Test: Sightmark Citadel 1-10x24 HDR – passt das Zielfernrohr für Drückjagd oder Ansitz?

Manchmal fällt die Gründung eines Unternehmens mit der ersten Ausstellung auf einer Messe zusammen – so geschehen im Falle des Optik-Produzenten Sightmark, der zur SHOT Show 2007 gegründet und vorgestellt wurde. Seit 2011 sitzt das US-Unternehmen in Mansfield im Bundesstaat Texas. Dort wird auf einer Fläche von über 33.000 Quadratmetern geforscht, entwickelt, gelagert und getestet. Die Fertigung erfolgt aber überwiegend im asiatischen Ausland. Mit Zielfernrohren, Rotpunkt- und Reflexvisieren, Nachtsichtgeräten, Spektiven und Taschenlampen versorgt Sightmark nicht nur Jäger und Sportschützen, sondern auch Sicherheitsfirmen und Behörden. Über den Importeur und Großhändler Georg Fritzmann & Söhne GmbH kommen die Sightmark-Produkte in den deutschsprachigen Fachhandel. Zum Test fand das neue jagdliche Zielfernrohr 1-10x24 HDR aus der Citadel-Serie den Weg in die Redaktion. Wir waren gespannt.

Das Sightmark Citadel 1-10x24 HDR Zielfernrohr im Test:

Sigthmark Citadel 1-10x24 HDR in Seitenansicht
Der Tubus des Sightmark Citadel 1-10x24 HDR wurde aus 6061-T6 Flugzeugaluminium gefertigt.

Die Citadel-Serie umfasst insgesamt vier Modelle mit teils unterschiedlichen Absehen zur Auswahl. Das kleinste Glas der Serie und ein klassisches Drückjagdglas ist das 1-6x24. Das 3-18x50 zeigt sich wie geschaffen für die Ansitzjagd bis in die späte Dämmerung. Als Long-Range-Zielfernrohr und daher eher für den sportlichen Sektor gedacht: das 5-30x56. Bleibt aus der Reihe das vorliegende 1-10x24. Und um den oben im Vorspann aufgeworfenen Punkt zu klären: Die Frage nach Drückjagd oder Ansitz stellt sich nicht, denn dieses Modell bildet eine Kombination aus Drückjagd- und Ansitzglas. Aufgrund der kleinen Objektivgröße ist das Glas sicherlich kein Überflieger für den abendlichen Ansitz. Aber in Verbindung mit einem Nachtsichtvorsatzgerät könnte es den Nachteil des etwas lichtschwachen Objektivs wieder ausgleichen.

Sigthmark Citadel 1-10x24 HDR mit Schnellverstellhebel
Zum Zubehör des Sightmark Citadel 1-10x24 HD gehört auch der aufsetzbare Ring mit dem Schnellverstellhebel.

Die Komponenten stecken in einem hochwertigen Tubus aus 6061-T6-Flugzeugaluminium. Dieses kommt zwecks widerstandsfähigem Finish harteloxiert. Die Türme tragen nur sehr wenig auf und machen das Zielfernrohr optisch insgesamt schlüssig. Schutzkappen sichern Höhen- und Seitenverstelltürme, zum Verstellen muss man die Kappen abschrauben. Die Türme selbst lassen sich nicht nullen, sie haben aber eine sauber wahrnehmbare Klickverstellung. Mit einer Verstellung von ½ MOA je Klick (1,45 cm je Klick auf 100 Meter) ist die Einstellung eher grob, wenn man hier einmal die Ansprüche eines Präzisionsschützen zugrunde legt. Als jagdlicher Allrounder passt das aber absolut. Die Verstellung erfolgt counter clockwise (ccw), also entgegen dem Uhrzeigersinn. Die Vergrößerungsjustierung geschieht über den Stellring am Okular. Besagter Ring verfügt über eine Riffelung für den besseren Griff und läuft stramm, was ein ungewolltes Verstellen verhindert. Als Zubehör legt Sightmark einen Schnellverstellhebel mit, der auch mit Handschuhen oder kalten Fingern eine schnelle und sichere Verstellung der Vergrößerung gewährleistet. Am hinteren Okularende kann der Schütze die Dioptrien jeweils auf Werte zwischen -2 und +2 einstellen. Eine Parallaxeverstellung gibt es beim 1-10x24 nicht. Diese ist fest auf 100 Yards (91,44 Meter) eingestellt.

