Im Test: Die Repetierbüchse Franchi Horizon Varmint Black Synthetic mit Zielfernrohr Burris Four Xe 2,5-10x50

Früher war nicht alles besser. Viele Waffenhersteller spendierten vor nicht allzu langer Zeit der Varmint-Version ihrer gängigen Jagdrepetierer einen wuchtigen, auf 60 bis 65 cm verlängerten Lauf mit einem Mündungsdurchmesser um die 20 mm aufwärts. Das war es dann oftmals schon, hier und da wurde nicht einmal der Vorderschaft in seiner Kontur für das aufgelegte Schießen optimiert, sondern schlicht für den dickeren Lauf weiter ausgestochen. So einfach geht das heute nicht mehr, wenn man mit einer Varmint-Büchse erfolgreich sein will – auch nicht in der preislichen Einsteigerklasse, in der sich Franchis Baureihe Horizon bewegt.

Die jagdliche Repetierbüchse Franchi Horizon - die Varianten

Franchi produziert die Horizon bereits seit ein paar Jahren, wir stellten die Jagdbüchse bereits vor. Das Basismodell Black Synthetic liegt preislich bei Geldbeutel-schonenden 930,- Euro. Wesentliche Eckdaten der Baureihe Horizon wären der Drei-Warzen-Verschluss in einer Verschlusshülse aus Stahl. Franchi kombiniert diesen Verschluss mit einem einreihigen Einsteckmagazin und einer Zwei-Stellungs-Sicherung. Diese wirkt nur auf den Abzug, nicht auf den Verschluss, das Prinzip ähnelt der Sicherung der Remington 700. Die Auszieherkralle sitzt direkt vor der rechten Verschlusswarze, als Ausstoßer dient ein in den Stoßboden integrierter, gefederter Bolzen. Das Gehäuse ist für Montagebasen oder Schienen vorgebohrt und unabhängig von Modell, Einsatzzweck, Schäftung oder Schaftmaterial verzichtet der Hersteller grundsätzlich auf Kimme und Korn. Die Polymer-Schäfte lassen sich in Länge und Höhe durch Zubehör individuell anpassen, auch die Einsätze im Pistolengriff sind auswechselbar. Für die Höhe sorgt der von einer Metallspange im Schaft gehaltene Schaftrücken – der lässt sich mit einem beherzten Griff abziehen und austauschen, drei Höhen stehen zur Wahl. Die Schaftlänge reguliert man über die auswechselbare Schaftkappe. Auch hier wählt man aus drei Varianten, die ab Werk montierte (mittlere) Schaftkappe sorgt für einen Abstand von 355 mm zwischen Abzug und Schaftende.

Laufkannellierung der Franchi Horizon Black Synthetic.
Die Laufkannellierung der Franchi Horizon Black Synthetic spart wertvolles Gewicht ein und rückt den Schwerpunktnach hinten. Comp und Picatinny-Schiene werden mitgeliefert.

Das Varmint Black Synthetic-Modell der Horizon-Linie im Detail

Die Neuzugänge im Fertigungsprogramm des italienischen Herstellers sind die beiden Varmint-Modelle. Das "echte" Varmint-Modell für Einsatzbereiche wie die Pelzjagd sowie Raubzeug und Schädlingsbejagung nennt sich Varmint Elite Subalpine. Markenzeichen: Ein Schaft im Tarnmuster Optifade Subalpine und eine bronzefarbene Cerakote-Beschichtung von Lauf und System. Franchi offeriert diese 1.285,- Euro teure Varmint-Version ganz praxisgerecht ausschließlich in reinrassigen 22er Varmint-Kalibern wie .223 Remington, .222-50 und .224 Valkyrie. Anders bei dem vorliegenden Modell Varmint Black Synthetic: Die Büchse kommt brüniert, komplett in Schwarz und ausschließlich in .308 Winchester. Auch wenn hier ebenfalls "Varmint" draufsteht: Man zielt mit dem Modell auf die Verwendung zur Ansitzjagd auf Schalenwild, vor allem aber auf den sportlichen Einsatz. Dies reflektiert auch der gewählte Drall von 1:11 Zoll, perfekt für typische 30er Match- und Jagdgeschosse im Gewichtsbereich von etwa 150 bis 180 Grains.  Bei der Ausstattung der Varmint Black Synthetic sorgt die Laufkannelierung für eine moderate Gewichtsreduzierung und verbesserte Balance. Zugleich sieht es schick aus und passt optisch auch gut zu dem mit helikalen Fräsungen versehenen Verschluss.

Zerlegte Franchi Horizon Varmint Black Synthetic.
Der Verschluss ermöglicht schnelles Repetieren durch den 60-Grad-Öffnungswinkel. Einen Bettungsblock für das Franchi Horizon-System gibt´s nur vor dem Magazinschacht.

