Moderne Technik im klassischen Nussbaum-Design – die Repetierbüchse Beretta BRX1 mit dem Zubehörset "Wood"

Jeder Jäger kennt hierzulande Beretta. Der italienische Waffenhersteller mit fast 500-jähriger Tradition im Waffenbau (1526 gegründet) fertigt Jagd- und Sportflinten, Pistolen jedweder Couleur, automatische Waffen für den Behördenbereich und inzwischen auch einen jagdlichen Geradezugrepetierer, die Büchse BRX1. Derzeit ist die BRX1 wie im Fall der vorliegenden Testwaffe im Kaliber .308 Winchester erhältlich, weiterhin in .30-06 Springfield und 6,5  Creedmoor. Als Magnum-Kaliber steht aktuell nur die .300  Winchester Magnum zur Verfügung, weitere Kaliber sollen ab er in Vorbereitung sein. Nachdem die Waffe vor gut vier Jahren vorgestellt wurde und seither mehrere neue Kunststoffschaft-Varianten, eine davon sogar mit Kohlefaser-ummanteltem Lauf, angepriesen wurden, durften wir hier die BRX1 mit dem als Zubehörset "BRX1 Wood" erhältlichen  zweiteiligen Holzschaft auf Herz und Nieren prüfen. Die Testwaffe stellte uns der deutsche Beretta-Importeur, die Manfred Alberts GmbH, mit bereits fertig montiertem Schaft-Set Wood zur Verfügung. Doch zunächst nochmals ein kurzer Blick auf die BRX1 an sich: Auf den ersten Blick ähnelt das Design des Verschlusses und des Spanners etwas dem eines Mitbewerbers aus Isny, auf dem zweiten Blick entpuppt sich der Spanner jedoch als Sicherung und auch der Verschluss verriegelt auf andere Art. Aber fangen wir einfach mal von vorn an.

Das Geradzugsystem der Repetierbüchse Beretta BRX1

Mit dem Zubehörset "Wood" (ab 455,- Euro) werden Vorder- und Hinterschaft der Beretta BRX1, üblicherweise aus Polymer, gegen entsprechende Schaftteile aus Nussbaum getauscht.

Der Dreh- und Angelpunkt im wahrsten Sinne des Wortes ist der Verschluss der BRX1. Der Drehkopfverschluss hat in Standardkalibern acht Verriegelungs­nasen, 16 an der Zahl sind es bei Magnum-Kalibern. Das Geradezug-System lässt sich schnell und intuitiv bewegen. Der Verschlussgang ist leichtgängig. Der eher grob wirkende Kammerstängel erfüllt seinen Zweck, denn zum Öffnen und Schließen der Waffe bedarf es ein klein wenig „Schmiss“. Ein filigranes Stängelchen wäre dafür sicher ungeeignet. Zum Entnehmen des Verschlusses muss eine Raste auf der linken Seite nach oben gedrückt werden. Ein weiterer Clou, der Kammerstängel kann im Nu von rechts auf links umgebaut werden. Damit einhergehend kann auch der Patronen- und Hülsenauswurf auf die „richtige“ Seite verlegt werden. Sie wollen die Waffe „mit links“ bedienen: Dann den Verschluss raus, den Pin auf der rechten Seite innen drücken. Dieser gibt den Kammerstängel frei. Herausziehen und auf der linken Seite wieder einstecken, fertig. Damit der Auswurf auf der entsprechenden Seite funktioniert, muss der Verschlusskopf entnommen werden. Dafür auf die Führung des Drehwarzenverschlusses einwirken, den Verschlusskopf entnehmen, um 180  Grad drehen und wieder einsetzen, auch fertig. Leichter kann man es nicht machen.

Sicherung, Abzug und Magazin der Beretta BRX1

Auf dem Verschluss sitzt die Sicherung, die mittels eines Spannschiebers bedient wird. Die Bedienung funktioniert in drei Stellungen: 

1  = gesichert und Verschluss gesperrt, 
2  = gesichert und Verschluss entsperrt,
3  = schussbereit. 

In den Stellungen  1 und 2 wird das Schlagstück mechanisch blockiert und ist komplett losgelöst von der Abzugseinheit. Der Sicherungsschieber ist ergonomisch geformt und lässt sich gut mit dem Daumen bewegen. Der Direktabzug lässt sich in drei Stufen einstellen im Bereich von etwa 950 bis 1500  Gramm. Dafür muss die Abzugseinheit entnommen werden. Dieses Prozedere kann (fast) werkzeuglos durchgeführt werden. Einfach den Verschluss entnehmen, die silberfarbene kleine Lasche nach oben drücken, dann die Abzugseinheit nach vorne unten entnehmen. Auf der rechten Seite der Abzugseinheit finden sich drei Rasten. Mit der oberen wählt man das leichteste Abzugsgewicht, je weiter nach unten, umso schwerer. Wenn man ganz genau hinfühlt, bemerkt man ein minimales Kratzen im Vorweg. Ist man „in action“, fällt dieses natürlich überhaupt nicht mehr auf. 

