Savage Renegauge Security: Selbstaldeflinte im Kaliber 12/76 im ausführlichen Test

Schon oft auf Ausstellungen und Messen wie der IWA in Nürnberg bewundert, war das Flinten-Modell Renegauge von Savage in Deutschland bisher nicht in großem Stil verfügbar. Die Amerikaner schickten offenbar zu wenig über den großen Teich. Jetzt erhielten wir vom Importeur Helmut Hofmann GmbH endlich eine der neuen und optisch sehr beeindruckenden Selbstladeflinten in der Version „Security“. Der Vertrieb erfolgt in Deutschland über den Fachhandel.

Schon der Name Renegauge, eine innovative Wortschöpfung aus den Wörtern „Renegade“ (abtrünnig) und „Gauge“ (Flintenkaliber-Bezeichnung), zeigt, dass Savage hier offenbar neue Wege gehen will. Natürlich waren wir ordentlich gespannt, was da auf uns zukommt. Sehr viel, dies sei jetzt schon verraten.

Die Savage Renegauge Security und ihr Lieferumfang

Kunststoffkoffer mit Zubehör der Savage Renegauge Security.
Der mitgelieferte Kunststoffkoffer enthält nicht nur eine stabile Formeinlage, sondern auch jede Menge nützliches Zubehör. Damit lässt sich die Savage Renegauge Security individuell an ihren Besitzer anpassen.

Beim Auspacken der Flinte kam dem Tester sofort ein alter Werbespruch des im letzten Jahr leider verstorbenen Fußball-Kaisers Franz Beckenbauer in den Sinn: „Ja is‘ denn heut schon Weihnachten“? Unglaublich, was da im schwarzen Kunststoffkoffer alles enthalten ist. Mitgeliefert werden nicht nur ein Satz Wechsel-Chokes mit Choke-Schlüssel und diverse Shims (Schaft-Zwischenstücke) zur Anpassung von Senkung und Schränkung des Hinterschafts, sondern auch zwei zusätzliche Schaftkappen mit unterschiedlichen Verlängerungsstücken und zwei verschieden hohe Schaftrücken. So kann der Besitzer seine Flinte ganz individuell gestalten und an seine persönlichen Bedürfnisse anpassen – klasse! Im Lieferumfang enthalten sind aber auch noch einige Klein- und Ersatzteile, eine orangefarbene Sicherheitsfahne sowie ein in den USA obligatorisches Kabelschloss. Selbst zwei Ohrstöpsel werden mitgeliefert. Eine ausführliche und gut bebilderte englische Bedienungsanleitung liegt auch noch bei. Das ist schon sehr beeindruckend. Auch dass sich Hersteller und Importeur über Ersatzteile Gedanken machen, wie zum Beispiel mehrere O-Ringe, um den Kunden zu unterstützen, falls einmal etwas beschädigt wird, kann man nur gutheißen. Flinte und Zubehör werden durch eine stabile Formeinlage aus Hartschaum an Ort und Stelle gehalten und gleichzeitig bestens geschützt. Durch Vor-Stanzungen kann die Einlage angepasst werden, wenn die Flinte durch den Besitzer mittels Schaft-Anpassung oder durch die Montage eines Red Dots in der Kontur verändert wird – sehr gut.

Die Visierung der Savage Renegauge Security

Savage Renegauge Security-Ghost Ring Sight im Detail.
Das hochwertige Ghost Ring Sight und der sehr griffige Durchladehebel zeugen von der gut durchdachten Ausstattung der Savage Renegauge Security.

Während auf dem Systemgehäuse der Renegauge ein hochwertiges Ghost Ring Sight verschraubt ist und zusätzliche Bohrungen für eine Montageschiene angebracht sind, thront auf dem Lauf ein abnehmbarer Kornträger mit Kornschutzbacken und grünem Lichtsammlerkorn. Diese Kombination ergibt eine sehr gute und kontrastreiche Visierung. Wer ein Red Dot montieren will, findet im Zubehörhandel eine passende Montageschiene des amerikanischen Herstellers EGW (Evolution Gun Works). Aber nicht nur die üppige Ausstattung, sondern auch das fast schon futuristische Erscheinungsbild wirkt erfrischend anders als das, was man sonst von Selbstladeflinten gewohnt ist. Das ausgeprägt kantige Design könnte glatt vom Meister der Keilform himself, Marcello Gandini, stammen, dem ebenfalls letztjährig verstorbenen Schöpfer von Fiat X1/9, Lamborghini Countach und Lancia Stratos. 

