänge:

152 mm (6“)

Visierlänge:

194 mm

Ausschnitt Kimme:

3,0 mm

Kornbreite:

3,0 mm

Abzugswiderstand:

ca. 1.200 g

Gewicht:

1.300 g

Preis:

2.499,- Euro

Ausstattung:

Stainless-Waffe, individuell markierte Trommelkammern, LPA-Match-Visierung mit Picatinny-Schnittstelle, Scheuring-Zwei- Triggerstop, Match-Nussbaumgriffschalen von Nill, Match- Trommelschieber, .400”-Target-Abzug und .500” Target-Hammer, vollwertige Abzugs- Überarbeitung, ausgesuchtes Timing, Kunststoffkoffer. Die durch Match-Versionen ersetzten Originalteile (Hogue-Gummigriff, Trommelschieber, Kimme und Abzugsrückstellfeder) liegen bei. 

Waimex S&W 686 Pilum auf beschossenen Zielscheiben liegend.
Das überzeugt: Neben der anschschaulichen Gestaltung lässt die Schussleistung des Waimex S&W 686 Pilum keine Wünsche offen. Dazu sind alle zur Umsetzung der hohen Basis-präzision wichtigen Punkte wie die Abzugscharakte­ristik, die Visierung und die Handlage entscheidend optimiert worden. 

Fazit:

Wenn sich charakteristische Konturen wie diejenigen des Smith & Wesson-Modells 686 über Jahrzehnte halten, stimmen offensichtlich immer noch sowohl die Massenverteilung wie das Schussverhalten. Trotz des eindeutig erhaltenen Wiedererkennungswertes steigt der Waimex Pilum durch die umfassenden Verbesserungen in die Liga der Custom-Revolver auf – aus der Schachtel heraus ein Aspirant für Titelchancen selbst in hochkarätigen Meisterschaften. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist absolut stimmig. Dafür gibt es eine glatte Kaufempfehlung. Und an dieser Stelle etwas über den  S&W-Importeur „Waimex“, der in Fortführung der Geschäfte der früheren „Wischo“ seit Jahrzehnten immer wieder für den deutschen Markt spezielle Großkaliber-Sportwaffen auf den Markt bringt. Solches Engagement ist in der heutigen Zeit nicht mehr alltäglich, daher gibt es dafür noch einen erhobenen Daumen.


Dieser Test erschien auch in der VISIER, Ausgabe 6/2025. Im Heft ist auch die ausführliche Schießtabelle mit 10 Laborierungen enthalten. Sie können es im VS Medien-Shop online kaufen. Dort steht es auch als ePaper zur Verfügung.

Weitere Informationen zum 686 Pilum-Revolver erhalten Sie auf der Webseite von Waimex.