
Ob Zufall oder nicht, Spohrs erster, serienreifer .44-Magnum-Revolver kam passend zum 70-jährigen Jubiläum von „Dirty Harrys“ Dienstpatrone, der legendären .44 Remington Magnum (alias .44 Magnum), die 1955 das Licht der Welt erblickte.
Die Geschichte des .44ers aus dem hohen Westerwald startete bereits früh, denn ursprünglich hatte der diplomierte Waffentechniker und Büchsenmachermeister Thomas Spohr die Idee, in den Rahmen des bereits bestehenden Spohr L562 in .357 Magnum eine Trommel mit fünf Kammern für die .44 Magnum zu implementieren. Eine Handvoll Patronen in dem Sportrevolver auf .357er-Rahmenbasis mit .44er-Zylinder wäre für die meisten Anwender sicherlich ausreichend gewesen. Doch der Teufel steckt bekanntlich im Detail – genauer gesagt – im Trommeltransport. Statt mit nur 60-Grad-Drehwinkel wie beim herkömmlichen 6-Schüsser, muss die Trommel nun um 72 Grad beim Spannen von Hand oder im Double-Action-Modus bewegt werden. Wer so etwas schon mal bei einem Smith & Wesson M69 Combat Magnum in .44 Magnum oder M696 in .44 Special probiert hat, wird bemerkt haben, dass die Mechanik nicht ganz so sauber läuft wie beim 6-Schüsser. Deshalb setzte sich Spohr nochmals ans CAD-Programm und der bestehende Revolver wurde an den neuralgischen Punkten vergrößert, um nun sechs der voluminösen Patronen eine Heimat zu bieten. Ein Punkt blieb vom Skalieren verschont und das ist auch gut so. Der Griffrahmen des neuen .44er ist mit dem der .357 Magnum-Modelle identisch, die sich in Form und Größe am klassischen S&W L-Frame/Round Butt orientieren. Somit steht dem Anwender eine Riesenauswahl an Griffen diverser Hersteller aus vielen Materialien und in verschiedensten Formen zur Verfügung. Der Revolver hört auf den Namen Spohr N670, wir hatten Ihnen die bei B&H Waffenhandel verfügbaren Modellvarianten bereits vorgestellt, nun folgt der ausführliche Test:
Made in Germany: Der Revolver Spohr N670 in .44 Magnum
Ab und an schon zum Schimpfwort verkommen, bedeutet „Made in Germany“ bei allen bisher examinierten Spohr-Sportrevolvern eine hohe Materialqualität und ein feines Verarbeitungsniveau, da bilden die in diesem Jahr vorgestellten Modelle N670 Standard 6.5 und L562 in .44 Magnum und .22 l.r. keine Ausnahme. Den KK-Revolver werden wir Ihnen in einem weiteren Testbericht demnächst noch ausführlich präsentieren.

Die Trommelrast des .44ers griff frühzeitig und sauber ein. Die Trommel selbst wies nur geringes Seiten- sowie Längsspiel auf. Der Trommelspalt misst mit 0,08 mm etwa die Dicke eines menschlichen Haares. Die Trommelausgänge maßen wir mit 11,0 mm, was angesichts des Geschossdurchmessers von .430“/10,92 mm erst einmal etwas groß erscheint. Allerdings schreibt die CIP für den Beschuss schon ein Mindestmaß von 10,99 mm vor, sodass Spohr hier quasi eine Punktlandung hingelegt hat. Mit 43,2 mm Trommellänge fällt die Walze, wie sie Willi Korth einst nannte, kaum länger aus als bei einem S&W 29/629. Wiederlader können diese somit bis zu einer Patronenlänge von 44,5 mm nutzen, um etwa schwere 300-Grains-Geschosse etwas weiter herauszusetzen. Der in dem Rahmen eingeschraubte Lauf weist ein Polygonprofil sowie einen Drall von 1:20“ (1:508 mm) auf. Zu unserer Testwaffe mit 6,5“ (165-mm)-Lauf gesellen sich im Angebot weitere Spohr N670-Modelle mit 5“ (127 mm), 4“ (102 mm) und, für Hartgesottene, auch noch mit 3“ (76 mm) Lauflänge. Bei uns werden die kurzläufigen Modelle vielleicht weniger nachgefragt sein, Thomas Spohr hat aber auch den US-Markt im Blick, den er noch weiter ausbauen möchte.

