Test & Video: Proton FXQ30 - neues Wärmebildgerät von Pulsar. Als Aufsatz für Zielfernrohre oder Standalone

Franco, der Optik-Spezialist von all4shooters.com, hat das neue Pulsar Proton FQX 30 bereits ausführlich in der Praxis getestet und lässt uns hier an seinen Erfahrungen teilhaben: Clip-on Thermalgeräte für Zielfernrohre haben in den letzten zwei Jahren den Markt gestürmt; fast jeder spezialisierte Elektrooptikhersteller hat mindestens ein, wenn nicht sogar mehrere Modelle in seinen Katalogen. Der Grund für diesen Trend, vor allem in Europa, ist nicht nur praktischer Natur, sondern liegt auch in den nationalen Vorschriften begründet, die die Verwendung von Nachtsicht- und Wärmebildzielfernrohren einschränken. Es liegt jedoch auf der Hand, dass eine aufsteckbare Wärmebildoptik, die zusammen mit einem auf Tageslicht ausgerichteten Zielfernrohr verwendet wird, eine Reihe von Vorteilen bietet: Sie kann etwa auch als eigenständiger Wärmebildsucher verwendet werden, sie ermöglicht den Einsatz des Gewehrs bei Tageslicht mit unserer bevorzugten Optik und ist in der Regel erschwinglicher als ein komplettes Wärmebild-Zielfernrohr.

Pulsar Proton Thermal-Aufsatz FXQ30 im Profil
Schön am Design des Proton ist, dass es keine seitliche Masse hinzufügt und es erlaubt, auf beide Seiten des Zielfernrohrs zu schauen, ohne den Kopf bewegen zu müssen. Außerdem lässt sich das Gewehr so leicht in Standard-Waffenkoffer einbauen.

Die meisten Vorsatzgeräte sind jedoch für die meisten Jäger immer noch sehr teuer - deshalb hat Pulsar jetzt das Proton FXQ30 eingeführt: Ein erschwingliches, kompaktes und leichtes Aufsteckgerät, das in der Tradition der europäischen Optikhersteller immer noch eine sehr gute Leistung und einen vollständigen Funktionsumfang bietet. Das Pulsar Proton ist ab sofort in zwei Versionen erhältlich: das FXQ-30 und das XQ-30, das auch einen 5x30B Monokular-Okularadapter enthält, mit dem das Proton als Beobachtungsgerät verwendet werden kann.

Die Montage des Proton auf das Objektiv des Yukon Jaeger Zielfernrohrs, das ich für die Tests verwendet habe, ist einfach und schnell. Der PSP-Adapter (Precise Screen Positioning) ermöglicht es, das Display im Okular zu zentrieren, und beeinträchtigt nicht die Nulleinstellung des Zielfernrohrs. Ich habe das Yukon-Glas mit mittelhohen Ringen auf meinem Remington 700 System montiert; das Gewehr ist jetzt auf einem schönen Oryx-Gestell montiert, das eher für das Sportschießen als für die Jagd geeignet ist, aber es erlaubt mir, die Genauigkeit der Kombination aus Glas und Clip-On-Visier besser zu beurteilen.

Pulsar Proton FQX30 Display von rechts
Das Bedienfeld des Pulsar Proton FXQ30 mit zwei Knöpfen, einem Drehrad und einer Enter-Taste: Es ist günstig platziert, da die linke Hand des Schützen es nur mit dem Daumen erreichen und bedienen kann, während er noch den Vorderschaft des Gewehrs hält.

Bei meinem ersten Blick durch das Okular der Jaeger/Proton-Kombination hatte ich einen seltsamen Eindruck. Ich kollimierte auf eine weit entfernte Bergkuppe, um die Dioptrien des Okulars einzustellen, und es schien, als sei das Bild leicht unscharf. Plötzlich fiel mir ein, dass der Proton ein afokales Objektivsystem verwendet. Mit anderen Worten: Der Fokus ist fixiert! Die Schärfentiefe, in der alles scharf genug für eine bequeme Beobachtung ist, reicht von etwa 15 m bis unendlich, aber zwischen 30 m und 300 m, den typischen Jagddistanzen, ist der Fokus optimal scharf. Ich habe mich ziemlich schnell daran gewöhnt, innerhalb einer Stunde habe ich den Fokus tatsächlich vergessen. Das Bild ist insgesamt sehr scharf innerhalb des vorgeschlagenen Vergrößerungsbereichs, der von 1,5 bis 4x reicht, obwohl ich bei 3x aufhören würde, um die maximale Auflösung zu nutzen, zu der das schöne AMOLED-HD-Display fähig ist - dazu gleich mehr, wenn es um das 5x Okular geht,

