Neue Subcompact-Pistole im Test: Die CZ P-10 Micro im Kaliber 9mm Luger

Mit der P-10 M (Micro) komplettiert der erfolgsverwöhnte Waffenhersteller seine P-10-Baureihe, die bis dato aus der ausgewachsenen Dienstpistole P-10 F (Full Size) und der kleineren P-10 C (Compact) bestand, wobei entgegengesetzt der üblichen Verfahrensweise die CZ P-10 C zu allererst das Licht der Welt erblickte. Jetzt schickt CZ mit der P-10 M die kleinste Ausführung der Polymerrahmenpistole in 9 mm Luger mit einer Feuerkraft von 7+1 Patronen ins Rennen.

Mit einem Leergewicht von 572 g und den geringen Dimensionen ganz klar in die Kategorie der Subkompaktpistolen. In der tummeln sich reichlich Mitbewerber: Beispielsweise die Beretta BU9 Nano, GLOCK G43, RUGER LC9, Smith & Wesson M&P9 Shield, oder die Walther PPS. Im Vergleich zur doppelreihigen P-10 C aus eigenem Hause, die bei nahezu gleicher Lauflänge 12 Patronen fasst, muss man bei der einreihigen Micro aufgrund des rund 6 mm schmaleren Griffstücks hinsichtlich der Magazinkapazität Abstriche machen. Der Zähler bleibt schlussendlich bei 7 Patronen stehen. Ob man eine höhere Feuerkraft oder eine schmalere und somit besser verdeckt zu führende Waffe bevorzugt, ist schlussendlich eine Frage der individuellen Präferenzen. Hierzulande könnte die P-10 M durchaus auch für den Jäger als ultrakompakte Fangschusswaffe interessant sein und da dürften 7+1 Patronen genügen.

CZ P-10 M von links.
Aalglatt und schnörkellos: Außenliegende Bedienelemente in Gestalt eines Verschlussfangoder Demontagehebels sucht ...
CZ P-10 M von rechts.
... man an der P-10 M vergebens. Die Visierung mit nachleuchtendem Drei-Punkt-Zielleitsystem ist absolut praxistauglich.
Stahlblechmagazin der P-10 M.
Das von CZ clever konstruierte Stahlblechmagazin der P-10 M fasst sieben Patronen und verjüngt sich im oberen Bereich.

Aalglatt und klein − ein aufs Wesentliche reduziertes Erscheinungsbild der CZ P-10 M

Ein auf den ersten Blick auffallendes Designmerkmal der winzigen Tschechin ist das glatte, schnörkellose Erscheinungsbild, denn man entdeckt weder auf der linken noch auf der rechten Seite einen manuell zu bedienenden, außenliegenden Verschlussfang- oder Demontagehebel. Trotzdem wird der Schlitten nach dem Abfeuern der letzten Patrone durch einen innenliegenden Mechanismus gefangen. Das Lösen nach dem Magazinwechsel erfolgt durch Zurückziehen des Verschlusses.

Für das Zerlegen muss ein Stift aus dem Griffstück herausgedrückt werden. Da man diese Aufgabe nicht täglich erledigt, kann man damit gut leben.

Innenliegender Verschlussfang der P-10 M.
Ein Verschlussfang ist nur im Inneren der P-10 Micro zu finden. Der von der Magazinlippe angesteuerte Hebel fährt in die korrespondierende Nut im Stoßboden.

Durch die aalglatte Oberfläche kann beim Ziehen der verdeckt getragenen P-10 M, beispielsweise in der populären "Appendix Inside the Waistband"-Tragweise unter dem Shirt, nirgendwo hängenbleiben. Wer das Magazin begutachtet, den wird die Formgebung zumindest etwas an die Patronencontainer der HK P7 M13 erinnern.

Im oberen Bereich ist das Magazin einreihig ausgeführt, weiter unten liegen die Patronen dann 1½-reihig oder besser gesagt im flachen Winkel von etwa 30° übereinander. Das verschafft der P-10 M bei gleicher Bauhöhe eine Patrone mehr als beispielsweise der GLOCK 43 oder Walther PPS. Deshalb kann das Griffstück auch im oberen Bereich, wo Daumen und Zeigefinger anliegen, nur rund 22 mm messen. Die Strukturierung des Griffstücks ist auf den Seitenflächen recht griffig, an Front und Rücken schön aggressiv ausgelegt. Vielleicht hat der Hersteller die Rahmenflächen, die hauptsächlich mit Bekleidung in Kontakt kommen können, etwas gewebeschonender ausgelegt.

Abzug und Schlagbolzenschloss der CZ P-10 Micro:

Abzug der CZ P-10 M.
Die Abzugssicherung der CZ P-10 Micro ist die einzige Sicherung am vollends gespannten Abzugssystem.

Der Abzug kommt in der Charakteristik einem Druckpunktabzug gleich, löste aber erst bei relativ hohen 3.600 g aus. Bei der von CZ als SFDA (Striker Fire Double Action) bezeichneten Abzugseinheit handelt es sich um ein teilvorgespanntes System, wie wir es auch von Glock-Pistolen kennen. Hier wird ein Teil der Kraft in die Schlagbolzenfeder durch die Vorwärtsbewegung des Verschlusses eingebracht. Der Restbetrag kommt dann über den Abzugsfinger über die Abzugsstange zum Schlagbolzen. Die Teilvorspannung erscheint CZ wohl so sicher, dass man auf eine Schlagbolzensicherung gänzlich verzichtet.