Selbst das Leichtmetall-Systemgehäuse zeigt eine auffallend kantige Linienführung. Die massive, schräg geschnittene Lauf-/Magazin-Halteklammer verstärkt den kantigen Eindruck zusätzlich, was der Savage-Flinte ein erfrischend neuartiges und dynamisches Äußeres verleiht. Auch die dreifarbige Gestaltung der Security bietet viel fürs Auge. Der graue Kunststoff-Schaft und das anthrazitfarbene Systemgehäuse passen optisch sehr gut zur schwarzen Farbe von Lauf und Röhrenmagazin. Schon jetzt könnte man sich in diesen Halbautomaten regelrecht verlieben.

Die Technik: Das steckt in der Savage Renegauge Security

Doch genug der Äußerlichkeiten, wie schlägt sich die Savage in der Praxis? Immerhin werden für die Renegauge in der Security-Version knapp 1.700,- Euro aufgerufen. Wir wollten wissen, ob der Selbstlader nicht nur optisch, sondern auch technisch mit den bekannten und bestens bewährten Flinten von namhaften Herstellern mithalten kann. Deshalb jetzt zur Technik. Laut Hersteller ist das Herzstück der Savage Renegauge das einzigartige, patentierte selbstregulierende DRIV-Gassystem (Dual Regulating Inline Valve). Es soll auch bei Verwendung der unterschiedlichsten Munitionsorten für eine besonders zuverlässige Funktion sorgen. Das DRIV arbeitet mit zwei parallel nebeneinander angeordneten Ventilen, welche nur so viel Gas ins System weiterleiten, wie für die zuverlässige Funktion benötigt wird. Das restliche Gas wird einfach abgeleitet. Dadurch soll der Rückstoß verringert und die Schützenschulter bei längeren Serien weniger belastet werden. Auch das Innenleben der Flinte soll durch geringere Energieeinwirkung geschont und somit die Lebensdauer der Flinte verlängert werden. Soweit die Theorie. Aber kann dieser Gasdrucklader mit Drehkopf-Verschluss die hoch gesteckten Erwartungen tatsächlich erfüllen? Dazu später mehr. 

Mündungsdetailansicht der Savage Renegauge Security.
Das mitgelieferte Wechselchoke-Set der Savage Renegauge Security enthält drei zusätzliche Chokes und den passenden Choke-Schlüssel. Der grüne Leuchtstab des Lichtsammlerkorns hat sich im Test leider verselbständigt.

Der 47 Zentimeter lange Wechselchoke-Lauf ist auf einer Länge von rund 25 cm kanneliert, was wohl eine bessere Wärme-Abführung bewirken soll. Ob dies wirklich notwendig ist, sei dahingestellt, aber zumindest gab es auch bei ausgedehnten Serien und bei sehr schnellen Schussfolgen keinerlei Hitzeflimmern. Die drei mitgelieferten mündungslangen Wechselchokes (Voll-, Halb-, Viertel-Choke) sollen auch für Beretta- und Benelli-Flinten passen. Bei Bedarf könnte man sich also beim umfangreichen Choke-Sortiment dieser Hersteller bedienen und gegebenenfalls auch einen passenden Extended Choke montieren. Tester Frank Flumm machte die Probe aufs Exempel und setzte einen Beretta-Choke aus eigenem Bestand ein. Der bei Beretta-Flinten mündungslange Optima-Choke-Plus überragt den Lauf der Savage um zirka 20 mm. Bis auf die fehlende Rändelung am Überstand des Chokes ergibt sich so praktisch ein Extended Choke.

Savage Renegauge Security: Verarbeitung und Abzug

Die Verarbeitung macht einen soliden Eindruck. Weder am Leichtmetallgehäuse noch am Lauf oder am Magazinrohr gibt es irgendetwas zu beanstanden, wogegen am ansprechend gestalteten Kunststoff-Schaft doch ein paar Gussnähte sicht- und marginal fühlbar sind. Aber das ist schon Jammern auf sehr hohem Niveau. Die Griffbereiche am Pistolengriff und am Vorderschaft weisen eine angenehme und sehr griffige Struktur auf, die an eine gut gemachte Punzierung erinnert. Auch die Schaftkappe aus einer Gel-/Gummi-Kombination macht ihre Sache mustergültig, indem sie für einen sehr schnellen und absolut stabilen Anschlag sorgt. Zudem dämpft die Kappe sehr gut, selbst bei harten Ladungen, top! 

