Test: Sportpistole SIG SAUER P 226 LDC

Test: SIG SAUER P 226 LDC
Das Fiberglaskorn gehört zur Grundausstattung der SIG SAUER P 226 LDC. Die Mündung des 112-mm-Laufes wird hinterdreht.

Anders als bei manchen anderen großen Herstellern von Dienst und Verteidigungspistolen scheut SIG SAUER schon seit langen Jahren nicht davor zurück, auch für diverse Sportdisziplinen passend konzipierte Modelle aufzulegen. So nun auch bei der neuen P 226 LDC, welche vor allem die IPSC-Schützen ansprechen soll. Ihren Namen erhält die neue Version durch das massive, bis zur Laufmündung reichende Stahlgriffstück. Dieses „Long Dust Cover“ (langer Staubschutz) sorgt für zusätzliches Gewicht möglichst nah an der Mündung. Das ist bei der direkten Ganzstahl-Konkurrenz für die Production-Class des IPSC-Sports bewährter Standard. Dies zeigen bereits seit Jahren Waffen wie die TANFOGLIO Stock 2 und 3 oder die CZ-75 SP 01 Shadow. 

Abseits einiger moderner Zutaten in Design und Ausstattung handelt es sich bei der LDC freilich nach wie vor um eine waschechte P 226, die ja bereits in den 1980er Jahren an den Auswahltests der US-Armee für einen Ersatz der betagten M 1911 A1 teilgenommen hatte. Die Verriegelung erfolgt nach verbessertem Browning-System direkt im Auswurffenster. Das Abkippen des Laufes wird über eine offene Verriegelungskulisse gesteuert. Auch das traditionelle Double Action-/Single Action-Abzugssystem (DA/SA) mit Entspannhebel fand sich bereits beim Urmodell der P 226.


Bedienelemente der P226 LDC

Test: SIG SAUER P 226 LDC
Wie bei der gesamten P220er-Baureihe üblich, wird auch bei der SIG SAUER P 226 LDC der Schlitten nahezu über die gesamte Länge des Griffstücks geführt.

Sie entsprechen in ihrer Funktion und Anordnung auch bei der SIG SAUER P226 LDC dem gewohnten Bild der meisten Modelle der gesamten P 220er-Baureihe. Der - bei der SIG SAUER LDC leicht abgespreizte - Verschlussfanghebel liegt ganz hinten nahe beim Griffhorn und lässt sich vom Daumen der Schießhand bequem und ohne Umgreifen erreichen. Das gilt aber nur für Rechtshänder. Auch der Entspannhebel hinter dem Abzug kann von Linkshändern nicht ohne weiteres bedient werden und umstecken lässt sich die Entspanntaste genauso wenig wie der Schlittenfang. Immerhin, der Magazinauslöser kann bei Bedarf problemlos auf die andere Seite des Griffstücks umgesteckt werden. Die Demontage erfolgt schnell und einfach in gewohnter 220er-Manier über einen Zerlegehebel vor dem Abzugsbügel. Für manche Schützen könnte es da aber ein Problem geben. Denn aufgrund der Form und Positionierung des Schlittenfanghebels erscheint es sehr unwahrscheinlich, dass die Pistole bei korrekter Handhaltung mit beiden Daumen nach vorn weisend nach dem letzten Schuss offen bleibt: Bei Rechtshändern liegt der Daumen der Schusshand genau auf dem verbreiterten Verschlussfanghebel. Für den IPSC-Bereich schadet dies aber kaum. Denn dort ist es nicht üblich, eine Pistole vor dem Nachladen komplett leerzuschießen. 


Ausstattung der SIG SAUER P226 LDC

Test: SIG SAUER P 226 LDC
SIG SAUER setzt die kompakte LPA-Mikrometerkimme der P226 LDC möglichst tief in den Schlitten ein.
Test: SIG SAUER P 226 LDC
SIG SAUER P226 LDC: Das Markenzeichen des neuen IPSC-Ganzstahlmodells ist das verlängerte Dustcover mit integrierter Picatinnyschiene.
Test: SIG SAUER P 226 LDC
SIG SAUER P226 LDC: Die akkuraten Passungen und der relativ leichte Werksabzug ermöglichen gute Treffer-Ergebnisse.

