2011er Pistolen für unter 1.300 Euro im Test: Armscor Tac Ultra FS HC in 9 mm Luger und .45 Auto

Auch wenn die Wurzeln von Armscor bis ins Jahr 1905 zurückreichen, begann man erst 1952 unter dem Firmennamen Squires Bingham Manufacturing, Inc. mit der Fertigung von Waffen über die ganzen Philippinen verteilt. Der südostasiatische Staat im westlichen Pazifik besteht aus über 7.600 Inseln. Der Name Armscor entstand dabei erst 1980 durch einen Eigentümerwechsel mit einhergehender Umfirmierung und stellt das Kürzel für Arms Corporation of the Philippines dar. 1985 kaufte man Rock Island Armory aus den USA und stieg damit in die Produktion von 1911er-Pistolen ein, was auch heute noch ein gewichtiges Standbein des Unternehmens darstellt. Dazu gesellt sich ein breites Programm an Revolvern, Repetier- und Selbstladebüchsen in Randfeuerkalibern sowie Unterhebel-, Vorderschaft- und Querflinten. Hier soll es jetzt aber mit den Armscor Tac Ultra FS HC (High Capacity)-Pistolen in den Kalibern 9 mm Luger und .45 Auto weitergehen.

Die via Huntex erhältlichen 2011-Pistolen Armscor Tac Ultra FS HC im Detail

Die Armscor Tac Ultra FS HC von beiden Seiten.
Die Armscor Tac Ultra FS HC sind grundsolide Ganzstahlpistolen mit 5“/127 mm Lauflänge in den Kalibern 9 mm Luger und .45 Auto.

Im Gegensatz zu vielen 2011er Pistolen auf dem Markt, die nach den Ideen von Virgil Tripp ein zweiteiliges Griffstück mit stählernem Oberbau und unterem Kunststoffgriff besitzen, basieren die Armscor-Modelle auf einem einteiligen Ganzstahlgriffstück. Somit erinnern sie an die frühen Griffstücke/Komplettpistolen des kanadischen Herstellers Para-Ordnance aus den späten 1980er-Jahren. Para-Ordnance gilt als der Pionier der High-Capacity-1911 mit doppelreihigem Magazin. Das beschert den Armscor-Pistolen dann 13 Patronen in .45 Auto sowie 17 Patronen in 9 mm Luger im Magazin. Zudem gibt es eine Ausführung für die leistungsstarke 10 mm Auto, bei der die Lauflänge auf 5,5“ (140 mm) verlängert wurde. Unsere Testwaffen in 9 mm Luger und .45 Auto kommen hingegen mit der klassischen Lauflänge von  5 " (127mm) und passen somit auch locker in die IPSC-Box der Standardklasse mit den Maßen 225 x 150 x 45 mm (LxHxB). Wer sich die Pistole für diese hochdynamische Disziplin zulegen möchte, wird erfreut sein, dass zum Lieferumfang bereits vier Stahlblechmagazine gehören.

Griffstück der Armscor Tac Ultra FS HC von vorne im Detail.
Mit rund 36 mm Breite ist das Griffstück der Armscor Tac Ultra FS HC nichts für Schützen mit kleinen Händen.

Die Griffstücke fallen mit 36 mm entsprechend breit aus. Wer nicht mindestens Handschuhgröße 11 hat, sollte besser zu den einreihigen Modellen greifen, auch wenn die große Magazinkapazität verlockend erscheint, aber in den seltensten Fällen gebraucht wird. Laut Herstellerangaben werden Griffstück und Verschluss aus 4140-Stählen (42CrMo4) gefertigt − ein häufig verwendeter Werkstoff im Waffenbau. Angesichts des niedrigen Preises muss man auf eine hochwertige Beschichtung verzichten. So schützt eine einfache Phosphatierung die Oberfläche vor Rost – nicht edel, aber funktional. Auch wenn die Auflagefläche der Drehhebelsicherung durchaus etwas größer ausfallen könnte, ist das elementar wichtige Bedienelement zumindest auf beiden Seiten zu finden. Beide Modelle verfügen über eine vollverstellbare Kimme im keilförmigen Novak Style, die mit weißen Punkten versehen ist. Korrespondierend dazu verrichtet ein Lichtsammler-Korn seinen Dienst. Den Abschluss des Griffstückes bildet ein stählerner, komplett umlaufender Magazintrichter am Magazinschachteingang. Das Abzugsgewicht maßen wir mit brauchbaren 1.900 Gramm, die Charakteristik mit kaum merklichem Kriechen ging dabei voll in Ordnung. Etwas unkonventionell für den 2011er Pistolentyp ist, dass der Lauf im Mündungsbereich wie bei John M. Brownings 1911-Klassiker in einer Buchse geführt wird. Verarbeitung und Passungen waren überraschend gut für diese Preisklasse, sodass die Testwaffen ein stimmiges Gesamtbild ablieferten.