Der Abzug bricht nach kurzem Vorzugsweg minimal schleppend, aber dafür mit einem hervorragenden Abzugsgewicht von lediglich 1.450 Gramm (Durchschnitt aus zehn Messungen). Ein sehr guter Wert. Damit kann man arbeiten. Auch die großzügig bemessenen Bedienelemente begünstigen eine einfache und sichere Handhabung der Renegauge. Der Sicherungsknopf (hinten am Abzugsbügel) und der Verschluss-Entriegelungsdrücker funktionieren bestens. Sehr gut lässt sich auch der runde und ringsum griffig gerändelte Durchladehebel bedienen. So macht die Handhabung einer Flinte wirklich Spaß. Die vergrößerte Ladeöffnung und der auffallend leichtgängige Ladelöffel ermöglichen extrem schnelles Nachladen, egal ob einzelne Patronen ins Magazin geschoben werden oder ob man per Double Load oder gar per Quad Load nachladen will – erstklassig gelöst!

Kapazität und Ladevorgang der Renegauge Security von Savage

Ladeöffnung der Savage Renegauge Security.
Sehr große Ladeöffnung zum besonders schnellen Nachladen. Die Savage Renegauge Security funktioniert selbst mit schwach geladenen kurzen Slugs im Kaliber 12/60 völlig störungsfrei.

Die Magazin-Kapazität von 6 + 1 Schuss reicht für die meisten statischen und dynamischen Flinten-Disziplinen aus. Wer im BDMP an den Selbstladeflinten-Disziplinen SF 1 oder SF 3 teilnehmen will, benötigt jedoch eine Kapazität von acht Schuss. Aber auch hierfür gibt es eine Lösung: einfach Slugs im Kaliber 12/60 oder 12/63,5 verwenden. Von diesen kurzen Patronen nimmt das Röhrenmagazin der Renegauge Security nämlich sieben Stück auf und zusammen mit einer Patrone im Lauf reicht dies dann aus. Für den sportlichen Einsatz ist die Savage also bestens gerüstet. Gibt es auch Negatives zu berichten? Leider ja, wenn auch nichts wirklich Gravierendes. Der Kunststoff-Abzugsbügel und damit auch die Abzugsgruppe der Renegauge weisen leichtes Spiel auf, was leider so gar nicht zum Gesamtbild der ansonsten sehr hochwertig verarbeiteten Flinte passen will. Funktion und Zuverlässigkeit der Flinte werden dadurch jedoch nicht im Geringsten negativ beeinflusst. Nach nur wenigen Schuss mit Slugs hat sich leider der grüne Leuchtstab des Lichtsammlerkorns verabschiedet und war auf dem Schießstand nicht mehr aufzufinden. Schade. So etwas kommt hier und da natürlich vor, allerdings eher bei preisgünstigen Flinten. Das war es dann aber auch schon. Mehr kann man der Renegauge beim besten Willen nicht vorwerfen und insgesamt konnte dieser Halbautomat auf voller Linie überzeugen sowie alle Erwartungen vollständig erfüllen.

Mit der Savage Renegauge Security auf dem Schießstand:

Co-Testerin mit der Savage Renegauge Security im Anschlag..
Co-Testerin Vera Helmig mit der Savage Renegauge Security im Anschlag. Handhabung und Funktion des Selbstladers sind erstklassig.

Hier war die Renegauge eindeutig in ihrem Element und legte sowohl eine ansprechende Präzision als auch eine tadellose Funktion und bedingungslose Zuverlässigkeit an den Tag. Egal mit was man die Renegauge füttert, sie frisst einfach alles und setzt jede erdenkliche Flinten-Munition in kinetische Energie um. Während der Tests kam es zu keiner einzigen Störung, weder mit schwach geladenen Slugs im Kaliber 12/60 noch mit leichten Schrot-Ladungen mit 24-g-Vorlage. Selbstverständlich funktionierte die Renegauge auch mit harten Munitionssorten. Dieser Gasdrucklader überzeugt durch völlig störungsfreie Funktion und man gibt ihn nur sehr ungern wieder aus der Hand. Wer einmal gesehen hat, mit welchem Elan und Schwung die Savage ihre abgeschossenen Hülsen herauskatapultiert, ist sich absolut sicher, dass es hier niemals eine Funktionsstörung durch Hängenbleiben einer leeren Hülse geben kann.