Unser Praxistest: Pulsar Proton FXQ30 Wärmebildgerät

Ich erhielt ein Muster des Proton FXQ30 mit einem Yukon Jaeger 1,5-6x42 Tageszielfernrohr und PSP-42 Objektivglockenadapter - obwohl ich das FXQ-30 erhielt, schickte mir Pulsar auch ein Muster des 5x30B Monokular-Okularadapters, um auch diesen zu testen.

Pulsar Proton FXQ30 im Set
Der Karton enthält die schwarze Nylontragetasche, die Proton FXQ30 Clip-On-Thermooptik, zwei APS5 B-Pack (Li-Ion)-Akkus, den Akku-Ladeadapter und ein Steckernetzteil. Hinzu kommen weiteres Zubehör, Werkzeuge und das Handbuch.

Zunächst einmal ist das 5fach-Okular meiner Meinung nach etwas zu unhandlich und relativ lang, wodurch das ansonsten kompakte und leichte Proton recht groß wird, wenn es montiert ist. Außerdem ist die 5fache Vergrößerung sehr hoch, was das Sichtfeld und die gute Auflösung des Geräts verringert. Tatsächlich kann der Benutzer damit nur den zentralen Teil des Displays sehen, der dann so vergrößert ist, dass man einzelne Pixel erkennen kann. Daher empfehle und bevorzuge ich die FXQ-30 Version des Proton, da sie diesen Adapter nicht enthält und günstiger ist.

Batterie-Pack Pulsar Proton FQX30
Der Pulsar Proton verwendet einen proprietären Li-Ion APS5-Akku, der bis zu 6 Stunden Betriebszeit ermöglicht; zwei Akkus sind im Lieferumfang jedes Proton enthalten.

Das neue Proton Wärmebildgerät selbst ist sehr kompakt und leicht, mit einem cleveren Formfaktor, der die Seiten des Zielfernrohrs nicht überragt.

Das ermöglicht dem Jäger eine sehr gute Situationswahrnehmung - auch wenn er aus dem Okular zu den Seiten seines Gewehrs schaut. Auch die Tatsache, dass es die Seiten der Waffe nicht verdeckt, ist von Vorteil, weil das Gerät dann nicht störend im Blickfeld ist. So bekommt man es oft sogar in den Gewehrkoffer.


Test & Video: Franco Palamaro über das Pulsar Proton FXQ30 (englische Fassung)



Die Bildqualität ist sehr gut, die Sensorqualität ist sogar hervorragend, ebenso wie das Display. Allerdings vermisse ich die Möglichkeit zu fokussieren, vor allem bei kürzeren Entfernungen. Die Anordnung der Bedienelemente und das Feedback sind großartig. Ich konnte tatsächlich mit dem Daumen meiner linken Hand, die den Vorderschaft meines Gewehrs hält, nach oben greifen und die beiden Tasten und das Auswahlrad mit Bestätigungstaste bedienen, ohne den Vorderschaft überhaupt verlassen zu müssen! Sehr clevere Platzierung und gutes ergonomisches Design. Die Menüoberfläche ist kreisförmig, so dass sie perfekt in das runde Sichtfeld des Zielfernrohrs passt. Das Menü selbst folgt der üblichen Struktur aller Pulsar-Wärmebildkameras, so dass die Lernkurve angenehm und einfach ist.

Test bei Tageslicht: Pulsar Proton FXQ30
Ein Moment unseres Live-Feuertests auf dem Schießstand mit Franco: Das Pulsar Proton FXQ30 Wärmebild-Clip-on auf einem Remington 700 in .308 Win mit Oryx-Gehäuse und Yukon Jaeger 1,5-6x42 Zielfernrohr

Ich habe auf Entfernungen von 30 bis etwa 300 m geschossen - und die Genauigkeit ist zweifellos gut, mit einer Verschiebung des Zielpunkts von nur ein paar Zentimetern auf 100 m, und die Gruppe öffnet sich von einem einzigen Loch bis zu etwa 3-4 cm, was hauptsächlich auf die Schwierigkeit zurückzuführen ist, ein Stück Papier durch eine Wärmebildkamera anzuvisieren. Bei Wärmequellen funktioniert das deutlich besser.