Zerlegte Armscor Tac Ultra FS HC im Detail.
Die in ihre Grundbestandteile Armscor Tac Ultra FS HC im Detail.

Mit der Armscor Tac Ultra FS HC in 9 mm und .45 auf dem Schießstand

Armscor Tac Ultra FS HC mit Scheibe der freihändigen Schießversuche.
Aus der Hand gelangen uns mit der Armscor Tac Ultra FS HC auf 25 Meter mit der S&B 140 Grains immerhin 190 von 200 Ringen.

Zuerst wanderte die Armscor Tac Ultra FS HC in 9 mm Luger in die blauen Backen der Ransom Rest-Maschine. Zur Schussleistungsüberprüfung wählten wir ein Dutzend Laborierungen von 100 bis 158 Grains Geschossgewicht aus. Das beste Schussbild zeigte dabei unsere Handladung mit dem überschweren 158 Grains CamPro-Geschoss mit 43 mm. Insgesamt realisierten wir mit der 2011-Hi-Cap in 9x19 mit drei Laborierungen Streukreise, mit denen man die Zehn auf 25 Meter auf der DSB/BDS-Scheibe halten kann. Funktionsstörungen gab es keine zu verzeichnen, lediglich die schwermetallfreien Zünder der GECO Hexagon brauchten bei zwei Patronen einen zweiten Abschlag, um zu zünden. Die .45 Auto-Variante überprüften wir mit acht Laborierungen von 195 bis 230 Grains auf Schussleistung. Dabei kristallisierte sich die S&B 230 Grains JHP mit 35 mm als Gewinner heraus. Zum Schluss landeten die Hälfte aller Laborierungen unter der 50-mm-Grenze. Funktionsstörungen traten auch hier trotz der ungünstigen SWC-Form oder kurzen Patronenlängen, wie bei der S&B 230 Grains JHP, nicht auf. Allerdings gelang es uns nicht, die versprochenen 13 Patronen ins Magazin zu bekommen. Bei 12 Patronen war Schluss und ab der elften Patrone gestaltete sich das Laden als Kraftakt. Dafür gingen in die 9 mm Luger sogar 18 anstatt 17 Patronen, allerdings ist die Magazinfeder dann komplett auf Block gefahren und das Magazin ließ sich nur noch bei offenem Verschluss einrasten. Die Hülsen wurden bei der .45 Auto weit ausgeworfen, was auf eine gewisse Überfunktion hindeutet. Somit können in Werkskonfiguration der Waffe durchaus softe Laborierungen zur Anwendung kommen. Wir griffen uns noch einmal die 9 mm Luger und die Schießbrille, um zu sehen, was sich frei Hand auf der 25-m-Bahn realisieren lässt. Trotz einer ärgerlichen Acht beim letzten Schuss blieb der Zähler bei 190 von 200 Ringen stehen, was wir für die erste Bestandsaufnahme gar nicht als so schlecht empfanden. Bei den dynamischen Drills zeigte sich das hohe Eigengewicht der Pistole von ihrer besten Seite. Gerade mit der soften S&B 140 Grains JHP avancierten schnelle „Bill Drills“ zum wahren Vergnügen.

Technische Daten und Preis der Armscor Tac Ultra FS HC im Überblick

Modell:

Armscor Tac Ultra FS HC

Kaliber:

9 mm Luger (.45 Auto)

Magazinkapazität:

17 (12) Patronen

Griffstück:

4140-Stahl, parkerisiert (phosphatiert)

Verschluss:

4140-Stahl, parkerisiert (phosphatiert)

Lauflänge/-profil:

128 mm/6x Feld-Zug (8,87-9,02) mm, (11,42-11,31) mm

Kimme:

voll verstellbar, mit weißen Punkteinlagen, 3,05 mm

Korn:

Targetkorn mit roter Fiberoptikeinlage, 3,05 mm

Visierlänge:

180 mm

Sicherung:

beidseitig manuell zu bedienende Flügelsicherung

Abzugssystem/-gewicht:

SA/1.919 g

Gesamtgewicht:

1.435 (1.382) g

Maße (LxBxH):

222 mm x 36 mm x 148 mm

Preis:

1.299,- Euro

Ausstattung:Negrini-Hartschalenkoffer, drei Reservemagazine

Fazit: Die Armscor Tac Ultra FS HC

Die philippinischen Armscor Tac Ultra FS HC-Modelle in 9 mm Luger und .45 Auto haben zum Spottpreis von 1.299 Euro erstaunlich viel zu bieten. Hierbei gilt zu beachten, dass die voluminösen Griffstücke nur für Schützen mit großen Händen geeignet sind. Verarbeitung und Schussleistung gehen durchweg in Ordnung. Bei dem günstigen Preis könnte man noch in ein nachträgliches Abzugstuning durch einen kompetenten Büchsenmacher/Tuningspezialisten investieren, was der Pistole sicherlich weiter voran bringen würde.