Lang und leistungsstark: Kann die GLOCK 17L Gen5 MOS in 9 mm Luger auch sportlich ganz vorne mitmischen?

Dass die international erfolgreichen GLOCK-Pistolen mit ihrem niedrigen Gewicht und ihrer hohen Feuerkraft, gepaart mit einfacher Handhabung und höchster Zuverlässigkeit, wegweisend für den modernen Dienstpistolenbau waren, steht wohl außer Frage. In der Retroperspektive betrachtet, gilt das auch für die  GLOCK 17L. Denn sie war im Jahre 1988 die erste Polymerpistole, die über einen 6“/153“ mm langen Lauf und eine entsprechend üppige Visierlänge verfügte. Heute, wo polymere Dienstpistolen der Standard sind, haben viele Hersteller auch Versionen mit längeren 5“/127-mm- oder 6“/152-mm-Läufen im Produktportfolio, die das sportliche Klientel mit fertigungsbedingten, günstigen Preisen ansprechen sollen. 

Zu den populären Modellen gehören hier beispielsweise Urgesteine wie die Heckler & Koch-Modelle USP Expert oder Elite aber auch jüngere Kandidaten wie Walther Q5 Match, Canik Rival oder SIG Sauer P320 X-Five. Eine gewachsene Visierlänge ist für weite, sportlichere Entfernungen wünschenswert und auch die Vorderlastigkeit kommt einem im Schussverhalten etwas entgegen. Die GLOCK G17L ist aber nicht die einzige Pistole aus Deutsch-Wagram mit überlangem Lauf. Mit der GLOCK G24 bietet man ein Schwestermodell im Kaliber .40 S&W an, das aber einen echten Seltenheitswert auf den Schießständen genießt. Etwas mehr Verbreitung fanden hingegen schon die Ende der 1990er Jahre auftauchenden Modelle G34/35 in den Kalibern 9 mm Luger/.40 S&W, die mit 135 mm Lauflänge wohlproportionierte Sportler darstellen, die zwischen G17/G22 und G17L/G24 angesiedelt sind. 

Die Technik der Polymer-Pistole GLOCK G17L Gen5 MOS

Formatvergleich (von oben): G17L, G34 und G17 – alle GLOCK-Pistolen in aktueller Gen5 MOS-Ausführung.

Die längste GLOCK im Kaliber 9 mm Luger fristet im Vergleich zu den Bestsellern des Hauses ein Nischendasein, vielleicht hat man sie deshalb nie in die vierte Generation überführt. Umso mehr waren wir gespannt, als wir erfuhren, dass man bei GLOCK nun doch noch einmal Hand angelegt hat und auch die lange Target-Ausführung auf den letzten Stand der Technik gebracht hat. Damit einhergehend besitzt die neueste Pistole auch die typischen Ausstattungsmerkmale der fünften Generation:

  • GLOCK Marksman Barrel (GMB) für verbesserte Präzision
  • Beidseitiger Verschlussfanghebel
  • Vergrößerter, aber flacher Magazinauslöseknopf
  • Abriebfeste, widerstandsfähige nDLC-Beschichtung
  • Griffstück mit aggressiver RTF-Oberflächenstruktur ohne Fingermulden
  • MOS-Ausführung

Darüber hinaus weist die Modellbezeichnung MOS (Modular Optic System) darauf hin, dass der Verschluss auf der Oberseite dieser 9x19-Longslide für die Montage eines Minileuchtpunktvisiers ab Werk vorbereitet ist. Mit den vier beigefügten Adapterplatten lassen sich die populärsten Leuchtpunktvisiere montieren, die der Markt im Moment zu bieten hat. Bei der GLOCK G17L Gen5 MOS gehört der gewichtsreduzierende Fensterausschnitt in Mündungsnähe auf der Verschlussoberseite des Erstmodells der Vergangenheit an.

Technische Daten und Preis der GLOCK G17L Gen5 MOS

ModellGLOCK G17L Gen5 MOS

Kaliber:

9 mm Luger

Magazinkapazität:

17 Patronen

Griffstück:

Polymer mit Stahleinlagen

Verschluss:

Stahl, schwarz nDLC beschichtet

Lauflänge, Laufprofil:

153 mm, GLOCK-Marksman-Barrel

Visierlänge:

210 mm

Kimme:
4,3 mm, mit weißer, nicht nachleuchtender Umrandung

Sicherung:

Abzugssicherung, automatisch wirkende Fall-Schlagbolzensicherung

Abzugssystem, -gewicht:

Safe Action, Mittelwert 2.370 Gramm

Gesamtgewicht:

incl. Magazin 718 Gramm

Maße (LxBxH):

229x33x139 mm

Extras:

Hartschalenkoffer mit einem Reservemagazin, 2x Griffrücken, Ladehilfe, Putzzeug

Preis:

1.043,- Euro

* Mittel aus 5 Messungen mit der Lyman-Abzugswaage

Einfachste Bauweise und dadurch auch wenig störungsanfällig: die demontierte GLOCK G17L – unter dem Verschlussoberteil (von oben) liegt die Kunststoffhülse, die jetzt die Tandemfeder abstützt.