Der Drehkopf-Geradezugverschluss der Beretta BRX1 gleitet auf dem Gehäuse unter der vorn am Lauf befestigten Picatinny-Montageschiene hindurch.

Wundervoll farbenfroh präsentiert sich das signalfarbene Magazin. Ein kleiner Akzent an der klassisch anmutenden Waffe, der prächtig mit der Kleidung harmoniert, für deren Einsatzzweck die Waffe konzipiert wurde. Das doppelreihige Magazin lässt sich flüssig laden, es kann auch in das System eingeführt von oben wie ein Toploader bestückt werden. Die Anrampung aus dem Magazin ins Patronenlager ist recht steil. Hier sind wir wieder beim Schwung: Wird der Verschluss flott geschlossen, fällt es nicht auf. Hat man aber Patronen mit eher stumpfen Geschossen und schließt die Waffe langsam, merkt man sofort, dass mehr Kraft nötig ist. Störungen gab es mit keiner der getesteten Munitionssorten. Zudem gefällt, dass das Einsteckma­gazin bündig abschließt und dennoch über eine Kapazität von fünf Patronen verfügt. Dieses Ladevolumen gilt sowohl für Standard- als auch für Magnum-Kaliber. Derzeit gibt es die Magazine in drei Gruppen (Magnum, Medium, Short). Die Kennzeichnung liest man auf dem Steg, an dem der Patronenboden anliegt. In der Hektik einer Drückjagdsituation kann es passieren, ein Magazin aus Versehen aus der Waffe zu verlieren. Bei der Beretta müssen dagegen beide Verriegelungen gedrückt werden, um die Arretierung zu lösen. Sehr schön das Herausnehmen und wieder Einstecken in den Magazinschacht. Kein Hakeln, Klemmen oder komische Bewegungen, die durchgeführt werden müssen, damit es sitzt.

Lauf und Holzschaft der Beretta BRX1 "Wood"

Der Durchmesser des matt brünierten Laufes beträgt an der Mündung 16  mm, ein M14x1-Gewinde dient der Aufnahme von Schalldämpfern und ist unter einer gerändelten Gewindeschutzkappe versteckt. Die Lauflänge beträgt 51  cm, der Drall 11“ in .308 Winchester, das Gewicht der Büchse ohne ZF und Ringe 3,25  kg (komplett montiert mit dem Steiner Ranger  8 1 – 8 x 24 samt Ringen sind es 3,87  Kilo). Etwas gewöhnungsbedürftig ist die nach hinten scheinbar frei schwebende Picatinny-Schiene, diese ist im vorderen Bereich fest mit dem nach hinten verlängerten Kopfstück der Verschlusshülse verbunden, das hintere Drittel liegt dabei frei. Neben der serienmäßigen Picatinny-Schiene aus Ergal gibt es alternativ als Zubehör eine Picatinny-Stahlschiene, eine Schiene für die Tikka Optilock-Montage, eine kurze 12-mm-Schiene für Reflexvisiere und eine Basisschiene für EAW-Schwenkmontagen.

Der Verschluss der Beretta BRX1 lässt sich kinderleicht auf „Linksbetrieb“ umbauen.

Der Hinterschaft lässt sich mittels tauschbarer Zwischeneinlagen und der entsprechenden Schaftkappe in unterschiedlicher Stärke an den Anwender anpassen. Die Testwaffe hat ein 1,25-mm-Zwischenstück, die Schaftkappe an sich 1,75  cm. Das Zwischenstück kann entnommen werden und die Schaftkappen gibt es in vier unterschiedlichen Stärken. Die Schaftlänge ist im Bereich von 34,3 bis 39,3  cm anpassbar. Der Pistolengriff steht relativ steil und hat eine sehr feine Fischhaut eingeschnitten. Das Pistolenkäppchen wird vom Beretta-Logo verziert  –  wussten Sie, dass das Logo erst seit 1949 das offizielle Markenzeichen ist und dass die Pfeile und Kreise aus der Welt der Seeschlachten entstammen? Beim Vorderschaft wurde nur auf der Unterseite eine Fischhaut eingeschnitten. Verschiedene Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse, was die Schaftlänge betrifft. Eine Waffe zu finden, die wirklich zu einem passt, ist nicht immer einfach. So ist es sehr praktisch, von vornherein die Möglichkeit zu bieten, wenigstens die Länge zu verändern. Der Pistolengriff hat in der Wood-Variante eine sehr fein ausgearbeitete Fischhaut. Dieses Detail lässt die Waffe sehr wertig wirken. Ob es nun ein Vor- oder Nachteil ist, dass eben jene feine Fischhaut nur an der Unterseite des Vorderschaftes wiederzufinden ist, bleibt dahingestellt. Meistens fällt es nur bei näherer Betrachtung auf und wenn man mit dem Gewehr „arbeitet“, sind derlei Teilaspekte nebensächlich. Mir persönlich gefällt es besser, wenn der Vorderschaft seitlich etwas mehr Grip hat, aber das sind persönliche Befindlichkeiten.