Den Spannabzug (Double Action) maßen wir mit wettkampftauglichen 3.700 Gramm Abzugsgewicht. Seine Charakteristik lässt sich als rollend ohne den charakteristischen Stopp kurz vor dem Auslösepunkt, wie man es von Smith & Wesson kennt, beschreiben. Nach Abnahme der Griffschalen kann der Abzugswiderstand nach individuellen Bedürfnissen reguliert werden. Allerdings hat das auch Einfluss auf die Schlagenergie, sodass jede in Eigenregie durchgeführte Reduzierung des Abzugsgewichts mit ausreichend Munition vor dem ersten Wettkampf auf sichere Funktion überprüft werden sollte. Der Single-Action-Abzug bei manuell vorgespanntem Hammer zeigte mit rund 1.350 Gramm Abzugsgewicht die typische Werkseinstellung. Wer hier das Maximum an Abzugskultur anstrebt, kann bei Thomas Spohr oder seinen bekannten Club-30-Partnern noch ein Abzugstuning ordern. Da wir gerade bei Optionen sind, auf Wunsch lässt sich der N670 auch noch mit einer Drei-Positionen-Kimme aus eigenem Hause ausstatten. Unsere Testwaffe kommt standardmäßig mit quergeriffelter Mikrometerkimme und hinterschnittenem Scheibenkorn, das in unterschiedlichen Höhen zu bekommen ist. Die meisten Schützen dürften mit einer einfachen Mikrometerkimme gut zurechtkommen, wer jedoch auf unterschiedlichen Distanzen an die Startlinien tritt oder unterschiedlich große Zielmedien beschießt, für den könnte das ständige Drehen an der Visierschraube durch die Montage der neuen Drei-Positionen-Kimme ein glückliches Ende haben.
Zukunftsausblicke: Spohr N670 im Sport
Unser .44er-Testrevolver wog 1.590 Gramm. Für den BDS geht das in Ordnung, der größte deutsche Schützenverband DSB fordert aber ein Gewichtslimit von 1.550 Gramm. Damit der neue Spohr L670 auch hier verwendet werden kann, haben die Serienausführungen eine Längsbohrung auf der Laufmantelunterseite. Wer auf ein Gewichtslimit pfeifen kann, hat zudem die Möglichkeit den Freiraum mit den hauseigenen Wolfram-Gewichten zu bestücken und so der Waffe ein Plus an Vorderlastigkeit bei geringerer Mündungsauslenkung zu verleihen. In Zukunft soll es auf Basis des .44-Magnum-Revolvers auch noch einen 8-schüsser in .357 Magnum geben. Ein darauf basierendes, imposantes Revolvergewehr mit AR-15-Anbauteilen konnten wir als Prototypen bei unserem Hausbesuch bei der Spohr GmbH in Großmaischeid auch schon bestaunen – wir werden berichten!


Mit dem Spohr N670 Standard 6.5 auf dem Schießstand

Den Anfang machte der Spohr N670 Standard 6.5 in .44 Magnum, dem wir mit vierzehn Munitionssorten − von der gasdruckschwachen .44 Special bis zur .44 Magnum Full-House-Ladung − auf den Zahn fühlten. In Sachen Schussleistung lieferte die Hornady-Fabrikpatrone mit dem 240 Grains schweren XTP-Hohlspitzgeschoss mit 35 mm die engste Gruppe ab und teilte dabei auch richtig aus. Mit fast 1.500 Joule Energie passiert da schon einiges, das hohe Gesamtgewicht der Waffe und die Vorderlastigkeit gestalteten den Rückstoß und Hochschlag aber dennoch erträglich. Den besten Kompromiss aus einer guten Präzision und moderatem Rückstoßverhalten lieferte die GECO 300 Grains Hexagon mit einer 45-mm-Gruppe ab. Mit einem Faktor von 277 respektive einem MIP von 546 hat sie genug Reserven und schiebt im Schuss gutmütig nach hinten. Damit verhält sie sich analog zu einer soften 180-Grains-Laborierung in .357 Magnum. Leider ist die Patrone mit einem Preis von einem Euro pro Schuss kein günstiges Vergnügen und somit sollte jeder Schuss sauber platziert werden. Der enge Trommelspalt sorgt für kaum wahrnehmbares Feuer an dieser Stelle, was für weniger Blendung und Ablenkung sorgt. Da der neue Spohr-Revolver uns auch noch für einen zukünftigen Wiederladeartikel diente, fielen rund 400 Schuss an diesem Tag ohne jegliche Probleme.
Technische Daten und Preis: Revolver Spohr N670 Standard 6.5
| Modell: | Spohr N670 Standard 6.5 |
| Kaliber: | .44 Magnum |
| Trommelkapazität: | 6 Patronen |
Lauflänge/-profil: | 165 mm/Polygonprofil (10,50 mm Zug-/10,92 mm-Felddurchmesser) |
| Drall: | 1-20“ |
| Trommellänge: | 43,2 mm |
| Trommelspalt: | 0,08 mm |
| Trommelausgang: | 11,0 mm |
| Kimme: | Mikrometerkimme, 3,15 mm |
| Korn: | hinterschnittenes Scheibenkorn, 3,45 mm |
| Visierlänge: | 220 mm |
Abzugsgewicht: | DA, Mittelwert 3.668 g/ SA, Mittelwert 1.352 g |
| Gesamtgewicht: | 1.508 g |
| Maße (LxBxH): | 310 mm x 45 mm x 160 mm |
| Extras: | Hartschalenkoffer |
| Preis (UVP): | 3.499,- Euro |

Unser Fazit zum auch bei B&H Waffenhandel verfügbare Spohr N670 im Kaliber .44 Magnum
Es ist begrüßenswert, dass der Faustfeuerwaffenmarkt durch neue, hochwertige Sportrevolver „Made in Germany“ bereichert wird. Unsere Testwaffen glänzten durch saubere Verarbeitung, gute Abzugsqualität und grundsolide Schussleistung. Der Spohr N670 Standard 6.5 in .44 Magnum geht mit der standardmäßigen Mikrometervisierung für 3.499 Euro über die Ladentheke. Verfügbar ist er etwa bei B&H Waffenhandel.
Text: Tino Schmidt und Stefan Perey
Dieser Artikel erschien auch in der caliber, Ausgabe 02/2025. Dort ist auch die ausführliche Schießtabelle mit allen Ergebnissen enthalten. Zudem auch mehr zum Revolver L562 in .22 l.r. Das Heft können Sie im VS Medien-Shop online kaufen, dort steht es auch als ePaper zur Verfügung.