GLOCK G17L: Eine modifizierte Schließfederfixierung sorgt für die sichere Funktion und spart Gewicht

Die Tandemverschlussfeder entspricht den G17-Dienstpistolen von GLOCK. Ein gewichtsparendes Kunststoffbauteil sorgt als Abstandhalter für die Abstützung im Verschluss.

Um das Verschlussgewicht und somit die Kinematik für 100% Funktionssicherheit abzustimmen, bediente man sich bei der G17L Gen5 eines auf den ersten Blick nicht sichtbaren, konstruktiven Kunstgriffs. Das Gegenlager für die Tandem-Verschlussfeder ist nicht mehr fester Bestandteil des Verschlusses, sondern ein Kunststoffstück, das in die vordere Verschlussführung eingesetzt wird. Dadurch wird wie bei dem ehemaligen Schlittenausschnitt der G17L Gen1-3 ebenfalls Gewicht eingespart. 

Übrigens sind alle Bauteile bis auf Verschluss und Lauf mit einer konventionellen G17 Gen5 kompatibel, was somit auch für die unzähligen Nachrüst-Tuningteile zutrifft. Die Abzugsqualitäten der Gen5 sind zweifelsohne besser als ihre Vorgänger. Wir maßen bei unserer Testwaffe ein Abzugsgewicht von rund 2.400 Gramm. Wer die Waffe sportlich einsetzen möchte, sollte aber auf jeden Fall die rund 110 Euro in den GLOCK Performance-Trigger investieren, es lohnt sich. In Sachen Visierung ist man von der sportlichen Verwendung aber noch recht weit entfernt, da es sich hier lediglich um eine seitlich driftbare Kimme mit korrespondierendem Korn handelt. Hier bietet zumindest der Zubehörmarkt genug Visierungen an, darunter auch einige wenige mit Mikrometerverstellung. Was der Gewinn an Visierlänge in der Theorie bringt, hat der Schweizer Mathematiker und Ballistiker Beat Kneubuehl schon einmal in Zahlen gefasst: 20 mm mehr oder weniger Visierlänge vergrößern oder verringern die Streuung um 14% – zumindest theoretisch. 20 mm sind auch ziemlich genau der Visierlängenunterschied zwischen einer GLOCK G34 und einer G17L.

Verschlüsse im Vergleich (von links): GLOCK G17L Gen5 MOS, G34 Gen5 MOS sowie G17 Gen5 MOS.

Präzisions-Test der GLOCK G17L Gen5 MOS

Für die Präzisionsüberprüfung mit sieben 9x19-Munitionssorten mit Geschossgewichten von 95 bis 147 Grains wählten wir trotz der langen Visierlänge von satten 210 mm ein Leuchtpunktvisier in Form des Leupold Delta PointPro, das mit recht sauberem Punkt und parallaxenfreier Einstellung auf der 25-Meter Distanz überzeugt. 

Das beste Ergebnis von der Sandsackauflage realisierten wir dabei mit einer "Gut & Günstig"-Patrone in Form der S&B 124 Grains FMJ, die aus zwei gemittelten 5-Schuss-Gruppen 40 mm brachte. Vier von sieben Laborierungen lagen unter 50 mm, damit waren wir auch in Anbetracht des Dienstpistolenabzuges durchaus zufrieden.

Funktionsstörungen gab es während des Tests keine zu verzeichnen. Alle Resultate und Tabellen finden Sie im gedruckten Testbericht in caliber 11-12/2024. Diese Ausgabe können Sie hier direkt im VS-Medien-Shop bestellen.

Unser Test-Fazit: Die GLOCK G17L zeigt zwar sportliche Ansätze, müsste aber noch weiter ausgebaut werden

Mit der G17L Gen5 MOS hat GLOCK noch einmal mehr Visierlänge und Präzision herausgekitzelt, für eine sportliche Verwendung fehlt unserer Meinung nach eine verstellbare Visierung ab Werk. Natürlich kann man sich diesbezüglich auf dem umfangreichen Zubehörmarkt bedienen oder in entsprechenden Disziplinen/Freien Klassen gleich auf ein Leuchtpunktvisier setzen. Die Preisempfehlung für die GLOCK G17L Gen5 MOS beträgt 1.043,- Euro. In jedem Fall ist das neue Modell eine Bereicherung des Sortiments.


Weitere Informationen beim Hersteller unter www.eu.glock.com – der Vertrieb an den Fachhandel erfolgt in Deutschkand über die RWS GmbH.

Diesen Artikel gibt es auch in dieser Sprache: