Zylinderverschluss-Repetierer mit einem individuell verstellbaren Chassisschaft erfreuen sich nun schon seit einigen Jahren wachsender Beliebtheit unter Sportschützen. Solch ein Metall-Chassis mit reichlich Schnittstellen für Zubehör und einem mehrfach verstellbaren Hinterschaft – am besten noch mit einem Klappgelenk ausgestattet – ist meistens kein ganz billiges Vergnügen. Der türkische Hersteller Huglu, im gleichnamigen Bergdorf in Zentralanatolien ansässig und das seit über 110 Jahren, schnürt aber bei der Ovis G2 ein Komplettpaket aus Chassis-Büchse in .308 Winchester, samt Zweibein, Monopod, Montageschiene und Soft Case in Veloursoptik für überschaubare 2.599,- Euro.
System, Sicherung und Abzug der Repetierbüchse Huglu Ovis G2

Die Systemhülse der Huglu Ovis G2 weist die typischen Merkmale der klassischen Remington 700 Short Action auf. Systemlänge, Länge des Auswurffensters, Abstand der Systemschrauben und Durchmesser der Hülse entsprechen den Remington 700-Abmessungen. Die beiden Verschlusswarzen verriegeln demnach auch direkt im Systemgehäuse und nicht im Lauf. Auf der Systemoberseite ist eine knapp 160 mm lange Weaver-Schiene mit vier Schrauben befestigt. Die Vorneigung der Schiene beträgt 20 Winkelminuten. Der Schlosshalter und die Abzugsgruppe sind mit der Systemhülse verstiftet. Der Direktabzug ist laut Hersteller zwischen 1.300 bis 1.500 Gramm Abzugswiderstand justierbar. Die Testwaffe hatte jedoch im Mittel einen Widerstand von für eine Sportwaffe extrem hohen 2.333 Gramm. Auch kriecht der Abzug minimal, bevor er auslöste. Seitlich am Abzugsgehäuse befindet sich die Zwei-Stellungs-Sicherung, die ausschließlich auf den Abzug und nicht den Schlagbolzen wirkt. Die Sicherung lässt sich nur bedienen, wenn die Schlagbolzenfeder gespannt ist. Der Verschluss samt angesetztem Kammerstengel sind aus einem Stück im Gesenk geschmiedet. Der Verschlusskopf trägt zwei Warzen in klassischer 180-Grad-Anordnung, womit sich ein Öffnungswinkel von 90 Grad ergibt. Eine Warze trägt eine durchgehende Nut, welche korrespondierend zu einer Feder im Systemgehäuse ist und als Verdrehsicherung dient.
Kompensator und Lauf der Repetierbüchse Huglu Ovis G2

Mit der Laufmündung verschraubt ist ein Dreikammer-Mündungsfeuerdämpfer. Die Durchgangsbohrung im Kaliber .30 beträgt 9,5 mm. Damit werden die hochgespannten Pulvergase nach Geschossaustritt effektiv in die Ausblasöffnungen und auf die Prallflächen geleitet. Die Winkel sind so gewählt, dass der Schütze vom Gasblast nichts mitbekommt. Hinter dem Mündungsgewinde beträgt der Laufdurchmesser bereits stolze 25 mm. Dieser erhöht sich dann zur Laufwurzel hin gleichmäßig auf 29,3 mm. Auf einer Länge von 500 mm ist die Laufoberfläche mit sechs tiefen, spiralförmig verlaufenden Nuten oder Kannelierungen versehen. Im Laufinneren übernehmen vier Züge und Felder die Geschossführung. Eine komplette Umdrehung ist nach 254 mm oder 10 Zoll erreicht. Die Lauflänge vom Stoßboden des Verschlusskopfes bis zur Mündung des Laufes, nicht der Bremse, beträgt 660 mm oder 26 Zoll. Dass diese Lauflänge durchaus sinnvoll ist, zeigen die hohen Mündungsgeschwindigkeiten und Mündungsenergien der Testlaborierungen. Im Test wurden Energiewerte bis knapp über 4.200 Joule erreicht. Generell scheint der Lauf aber relativ eng zu sein, da auch bekanntlich schwächere Laborierungen aus der Huglu hohe Energien erreichten. Wie beim Remington 700-System üblich, ist die Laufwurzel mittels eines 1 1/16“ x 16-Gewindes in das System geschraubt. Der Verschlussabstand wird über einen Rückstoßstollen hergestellt, der zwischen System und Laufwurzel verdrehsicher geklemmt ist.
Der Aluminium-Klappschaft der Repetierbüchse Huglu Ovis G2 Long Range wurde nach Chassis-Bauweise ausgelegt