Die mitgelieferten Objektiv- und Okularschutzkappen passen perfekt, lassen sich frei drehen und die Deckel können komplett umgeklappt werden. Die Gläser der Citadel-Serie gehören alle zur Schutzklasse IP67, sind also wasserdicht bis zu einem Meter Tiefe und einer "Tauchzeit" von einer Stunde. Außerdem gibt Sightmark eine Stoß- und Schussfestigkeit bis Kaliber .50 BMG an. Mit der lebenslangen Garantie auf alle Sightmark-Produkte sollte dann ohnehin nichts mehr passieren können...

Die fünf Absehen der Sightmark Zielfernrohre:

Sigthmark Citadel 1-10x24 HDR Schutzkappen und Schnellverstellhebel
Die Schutzkappen sind abnehmbar, die Deckel lassen sich über je zwei Handhaben leicht aufschnippen. Darunter der Federring mit dem Schnellstellhebel.

Insgesamt stehen in der aktuellen Citadel-Serie für 2021 fünf Absehen zur Auswahl. Diese sind allerdings nicht für alle Gläser frei wählbar. Für das 1-6x24 steht nur das beleuchtete CR1-Absehen bereit. Ein taktisches Absehen in der zweiten Bildebene, speziell kalibriert auf Munition im Kaliber .223 Remington mit 55-Grains-Geschossen. Daher ist dieses "reticle" voll auf dynamische Sportdisziplinen abgestellt. Das 1-10x24 gibt es optional ebenfalls mit dem CR1-Absehen. Das vorliegende Testmodell aber hat alternativ das HDR-Absehen. Ein klassisches Absehen 4 mit beleuchtetem Rotpunkt, perfekt für die Jagd – das verrät schon die Bezeichnung: "HDR" steht für "Hunter Dot Reticle". Der Vollständigkeit halber seien noch die anderen Sightmark-Absehen besprochen: Für das Ansitzglas 3-18x50 stehen drei verschiedene Absehen bereit. Bei LR1 und LR2 handelt es sich um taktische Absehen mit dem Unterschied, dass das LR1 auf MOA und das LR2 auf Mrad kalibriert sind. Beide Absehen kommen beleuchtet und liegen in der ersten Bildebene. Eine Punktwolke unterhalb des Mittelstichs liefert eine große Anzahl an Haltepunkten sowohl für die Höhen- als auch die Seitenablage. Weiterhin gibt es für das 3-18x50 das MR2-Absehen. Dieses entspricht in etwa dem LR2 Absehen, nur ohne Punktwolke. Das größte Glas der Serie, das 5-30x56, liefern die Texaner wiederum nur mit dem LR2-Absehen.

Wie schlägt sich das Sightmark Citadel 1-10x24 HDR im Boxtest?

Sigthmark Citadel 1-10x24 HDR Verstelltürme
Um die Türme am Sightmark Citadel 1-10x24 HD zu verstellen, muss man die dazugehörigen Schutzdeckel abschrauben.

