Test: Jagdmesser von KNIVES OF ALASKA

Test: Jagdmesser von KNIVES OF ALASKA
KNIVES OF ALASKA: Hergestellt in Texas, dennoch asooziiert man mit den Messern Elche und Lachse.
Test: Jagdmesser von KNIVES OF ALASKA
Der Firmengründer von KNIVES OF ALASKA ist Charles B. Allen. Hier mit einem kapitalen Elch.

"Knives of Alaska" - das ist ein Name, bei dem sofort Assoziationen an Elche und Lachse, an Goldsucher und an Jack London mitschwingen. In der Realität hingegen sollte man das dahinterstehende Unternehmen besser mit Indianern und Cowboys, mit Ölpumpen und Space Shuttles verbinden. Denn die Firma Knives of Alaska sitzt in der texanischen Stadt Denison. Jedoch ändert dieser Standort nichts am Einsatzzweck, für den Knives of Alaska von jeher seine Messer auslegt. Damit spricht das Werk Outdoorfans und Jäger an, die sich eher unter Nordlicht in Schnee und Eis tummeln als unter strahlender Sonne in der Prärie. Hinter Knives of Alaska steht Charles B. Allen, er begann seine Karriere als Buschpilot sowie als Angel- und Jagdführer im hohen Norden. 

Das Credo des Firmengründers: 

"Wir haben nie den Umstand aus dem Blick verloren, dass das Messer eines passionierten Jägers, Anglers oder Naturburschen zwei wichtige Aspekte aufweist. Erstens, und das ist am wichtigsten, handelt es sich um ein Präzisionswerkzeug, das die anstehenden Tätigkeiten wirkungsvoll, sicher und zuverlässig durchführt, stets aufs Neue, Jahr um Jahr. Zweitens stellt das Messer eines Mannes eine Investition dar und ist zudem eins der Dinge seines persönlichen Stolzes. Es bildet einen Maßstab unter seinesgleichen."

Das liest sich sehr amerikanisch - aber wie zeigt sich das in der Praxis? Für diesen Zweck ließ sich VISIER vier der Messer vom Deutschland-Importeur AKAH aus Gummersbach kommen. Das umfasste die Modelle:


Vier Gemeinsamkeiten der Messer von Knives of Alaska

Allen Vieren gemeinsam war zum Ersten ihre Herkunft. Alle Messer von Knives of Alaska entstehen laut Eigenauskunft in den USA. Keine Selbstverständlichkeit angesichts eines Marktes, dessen Lieferanten sehr oft dort fertigen lassen, wo es günstig ist.

Zum Zweiten verfügte jedes Modell des Quartetts über den Knives of Alaska -eigenen "Suregrip". Darunter versteht der Hersteller die Ausstattung mit Griffschalen aus dem Werkstoff Santopren und der bietet die Vorteile,

  1. sich auch bei kalter Witterung warm und angenehm anzufühlen,
  2. selbst in regennassem Zustand noch rutschsicher in der Hand zu liegen und
  3. in einer breiten Spanne von Witterungsbedingungen formbeständig zu bleiben - nämlich zwischen 120 und -40 Grad Celsius.

Ideale Eigenschaften für Jagdmesser. Knives of Alaska fixiert diese Schalen per Aufnieten auf der Flachangel seiner Messer.

Dritte Gemeinsamkeit: Das Finish und der Stahl - bei den vier Knives of Alaska Messern handelt es sich dabei um D2, gefinisht mittels Keramikperlen zu einem stumpfen, nicht-reflektierenden und damit wildnisgerechten Grauton. Zum Stahl: Auch bekannt unter der Bezeichnung BÖHLER K 110, handelt es sich dabei um einen Kohlenstoffstahl, den die Firma BÖHLER-UDDEHOLM entwickelt hat. D2 zählt zur Klasse der Werkzeugstähle und lässt sich bis zum Wert von HRC 64 härten - Knives of Alaska verwendet für dieses Quartett luftgehärteten Stahl aus US-Produktion. Wegen seiner Zusammensetzung lässt er sich sehr gut schleifen und gilt trotzdem als sehr schnitthaltig. Was auf den ersten Blick als Nachteil gelten mag, ist der Umstand, das BÖHLER D2 nicht zu den rostträgen Sorten gehört - aber genau hier liegt der Vorteil für das rauhe nordische Klima: von manchem hochlegierten Stahl heißt es, das er bei extremen und dauerhaften Minustemperaturen spröde geworden sei. Unter diesen Bedingungen hingegen seien die niedriger legierten Kohlenstoffstähle resistenter, da von höherer Zähigkeit.

