Test: Blaser BD14 Bockdrilling

Der Drilling galt im deutschsprachigen Raum über Jahrzehnte hinweg als die Waffe des Revierjägers. Mit zwei parallelen Schrotläufen und einem Kugel- oder Büchsenlauf darunter war der Waidmann für jeden jagdlichen Fall gerüstet. Den Kugellauf wählte man bevorzugt in Kalibern wie etwa 7 x 65R, 8 x 57 IRS oder der auch als "Königin der Hochwildpatronen" bekannten 9,3 x 74R. Bei den Schrotkalibern kamen 12/65 und später 12/70, weit vor den 16er Schrotpatronen. Im rechten Schrotlauf fanden häufig Einsteckläufe in kleineren Kalibern ihren festen Platz.

Test: Blaser BD 14
Bestens gerüstet: Der Blaser BD14 wartet oben stets mit einem 20/76er Schrotlauf auf. Darunter, nach rechts versetzt, liegt das Rohr für die kleine Kugel und ganz unten befindet sich das für die hochwildtaugliche große Kugel.

Das alles zusammen machte die Vielseitigkeit des Drillings und damit auch seine Beliebtheit sowie die daraus resultierende Verbreitung dieser Waffenart aus. Doch schon früh erkannten findige Hersteller und einzelne Bergjäger die Vorteile des Bockdrillings. Während normale Drillinge in Massen preisgünstig hergestellt wurden, war der Bockdrilling oder der "Triumphbock", wie man ihn in einigen Alpen-Gegenden nannte, immer ein exklusives Stück. Diesen Nimbus besitzt das Gewehr, bei dem der große Kugellauf unter dem Schrotlauf und die "kleine" Kugel seitlich zwischen den beiden anderen Rohren angeordnet ist, noch heute. Allerdings gab und gibt die Schussleistung der Kugelläufe häufig Anlass zu Diskussionen. Und das insbesondere dann, wenn es darum geht, wie gut die große und kleine Kugel "zusammenschießen".

Bockdrilling Blaser BD14 – Äußerlichkeiten


Schon der erste Kontakt mit dem Blaser BD14 erweckt beim Betrachter ein positives Gefühl. Vor ihm liegt eine elegante, kurze und kompakte Waffe schnörkellosen Zuschnitts, mit angenehm geradem Schaft: ein Jagdgewehr, das sich geradezu für den Einsatz mit einem Zielfernrohr aufdrängt. Die entsprechende Schnittstelle für eine Blaser-Sattelmontage bringt der Drilling auch schon mit. Die Waffe ist exzellent verarbeitet. Hier beweist der Hersteller, dass CNC-gesteuerte Maschinenfertigung genauso präzise sein kann wie allerbeste Büchsenmacherarbeit. Alles sitzt perfekt, ist in der Oberflächenbearbeitung wohl nicht zu verbessern. 

Der BD14 kommt in einem feinen Ölschaft aus gutem Nussbaumholz mit Schweinsrücken und modern geschwungener bayerischer Backe. In der Basisversion mit matt-aluminiumfarbiger Dural-Basküle geht‘s hier mit der Holzklasse 4 und einem Preis von 5.976,- Euro los. Für die Testwaffe mit matt-schwarz eloxiertem Gehäuse aus sogenannten Flugzeug-Aluminium und einem Schaft der Holzklasse 6 muss man 7.485,- Euro zahlen. Das Topmodell "Baronesse" des BD14 kostet 11.845,- Euro, besitzt dafür aber eine feine Arabeskengravur auf der Basküle. Wem die drei genannten Serienausführungen nicht exklusiv genug sind, der kann natürlich in Sachen Holz, Finish und Gravur noch entsprechend "upgraden".

Test: Blaser BD 14
Der Blaser BD14 Bockdrilling ist als Basisversion in der Holzklasse 4 ab 5.976,- Euro erhältlich.

Blaser BD14 - der Verschluss


Blaser bewirbt den im BD14 verwendeten Vertikalblockverschluss als eine zum Patent angemeldete absolute Weltneuheit. Auf den ersten Blick erinnert der Verschlussblock des BD14 allerdings an einen Kippblockverschluss. Neu beim BD14 ist, dass der Verschlussblock im eingebauten Zustand stets an der senkrechten, hinteren Wand der Basküle anliegt und zum Verriegeln nicht mehr gekippt werden muss. Hier greifen die Verriegelungselemente quasi in den Block und nicht umgekehrt. Der herausnehmbare Vertikalblock des BD14 kann mit einem Handgriff entnommen und bei Bedarf auch getrennt verwahrt werden.

 

Während bei anderen Verschlüssen von Kipplaufwaffen die Basküle per Laufhaken immer auch als hinterer Laufabschluss dient, verschließen Kipp- und Vertikalblock die Rohre gleichsam autonom. Die Basküle dient nur noch zur Aufnahme des Laufbündels und zum Kippen (Brechen) desselben. Dadurch erfährt sie aber auch keine Belastung durch Drehmomente aus der Schussauslösung. Der Kasten muss also nur noch die vom Laufbündel über den Kippblock übertragenen Rückstoßkräfte aufnehmen. Das erlaubt wiederum die Verwendung von schwächeren, sprich: leichteren Materialien – im Falle des BD14 Dural – sowie eine schlankere Bauweise.

Test: Blaser BD 14
Der Blick in die Basküle des BD14 zeigt die Aufnahme für den Vertikalblock und die Gegenstücke zu den in den Block integrierten Schlagbolzen.

Da kommt Spannung auf - das Spannsystem des BD14


Der BD14 verfügt über ein recht leicht zu bedienendes Handspannsystem. Dessen Schieber sitzt auf dem Kolbenhals. Zum Spannen der beiden Kastenschlosse schiebt der Daumen den Schieber nach vorn, bis dieser arretiert und ein roter Signalpunkt sichtbar wird. Drückt man den Schieber noch etwas weiter nach vorn, gleitet dieser zurück und die Waffe ist entspannt. Der vordere Abzug bedient immer den Lauf mit der großen Kugel. Bei nach unten gedrücktem Umschaltschieber löst der hintere Abzug den Schuss aus dem kleinen Kugellauf aus und bei nach oben gedrücktem Umschaltschieber korrespondiert dieser Trigger mit dem Schrotlauf. Nach Abgabe eines Schusses – ohne den Verschluss nach dem Feuern zu öffnen oder den Handspannhebel zurückzunehmen – bleibt das zweite Schloss weiterhin gespannt. Sind alle Läufe mit Patronen bestückt, kann durch ungeschicktes Handhaben ein zweiter Schuss brechen. Um das zu vermeiden, kann man neben dem beschriebenen Entspannen per Schieber auch den Oberhebel nach rechts drücken. Auch dann springt der Spannschieber automatisch in die entspannte (gesicherte) Position zurück – das geschieht dann allerdings nicht lautlos.

Blaser BD14 – der Abzug


Hier handelt es sich sowohl hinten als auch beim vorne um einen Blaser-Feinabzug. Diese Trigger sind ab Werk so eingerichtet, dass sie bei etwa 650 g Widerstand auslösen. Feinabzüge bei kombinierten Waffen sind nicht jedermanns Sache. Dennoch präsentierten sich die Abzüge der Testwaffe in jeder Beziehung einwandfrei und lösten ohne jedes Kriechen sauber aus. Erstaunlicherweise zeigten sich die Abzüge weitaus unkritischer als erwartet. Auch bei eher hartem bis sehr hartem Abstellen der Waffe auf dem Kolben lösen sie nicht ungewollt aus. Dennoch: Richtig sicher ist das Gewehr nur bei entspannten Schlossen.

Test: Blaser BD 14
Das Prinzip: Der Vertikalblock der BD14 schließt das Laufbündel (hier beides zum Veranschaulichen in ausgebautem Zustand) nach hinten ab. Bei anderen Verschlusskonstruktionen von Kipplaufwaffen übernimmt dies in der Regel die Basküle.
Test: Blaser BD 14
Blaser BD14: Hier sieht man den Verschlussblock zum Verdeutlichen des Prinzips einmal in das Laufbündel eingesetzt.
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Verschlussblock des Blaser BD14 getrennt vom Laufbündel von seiner anderen Seite. Jeweils klar zu erkennen: die drei Schlagbolzen der BD14.

Welches Kaliber für was?

Hier gilt das Augenmerk zuerst dem beim BD14 stets vorgegebenen Schrotlauf in 20/76. Das ist ein modernes und erprobtes Kaliber für den universellen Einsatz. Magnum-Patronen – also 76er Munition mit 33 bis 34 g Bleischrotvorlage von 2,7 bis 3,7 mm – gibt es sowohl von Rottweil als auch von Sellier & Bellot. Die Läufe sind voll stahlschrottauglich. 

Insbesondere bei unsicheren Anfängern kommen im Kaliber 12/76 häufig die berüchtigten Magnum-Schrotpatronen mit 52 Gramm Bleischrotvorlage zum Zuge. Die tragen allerdings zu einer hohen Wildbretentwertung bei. Der erfahrene Jäger weiß, dass 30 Gramm Blei in der Regel auf alles mit Schrot erlegbare Wild ausreichen, sofern man nicht zu weit schießen muss. Die beste Wahl in Bezug auf die Wirkung stellt derzeit wohl das teure Wolframschrot (englisch: Tungsten Shot) dar. Leider sind im deutschsprachigen Raum derzeit (noch) keine Wolframschrotpatronen im Kaliber 20 zu haben. Dennoch steht der 20er Magnum-Lauf einem 12/70er wohl kaum nach.

Für den kleinen Kugellauf stehen beim BD14 die Kaliber .22 Hornet, .222 Remington, 5,6 x 50 R Magnum und 5,6 x 52 R zur Wahl. Mit Ausnahme der .22 Hornet sind alle übrigen als Rehwildpatronen beliebt und bewährt. Das gilt insbesondere für die 5,6 x 52 R, welche im Geschoss-Durchmesser geringfügig größer ist als die .222. Außerdem wird die 5,6 x 50 R von RWS mit einer speziellen Rehwildlaborierung angeboten. Die für ihre exzellente Präzision bekannte Hornet ist speziell für Jäger gedacht, welche Kleinwild und Pelzträger balgschonend erlegen möchten.

 

Test: Blaser BD 14
Neben dem obligatorischen Brillenstück an der Mündung fasst bei der BD14 zusätzlich noch eine Mittelbrille das Laufbündel. Die Mündungsbrille dient auch zur Seiten- und die andere zur Höhenjustierung des kleinen Kugellaufs.
Test: Blaser BD 14
Überdies sitzt an der Mittelbrille auch ein Stift, der zur vorderen Riemenbügelöse ausläuft.

Für den großen Kugellauf bietet Blaser zur Zeit die Kaliber 6,5 x 55, 6,5 x 57 R, 7 x 57 R, 7 x 65 R, .308 Winchester, .30-06 Spring­field, .30 R Blaser, 8 x 57 IRS und 9,3 x 74 R an. Die alten deutschen Kaliber sind konstruktionsbedingt mit dem "Makel" des langen Übergangskonus behaftet. Dieser musste früher oft als Erklärung für schlechte Schussleistungen herhalten. Nun schießen die modern gefertigten Blaser-Läufe allerdings um ein vielfaches präziser, so dass der zu lange Freiflug nicht mehr als Ausrede dienen kann. Für den Revierjäger mit Rot- und oder Schwarzwild bildet etwa die .30 R Blaser eine hervorragende Wahl, wobei auch die alte 8 x 57 IRS heute zu den beliebtesten, weil durchaus wirkungsvollen Patronen zählt.

Test: Blaser BD 14
Nach Drücken des Bolzens beim Blaser BD14 kann der Verschlusshebel ganz nach rechts bewegt und der Verschlussblock leicht entnommen werden.

Bockdrilling Blaser BD14 auf dem Schießstand


Bevor es ans Einschießen ging, galt es, das Zielfernrohr grob zu justieren. Der Schrotlauf bildet dabei die feste Komponente und dient als Basis des Prozederes. Man spannt das Laufbündel ein und richtet den Schrotlauf dabei über Kimme und Korn auf ein 35 bis 40 Meter entferntes kleines Ziel aus. Dann setzt man das Zielfernrohr per Sattelmontage auf den eingespannten Lauf und stellt das Absehen des Zielfernrohrs ebenfalls genau auf dieses Ziel ein, bevor es auf die 100-Meter-Bahn geht. Dort werden die große und die kleine Kugel auf das Zielfernrohr-Absehen unter Beachtung der günstigsten Einschussentfernung der verwendeten Patrone eingeschossen. Der Lauf der großen Kugel ist fest mit dem Schrotlauf verbunden und so fixiert, dass Schrot- und Kugellauf zusammenschießen. Das Zielfernrohr wird nun per Absehenverstellung auf die Treffpunktlage der großen Kugel justiert. Danach stellt man den Lauf der kleinen Kugel auf diese Treffpunktlage ein. Dazu kann der Lauf durch eine Schraube an der Mündung seitlich verschoben werden. Die Höhenkorrektur erfolgt hier durch eine Schraube an einem in Laufmitte montierten Brillenstück. Die Läufe schwingen frei und können sich in der Länge frei ausdehnen. Die Kugelläufe schossen auch nach jeweils mehreren Schüssen zuverlässig zusammen. Es empfiehlt sich, hier aber unterschiedliche Munitionssorten zu probieren, um die für die jeweils individuell vorliegenden Läufe präzisesten Sorten zu ermitteln.

Blaser BD14 Bockdrilling – Fazit


Der BD14 ist die Waffe für den anspruchsvollen Revierjäger, der für jede jagdliche Begegnung gerüstet sein will, aber nicht jede Woche zu einer Drückjagd geht: handlich, präzise, elegant, sehr zu empfehlen.

Test: Blaser BD 14
Nach dem Einschießen gab sich der BD14 auf dem Schießstand keine Blöße. Große und kleine Kugel schossen auch nach jeweils mehreren kurz hintereinander abgegebenen Schüssen in engen Gruppen zusammen.
Test: Blaser BD 14
Wer es noch edler will, kann zum BD14 in der "Baronesse"-Ausführung greifen. Ab 11.845 Euro steigt man hier mit Holzklasse 6 und feiner Arabeskengravur auf der Basküle ein.

Weitere Informationen über den Bockdrilling Blaser BD14 erhalten Sie direkt auf der Webseite von BLASER.

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