Youngtimer-Test: Weihrauch HW 4 – Plinking-Spaß mit dem bedürfnisfreien Revolver in 4 mm Rand

Daheim, im befriedeten Besitztum mit heißen Gasen schießen: Eine Gruppe kleiner Kaliber macht das möglich, wenn die entsprechenden Waffen eine Kennzeichnung der PTB und das bekannte "F" haben. Denn das bedeutet, sie sind bedürfnisfrei und haben eine Mündungsenergie unter 7,5 Joule. Neben der kleinen Übungs-Zentralfeuerpatrone 4 mm M20 zeichnen sich auch einige 6 mm Flobert- und 4 mm Rand-Waffen durch diese Kennzeichnung aus. Mit dem HW 4 von Weihrauch stellt all4shooters.com einen Youngtimer-Revolver im letztgenannten Kaliber vor. 

Revolver von Weihrauch?

Heute klingelt es beim Namen Weihrauch in erster Linie bei den Freunden von freien Waffen. Die Luftgewehre von Weihrauch & Weihrauch Sport genießen einen tadellosen Ruf und werden nicht nur für das Lochen von Dosen im Garten eingesetzt, sondern finden auch etwa im Field-Target-Sport ihre Verwendung. Auch die Gas- und Signalwaffen von Weihrauch haben einen guten Ruf und werden regelmäßig etwa für Silvester oder den Selbstschutz empfohlen. Ebenso werden auch Jagdrepetierer gefertigt. Als Waffen von Weihrauch weiterhin bekannt sind die Revolver der Hermann Weihrauch GmbH, die unter dem Markennamen "Arminius" am Markt zu finden sind. Unter dieser Bezeichnung kommt auch der "kleine" HW 4. 

Der HW 4 im Detail:

Weihrauch HW 4 rechte Seitenansicht
Älteres Belegstück: An einigen Stellen, wie hinter der Trommel, sieht man dem Weihrauch Revolver im kleinen Kaliber sein Alter durchaus an.

Trotz des kleinen Kalibers kommt der HW 4 mit einem ordentlichen Gewicht. Er bringt ungeladen 1.005 Gramm auf die Waage – also nur gut 200 Gramm weniger als ein Smith & Wesson 686 in .357 Magnum. Kein Wunder: Trotz des eher schwachen 4-mm-Kalibers hat Weihrauch viele wesentliche Teile des HW 4 aus Stahl gefertigt. So etwa den Lauf (mit Ausnahme der Laufschiene), die Trommel, den Abzug sowie den Hahn. Der Rahmen an sich besteht jedoch nicht aus Stahl.

Zum Gewicht tut zudem die Lauflänge der Waffe von 140 Millimetern ihr Übriges, das entspricht etwa 5,5 Zoll. Oberhalb des Laufes sitzt die erwähnte ventilierte Schiene, auf der das Korn thront. Sie verbinden zwei Schrauben solide mit dem Lauf. Der Schütze kann aber das Korn als solches nicht ohne weiteres verschieben oder austauschen. Die Visierkorrektur nimmt der Benutzer über die Kimme vor: Sie wird mit zwei Schrauben in der Seite sowie der Höhe verstellt. Das erfolgt im Falle der Höhenverstellung durch das Drehen der Schraube auf der Oberseite der Kimme. Darunter befindet sich eine Feder, welche das Element beim Lösen nach oben drückt und die Treffpunktlage entsprechend tiefer legt. Das geschieht stufenlos, die Rasten sind nicht spürbar. Entsprechend muss man hier mit etwas Gefühl arbeiten. Die seitliche Verstellung hingegen erfolgt ebenfalls durch eine Schraube, bei welcher der Tastsinn die einzelnen Rasten aber nur ganz leicht spürt. 

Weihrauch HW 4 ausgeschwenkte Trommel
Der HW 4 nimmt bis zu acht Patronen im Kaliber 4 mm Rand Lang auf. Der Ladevorgang vollzieht sich wie bei den "Großen".

Außen hat Weihrauch die Waffe komplett brüniert. Auf der linken Seite finden sich am Lauf die detaillierte Kaliberangabe "4 mm Randzünder Nr. 7". Vor der Trommel sitzt oben das Arminius-Logo, darunter die Modellbezeichnung, gefolgt von dem bekannten "F im Fünfeck". Auf dem Systemkasten ließ der Hersteller zudem noch einmal eine Plakette mit dem Arminius-Logo und dem Schriftzug in Gold ein. Auf der anderen Seite sind vor der Trommel die Seriennummer eingeprägt, die Herstellerbezeichnung sowie das PTB im Viereck. 