Die im Test auf der Beretta BRX1 verwendeten Zielfernrohre: Steiner Ranger 6 3-18x56 und Ranger 8 1-8x50

Zum Test wurden zwei verschiedene Optiken verwendet. Für die Streukreise auf der 100-m-Bahn das Steiner Ranger 6  3-18x56 und für den laufenden Keiler auf 50  m das 1-8x24 der Steiner-Serie Ranger  8. Mitgeliefert wurden die hauseigenen Ringe von Beretta. Positiv anzumerken, dass zwei extra Schrauben dabei sind. Das Ranger 6-Modell wurde 2024 nochmals optimiert. Die Variante mit der 3-18x Vergrößerung und dem 56er Objektiv ist neu. Die Parallaxe ist von 50  m bis unendlich einstellbar. Die Länge beträgt 338 mm bei einem Gewicht von 754  g. Die Optik hat ein 30er Mittelrohr und ein 4AI Absehen in der 2.  Bildebene. Die Klickverstellung beträgt 1  cm auf 100  m. Kostenpunkt: 1.699,-  Euro. Als Zusatz kann dieses Zielfernrohr mit fünf unterschiedlichen ballistischen Ringen betrieben werden. Diese kosten 149,-  Euro. Für das Ranger  8 1-8x50 muss man als geneigter Kunde 1.899,- Euro investieren. Hier kommt wohl der Spruch „weniger ist mehr“ zum Tragen. Man erhält dafür ebenso das 4AI-Leuchtabsehen. Die Parallaxe ist auf 100  m fix, die Klicks werden mit 1  cm auf 100  m angegeben. Die Länge des ZFs beträgt 290 Millimeter mit einem 30er Mittelrohr und bei 510  Gramm Gewicht. Aber: Wie die Baureihen-Nummerierung verrät, handelt es sich beim Ranger  8 um ein ZF mit achtfachem Zoom.

Wie verhielt sich die Beretta BRX1 Wood in der jagdlichen Praxis?

Links das fünfschüssige Polymer-Magazin, daneben das Abzugsmodul und rechts die Verschluss-Baugruppe der Beretta BRX1.

Die Sicherung funktionierte im Alltag sehr gut. Der Schieber ist mit einem gewissen Kraftaufwand bedienbar, jedoch keinesfalls schwergängig. Beim Entnehmen und Einsetzen ist der Verschluss etwas hakelig. Und er lebt vom Schwung, mit dem man ihn bedienen sollte. Für zartbesaitete Seelen ist es nichts. Ebenfalls etwas gewöhnungsbedürftig, dass bauartbedingt der Verschluss beim Repetiervorgang ziemlich weit in Richtung Gesicht kommt. Der Abzug kratzt eine Nuance, wenn man darauf achtet und es auch wirklich ganz genau nimmt. Weder auf der 100-m-Bahn und schon gar nicht auf den laufenden Keiler habe ich während des Schießens gedacht, dass der Abzug nicht gut abliefern würde. Das Abzugsgewicht von etwa 950  g funktionierte sowohl am Stand als auch während der Drückjagdsituation. Wem das zu fein sein sollte, der kann bis 1500  g raufgehen. Gut und beständig die Performance der Zielfernrohre. Besonders positiv aufgefallen ist dabei die Drückjagdoptik. Mit der 8fachen Vergrößerung hätte man ebenso gut die Streukreise auf 100  m schießen können. Sowohl auf den laufenden Keiler als auch unter realen Bedingungen überzeugte das Steiner Ranger 8 1-8x50 auf ganzer Linie. Das Sehfeld, der Leuchtpunkt, die Verstellung und nicht zuletzt das Gewicht von 510  g zaubern ein Lächeln ins Gesicht. Die achtfache Vergrößerung ist besonders bei schnell wechselnden Entfernungen wie eben während einer Drückjagd ein wunderbares Hilfsmittel. 