Ein 62 mm langer Kompensator verbessert das Schussverhalten. Wer Comps nicht schätzt – eine Gewindeschutzmutter als Alternative liegt der Waffe bei. Außerdem finden sich im Lieferumfang Riemenbügel für QR-Ösen und zwei Magazine, eines davon mit einer Kapazität von acht Patronen, das kurze, mit dem Schaft bündig abschließende Magazin fasst deren drei. Und so ist es um die Verarbeitung bestellt: Der Schaft macht in Relation zur Preisklasse der Waffe optisch wie haptisch eine anständige Figur: Über Zubehör individuell anpassbar, die Griffbereiche mit einer rutschfesten Struktur versehen. Der angenehm breite Vorderschaft ist an der Unterseite eben und in der Kontur flach gehalten – eine solide Basis für das aufgelegte Schießen. Wer aber stattdessen Stativ oder Zweibein bevorzugt: Direkt vor der QD-Aufnahme im Vorderschaft versteckt sich unter einem Plastikpümpel eine Gewindebohrung für eine Standard-Riemenbügelöse. Darüber ließe sich ein Zweibein montieren. Um eine Luxusschäftung handelt es sich bei dem Kunststoffschaft nicht, er wirkt hochwertiger als einige besonders günstigste Angebote im Jagdrepetierbereich aus den USA, aber beim Klopfen klingt er hohl. Dass man bei Franchi seitens der Ausstattung auf den Preis achten muss, sieht man auch an Details wie dem Abzugsbügel aus Kunststoff und der Brünierung als Korrosionsschutz. Aber: Die Metalloberflächen wurden vor dem Brünieren völlig okay bearbeitet, alles wirkt funktional und auch die ab Werk mitgelieferte Picatinny-Schiene aus Stahl macht einen ordentlichen Eindruck. Out of the Box repetierte sich das Testmuster niemals hakelig. Aber der Zylinder läuft doch eher rau durch die Verschlusshülse. Deutliche Linderung brachte da herzhaftes Schmalzen der relevanten Teile mit dem Keramik-basierten Gun Coating von Fluna Tec. Vor allem dem gefederten, links in das Systemgehäuse integrierten Verschlusshalter bekommt etwas zusätzliche Schmierung sehr gut. Wer sich den Verschluss noch geschmeidiger wünscht: Eine zusätzliche Politur des Verschlusshalters könnte nicht schaden. Und auch seiner Feder könnte man gesondert zu Leibe rücken.

Schussleistung der Franchi Horizon Varmint in .308 Win.

Geschossen hat sie gut, die Horizon Varmint. Funktionsprobleme: Null. Nachdem die wichtigsten Dinge zur Leistung der Waffe geklärt wären, geht’s ins Detail. Franchi gewährt auf die Horizon-Büchsen nicht nur sieben Jahre Garantie, man spezifiziert auch eine Schussleistung von einer Winkelminute (MOA) oder besser für drei Schuss. Das würde auf eine Entfernung von 100 mm einem Trefferbild von 29 mm entsprechen. Die Tagesbestleistungen der Testwaffe lagen mehrfach unter 25 Millimetern für fünf Schuss, das beste Trefferbild lieferte die HIT-Jagdlaborierung von RWS ab (23 mm). Da geht aber sicherlich noch etwas:

In Kombination mit der Franchi Horizon Varmint Black Synthetic: Die Zielfernrohre Burris Four Xe 2,5-10x50 und Six Xe 3-18x56

Burris Four Xe 2,5-10x50 auf der Franchi Horizon Varmint.
Für unseren Test wurde die Franchi Horizon Varmint schon von Importeur Manfred Alberts mit einem Burris Four Xe 2,5-10x50 ausgestattet.

Der Importeur, die Manfred Alberts GmbH, schickte das Testexemplar komplett montiert und eingeschossen mit einem Four Xe 2,5-10x50 der Marke Burris mit Absehen 4 samt beleuchtbarem Punkt in der Absehenmitte. Das ist für europäische Verhältnisse ein typisches Universal-Zielfernrohr für die Ansitzjagd auf kurze bis mittlere Entfernungen. Wir haben die Four Xe-Serie von Burris schon in der Übersicht vorgestellt. Für reines Scheibenschießen würden die meisten Schützen ohne Probleme schlicht über ein höher vergrößerndes Zielfernrohr im Bereich um 15-25x mit feinerem Absehen ein paar Millimeter an durchschnittlicher Streukreisgröße herausholen, ohne ansonsten etwas an der Kombination von Waffe, Montage und Munition zu verändern. Da sich im Anschluss an den Schießstandbesuch noch ein Burris Six Xe 3-18x56 (das Modell hatten wir schon im ausführlichen Einzeltest) in der Redaktion auftreiben ließ, zogen die Tester mit dieser Kombo und der Diamond Line von Norma erneut auf die 100-m-Bahn. Resultat: Das feinere Absehen des Six Xe bei 18-facher Vergrößerung macht das „Löchlestanzen“ noch einfacher, drei Trefferbilder mit dem großen Burris lagen bei 15, 23 (14) und 21 Millimetern.