Als Visierung entschied sich SIG SAUER für die seit Jahren im IPSC-Bereich beliebte Kombination eines Lichtsammlerkorns mit einer Mikrometerkimme. Die voll verstellbare TPU-Kimme von LPA ist allerdings so ziemlich die kleinste Mikrometerkimme, die üblicherweise auf Großkaliberpistolen eingesetzt wird. Das Kimmenblatt zeigt sich dementsprechend dann auch als vergleichsweise kompakt. Normalerweise bevorzugen die Schützen bei reinrassigen Sportpistolen klar größere Kimmenblätter, auch bei nicht verstellbaren Wettkampfvisieren. Schlecht ist das Visierbild der Testwaffe dennoch nicht. Zudem rastet es in Höhe und Seite gleichmäßig. Und nachvollziehbar beschriftet ist es obendrein. 

Der Werksabzug hinterließ einen überzeugenden Eindruck. Der Spannabzug arbeitet gleichmäßig und löste beim Testexemplar mit 4.350 Gramm auch nicht zu schwer aus. Auch vorgespannt fiel das Auslösegewicht mit 1.550 Gramm nicht zu schwer aus. Nachträgliches Tuning wäre sicherlich noch möglich, um die Widerstände weiter zu reduzieren. Dazu leistet auch das SRT-System seinen Beitrag: SIG SAUERs „Short Reset Trigger“ bietet nach dem ersten Double Action-Schuss einen sehr kurzen Rückstellweg für das Züngel in Single Action, der Hersteller selbst spricht von 1,2 Millimetern. Zudem lässt sich auch der Nachzug über eine Triggerstopschraube individuell einstellen.


Verarbeitung der SIG SAUER P226 LDC

Bei der Verarbeitung gibt sich der Hersteller keine Blößen. Die SIG SAUER P226 LDC präsentierte sich innen wie außen gut verarbeitet. Zu bemängeln gab es von der hinterdrehten Mündung bis zum lang ausgeschwungenen Griffhorn nichts. Auch die dezente Beschriftung unter Verzicht auf Lasergravuren macht einen optisch ansprechenden Eindruck. Der Schlitten saß bei dem Test-Exemplar mit nur minimalem, kaum fühlbarem Spiel auf dem Rahmen. Auch der Lauf wurde in verriegeltem Zustand spielfrei im Verschlussgehäuse gelagert. Die beiden mitgelieferten Magazine aus italienischer Fertigung machen einen qualitativ guten Eindruck. Beide ließen sich recht angenehm befüllen, auch komplett aufmunitioniert bei geschlossenem Schlitten noch leichtgängig im Griffstück einrasten. Und sie fielen auch komplett leer jederzeit frei aus dem Magazinschacht. Leider schützt den Blechkörper nur eine simple Brünierung vor Rost. Dafür spendiert die Firma SIG SAUER dem abnehmbaren, flachen Blechboden der Patronenbehälter eine Gummiplatte, welche die Magazine beim Aufprall auf harte Flächen vor Beschädigungen schützt. In ihrer Handhabung bereitete die neue SIG SAUER P 226 den Testschützen keinerlei Probleme. Alle Bedienelemente lassen sich von Rechtshändern wie gewohnt einfach betätigen.

Auch die Handlage ist durch die rauh punzierte, rund 34 mm breite Griffschale und das verlängerte Beavertail - rein subjektiv wahrgenommen - sehr gut. In Relation zu Lauf- und Gesamtlänge handelt es sich bei der SIG SAUER P 226 LDC um eine außerordentlich schwere Waffe. Das merkt man natürlich auch im Schussverhalten. Aus der über 1.200 Gramm schweren SIG SAUER schießt sie sich sehr weich; erst recht unter Verwendung von Spezialmunition, die mit schweren Geschossen passend für den IPSC-Minor-Faktor von 125 laboriert wurde. Treffen tut sie auch: Mit aufgelegter Waffe setzte sich auf 25 Meter die GECO HEXAGON mit 27 mm an die Spitze - durch Abzug eines Ausreißers würde die Gruppe auf 21 mm schrumpfen.