Das Chassis aus Aluminium besteht im Wesentlichen aus dem zweiteiligen Handschutz, dem Systemträger und der Schulterstütze. Der untere Handschutz ist mit dem Systemträger verschraubt. Dazu befinden sich auf 3 und 9 Uhr je ein längliches Verbindungselement, welches Systemträger und Handschutz verbindet. Zusätzlich befindet sich im Handschutzinneren unter dem Lauf eine fünfte Schraube, die aber nur erreichbar ist, wenn die Barreled Action (Lauf mit Systemhülse) vorher ausgebaut wurde. Die Barreled Action wiederum lässt sich nur entnehmen, wenn zuvor der obere, kurze Teil des Handschutzes demontiert wurde. Dazu müssen zwölf kleine M3-Inbusschrauben entfernt werden. Dies ist eine ziemliche Fummelei und sollte auch nicht zu oft wiederholt werden, da ansonsten das Gewinde im Handschutz Schaden nimmt. Der Handschutz hat einen rechteckigen Querschnitt, ist sehr massiv gehalten und aus dem Vollen gefräst. Auf 3, 6, 9 und 12 Uhr befinden sich Langlochaufnahmen nach dem M-Lok-Design. Der Systemträger besteht wie das restliche Chassis auch aus schwarz eloxiertem Aluminium. Alternativ zu schwarz ist das Chassis auch sandfarben erhältlich. Das Magazin aus Kunststoff fasst fünf Patronen und ist nach Betätigung des Magazinauslösers frei fallend. Der verbaute Pistolengriff hat eine AR-Schnittstelle und kann somit leicht gegen Aftermarket-Zubehör getauscht werden. Allerdings passten für die Tester der Griffwinkel und die Griffgröße des originalen Pistolengriffes sehr gut. Auf der rechten Waffenseite vor dem Klappschaftgelenk befindet sich eine praktische Daumenauflage aus Aluminium für die Schießhand. Diese ist axial um etwa 20 mm stufenlos verschiebbar und lässt sich auch frei im Anstellwinkel justieren. Die Daumenauflage kann sowohl rechts als auch links montiert werden.

Das Bindeglied zwischen Systemträger und Schulterstütze stellt das stählerne Klappschaftgelenk dar. Zwei Haken greifen dabei ineinander und verriegeln die Verbindung. Zusätzlich drücken zwei sehr straffe federbelastete Stifte gegenläufig im Inneren des Gelenkes gegen dieses, um es möglichst spielfrei zu machen. Trotzdem ist radial etwas Spiel spürbar, das jedoch beim Schießen nicht störte. Was allerdings deutlich benutzerfreundlich gelöst werden könnte, ist die Entriegelung des Gelenkes. Dazu muss mit einer Hand der Schaftkolben festgehalten beziehungsweise nach unten gedrückt werden, während die andere Hand die Schulterstütze senkrecht nach oben zieht, um die beiden Haken zu entriegeln.

Die Schulterstütze selbst bietet einige Verstellmöglichkeiten, um den unterschiedlichen Anforderungen der Schützen zu genügen. Die Schaftkappe lässt sich von der Mittelstellung aus in einer T-Nut-Führung jeweils um 23 mm stufenlos nach oben und unten verstellen. Dazu muss nur eine gerändelte Schraube von Hand gelöst werden. Zwei weitere Rändelschrauben geben die Verstellung der Schaftlänge frei. Die Schaftkappe wird von zwei Führungsstangen und dazwischen einer Gewindespindel im Chassis gehalten. Die Längenverstellung ist stufenlos durch Drehen der Spindel möglich. Es steht ein Verstellweg von etwa 25 mm zur Verfügung, wenn beide Stangen noch in der Führung laufen sollen. Nach Anziehen der gerändelten Schrauben ist die eingestellte Schaftlänge absolut spielfrei. Ein baugleicher Verstellmechanismus übernimmt die Höhenverstellung des Schaftrückens. Hier ist ein maximaler, stufenloser Weg von etwa 22 mm möglich. Die Rändelschrauben fixieren durch Anziehen zwar die eingestellten Positionen absolut spielfrei, jedoch stehen die Schraubenköpfe teilweise sehr weit vom Chassis ab, vor allem jene der Schaftrückenverstellung. Man bleibt dann gleich mit der Kleidung oder auch mal mit dem Ellbogen daran hängen. Das Problem ließe sich durch kürzere Schrauben schnell lösen.
Auf dem Schießstand: Der Repetierer Huglu Ovis G2 Long Range

Der Importeur und Großhändler Huntex GmbH aus Hamburg stellte den Testern die Testwaffe samt Zubehör zur Verfügung. Das im Lieferumfang des Repetierers enthaltene Zweibein ist in sechs Stufen jeweils um 15 mm in der Höhe verstellbar. Auf Knopfdruck lassen sich die Füße in den Winkeln 0, 45, 90, 135 und 180 Grad arretieren. Das Zweibein wird von Huglu hergestellt und ist künftig zu einem Preis von 149,- Euro über den Handel beziehbar. Als Optik lieferten die Hamburger ein Zielfernrohr der Marke Alpen Optics mit. Das Apex XP verfügt über einen sechsfachen Zoom und eine Vergrößerung von 5 bis 30-fach bei einem Mittelrohrdurchmesser von 34 mm. Das beleuchtete BDC-Absehen befindet sich in der ersten Bildebene, die Klickverstellung beträgt 0,1 MRAD pro Klick. Das Apex XP 5 – 30 x 56 BDC bietet einen Vertikalverstellbereich von sehr guten 350 Klicks und 145 Klicks in der Seite. Der Parallaxenausgleich lässt sich von 15 Meter bis Unendlich einstellen. Der empfohlene Verkaufspreis der Optik liegt bei 1.499,- Euro. Die Anbindung der Optik zur Montageschiene übernahmen zwei (relativ hohe) Montageringe.

