Die neueste Auflage der bekannten Pistolen-Baureihe: Die Tanfoglio Stock III Pro im Kaliber 9 mm Luger im Test

Tanfoglio Stock III Pro von rechts mit Gehörschutz.
Eine für (fast) alles: Die Tanfoglio Stock III Pro darf an vielen Wettkämpfen der Verbände DSU,
BDMP, BDS und DSB teilnehmen.

Der erste haptische Eindruck der TanfoglioStock III Pro war "cool". Das lag nicht nur am gediegenen Äußeren. Oder den zweifelsfrei kaum vorhandenen Toleranzen zwischen Verschluss und Griffstück. Das lag eher an den sich recht kühl anfühlenden Aluminium-Griffschalen. Der Griffumfang wie die Gestaltung sind für mittelgroße Hände fast ideal. Optisch punktet die Tanfoglio durch das sehr gleichmäßige, in Schussrichtung verlaufende Schliffbild auf den Flanken vom hartverchromten Verschluss und Griffstück. Durch den Anschliff wirken die Flanken etwas "glänzender" als der mattierte Rest. Das Ganze harmoniert ansprechend mit den schwarzen Griffschalen und Bedienelementen. Der zweite Eindruck, nach einiger Zeit in den Händen, war: "ganz schön schwer"! Die dazu beaufschlagte Waage zeigte auch satte 1.340 Gramm. Die danach befragten Sportordnungen der vier großen Dachverbände für sportliches Schießen zeigten zwei gelbe und zwei grüne Karten. 

Blick auf die Mündung der Tanfoglio Stock III Pro.
Eine massive Ansage: Ein Blick auf die Mündung der Tanfoglio Stock III Pro offenbart die Ausmaße des extrem dicken Laufes. Die wuchtige Anmutung wird vom durchgehenden Schließfedergehäuse verstärkt.

Der Reihe nach: Im Bund Deutscher Sportschützen (BDS), dessen recht knapp ausgelegtes Gewichtslimit für Pistolen im Kaliber 9 mm Luger schon bei 1.300 Gramm endet, ließe sich diese Tanfoglio nur in der freien Klasse oder im IPSC-Bereich einsetzen. Schützen mit dem Anspruch, auf den gängigsten Schießständen bis zu 25 Meter in teildynamischen- oder Präzisionsdisziplinen zu punkten, blieben im BDS fast außen vor. Beim Deutschen Schützenbund (DSB) sorgt der rote Fiberglasstab im Korn für ein Startverbot. Zwar lässt sich das Korn dieser Tanfoglio-Serie leicht tauschen, da nur verschraubt, aber erst muss Ersatz her. Und auch nach Tausch bieten sich im DSB nur zwei Disziplinen für diese Pistole an. Beim Bund der Militär- und Polizeischützen (BDMP) finden sich weniger Ausschlussgründe und mehr sowohl statische wie teildynamische Disziplinen für diese Waffe. Ganz problemlos ist es in der Deutschen Schießsport Union (DSU): Sowohl das Waffengewicht wie die Visierung, einschließlich der Nutzung von Rotpunktgeräten, sind freigestellt. Lediglich die Lauflängen müssen innerhalb einer Mindestlauflänge von 3“ (7,62 cm) zu maximal 8 3/8“ (21,27 cm) liegen. So lässt sich für einen möglichst querschnittlichen Einsatz, also ein sehr viele Disziplinen umfassendes Einsatz-Spektrum für diese Pistole, folgende Verbandsempfehlung abgeben: DSU, BDMP, BDS und DSB. Bei immerhin gut 2.200,- Euro für diese Waffe ist das eine, vielleicht für noch in der Findungsphase befindliche Einsteiger ohne Vereinsbindung, hilfreiche Betrachtung.

Was zeichnet die Tanfoglio Stock III Pro im Detail aus?

Aluminium-Griffschalen der Tanfoglio Stock III Pro.
Die fein schraffierten Aluminium-Griffschalen der Tanfoglio Stock III Pro wirken in Verbindung mit der Waffelung an Griffvorder- wie Rückseite dem Verwinden in der Hand entgegen.

Am hinteren Ende des Verschlusses sitzt eine Mikrometerkimme von LPA. Diese ergibt in Verbindung mit dem darauf abgestimmten Korn ein tadelloses Visierbild, sowohl für rein statische als auch, wegen des roten Fiberglaseinsatzes, für dynamische Disziplinen. Die Bedienelemente rasten definiert und leichtgängig. Der Verschluss-Fanghebel, die Magazin-Auslösetaste wie die manuelle Sicherung sind etwas, aber nicht übertrieben vergrößert. Die prominenten, inselförmigen Handhabehilfen an den hahnseitigen Flanken des Verschlusses wirken optisch gewöhnungsbedürftig. Sie haften aber hervorragend an Daumen und Zeigefinger der mit dem Verschluss beschäftigten Hand. Ebenfalls prominent ist das sehr lang ausgezogene "Beavertail", also der Griffsporn. Dieser verhindert wirksam in schnellen Serien, dass sich die Pistole "in die Hand schießt". Also von Schuss zu Schuss die Stellung in der Hand ändert, und damit die Visierlinien-Verfolgung sehr erschwert. Das Griffstück ist am Magazineinlass ausreichend angetrichtert, dies kommt einem reibungslos raschen Wechsel sehr entgegen. Der markante, höhere Magazinboden erlaubt es, zwei Patronen mehr zu laden, damit vergrößert sich die Kapazität von 17 auf 19 Patronen. 

Die neueste Auflage der bekannten Pistolen-Baureihe: Die Tanfoglio Stock III Pro im Kaliber 9 mm Luger im Test
Die Präzisionsausbeute der Tanfoglio Stock III Pro lässt keine Wünsche offen: Das reicht, fast laborierungsunabhängig, auch für das Siegertreppchen in nahezu jeder Präzisionsdisziplin verschiedener Verbände.

Der sehr weit ausgezogene Abzugsbügel schafft selbst für maiskolbengroße Zeigefinger ausreichend Platz. In der Auskehlung oben am Abzugsbügel, an der geraden Außenfläche, findet der Zeigefinger der unterstützenden Hand genügend Halt. Im mündungsseitigen Auslauf des Schließfedergehäuses wird deutlich, dass dort relativ viel Material stehen geblieben ist. Es sind bei der Stock III Pro also eher das Griffstück und der massive Polygonlauf als der Verschluss für das relativ hohe Gewicht verantwortlich. 

Zum Abzug: Als DA-/SA-Hahnschloss-Pistole ausgelegt, hat das Abzugszüngel einen zwangsläufig längeren Durchzugsweg nach Auslösen des Hahnes aus der Rast als Pistolen mit reinem SA-Hahnschloss. Da reicht auch das Herausdrehen des Triggerstopps bis "zur letzten Windung" nicht völlig, um den Durchzugsweg auf die oft gewünschten Zehntelmillimeter zu begrenzen. Das ist aber, der Abnutzung der Kanteneingriffe von Abzugsstange und Hahn wegen, auch meist nicht zielführend. Der mehrfach gemessene und dann gemittelte SA-Abzugswiderstand von rund 2.000 Gramm scheint als Papierwert zwar hoch, fühlt sich aufgrund der guten Charakteristik und der schweren Pistole jedoch deutlich geringer an.

Auf dem Schießstand mit der Tanfoglio Stock III Pro in 9 mm Luger

Die neueste Auflage der bekannten Pistolen-Baureihe: Die Tanfoglio Stock III Pro im Kaliber 9 mm Luger im Test
Die Magtech Steelcase ist mit rund 10,- Euro pro Packung sehr günstig, der IPSC-Faktor wird aus der Tanfoglio Stock III Pro erreicht, und die Schussleistung langt noch größtenteils für die "Zehn".

Schießen mit schwacher Hand? Je nach Haltekraft des Schützen oder (zu) schwach laborierter Munition oft ein trüber Quell für Zuführstörungen. Doch bei dieser Testwaffe sorgt das relativ hohe Gewicht wirksam für eine Unterstützung der schwächeren Hand. Mehr Masse kompensiert recht wirksam schwache Haltekräfte, jedoch nur solange, bis der Schütze von der zu haltenden Masse wieder überfordert wird. Das Visierbild liefert auf verschiedene Scheibentypen ein stets kontrastreiches Bild. Dies von der schwarz-weißen ISSF-Präzisionsscheibe, der komplett schwarzen "Duell-Scheibe" bis zu den grün-weißen DSU-Scheiben mit unterschiedlichen Motiven. Störungen oder Unregelmäßigkeiten traten weder bei nur mit wenigen Patronen teilgeladenen noch bei voll geladenen Magazinen auf. Der Hülsenauswurf war auch beim Schießen mit schussschwacher Hand stets weit und regelmäßig. Nach der Hand zur Maschine: Eingespannt in eine Ransom Rest bestätigte sich der händisch erworbene Verdacht, dass diese Fünfzöllige ein enormes Präzisionspotenzial aufweist. Oder anders ausgedrückt: Gruppen über 50 Millimeter haben ausgesprochenen Seltenheitswert, und das auch nur relativ. Sowohl aus der Hand wie aus der Schießmaschine lieferte die Stock III Pro eine beeindruckende Präzision ab. Zwar fehlen die Aufsehen erregenden "Ein-Loch-Gruppen", aber dafür ist es innerhalb der gegebenen Testlose nahezu egal, bei welcher Munitionsmarke oder -art der Schütze sein Budget lässt. Eine eher seltene Erfahrung, aus welcher sich gleich mehrere Schlüsse ziehen lassen.

Die neueste Auflage der bekannten Pistolen-Baureihe: Die Tanfoglio Stock III Pro im Kaliber 9 mm Luger im Test
Für die ganz Genauen: Wer die seit langen Jahren hochpräzise "Blitz-Knallpatrone" Magtech 95 gr JSP abkann, ist für Löcher außerhalb der 10 selbst verantwortlich. 

Wer gerne neben schnell auch möglichst präzise schießt, wie in zeitlimitierten Disziplinen auf Ringscheiben, kann sich eine Patrone mit geringerem Rückstoß aussuchen, so zum Beispiel von GECO die Hexagon, welche mit ihrer (nicht expandierenden) Hohlspitze eine reine Match-Patrone darstellt, oder auch die GECO 115 gr Hohlspitz. Wer die Tanfoglio Stock III Pro dort einsetzt, wo sie dem Willen ihrer Entwickler nach hingehört, schießt IPSC. Dafür empfiehlt sich von der Präzision wie auch pekuniär die sehr preiswerte Magtech Steelcase, welche, zumindest aus dieser Testwaffe verschossen, dazu auch faktorsicher ist. Den Schwerpunkt dieser Pistole sehen die Tester aber für die Schützen in Disziplinen, in denen unter Zeitdruck auf Ringscheiben in unterschiedlichen Entfernungen geschossen wird. Also die typischen Mehrdistanzübungen zwischen 5 und 25 Meter.

Verschlussführung Tanfoglio Stock III Pro.
Eine fast durchgehende Verschlussführung wie sehr enge und dennoch leicht­gängige Passungen sorgen bei der Tanfoglio Stock III Pro für eine sehr hohe Präzision bei gleichermaßen gegebener Zuverlässigkeit.

Auf kurze Entfernungen von fünf bis 15 Meter ist die etwas kürzere Visierlinien-Länge einer Fünf-Zoll-Pistole gegenüber den Sechs-Zoll-Varianten durchaus von Vorteil. Denn kürzere Typen "fädeln" sich nach dem Schuss erfahrungsgemäß etwas rascher wieder auf das Ziel ein als die längeren Muster. Ist eine Pistole, wie die Tanfoglio-Testwaffe, auch noch relativ schwer, wirkt dies der Hebelwirkung des Verschlusses beim Auflauf auf den hinteren Umlenkpunkt ebenfalls entgegen. Somit punktet die Tanfoglio Stock III Pro gleich nochmals. Und nein, die Stock III Pro ist uns auch nicht zu schade für den IPSC-Sport. Denn selbst die schnellsten aller Sportschützen sehen den Treffer gerne genau dort, wo sie abgekommen sind. Auch wenn die deutlich mehr als handgroße "A-Zone" etwas ganz anderes suggeriert.

Technische Daten und Preis: Tanfoglio Stock III Pro in 9 mm Luger

Hersteller und Modell:

Tanfoglio Stock III Pro

Kaliber:

9 mm Luger

Kapazität:

19 + 1 Patronen

L x B x H:

225 x 32 x 152 mm

Lauflänge:

121 mm (4,76“)

Dralllänge:

1: 250 mm (1:10“) 6 r.

Abzugsgewicht:

ca. 2.000 g (SA)

Gewicht:

1.340 Gramm

Ausführung:

Rechts-Linksausführung*

Preis:2.204,- Euro

Ausstattung: DA-/SA -Hahnschloss. Polygonlauf, Triggerstop, LPA-Mikrometerkimme, Korn mit rotem Fiberglasstab, Picatinny-Schiene unter Schließfedergehäuse, Aluminium- Griffschalen, Ersatzmagazin, hochwertiger Kunststoffkoffer und Putzzeug, Anschuss-Scheibe, englisch-italienische Bedienungsanleitung. * = Nach dem Umstecken der Magazinauslösetaste.

Mündungsseitig extrem verdickter Lauf Tanfoglio Stock III Pro.
Der mündungsseitig extrem verdickte Lauf wird nach vorn aus dem Verschluss heraus gezogen. Ansonsten birgt die Tanfoglio Stock III Pro keine weiteren Geheimnisse.

Fazit: Wie gut war die via Waimex erhältliche Tanfoglio Stock III Pro?

Tanfoglio stellt seit fast 30 Jahren IPSC-Pistolen her, oft in Großserie. Viele Muster gewannen in Händen von Top-Schützen nationale und internationale Wettkämpfe, darunter Weltmeistertitel. Allein im aktuellen Waimex-Katalog sind rund ein Dutzend verschiedene IPSC-Modelle gelistet – der Großhändler aus Fürth liefert die Italo-Pistolen an den Fachhandel (hier geht es direkt zur Tanfoglio-Auflistung auf der WAIMEX-Website).

Kein Wunder eigentlich, dass darunter auch Muster sind, die eine deutlich höhere Präzision mit Standardpatronen bei viel niedrigeren Kosten an den Tag legen als so manche deutlich teurere Fünf-Zoll-Ganzmetallsportpistole. Dafür gibt es die recht selten verteilte, uneingeschränkte Kaufempfehlung "mit Sternchen".


Den Testbericht mit den kompletten Schießergebnissen (10 Laborierungen) finden Sie in VISIER 8/2025 – diese Ausgabe können Sie gedruckt oder digital im VS Medien Shop bestellen.