Als Viertes haben die vier Testmesser die Scheiden gemeinsam. Sie sind genäht und vernietet. Und sie bestehen aus, so Knives of Alaska, "vegetabil gegerbtem und geöltem Rindsleder der Güteklasse 1", zwischen drei und vier Millimeter dick. Unterschiede gibt es bei der Gestaltung: Bei den Futteralen der Modelle Magnum Alaskan und Elk Hunter wurden die Frontpartie mittels Pressen über einem Leisten zu einer Steckscheide ausgeformt, die auch einen Teil des Griffes mit umschließt. Das Bush Camp Knife hat eine Scheide aus aufeinander gelegten Lederstücken, die nur die Klinge verhüllt. Diese drei Scheiden besitzen mit Druckknopf-Verschlüssen bewehrte Sicherungsriemen. Und sie haben normale Gurtschlaufen. Aber nur bei den Futteralen von Alpha Wolf und Bush Camp Knife gibt es in diesen Schlaufen je ein Paar zusätzliche Schlitze. So lassen sich die Scheiden auch auf schmalen Gurten oder Rucksack-Trageriemen stramm aufziehen. Die Scheide des kleinen Alpha Wolf verfügt als einzige über einen Korpus aus einem einteiligen, längs gebogenen Stück Leder. Der Messergriff wird mittels einer Klettverschluss-Lasche in der Scheide fixiert. Und die Trageschlaufe ist so angebracht, dass das Messer quer am Leibgurt hängt.


Knives of Alaska Praxistest

Der Test begann mit einer Kontrolle der Scheiden: Alle vier bestanden aus gutem, stabilem Leder. Sie zeigten sich ordentlich, aber nicht hervorragend gearbeitet: Bei der Scheide des Alpha Wolf saß die für die Ortpartie bestimmte Messingniete zu hoch - auf der Rückseite war im Leder das vorgestanzte Loch zu sehen, in dem die Niete eigentlich hätte stecken sollen. Auch erwies sich das Klettband des Verschlusses als nur sehr großzügig versäubert. Hier wie bei der Scheide des Bush Camp Knife standen die Keder (Nahtzwischenstücke) fühlbar über oder fielen etwas zu kurz aus. Auch hätte man sich für Außenkanten aller vier Hüllen lieber eine gründlichere Politur gewünscht statt der zum Teil nicht gerade hingebungsvoll aufgetragenen schwarzen Farbe.

Test: Jagdmesser von KNIVES OF ALASKA
KNIVES OF ALASKA: Beim Bush Camp Knife bedeckte das Leder nur die Klinge. Bei Magnum Alaskan und – nicht im Bild – Elk Hunter reichte es bis zur Griffmitte. Die Alpha-Wolf-Gurtschlaufe erlaubt diagonales und horizontales Tragen.

Großes Plus: Die Messer ließen sich leicht aus ihren Scheiden ziehen und nach dem Arbeiten wieder darin versorgen. Man brauchte keins der Messer mit hohem Kraftaufwand zu ziehen und anschließend mit ebenso viel Einsatz wieder hinein zu rammen. Das ging hier herrlich einfach, zumal mit der Scheide links über der Hüfte. Zudem erwies sich das geölte Leder als biegsam und nicht als so starr. Insgesamt: Mit kleinen Unsauberkeiten behaftete, robuste Futterale, die der ästhetisch ambitionierte Lederbastler durchaus noch verbessern kann.

Auf der nächsten Seite finden Sie den Praxistest zu den Messern selbst.

Robust, aber grob, das passt auch zu den Messern selbst. Die acht Santopren-Schalen der vier Suregrips ragten fühlbar über die Angelkanten und zum Teil über die Griffnieten. Hier und da blieb auch nach dem Bohren der Löcher die ein oder andere Faser unversäubert stehen: Nervig, aber auch das lässt sich beheben. Beim Elk Hunter gab es vorn am Übergang von Griffschale zur Fehlschärfe hässliche Ritzen.

Völlig erwartungsgemäß gefielen die Santopren-Griffe sehr gut. Es blieb sogar unter fließendem Wasser vertrauenerweckend sicher in der Hand. Auch empfand die Haut das Material selbst dann als angenehm, nachdem die Messer ein paar Stunden im Kühlschrank verbracht hatten. 

Knives of Alaska hat an der Stelle ebenso alles richtig gemacht wie beim Design der Griffe und der Balance der Messer: Alle vier ließen sich gut in der Hand drehen und lagen dann in jeder gewünschten Position bequem und zuverlässig, ohne dass die Klinge das Messer nach unten zog oder unausgewogen erscheinen ließ.