Die Bezeichnung "Double Action" trägt bei der P-10 M etwas zur Verwirrung bei, denn hier lässt sich nicht beispielsweise bei einem Zündversager ein beliebig häufiges Abschlagen über den Abzug realisieren, was ja bekanntlich ein Erkennungsmerkmal des klassischen Spannabzuges ist. In den USA, der primäre Markt für solch eine Subkompaktpistole für das tagtägliche, verdeckte Führen, gelten Pistolen mit vorgespanntem Abzugssystem aber durch die Einstufung der ATF (Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives) als Double-Action-Waffen. Somit macht die herstellerseitige Systembezeichnung dann doch wieder Sinn.

Alle technischen Details und Preis der CZ P-10 Micro in 9 mm

Modell:

CZ P-10 M

Kaliber:9 mm Luger
Magazinkapazität:7 Patronen
Griffstück:Polymer
Verschluss:Stahl, 272 g (348 g mit Lauf)
Lauflänge, Laufprofil:87 mm, 6x F-Z
Zug-Felddiameter/Dralllänge:8,83 -9,05 mm/1-250 mm
Kimme:4,05 mm, seitlich driftbar mit zwei weißen, nachleuchtenden Punkteinlagen
Korn:3,75 mm mit weißer, nicht nachleuchtender Punkteinlage
Visierlänge:150 mm
Sicherung:Abzugssicherung
Abzugssystem,-gewicht:SA:  3.577-3.700 g, Mittelwert 3.630 g
Gesamtgewicht (incl. Magazin):572 g
Maße (LxBxH):156 x 26 x112 mm
Extras:Hartschalenkoffer, Reservemagazin
Preis:539 Euro

Mit der CZ P-10 Micro in 9mm auf dem Schießstand

Einzelteile der zerlegten P-10 M.
Übersicht über die Einzelteile der zerlegten P-10 M von CZ.

Die subkompakte Defensiv- oder Fangschusspistole überprüften wir mit 5 Fabrikmunitionssorten mit Geschossgewichten im Bereich von 107 bis 147 Grains auf Schussleistung, wobei es sich bei 3 Laborierungen um reinrassige Verteidigungsmunition handelt. Darunter beispielsweise auch die recht junge GECO 107 Grains Action Extreme mit bleifreiem Hohlspitzgeschoss, eine durchaus interessante Laborierung für Jäger, die bleifrei im Revier unterwegs sein wollen oder müssen.

Auch wenn hier das Ranking nach den erzielten Streukreisen sicherlich nicht das wichtigste Kriterium ist, wollen wir doch mit dieser Aufzählung starten. Das besten Ergebnis auf der 15-m-Distanz lag mit der Speer Gold 147 Grains bei 54 mm aus 2 gemittelten 5-Schuss-Streukreisen. Danach folgte die S&B 124 Grains FMJ aus der 250er-Schüttpackung mit 63 mm. Die GECO-Patrone mit 124 Grains vollverkupfertem Bleigeschoss brachte es auf 63 mm. Der Durchschnitt aller Laborierungen lag bei 66 mm.

Durchaus interessant war die hohe Leistungsausbeute der 124 Grains Speer Gold Dot. Das Geschoss erbrachte aus dem 87-mm-Lauf stattliche 362 m/s und damit 526 Joule. Die Techniker von Speer haben bei dieser Short-Barrel-Laborierung durch die durchdachte Treibladungsmittelauswahl ganze Arbeit geleistet. Gerade mit solchen Laborierungen geht die P-10 M allerdings auch gut in die Hand. Damit ereilt sie das Schicksal vieler Subkompaktpistolen mit kurzem, schmalem Griffstück. Der Rückstoß wird von einer kleineren Fläche in der Hand aufgefangen und somit als unangenehmer empfunden. Da man auch mit Subkompaktwaffen regelmäßig trainieren sollte, um die Bedienung traumwandlerisch zu beherrschen und auch im Stress saubere Treffer anbringen zu können, sollte man am besten vor dem Kauf ein paar Probeschüsse abgeben. Wem der Rückstoß zu harsch oder das Griffstück zu klein ist, greift besser zur nächstgrößeren Variante, auch wenn der Reiz dieser extrem handlichen Pistolen sicherlich allgegenwärtig ist.

Die neue Mikrokompakte P-10 von Ceská Zbrojovka − unser Fazit

Mit der P-10 Micro erweitert der tschechische Hersteller Ceská Zbrojovka (CZ) sinnvoll diese nun aus 3 Modellen bestehende Baureihe der Polymerrahmen-Schlagbolzenschloss-Pistolen. Wie schon die CZ P-10 F und C sowie viele andere Pistolen aus diesem Stall kann der neue Winzling durch ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis überzeugen. Die P-10 M mit interessanten Designmerkmalen braucht den Vergleich zu Mitbewerbern nicht zu scheuen. Sie kostet 576,- Euro. Damit ist sie zwar nur geringfügig günstiger als eine GLOCK G43, der preisliche Unterschied zur Walther PPS ist hingegen mit rund 200,- Euro schon deutlicher um nur bei zwei Beispielen zu bleiben. Das und die gebotene Leistung machen sie zu einem guten Kauf.


Der komplette Testbericht ist bereits in der caliber, Ausgabe 6/2020 erschienen. Das Heft ist im VS Medien-Shop als Print- und Digitalausgabe verfügbar und enthält auch die ausführlichen Daten des Schießtests.

Diesen Artikel gibt es auch in dieser Sprache: