Ein Schwerpunkt des dieser Artikel-Serie zugrunde liegenden Lehrvideos bildet das richtige Handhaben von Jagdwaffen und wie man richtig damit schießt. Besonderes Augenmerk gilt dabei auch der Disziplin und dem Einhalten von Sicherheitsregeln, die beim Schießen unverzichtbar sind – sowohl für den Schützen selbst als auch für alle Anwesenden.
Beim Schießen können schon kleine Ursachen zu Fehlern führen, die sich erheblich auf die Präzision auswirken. Beim Flintenschießen sieht man viele "individuelle" Schießstile, doch der Erfolg beruht letztlich auf wenigen grundlegenden Prinzipien. Dazu zählt insbesondere auch ein gesundes Sehvermögen. Nur wer das Ziel auf Schussentfernung klar fokussiert, kann zuverlässig treffen. Korn, Schiene oder Waffe treten dabei in den Hintergrund – entscheidend sind die richtige Sehschärfe und gegebenenfalls optimal angepasste Brillengläser, insbesondere beim Wurftaubenschießen, wenn dabei auf Distanzen von 20 bis 30 Metern geschossen wird.

Wer hier auf Nummer sicher gehen will, der sollte, auch wenn er bisher beim Sehen keine merklichen Schwierigkeiten hatte, seinen Augenarzt konsultieren und einen Sehtest durchführen lassen, um die Sehschärfe und die Leistungsfähigkeit der Augen zu überprüfen. Der Test offenbart, ob eine Fehlsichtigkeit wie Kurzsichtigkeit (Myopie), Weitsichtigkeit (Hyperopie), Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) oder Alterssichtigkeit (Presbyopie) vorliegt – und ob eine Korrektur durch Brille oder Kontaktlinsen notwendig ist. Das klingt zunächst banal, oder? Doch ohne gutes Sehvermögen ist präzises Flintenschießen schlicht nicht möglich. Bekannt ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Sehkraft mit zunehmendem Alter nachlässt – selbst erfahrene Schützen müssen im Laufe der Jahre oft den Augenarzt respektive Optiker aufsuchen, um ihre gewohnte Leistungsfähigkeit wieder zu erreichen. Deshalb ist vielleicht nicht die schlechteste Idee, zunächst Ihre Sehkraft überprüfen zu lassen, bevor Sie ins Flintenschießen einsteigen und mit dem Training beginnen.
Wenn in puncto Sehvermögen alles passt, kommt gerade beim Schießen ohne optische Zielhilfen, wie das bei jagdlichen Flinten schießen der Fall ist, noch ein weiterer Aspekt zum Tragen:
Die Bedeutung der Augendominanz für Schützen und Jäger
Die Augendominanz beschreibt quasi, welches unserer beiden Augen bei der visuellen Wahrnehmung den Ton angibt. Obwohl beide Augen gemeinsam sehen, übernimmt in der Regel eines die führende Rolle beim Zielen und Fixieren − und dieses wird dann auch als das dominante Auge bezeichnet. Es liefert dem Gehirn das präzisere und stabilere Bild zur Orientierung im Raum.
Beim Schießen spielt die Augendominanz eine entscheidende Rolle:
- Das dominante Auge bestimmt die Blickachse über Lauf und Ziel.
- Stimmen Schulterseite und dominantes Auge nicht überein, beispielsweise bei einem Rechtsschützen mit linkem Führungsauge, sprechen wir von Kreuzdominanz, was dann auch Zielabweichungen mitbringen kann.
- In solchen Fällen helfen gezieltes Training, das Abdecken eines Bereichs im Sichtfeld eines Auges oder des ganzen Auges, in manchen Fällen hilft auch die Anpassung der Schießhaltung, um die visuelle Führung zu korrigieren.
Die Dominanz entsteht durch die neuronale Verarbeitung im Gehirn und ist meist von Geburt an festgelegt. Sie steht in keinem direkten Zusammenhang damit, ob man Rechts- oder Linkshänder ist, sie kann sich aber im Laufe des Lebens auch ändern – etwa durch voranschreitende Sehschwächen respektive Änderungen des Sehvermögens oder Augenverletzungen.
Es gibt verschiedene Wege, um die Augendominanz festzustellen. Im Video erklärt Flintenlehrer Christian Schulte wie das mithilfe einer Kamera geht. Es gibt aber auch eine etwas profanere Alternative ohne Kamera: Die Feststellung der Augendominanz mithilfe des sogenannten Daumensprungs, indem man mit ausgestrecktem Arm und beiden Augen offen ein entferntes Ziel mit dem Daumen verdeckt und dann prüft, welches Auge das Objekt bei abwechselndem Schließen weiterhin das so anvisierte Objekt verdeckt. Dieses ist dann das dominante Auge. Sollte der Daumen nicht "springen", gibt es kein konkretes Führungsauge und man hat eine Zentralvision, aber das in einem Selbsttest gar nicht so leicht festzustellen. Hierzu bemüht man besser einen Helfer oder greift auf die Kameramethode zurück. Wie das genau funktioniert, erfahren Sie im Lehrvideo.