Ich habe es auch geschafft, auf 300 m zu schießen, aber die Gruppengröße nicht aufzuzeichnen, sondern nur einen Metallgong zur Bestätigung der Treffer.  Wir haben für den Test Norma-, RWS- und GECO-Munition verwendet.

FAZIT: Franco Palamaro über das Proton FXQ30 von Pulsar

Wie erschwinglich ist das Pulsar Proton? Um diesen Test abzuschließen, muss ich alles in die richtige Perspektive rücken, nämlich die unverbindliche Preisempfehlung.  Bei der ersten Ankündigung wurde ein Preis von unter 3.000 Euro prognostiziert. Und so ist es auch: 2.590 Euro für den Proton FXQ30 und 100 Euro mehr, 2.690 Euro, für den XQ30, der in jeder Hinsicht identisch ist, außer dass er den Okularadapter enthält, der meiner Meinung nach ohnehin nicht so nützlich ist.

Für etwas mehr als 2.500 Euro bekomme ich also eine beeindruckende Aufsteckoptik, mit der ich die meisten Zielfernrohre für die Tagesjagd um Wärmebildfunktionen erweitern kann, mit einem 40 mK NETD 384x288 Pixel @ 17 µ Mikrobolometer-Sensor in einem superkompakten und leichten Magnesium-Gerät, zwei Batterien und weiterem Zubehör. Das sollten Sie zur Ausstattung und zur Nutzung wissen:

  • Image Detail Boost für eine verbesserte Zielerfassung
  • Eingebauter Foto- und Videorecorder mit 16 GB internem Speicher
  • Tageslichtoptik empfohlen mit 1,5-4x Vergrößerung
  • Rückstoßfest auch bei großen Kalibern: Kaliber 12, 9.3×64, .375 H&H (nach Herstellerangaben)

Was gibt es sonst noch zu sagen? Viel Spaß bei der Jagd. Und: Der Preis ist heiß!

Technische Daten und Preis des Proton FXQ30 von Pulsar

Hersteller
Pulsar - Yukon Advanced Optics (www.pulsar-nv.com)
Modell:
Proton FXQ30
Typ:    
Wärmebild-Aufsatz (Clip-on) für Zielfernrohre
Objektiv:
30 mm/F1,2 afokale Linse mit Germanium-Beschichtung
Sensor: 
384x288 Pixel, ungekühlter aSi-Mikrobolometer Focal Planar Array (FPA-)Sensor mit 17 µm Pitch und automatischer Kalibrierung, 50 Hz Vollbildrate
Output:
AMOLED-Farb-Mikrodisplay-Bildrelais-Schnittstelle mit 1024x768 Pixel Auflösung
Merkmale:
Maximale Beobachtungsreichweite eines 170 x 50 cm großen rechteckigen beheizten Objekts unter optimalen Bedingungen: 900 m (beleuchtet ein Pixel in dieser Entfernung)
Abmessungen:
119 х 58 х 75 mm
Gewicht:              
300 g
Montage:
Precise Screen Positioning (PSP) Frontobjektiv-Mechanismus, mit drei optionalen Sets von Adapterringen (42, 50 oder 55 mm)
Material/Finish:
Bearbeitetes Magnesiumgehäuse, Adapterschnittstelle mit Stahlgewinde, Tecnopolymer
Anmerkungen:
Stromversorgung durch proprietäre Li-Ion Pulsar APS5 Battery Packs, 6 Stunden Betriebszeit, integrierter DVR-Recorder
(16 GB interner Speicher), WIFI Stream Vision 1.x-Konnektivität,  kompatibel mit Android- und IOS-Smartphones/Tablets,
nur XQ-30 - Okularadapter mit 5-facher Vergrößerung zur Verwendung des Geräts als eigenständiges Beobachtungsmonokular, USB-Typ-C-Buchse, IPX7 wasserdicht zertifiziert.
Preis:
Unverbindliche Preisempfehlung 2.590 Euro; XQ30-Version mit 5x-Okularadapter 2.690 Euro