Ein Glas, das sich für die Drückjagd wie auch für den Ansitz eignet – klar, so etwas muss bei uns eigentlich sowohl einen Präzisionstest als auch einen dynamischen Test durchlaufen. Also montierten die VISIER-Tester das texanisch-chinesische Zielfernrohr per EraTac-Blockmontage auf einen Tikka-Repetierer des Modells T3 in .308 Winchester und schossen das Set auf Fleck ein. Dann folgte über 100 Meter Distanz ein klassischer "Boxtest". Das Zielfernrohr wurde um 10 MOA nach oben und 10 MOA nach rechts verstellt. Bei gleichem Haltepunkt mussten die Treffer nun 29,1 cm zu hoch und 29,1 cm zu rechts liegen. Danach wurde um 10 MOA, also 20 Klicks nach unten gedreht und erneut geschossen. Dieses Spiel wurde so lange wiederholt, bis die ursprüngliche Schussgruppe wieder erreicht wurde. Zur Auswertung wurden dann die geschossenen Streukreise (Fünf-Schuss-Gruppen) gemittelt. Das sich daraus ergebene Quadrat müsste theoretisch eine Kantenlänge von 58,2 cm haben. Die Kantenlängen des im VISIER-Test erzielten Rechteckes betrugen zwischen 58,4 bis 60,4 cm. Nach Erfahrung der Tester handelte es sich zwar um kein perfektes, aber ein recht akzeptables Ergebnis – speziell in dieser Preisklasse. Der dynamische Test konnte leider nicht unter Realbedingungen in einem Schießkino geschossen werden. Aufgrund des andauernden Corona-Lockdowns hatten die passenden Stände zum Erprobungszeitpunkt geschlossen. Daher führten die Tester nur Trockenanschläge mit einem HERA Arms The9er in den häuslichen Räumlichkeiten durch und überprüften dabei alle Einstellungsmöglichkeiten gründlich. Alles in allem erwies sich das Sightmark als ein gut zu bedienendes Glas, was – unter Vorbehalt eines späteren dynamischen Nachtests – auch den Drückjagd-Ansprüchen auf jeden Fall gerecht zu werden scheint.

Technische Daten und Preis des Sightmark Citadel 1-10x24 HDR:

Modell:Sightmark Citadel 1-10x24 HDR
Preis:629,- Euro
Objektiv:24 mm
Länge:280 mm bei Dioptrieneinstellung 0
Mittelrohr:30 mm
Absehen:HDR, 2. Bildebene, Leuchtabsehen; (beleuchteter Rotpunkt)
Klickverstellung:1/2 MOA/Klick (1,45 cm/Klick auf 100 m)
Höhenverstellung:138 (402 cm/100 m)
Seitenverstellung:138 (402 cm/100 m)
Parallaxe-Einstellung:91,44 m fix
Gewicht:508 g

Test-Fazit zum Sightmark Citadel 1-10x24 HDR:

Das Unternehmen Sightmark zeigt mit dem Citadel 1-10x24 HDR, dass ein brauchbares Zielefernrohr nicht immer teuer sein muss. Die Kombination aus Drück- und Ansitzglas spart dem Jäger zusätzlich die Anschaffung eines zweiten Glases. Sightmark schafft es nach Ansicht der Tester sehr gut, diese beiden Eigenschaften zu vereinen. Der Kompromiss liegt dabei aufgrund des kleinen Objektivdurchmessers lediglich auf der Lichtstärke. Die Haptik des Glases lässt sich als premiumgleich einstufen, die Präzision liegt im Mittelfeld. Und das Preis-/Leistungsverhältnis erscheint als kaum schlagbar. Das dürfte es speziell auch für Jungjäger interessant machen.

 Das hat uns gut gefallen:

 Das fanden wir weniger gut:

Zoombereich für Ansitz und DrückjagdDie Türme lassen sich nicht nullen
Stellring für den Zoom ist sehr griffig und ein Schnellverstellhebel im Lieferumfang enthalten
Der kleine Objektivdurchmesser - erfordert einen Kompromiss in der Lichtstärke
Lebenslange Garantie
Gute Haptik
Für ein preiswertes Glas ein gutes Abschneiden im Box-Test

Text: Daniel Lang, Benjamin Albrecht und Matthias S. Recktenwald


Weitere Informationen zum Citadel 1-10x24 HDR erhalten Sie auf der Homepage von Sightmark oder über den deutschen Importeur Georg Fritzmann & Söhne GmbH.

Diesen Artikel gibt es auch in dieser Sprache: