ECHA: "Aufruf zur Vorlage von Nachweisen" zum möglichen Verbot von Blei in Munition (Schrotpatronen + Kugeln) und Fischereigerät − Update: Sehen Sie hier die Web-Konferenz

Helsinki, 3. Oktober 2019 – Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat auf Veranlassung der EU-Kommission begonnen, die Notwendigkeit einer Beschränkung des Einsatzes von Blei in Patronen, Projektilen und Fischereigerät zu untersuchen. Die Absicht zur Ausarbeitung eines Beschränkungsvorschlags wurde jetzt in das sogenannte Absichtsregister aufgenommen und wird durch einen Aufruf zur "Vorlage von Nachweisen" (Call of Evidence) und Informationen unterstützt. Zur Klärung des Umfangs der ECHA-Untersuchung und zur Beantwortung von Fragen fand am 10. Oktober 2019 von 11:00 bis 12:30 Uhr OESZ eine Online-Informationsveranstaltung statt. Die Veranstaltung stand jedermann offen, es war jedoch eine Anmeldung im Vorwege erforderlich.

Einer der Vorwände für das Verbot von Blei in Munition ist, dass dies Wildfleischkonsumenten vergiften könnte. Aber es wurde nie wissenschaftlich belegt. 

Unserer Schätzung nach nahmen rund 1.000 registrierte User an diesem Webinar teil. Der Aufruf richtete sich an Unternehmen, Fachverbände, Jagd-, Fischerei- oder Schießsportvereine, wissenschaftliche Einrichtungen und andere Interessengruppen bzw. Mitgliedsstaaten, die über relevante Informationen verfügen, darunter Jäger, Fischer und Angler und alle anderen, die an diesem Thema interessiert sind.

Der Schwerpunkt der ECHA-Untersuchung liegt auf den Gefahren, die Blei für Umwelt und wild lebende Tiere darstellt, sowie die Risiken für den Menschen über den Konsum von Wildfleisch. Insbesondere interessiert sich die Agentur für Informationen zu folgenden Bereichen:

  • Die Mengen an verwendetem oder in die Umwelt abgegebenem Blei und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit oder die Umwelt;
  • Aktuelle bewährte Maßnahmen zur Minimierung der Bleibelastung für Menschen oder Umwelt bei der Verwendung;
  • Alternativen zu Bleischrot und -projektilen und zu Blei in Fischereigerät sowie andere sozio-ökonomische Auswirkungen auf die Gesellschaft im Hinblick auf eine mögliche Beschränkung, wie z.B. Kosten und/oder Nutzen für betroffene Beteiligte.

Die ECHA erklärt: "Die über den Aufruf zur Vorlage von Nachweisen eingehenden Informationen werden für die Agentur hilfreich sein bei der Ausarbeitung ihres Beschränkungsvorschlags."

Hier sehen Sie das Video der ECHA Online-Infoveranstaltung:

Politischer Hintergrund für die Aktivitäten der ECHA zum Bleiverbot in Munition

Die Europäische Kommission hat die ECHA gebeten,  ein Anhang-XV-Dossier zu einer möglichen Beschränkung der Versorgung des Marktes und des Einsatzes von Blei in Munition in terrestrischen Umgebungen, Projektilen auf jeglichem Terrain und in Fischereigerät zu erarbeiten. Ziel des Vorschlags ist die Befassung mit Besorgnissen für die Umwelt durch bleihaltige Schrotkugeln, Projektile und Fischereigerät, die Verringerung der Sterblichkeit von geschätzt ein bis 2 Millionen Vögeln, und die Verringerung von Gesundheitsgefahren für eine beträchtliche Anzahl von Jägern und deren Familien, die häufig mit Bleischrot oder Bleiprojektilen erlegtes Wild verzehren.

Bereits vor einiger Zeit hat die ECHA eine Beschränkung des Einsatzes von Bleischrot über Feuchtgebieten vorgeschlagen. Dieser Vorschlag liegt derzeit bei der EU-Kommission zur Entscheidung.

Was bedeutet dies alles für Jäger und Sportschützen und für ein mögliches Verbot von Blei in Munition?

Es war eine "beeindruckende Show", die wir in 90 Minuten beobachten konnten. Geschickt, professionell und sehr vorurteilsfrei – auf den ersten Blick. Aber besteht tatsächlich der gute Wille, eine neutrale Untersuchung durchzuführen? Wir werden es sehen, aber gewisse Zweifel seien erlaubt. 

Zusammenfassung der Einzelheiten der neuen ECHA-Information vom 10. Oktober 2019: 

  • Gegenstand der aktuellen Risikobeurteilung ist die zivile Nutzung von Munition, wie wir der offiziellen Dokumentation entnehmen können, aber im Teil mit den Fragen und Antworten fiel der Ausdruck "bis jetzt" – was immer das bedeuten mag. Für uns hört sich das jedenfalls nicht gut an.
  • Wir sehen nunmehr deutlich, dass die ECHA über Jagd und Schießsport (in der Halle und im Freien) spricht und dass auch explizit Luftgewehrkugeln untersucht werden.
  • Und wir erfuhren, dass auch "andere Materialien" als Blei in die Risikobeurteilung einbezogen werden. Ausdrücklich erwähnt wurde Kupfer. Wir reden also nicht allein über einen Angriff auf Blei, es könnte um viel mehr gehen... Wie jetzt angekündigt, wird die ECHA ihre Empfehlung an die EU-Kommission im November 2020 abgeben.

Worin besteht nun unsere Hauptsorge, wenn die ECHA Argumente für ein Verbot von Blei in Munition zu finden sucht?

Hmm? Die ECHA kümmert sich nicht viel um die tatsächliche Relevanz von Beiträgen. Wann immer es "vage Zweifel" von welcher Seite auch immer zu geben scheint, könnte dies bald zu "einem Argument" gegen Blei werden. Das ist nicht gut und stellt ein Risiko dar. Die ECHA sagt, es gäbe nicht viele Untersuchungen zu Bleimengen im Blut von Schützen – tatsächlich gibt es die aber. Können wir sicher sein, dass es ernsthafte Untersuchungen zu Abprallern von Kugeln bei Verwendung "härterer Materialien" gibt? Tatsächlich können wir das nicht – und wie will die ECHA das wissen? Unklar! 

Was ist mit der Aufhebung des Verbots von Blei in Norwegen seit 2015? Bleimunition war 10 Jahre lang verboten, dann aber haben sich Argumente pro Blei letztendlich durchgesetzt. Jetzt aber spricht die ECHA von über 1 Million toter Wasservögel. Aber wo? In der EU – weltweit? Es gibt keine Referenz und keine signifikante Verbindung zu Blei in der Munition. 

Zudem spricht die ECHA von Blei in Wildbret. Aber warum und auf welcher Grundlage? Haben sie nicht all die wissenschaftlichen Studien gesehen, die nachweisen, dass keine besondere Verunreinigung durch Blei besteht?

Die nächsten Schritte in der Risikobewertung der ECHA zu Blei in Munition: 

Von jetzt an sind alle Parteien eingeladen, der ECHA ihre Nachweise bis zum 16. Dezember 2019 einzureichen.

Es ist nun an unserer Branche und an allen maßgeblichen Organisationen wie AFEMS, ANPAM, FACE, CIC und vielen anderen, innerhalb der vorgegebenen Frist alles ihnen Bekannte, das für Blei spricht beizutragen. Und wir erwarten auch eine Reaktion aus dem militärischen Segment der Munitionshersteller. Was immer auch "bis jetzt" für den militärischen Einsatz von Munition und für die künftige Versorgungssicherheit für Militär und Spezialeinheiten und damit unsere Sicherheitslage bedeutet. 

Wir halten Sie auf dem Laufenden.


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