Fußstellung und Winkel zur Schussrichtung beim Flintenschuss
Die richtige Fußstellung ist beim Flintenschießen zentral — sie bestimmt Balance, Beweglichkeit, Hüft- und Schulterausrichtung und damit die Präzision beim Annehmen und Durchziehen übers Ziels. Hier eine klare, praxisorientierte Übersicht.
Grundprinzipien
- Fußabstand: Füße etwa schulterbreit auseinander — das gibt Stabilität und erlaubt freie Hüftrotation.
- Richtungsführung: Der vordere Fuß zeigt leicht in Richtung Ziel (nicht komplett gerade); der hintere Fuß steht etwas zur Seite geöffnet. Das erzeugt eine stabile, aber bewegliche Basis.
- Gewichtsverteilung: Leicht vorverlagert — etwa 55 bis 60 % auf dem vorderen Fuß. Das hilft beim Mitziehen (Schwingen) und verhindert, dass der Schütze hinter die Wurfscheibe zurückfällt.
- Hüfte und Schultern: Hüfte und Schultern bilden eine Linie zur Schussrichtung; Hüftrotation ermöglicht kontrolliertes Durchziehen über das Ziel.
Typische Stellungen (vereinfacht)
- Neutral/Grundstellung:
- Vordere Fußspitze zeigt leicht (10–30°) zum Ziel.
- Hinterer Fuß steht schulterbreit hinter/seitlich und ist geöffnet.
- Gut für stationäres Anlegen und kurze Sprints auf fliegende Ziele.
- Offene Stellung (leicht geöffnet):
- Beide Füße zeigen mehr nach außen; bietet bessere Beweglichkeit beim seitlichen Nachführen (z. B. weite Flugbahnen).
- Nützlich bei schnellen, seitwärts fliegenden Zielen.
- Geschlossene Stellung (leichter Schritt nach vorn mit hinterem Fuß):
- Eignet sich, wenn mehr Stabilität und Vorwärtsdruck gebraucht wird (z. B. stumpfe Ziele, kurze Distanzen).

Winkel zur Schussrichtung — praktische Orientierung
- Der vordere Fuß zeigt in etwa in Richtung des Ziels, jedoch nicht zwangsläufig exakt darauf. Kleine Öffnungswinkel (10–30°) erlauben natürliche Hüftbewegung.
- Der ganze Körpertorso bleibt flexibel: Nicht starr auf das Ziel zentrieren — sonst leidet die Nachführung.
Dynamik beim Flintenschuss
- Beim Annehmen: Schritt in Richtung Ziel mit dem vorderen Fuß (kleiner, kontrollierter Schritt), Waffe aus den Schultern führen, Augen aufs Ziel.
- Beim Durchziehen: Hüfte leicht mitdrehen, Gewicht bewusst vorne halten, Füße dienen als „Anker“, nicht als Bremsklotz.
- Nach dem Schuss: Durchziehen — nicht abrupt abbremsen; die Füße ermöglichen flüssiges Weiterziehen über das Ziel.
Anpassungen für Rechts-/Linksschützen
- Rechtsschützen linker Fuß vorn, rechter Fuß hinten/leicht geöffnet.
- Linksschützen: rechter Fuß vorn, linker Fuß hinten/leicht geöffnet.
- Wenn das sich dominante Auge nicht auf der Schussseite liegen sollte, kann eine bewusst offenere oder geschlossene Stellung dabei helfen, die Zielachse zu korrigieren.
Häufige Fehler & Korrekturen
- Zu weit nach hinten gelehnt: führt zu Unsicherheit beim Mitziehen (Schwingen) → mehr Gewicht auf vorderen Fuß verlagern.
- Fußstellung zu eng: schlechte Hüftrotation → weiter auseinanderstellen.
- Vorderer Fuß komplett weg vom Ziel: Verlust der natürlichen Zielachse → Fußspitze leicht Richtung Ziel drehen.
Tipps zur Verbesserung des Standes beim Flintenschießen
- Trockenübung ohne Schuss: Anlegen − Ziel mit den Augen fixieren − langsames Mitziehen; Fokus auf Fußstellung und Gewichtstransfer.
- Schritt-Mitzieh-Drill: Kleiner Schritt mit dem vorderen Fuß beim Anschwingen, dann übers Ziel durchziehen und schießen.
- Videoanalyse: Sich beim Schießen filmen lassen (Seitenansicht) und Fußwinkel sowie Hüftrotation kontrollieren.
Sicherheitshinweis: Achten Sie stets auf eine sichere Umgebung, die korrekte Waffenhandhabung und die Einhaltung aller Sicherheitsregeln beim Trockentraining genauso wie beim Training auf dem Schießstand!
Vorschau auf Teil 2 unseres Grundkurses "Jagdliches Schießen"

Hier erfahren Sie mehr zu den in diesem Beitrag genannten Akteuren:
1. Webseite des Großhandelsunternehmens Manfred Alberts GmbH
2. Homepage des Landesjagdverbands Nordrhein-Westfalens
3. Deutschsprachige Beretta-Webseite mit Infos zu Waffen und Produkten des Herstellers
4. Infos zur Flintenschule Christian Schulte
An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal ausdrücklich beim LJV NRW und der Manfred Alberts GmbH, die das Beretta Junior Shooting Camp 2025 zusammen mit ihrem Mitarbeiter und Flintenlehrer Christian Schulte organsiert hat, dafür bedanken, dass wir dabei den Grundkurs im jagdlichen Schießen für Sie im Video festhalten durften.









