Pedersoli Philadelphia Deringer – ein historischer Vorläufer der Subcompact-Pistolen, als Vorderlader im Kaliber .45

Beginnen wir mit der historischen Einordnung: Johannes Heinrich Deringer (ja, Sie haben richtig gelesen: mit nur einem "r" in der Mitte) wurde am 26. Oktober 1786 in Pennsylvania als Sohn eines deutschstämmigen Büchsenmachers geboren, der vor der Revolution in die amerikanischen Kolonien ausgewandert war. Wie sein Vater arbeitete auch "Henry" Deringer als Lehrling bei anderen Büchsenmachern, bevor er 1806 in Philadelphia sein eigenes Geschäft eröffnete und Kurz- und Langwaffen für die US-Armee herstellte.

Linke Seite des Pedersoli Philadelphia Deringers
Die linke Seite des Philadelphia-Deringers, mit Nussbaum-Griff und Messing-Beschlägen.

Deringers Name hätte das gleiche Schicksal erleiden können wie die Namen Dutzender anderer zeitgenössischer Büchsenmacher – nämlich in Vergessenheit zu geraten. Aber 1825 hatte Henry die Eingebung, eine Taschenverteidigungspistole zu bauen, allerdings in einem großen Kaliber, die trotzdem bequem in einer Jackentasche oder in einer Handtasche aufbewahrt werden konnte. Ursprünglich mit einem Steinschloss ausgestattet und von den "Queen Anne"-Modellen inspiriert, hatte Deringers Pistole einen außerordentlichen Erfolg, der sich einige Jahre später mit der Einführung der Perkussionsversion noch steigerte.

Die Pistolen kamen auf dem zivilen Markt sehr gut an und erfreuten sich vor allem bei den Offizieren der Armee großer Beliebtheit, die sie privat (manchmal paarweise) als Backup-Verteidigungswaffe kauften.

Henry Deringer hat seine Pistole allerdings nie patentieren lassen. Seine Nachlässigkeit oder vielleicht auch das Unwissen der möglichen Folgen und der ungeahnten Popularität trugen dazu bei, dass sich Nachahmungen aller Art verbreiteten, deren Qualität von gut bis schlecht reichte, während die Original-Philadelphia-Deringer alle hervorragend gebaut und oft mit Gravuren und Details aus Edelmetall verziert waren. Im Laufe der Jahre wurde der Name Derringer (dann mit zwei "r") zum Synonym für eine Taschenpistole, und große Firmen wie Remington und Colt hatten jahrzehntelang Pistolen vom Typ Derringer im Programm. In der Zwischenzeit war aus der Pistole sogar ein Hinterlader geworden.

Vor allem in den USA ist diese kleine Pistole bei Waffen- und Geschichtsliebhabern sehr bekannt, aus einem eher makabren Grund: Eine Philadelpia Deringer im Kaliber .44 wurde von John Wilkes Booth 1865 für das Attentat auf Präsident Abraham Lincoln verwendet. Kürzlich verkaufte ein US-Auktionshaus ein gut erhaltenes Exemplar für mehr als 3.000 Dollar.

Der Philadelphia Deringer von Pedersoli im Kaliber .45

Davide Pedersoli bietet in seinem aktuellen Katalog vier verschiedene Derringer-Pistolenmodelle an, darunter auch das mit einem einzigen "r" im Namen, die Philadelphia Deringer mit Perkussionsschloss im Kaliber .45. Dieses Modell haben wir uns vor Ort zusammen mit Stefano Pedersoli im Detail angesehen und waren beeindruckt:

Der Lauf der Philadelpia Deringer von Pedersoli, hier vom Griff abmontiert. Man beachte das seitlich verstellbare Korn.

Der Philadelphia Deringer von Pedersoli verfügt über einen 3 1/16" (78 mm) langen Achtkantlauf mit sechs Zügen, auf dem eine feste Kimme und ein seitlich verstellbares Korn angebracht sind. Das Schloss ist buntgehärtet, und das Stahlschloss trägt die zweizeilige Aufschrift "Deringer/Philadelphia". Der Abzugsbügel und andere Beschläge sind aus Messing. Der Ladestock ist ein separates Stück der Waffe und besteht aus Stahl. Trotz der geringen Größe und des relativ kurzen Laufs ist die Philadelphia Deringer von Pedersoli in der Lage, sich beim informellen wie sportlichen Schießen gut zu behaupten, auch dank der kleinen, aber effektiven Visierung. Ab und zu gibt es nämlich Schwarzpulver-Wettbewerbe, auf denen man auch in Deutschland mit dem Philadelphia ein paar Schüsse abfeuern kann. Ansonsten ist der Kauf dieses Kompaktmodells eher etwas für Sammler, denn der Erwerb ist in Deutschland ohnehin frei ab 18 Jahren.

Die Waffe lässt sich für Wartungsarbeiten leicht zerlegen und man kann die bemerkenswerte Verarbeitung des Griffstücks aus Nussbaumholz bewundern. Die Philadelphia Deringer von Pedersoli wird auf Wunsch in einer eleganten Holzkassette geliefert, die eine Pulverflasche und einen Ladestock enthält. Das Etui kann auch separat erworben werden.

Daten und Preis: Pedersoli Philadelphia Deringer für Sammler

Modell:
Philadelphia Deringer
Typ:
Vorderlader-Pistole
Schloss:
Perkussion
Kaliber: 
.45
Lauflänge: 
78 mm (3 1/16”)
Visierung:
starre Kimme, seitlich verschiebbares Korn
Gewicht: 
247 g
Preis:
557,- Euro

Weitere Infos dazu gibt es auf der Homepage von Pedersoli

Direkt kaufen kann man die Philadelphia Deringer beim Pedersoli-Service Deutschland

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