Die Franchi Horizon Varmint Black Synthetic in der Praxis

Schütze mit Franchi Horizon Varmint auf dem Schießstand.
Der abgeflachte Vorderschaft der Franchi Horizon liegt solide in der Hand und ruht satt auf einer Gewehrauflage.

Und wie schießt sie sich so? Das ab Werk eingestellte Abzugsgewicht fiel für den sportlichen Einsatz mit durchschnittlich gemessenen 1.150 g für unseren Geschmack  etwas zu hart aus, ein Drittel weniger Abzugswiderstand wäre für eine eher sportlich genutzte Büchse schon nicht schlecht. Laut Franchi lässt sich der "Relia Trigger" im Bereich zwischen 800 und 1.900 g über eine Schraube verstellen. Dafür muss zuvor aber das System ausgeschäftet und der Abzugsbügel demontiert werden. Das war es auch schon mit dem Mecker: Die Horizon Varmint lieferte insgesamt prächtig ab. Der Abzug löste angenehm trocken aus, der Rückstoß der 308er blieb durch die Kombination von Waffengewicht, dem kompakten Kompensator und der weichen Schaftkappe schön mild. Die Patronenzufuhr klappte reibungslos und Ausstoßer sowie Auszieher beförderten alle Hülsen (nicht zu) schwungvoll aus dem Auswurffenster. Anschlag, Schäftung, Schaftlänge, so etwas ist immer subjektiv zu bewehrten. Und subjektiv ließ sich die Waffe hervorragend auf einer Benchrest-Auflage auflegen und der mitgelieferte (mittelhohe) Schaftrücken passt in der Höhe für einen bequemen Anschlag mit ZFs ab 50-mm-Objektivdurchmesser. Für den rein sportlichen Betrieb dürfte der Griff des Kammerstängels gern noch etwas größer ausfallen. Der Repetiervorgang selbst: Ganz normal, wie für einen modernen Zylinderverschluss mit 60 Grad  Öffnungswinkel üblich und der Verschlussweg bleibt kurz genug, dass kaum jemand mit fest angebacktem Schaft beim Repetieren Auge oder Wange vor dem zurückgezogenen Verschluss in Sicherheit bringen müsste. Wer die Varmint-Franchi lieber jagdlich ausführen möchte: Mit dem Einsteckmagazin aus Polymer lässt sich mit etwas Gefühl sehr leise hantieren. Das Klicken der Sicherung ist bereits ungebremst nicht übermäßig laut. Übt man von oben zusätzlich ein wenig Druck auf den Sicherungsschieber aus, arbeitet der völlig geräuschlos.

Franchi Horizon Varmint Black Synthetic: Technische Daten und Preis

Modell:Franchi Horizon Varmint
Preis:1.125,- Euro
Kaliber:.308 Winchester
Kapazität:3/8 + 1 Patronen
Länge:1.125 mm (ohne Comp)
Lauflänge:610 mm
Drall:1:11“ (1:279 mm)
Abzugsgewicht:1.150g (800 – 1.900 g)
Gewicht:3.950 g
Links-/Rechts-Ausführung:nur Rechtsversion
Ausstattung:Drei-Warzen-Verschluss, Zwei-Stellungs-Abzugssicherung, Abzug verstellbar, Brünierung, Picatinny-Schiene, Lauf und Verschluss kanneliert, Kompensator.

Testfazit: Das kann die Franchi Horizon Varmint

Sieben Jahre Garantie auf die Waffe, dazu eine Präzisionsgarantie von 1 MOA, dies kombiniert mit einer praktischen Grundausstattung und zu einem sehr konkurrenzfähigen Preis. Wer sich nach einer 308er Sport oder Jagdbüchse mit schwerem Lauf umsieht, die nicht gleich das Bankkonto ins Minus drücken soll, dem eröffnet sich mit Franchis Varminter tatsächlich ein neuer Horizont. 

 Das hat uns gut gefallen:

 Das fanden wir weniger gut:

- Abzug und Schaft verstellbar
- Solide Ausstattung ab Werk
- Schaft in Material und Bettung schlicht
- Relativ kleiner Kammergriff

Dieser Test erschien auch in der VISIER, Ausgabe 6/2022. Dort sind zusätzlich die Streukreise von acht Laborierungen in der übersichtlichen Tabelle enthalten. Sie können das Heft im VS Medien-Shop online kaufen. Es ist auch als Digitalausgabe verfügbar.

Weitere Informationen zu der Franchi Horizon Vamint Black Synthetic und weiteren Waffen des Herstellers, bekommen Sie auf der Webseite von Franchi sowie auf denen  des Importeurs, der Manfred Alberts GmbH. Beide gehören zur Beretta Gruppe, ebenso wie die Optiken von Burris.

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