Bei diesem Revolver handelt es sich um die Nummer 47. Aktuell weist die Zulassungsliste der Physikalisch Technischen Bundesanstalt als höchste Nummer die 1065 aus. Zwischenzeitlich war für ein Modell Arminius HW 4 in Kaliber 4 mm Rand noch eine Zulassung mit der Nummer 692 erteilt worden. Das alles belegt, dass es sich bei dem Testmodell von all4shooters.com um ein relativ frühes Modell handelt. Vermutlich aus den 70er Jahren. Dafür spricht auch die Patina an der Waffe. Das Belegstück kam mit Kunststoffgriffschalen in Holzoptik und einer auffälligen Daumenauflage. Neuere Modelle verfügen über Kunststoffgriffe im Combat-Stil.

Technische Daten des Weihrauch HW 4:

Modell:Weihrauch HW 4
Preis:gebraucht ab 50,- Euro je nach Zustand und Ausführung
Kaliber:4 mm Randz. Nr. 7
Kapazität:8 Patronen
Maße (L x B x H):257 x 34 x 145 mm
Lauflänge:140 mm
Trommelspalt:0,3 mm
Visierlänge:180 mm
Ausschnitt Kimme:2,5 mm
Kornbreite:3 mm
Abzugsgewicht:DA: 5.100 g / SA: 2.150 g
Gewicht:1.005 g
Ausstattung:Revolver mit Single-/Double-Action-System, Stahl, verstellbarer Visierung, Kunststoff-Formgriff. Finish: Poliert und brüniert.

Der 4-mm-Revolver von Weihrauch im Schuss:

Weihrauch HW 4 Kimme und Hahn
Obacht bei der Visierverstellung: Hat man die Visierung ganz herunter gedreht, touchiert der Hahn des HW 4 die Unterseite des Korns.

Die Bedienung der Waffe unterscheidet sich nicht von derer bei Waffen ähnlicher Bauart in größeren Kalibern. Um den Revolver schussbereit zu machen, wird der Ausstoßer nach vorne gezogen, um die Trommel freizugeben. Diese wird sodann ausgeschwenkt und sie kann mit acht Patronen befüllt werden. Grobmotoriker werden hieran wegen der filigranen Randzünder keine Freude haben. Durch das Single- und Double-Action-System kann der Revolver entspannt und auch vorgespannt geschossen werden. Der Abzug zeigt sich dabei im Double-Action-Betrieb zufriedenstellend: Der Weg verläuft relativ weich, bis der Abzug ohne merklichen Druckpunkt auslöst. Vorgespannt hingegen merkt man den Druckpunkt deutlicher. Der Abzug fällt dabei nicht durch.

Achtung: Hat der Schütze die Schraube der Kimme komplett angezogen, befindet sie sich also in der untersten Position, streift der Hahn mit seiner Oberseite die Kimme beim Auslösen. Das führt zu einem merklichen Zwischenwiderstand im Double-Action-Betrieb. Das könnte aber aus Testersicht durch relativ einfache Nacharbeit behoben werden. 

Trommel des Weihrauch HW 4 mit Enstlastungsbohrungen
Im Bild gut zu sehen: die in den Trommelstoppnuten des Weihrauch HW 4 eingebrachten Entlastungsbohrungen. Sie dienen dazu, die Leistung der 4 mm Rand herunter zu regeln.

Im Schuss weist der Revolver zudem noch eine Besonderheit auf: In der Nut der Trommel für den Arretierbolzen befinden sich in jedem Patronenlager Bohrungen. Diese haben den Zweck, die Schussenergie des Revolvers unter die für die "F"-Kennzeichnung erforderlichen 7,5 Joule zu drücken. Also: Beim Schuss auf diese Löcher nicht gerade den Daumen drauf halten – aber: Die Tester konnten bei ihren Probeschüssen keinen besonderen Funken- oder Partikelflug feststellen. Wegen der Rundkugeln lag ein Verdacht nahe, den der Test bestätigen konnte: Der HW 4 trumpft nicht als Präzisionsmaschine auf. Auf Distanzen bis 10 Meter und mit Augenmerk aufs Plinking reicht die Schussgenauigkeit allemal. Darüber hinaus wird das Treffen mehr und mehr zur Glückssache. Das Schießen macht dennoch große Freude und bereitet dem Freizeitschützen eine schöne Abwechslung zum Schuss mit kalten Gasen aus dem Luftgewehr. 

Unser Fazit zum Youngtimer Weihrauch HW 4:

Vorweg die Hauptsache: Der Revolver macht Spaß. Es hebt die Stimmung, mit ihm Dosen umzuwerfen oder auf Scheiben zu schießen. Beides, sofern man keine herausragenden Streukreise erwartet. Und das alles geht im befriedeten Besitztum, sofern die Geschosse das jeweilige Grundstück nicht verlassen können. Zudem eignet sich der HW 4 als Sammelobjekt, wie alle anderen Modelle im klar abgegrenzten Bereich der F- und PTB-Schießeisen auch. Wer will, kann sie in fast unbeschränkter Stückzahl erwerben, zumal sie bedürfnisfrei zu haben sind. Und so können diese Waffen eine spannende Sammlung bilden.


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