Kleiner Tipp am Rande: Wenn man mit dieser Flinte bei einem Wettkampf wie beispielsweise Selbstladeflinte PP1 oder NPA-B im BDMP direkt neben anderen Schützen steht, möge man sich doch bitte ganz nach rechts stellen, um die anderen Schützen nicht gewaltsam mit leeren Hülsen zu traktieren. Andernfalls macht man sich absolut keine Freunde auf dem Schießstand. Die macht man sich jedoch, wenn man die umstehenden Schützenkolleginnen und -kollegen mit der Savage schießen lässt. Danach schaut man um sich herum nur noch in strahlende Gesichter. Großartig. Wie immer wurden für die Tests mehrere Personen eingespannt, sowohl Flinten-Anfänger wie auch -Fortgeschrittene. Das Fällen von Fallplatten mittels Schrots war mit der Savage ein einziger riesiger Spaß. Aber auch das Schießen mit Slugs machte große Freude. Sehr positiv fiel auch das angenehme Schussverhalten der Renegauge auf. Die oben genannte Theorie wurde in der Praxis also durchaus bestätigt. Die Präzision war ob des Umstands, dass sich das Korn schon früh seines Leuchtstabs entledigt hatte, durchaus ansprechend. Die ansonsten sehr kontrastreiche Visierung litt allerdings spürbar unter diesem Verlust und machte das präzise Zielen nicht gerade einfacher. Trotzdem zeigen die beiden sehr guten 65-mm-Streukreise der Brenneke-Slugs Classic im Kaliber 12/70 und Opal Magnum im Kaliber 12/76, zu welcher Präzision die Renegauge fähig ist. Mit einer Reflexvisierung wäre hier allerdings sicher noch mehr drin gewesen.

Savage Renegauge Security mit Transportkoffer.
Die Savage Renegauge Security vor dem im Lieferumgang enthaltenen und reich ausgestatteten Transportkoffer. Schon von außen ist klar erkennbar, was in den Koffer gehört.

Savage Renegauge Security: Technische Daten und Preis

Modell:

Savage Renegauge Security

Kaliber:

12/76

Kapazität:

6 + 1 Patronen

Länge:

1.020 mm

Lauflänge:

470 mm

Schaftlänge:

340 mm

Abzugsgewicht:

1.450 g

Gewicht:

3.385 g

Links-/Rechts-Ausführung:

Rechts

Preis:

1.699,- Euro

Ausstattung:

Gasdrucklader mit Drehkopfverschluss, Leichtmetall-Systemgehäuse mit Ghost-Ring-Sight, kannelierter Wechselchoke-Lauf, vielfach anpassbarer Kunststoff-Schaft.

Fazit: Das kann die via Helmut Hofmann vertriebene Selbstladeflinte Savage Renegauge Security

Wer eine überaus anpassungsfähige und extrem zuverlässige Selbstladeflinte mit sehr viel Zubehör sucht, der wird bei Savage fündig. Ob es die Renegauge Security oder gar die wettkampfoptimierte Renegauge Competition sein soll, liegt am persönlichen Geschmack oder am Budget des Käufers. Von kleinen Unzulänglichkeiten abgesehen ist die Renegauge Security eine sehr hochwertige sowie bestens ausgestattete Selbstladeflinte und verdient deshalb eine klare Kaufempfehlung. Die eingangs gestellte Frage, ob die Renegauge Security mit den Flinten anderer namhafter Hersteller mithalten kann, kann man nur mit einem uneingeschränkten „Ja“ beantworten. Die Savage Renegauge Security ist eine echte Alternative zu den bewährten „Platzhirschen“ und eine Bereicherung auf dem Flinten-Markt.


Dieser Test erschien auch in der VISIER, 04/2025. Dort sind die Schießergebnisse für 9 Flintenlaufgeschoss-Laborierungen von 12/60 bis 12/76 enthalten. Das Heft können Sie im VS Medien-Shop online kaufen. Dort ist es auch als ePaper verfügbar.

Weitere Informationen zur Savage Renegauge gibt es auf der Webseite des Herstellers. Ebenso, beim Importeur, der Helmut Hofmann GmbH. Der Verkauf an Endkunden erfolgt ausschließlich über den Fachhandel.