Und noch ein Plus: Die drei Messer Alaskan Bush Camp Knife, Magnum Alaskan und Alpha Wolf kamen mit Fangriemenösen im Griff. Und die fielen nicht nur groß genug auch für dickere Riemen aus, sondern erwiesen sich zum Schutz gegen deren Durchscheuern rundum verrundet.

Test: Jagdmesser von KNIVES OF ALASKA
KNIVES OF ALASKA: Oben das Elk Hunter und unten das Magnum Alaskan.
Test: Jagdmesser von KNIVES OF ALASKA
KNIVES OF ALASKA: Auf dem Ricasso befindet sich die Materialeingabe. Das Firmenlogo ziert die Futterale.

Zum Stahl und damit zu den Schneideeigenschaften des Quartetts. Wie gesagt, war die Oberfläche des D2-Materials keramikgestrahlt, was für schöne mittelgraue und zudem nicht unter Sonnenlicht reflektierende Oberflächen sorgte. Alles gut - nur: D2 gehört zu den nicht rostfreien Stahlsorten. Und bei denen sorgt ein solches Finish auch trotz der üblichen Nachpolitur für leicht vergröberte Oberflächen und damit auch für eine minimal höhere Rostanfälligkeit. Der lässt sich aber von vornherein durch sorgfältiges Abwischen/-trocknen und leichtes Einölen nach dem Arbeiten entgegenwirken. Dann störte sich ein Tester an den nicht gebrochenen Kanten des Klingenrückens und der Ricasso-Mulden, mittels dessen sich Bush Camp Knife und Elk Hunter im Vorgriff packen ließen.

Keine Kritik hingegen gab es beim Design der Schneiden: 

Knives of Alaska hatte den Messern Magnum Alaskan und Bush Camp Knife ballig geschliffene Klingen spendiert - hier bildet deren Querschnitt zur Schneide hin einen Spitzbogen, im Fall dieser zwei Prüflinge freilich einen ganz leichten. Ist die Schneide wie bei Elk Hunter und Alpha Wolf im Querschnitt voll keilförmig, spricht man von einem derben Schliff. Ballig oder derb, bei Outdoormessern sind diese Schneidenarten vorzuziehen. Denn sie sind robuster als ein Hohlschliff. Und sie eignen sich auch besser für Hackarbeiten, natürlich nur soweit, wie es die Gesamtgröße zulässt. Elk Hunter und Alpha Wolf haben je eine Drop-Point-Klinge - da ist das Zerhacken etwa von dicken Ästen nicht gut möglich. Aber sie schnitten alle: Der Test begann mit dem Zertrennen von Papier. Das besorgten sie alle vier ebenso gut wie den Rasiereinsatz am Redakteurs-Unterarm. 

Test: Jagdmesser von KNIVES OF ALASKA
KNIVES OF ALASKA: Links das Alaskan Bush Camp Knife und rechts das Alpha Wolf.

Zum nächsten Test - ab in die Küche. Hier zerkleinerten die Tester Fleisch, Obst und hartes Gemüse, ohne dass die Messer meuterten, abrutschten oder ihr Schnittgut zerdrückten, statt es zu zertrennen. Selbst zum Schälen von Kartoffeln hätten sich zumindest die beiden kleineren Messer geeignet. Dann ging es an den Holzstoß, die Prüfer schnitzelten sich einige Feuerspäne zurecht. Alles ging gut, kein Prüfling streikte oder nahm Schaden. Erwartungsgemäß schlugen sich bei den feineren Tätigkeiten die kleineren Messer deutlich besser als das große Alaskan Bush Camp Knife. Aber das ist mit einer Klingenlänge von 150 mm und einer Klingenbreite von 38 mm natürlich eher für die derberen Jobs vorgesehen.


Knives of Alaska Testfazit

Der Importeur AKAH bietet Knives of Alaska aus Texas zu Preisen von 115,- bis 179,- Euro bezahlbare Messer, die sich prima für draußen eignen. Einen Schönheitspreis werden diese soliden Stücke mit ihrem auf Werkzeug getrimmten Charakter wohl kaum gewinnen. Aber sie bieten gute Griffe und erledigen das ordentlich, was sie tun sollen. Zudem ist das Sortiment reichhaltig genug, um die Fans kleiner, zierlicher Outdoor-Messer ebenso zu befriedigen wie diejenigen großer, eher für Hackarbeiten bestimmter Ausführungen.


Weitere Informationen zu Knives of Alaska und zu AKAH finden Sie auf all4shooters.com und auf der Website von Knives of Alaska.


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