 

Ebenfalls sehr überzeugend: die ganz gewöhnliche 124-Grains-Vollmantelpatrone von SELLIER & BELLOT. Hier verdarb ein wahrscheinlich schützenbedingter Ausreißer die Gruppe und öffnete das Trefferbild auf knapp über 50 mm, die restlichen vier Schuss lagen auf 19 Millimeter zusammen. Zu kritisieren bleibt nicht viel. Die Lichtspalte der Zieleinrichtung dürfte ruhig etwas breiter ausfallen, das Leuchtkorn erweist sich in Relation zum Kimmenausschnitt als relativ breit. Funktionsstörungen gab es nicht, auch nicht bei extra locker einhändig gehaltener Waffe und beim Verfeuern von schwach geladener Fabrikmunition. Bei den schwachen Munitionssorten um Faktor 125 schleuderte das Testexemplar die Hülsen allerdings ohne großen Nachdruck aus dem Auswurffenster - viel Luft nach unten bleibt hier nicht mehr.


Technische Daten der SIG SAUER P226 LDC

ModellSIG SAUER P226 LDC
Preis
€ 1.299,-
Kaliber
9 mm Luger
Kapazität
17 + 1 Patronen
Maße (L x B x H)
208 x 43 x 142 mm
Lauflänge
112 mm
Visierlänge
151 mm
Kimme
3,8 mm, LPA
Korn
3,8 mm, Lichtsammler
Abzugsgewicht
1.550/4.350 g (SA/DA)
Gewicht
1.230 g (mit Magazin)Das

SIG SAUER P 226 LDC, 9 mm Parabellum

Nr.
Laborierung
SK (mm)
V0 (m/s)
E0 (J)
193 grs Fiocchi EMB
69
373
419
2115 grs Sellier & Bellot JHP
52
336
421
3115 grs PMC FMJ
62
330
406
4115 grs Prvi Partizan FMJ
74 (56)
316
372
5115 grs Magtech FMJ
55
347
449
6123 grs Fiocchi FMJ-TC
77
328
429
7124 grs Sellier & Bellot FMJ
53 (19)
312
391
8124 grs GECO Hexagon JHP
27 (21)
317
404
9124 grs Magtech FMJ
58 (41)
333
446
10139 grs GECO FMJ
46
276
343

Anmerkungen / Abkürzungen: SK (mm) = Streukreisangaben in Millimeter, Schussentfernung 25 Meter, gefeuert wurde mit aufgestützter Waffe. Bei den Angaben handelt es sich um Fünf-Schuss-Trefferbilder, die Werte in Klammern sind Angaben nach Abzug eines Ausreißers. v0 (m/s) = Geschossgeschwindigkeit in Meter pro Sekunde, direkt vor der Mündung ermittelt. Messgerät: Mehl BMC 18. E0 (J) = anhand von v0 und Geschossgewicht errechneter Geschossenergiewert,

in Joule. Auf der Website www.helgepeters.de lässt sich dieser Wert online ermitteln.

Geschoss-Abkürzungen: FMJ = Full Metal Jacket (Vollmantel), JHP = Jacketed Hollow Point (Mantel-Hohlspitz), JSP = Jacketed Soft Point (Teilmantel), TC = Truncated Cone (Kegelstumpf).


Test-Fazit

SIG SAUER hat die LDC-Version der P 226 zwar Disziplinen wie der IPSC-Production-Klasse gleichsam auf den Leib geschneidert. Aber ungeachtet davon wird das neue Modell sicherlich auch vielen Sportschützen im Bereich 25-Meter-Präzisionsschießen und diversen Mehrdistanz-Disziplinen viel Freude bereiten. Denn die Waffe erweist sich als sehr gut verarbeitet und praxisgerecht ausgestattet: Mit der SIG SAUER P226 LDC erhält man viel Sportpistole für sein Geld.


Weitere Information: 

SIG SAUER