Auf der 100-m-Bahn wurde die Geschwindigkeit neben der Mündung mit einem Garmin Xero C1  Pro erfasst, anschließend die Streukreise nach fünf Schuss vermessen. Das beste Ergebnis lieferte die KJG-SR von Sax mit einem Streukreis von 21 mm ab. Im ­Mittelfeld rangierten die GECO Express mit 29  mm, die Brenneke TAG mit 31  mm, die RWS Evo Green erzeugte 33 mm und die Cutting Edge aus dem Hause Sellier & Bellot 34  mm. Die Streichergebnisse lieferten aus dem Testexemplar die Sax KDG-J sowie die GECO Star. Damit liegen mehrere Trefferergebnisse im Bereich von knapp über einer Winkelminute. Beretta prüft die Büchsen im Werk auf eine Präzision von unter 1  MOA, allerdings für drei Schuss, nicht für fünf. Die Sax KJG-SR konnte diesen Wert aber aus der Testbüchse locker unterbieten, und das mit fünf anstelle von drei Schuss.

Der Wood-Holzschaft „Klasse 2“ der Beretta BRX1 kostet 455,- Euro Aufpreis gegenüber dem Basismodell. Für „Holzklasse 3“ wären es 849,- Euro, für „Holzklasse 4“ 1.299,- Euro.

Bestückt mit dem kleinen Steiner-Zielfernrohr Ranger  8 ging es dann auch noch zum Maishäckseln. Manchmal passt es einfach zu gut zusammen mit den Testwaffen und der häuslichen Jagdsituation. Am sonnigen Samstag ließ es sich die Maisjagd vielversprechend an, hatte der Landwirt doch schon Schaden angekündigt. Der Jagdleiter hatte gut vorgearbeitet und für die Schützen schnell transportable Drückjagd­böcke organisiert, die gut nachgerückt werden konnten. Das erste Stück Schwarzwild verließ den Schlag schon beim Anhäckseln und der abgestellte Schütze war so überrascht, dass er dem Überläufer mit offenem Mund hinterherschaute. So war die gesamte Truppe nun unter großer Anspannung, das sollte bestenfalls nicht noch einmal geschehen. Und wie immer passierte bis zu den letzten zehn Reihen nichts weiter. Der Häcksler-Fahrer gab das vereinbarte und so sehr herbeigesehnte Zeichen mittels des Einschaltens der Rundum-Leuchte. Zur Gesamtstrecke von drei Überläufern konnte die Autorin einen beitragen: Waidmannsheil und Waidmannsdank. 

Technische Daten der Repetierbüchse Beretta BRX1 Wood

Modell:

Beretta BRX1 Wood

Kaliber:

.308 Winchester

Kapazität:

5 + 1 Patronen

Länge:

1035 mm

Lauflänge:

510 mm

Drall-Länge:

11“

Abzugsgewicht:

einstellbar zwischen 950 bis 1500 g

Gewicht:

3250 g

Links-/Rechts- Ausführung:

einstellbar Rechts-und Linksausführung

Preis: * 2.180,- Euro

Ausstattung: Sowohl für Rechts- als auch Linksschützen verwendbar, Schaftlänge mittels Zwischenstücke veränderbar, Abzugsgewicht einstellbar, Drei-Stellungs-Sicherung, Drehwarzen-Verschluss mit acht Warzen.

*Basispreis der Büchse: 1.725,- Euro, Aufpreise für das Schaftholz ab Klasse 2: 455,- Euro, Klasse 3 849,- Euro, Klasse 4 1.299,- Euro

Fazit: Die Beretta BRX1 mit dem Zubehör-Schaftset "Wood"

Na, da hat sich jemand Gedanken gemacht und Mühe gegeben, worauf die Kunden Wert legen und das ist wirklich schön geworden  –  das war mein erster Gedanke beim Test der Beretta BRX1. Äußerlich ein klassisches Gewehr mit Geradezug, innerlich eine Zusammenstellung moderner und praktischer Komponenten. Wer eine Drückjagdwaffe möchte, die wirklich durchdacht ist und voller sinnvoller Extras steckt, ist mit der BRX1 auf jeden Fall gut aufgestellt. Bei einem Kauf macht man damit sicher nichts falsch.


Weitere Infos zur Waffenfamilie Beretta BRX1 gibt es auf der deutschsprachigen Herstellerwebsite

Hier finden Sie Informationen zu den verwendeten Zielfernrohren von Steiner.

Und noch mehr zur BRX1 und den Steiner Ranger Zielfernrohren erhalten Sie auch im aktuellen Manfred Alberts Katalog.

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