Für die Streukreisermittlung auf die Distanzen von 100 und 300 Meter standen insgesamt 13 Laborierungen in .308 Winchester von Federal, GGG, Hornady, Lapua, Nosler, PPU, RWS, Sellier & Bellot und Sako zur Verfügung. Die Geschossgewichtsspanne reichte dabei von 110 bis 180 Grains. Die am Schießtag zu erzielende Präzision war relativ volatil. So konnten auf die 100 Meter Distanz fünf Laborierungen mit Streukreisen unter einer MOA überzeugen, drei davon kleiner als eine halbe Winkelminute. Am besten schnitten die 167 Grains schwere Lapua Scenar mit 9 mm auf 100 Meter und die 168 gr GGG (Geschoss: Sierra HPBT) mit 55 mm auf die 300 Meter Entfernung ab. Die restlichen Laborierungen gönnten sich etwas mehr Platz auf der Zielscheibe. Auffällig war, dass bei diesen Laborierungen meist ein einzelner Ausreißer die Gruppe teils deutlich vergrößerte.


Für den Präzisions- und Funktionstest verschossen die Tester rund 200 Patronen in .308 Winchester. Subjektiv reduziert die Mündungsbremse den Rückstoßimpuls nur geringfügig. Dies liegt allerdings daran, dass durch die große Lauflänge von 660 mm oder 26 Zoll der Mündungsgasdruck der .308 Winchester bereits sehr gering ist und damit auch der auf die Prallflächen wirkende Gasimpuls geringer ausfällt. Prinzipiell würde die Bremse bei einem kurzen Lauf deutlich effektiver wirken, dies zeigt das Schmauchbild an den Prallflächen, welche auch genügend groß dimensioniert sind. Was die Funktion angeht, erlaubte sich die türkische Büchse keinerlei Schwächen. Die Patronenzufuhr aus dem Magazin und der Auswurf der Hülsen gingen anstandslos vonstatten. Auch die vor dem Schießen vorgenommenen, schützenspezifischen Einstellungen an der Schulterstütze behielten während der Testschüsse ihre Position. Das nicht zum Set gehörende Zielfernrohr von Alpen Optics machte einen sehr guten Job. So ermöglichte die Parallaxenverstellung ein stets scharfes Zielbild.
Technische Daten und Preis der Huglu Ovis G2 Long Range
| Hersteller: | Huglu |
| Modell: | Ovis G2 Long Range |
Kaliber: | .308 Winchester |
Kapazität: | 5 + 1 Patronen |
L x B x H: | 1.205 mm (946 mm eingeklappt) |
Lauflänge: | 660 mm |
Dralllänge: | 1:10” (254 mm) |
Abzugsgewicht: | 2.333 g (Durchschnitt aus zehn Messungen) |
Gewicht: | 5.500 g |
Ausführung: | Rechtsausführung |
| Preis: | 2.599,- Euro |
Ausstattung: Zwei-Warzen-Verschluss mit Remington 700-Basis, Aluminium-Chassis, Klappschaft, Hinterschaft werkzeuglos verstellbar, Zwei-Stellungs-Abzugssicherung, einstellbarer Direktabzug, Polymer-Magazin, Handschutz mit M-Lok-Aufnahmen, kannelierter Lauf, Mündungsbremse. | |
Fazit: Was erwartet Sie bei der Huglu Ovis G2 Long Range?

Wer sich für die Huglu Ovis G2 Long Range zu einem Kaufpreis von 2.599,- Euro entscheidet, erhält die Büchse in einem Softcase in Wildlederoptik geliefert, dazu kommen ein Laufreinigungsset, das Zweibein und ein Erdsporn. In diesem Preissegment muss sich die Huglu ernstzunehmenden Wettbewerbern wie der Haenel LR/One, Ruger Precision Rifle, Sabatti, Savage 110 Elite Precision, Tikka T3x und weiteren stellen. Präzisionstechnisch wäre sicher noch Luft nach oben, aber die Huglu Ovis G2 konnte mit einigen Laborierungen zeigen, was in ihr steckt. Das Leichtmetall-Chassis bietet genügend Verstellmöglichkeiten, die Verarbeitung ist durchweg gut bis sehr gut. Wenn Huglu die Ovis G2 zukünftig noch in weiteren Kalibern, Lauflängen und Ausführungen anbietet, dürfte die Waffe ihre Verbreitung finden.
Die Testwaffe samt ZF kam vom Importeur Huntex aus Hamburg – vielen Dank! Die Auslieferung erfolgt über den Waffenfachhandel.
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