Zehn Tage voller Leidenschaft: Die Schießwettbewerbe bei den Olympischen Spielen von Paris 2024 in Châteauroux

Luftaufnahme vom CNTS.
Das Nationale Schießsportzentrum für die Olympischen Spiele 2024 in Paris: Auf der linken Seite befinden sich die Flinten-Schießstände und jenseits des Walls die Stages für das dynamische Schießen, das allerdings nicht zu den olympischen Disziplinen zählt.

Die Schießwettbewerbe der Olympischen Spiele 2024 in Paris finden vom 27. Juli bis zum 5. August 2024, also insgesamt an zehn Tagen statt. Sie beginnen mit der Qualifikation in den 10-Meter-Luftgewehr-Mixed- und Luftpistolen-Wettbewerben  der Damen und Herren sowie dem Finale in der Luftgewehr-Mixed-Konkurrenz. Die Schießwettbewerbe enden dann am 5. August mit dem Mixed-Skeet-Finale, das eine Neuheit darstellt. Diesmal sind es nämlich die Skeet-Schützen, die im Flinten-Mixed-Wettbewerb um olympische Gold schießen, da zuvor 2020 in Tokio ein Mixed-Trap-Wettbewerb ausgetragen wurde.

Die Schießwettbewerbe der XXXIII. Olympischen Spiele sollten ursprünglich in einer provisorischen Anlage in La Courneuve, im Departement Seine-Saint-Denis in der Region Île-de-France, etwa 10 km nordöstlich von der Pariser Innenstadt, stattfinden. Im Juli 2012 gab das Organisationskomitee dann bekannt, dass die Gewehr-, Pistolen- und Flintenwettbewerbe im Nationalen Schießsportzentrum von Châteauroux-Déols (CNTS) stattfinden sollen, das etwa 250 km südlich von Paris liegt. Doch keine Angst: Das CNTS ist mit dem Auto über die Autobahn A20 oder die Departementstraße 925, mit dem Zug (der Bahnhof ist etwa 15 Autominuten entfernt) oder sogar mit dem Flugzeug zu erreichen, denn auch der Flughafen Châteauroux ist nur 10 Minuten entfernt.

Das nationale Schießsportzentrum in Châteauroux − einer der  Austragungsorte der Olympischen Spiele 2024 abseits von Paris

Blick in die Finalhalle, in der die entscheidenden Schüsse um die Medaillen fallen.
Olympische Spiele 2024: Der für die Finalwettbewerbe vorgesehene Stand verfügt über 20 Schießbahnen, die in Entfernungen von 10 bis 50 Metern mit elektronischer Trefferanzeige ausgestattet werden können.

Das 2012 vom französischen Schießsportverband erworbene Nationale Schießsportzentrum von Châteauroux wurde 2018 eingeweiht. Es gehört zu den größten Schießanlagen international und zu den größten in Europa. Auf einer Fläche von mehr als 100 Hektar können hier Wettkämpfe und Trainings in fast allen erdenklichen Schießsportdisziplinen zwischen 10 und 600 Metern ausgetragen werden.

Auf einer Fläche von 44.600 m2 befinden sich fünf Flintenstände, von denen der zentrale für die Endkämpfe bestimmt ist: Es handelt sich um eine der modernsten und leistungsfähigsten Anlagen Frankreichs, die mit 75 Laporte-Wurfmaschinen und einer Tribüne für bis zu 500 Personen ausgestattet ist. Bisher wurden dort noch keine Wettkämpfe von besonderer internationaler Bedeutung ausgetragen, aber vermutlich trainieren dort bereits häufig französische Olympioniken, und die werden dort  sehr gute Bedingungen vorfinden. Die Tribüne der 10-m-Halle hat eine Fläche von 3.000 m2 und 80 Schießbahnen mit elektronischen Trefferanzeigen von Sius, die 25-Meter-Anlage ist 2.000 m2 groß und bietet 60 Bahnen mit elektronischen Trefferanzeigen. Der 50-Meter-Stand, typischerweise im Freien, hat eine Fläche von 8.400 m2 und ebenfalls 80 mit elektronischen Sius-Anlagen ausgestattete Schießbahnen. Der große Schießanlage für die Finale ist 4.500 m2 groß und bietet 20 Schießbahnen mit elektronischen Trefferanzeigen auf Entfernungen von 10 bis 50 Metern.

Die fünf Flintenstande sind noch nicht komplett fertiggestellt.
Die Arbeiten an den insgesamt fünf Schießständen für Wurfscheibenschützen sind noch in vollem Gange.

In den kommenden Jahren wird man viel über das CNTS hören. Die Anlage in Châteauroux wird bereits für verschiedene Arten von Wettbewerben, aber auch für Lehrgänge, Auswahltests und Schulungen genutzt. Es gibt dort auch Schießstände, die mit beweglichen Zielen ausgestattet sind, etwa für jagdliche Armbrustdisziplinen und den laufenden Keiler von 30 bis 100 Metern. Außerdem gibt es 40 200-Meter-Schießbahnen mit elektronischen Kongsberg-Zielen, 30 300-Meter-Bahnen und ebenso viele 600-Meter-Bahnen mit elektronischer Trefferanzeige und 2 Gongs. Zudem sind im CNTS nicht weniger als 33 Freiluft-Schießbahnen für das dynamische Schießen auf Entfernungen zwischen 25 und 200 Meter zu finden. Kurzum: ein wahres Paradies für jeden Schützen! Die Preise für die Standmiete liegen zwischen 10 Euro für einen halben Tag für die Druckluft- sowie für die 25- und 50-m-Stände und 150 Euro für einen Tag auf einer Dynamic Shooting-Range. Das Schießen auf einem Skeet-Stand kostet 7 Euro.

Das Engagement der ISSF für die Olympischen Spiele 2024

Gruppenbild mit ISSF-Präsident Luciano Rossini, FFtir-Präsident Michel Baczyk und den Organisatoren der Wettbewerbe.
Besuch des ISSF-Präsidenten Dr. Luciano Rossi im CNTS. Er traf sich mit FFtir-Präsident Michel Baczyk und den Mitarbeitern, die die Olympischen Wettkämpfe ausrichten werden.

ISSF-Präsident Dr. Luciano Rossi war bei einem Besuch am 7. Oktober 2022 vom Ambiente und der Effizienz der vom französischen Schießsportverband (FFtir) errichteten Anlagen begeistert. Er bedauerte, dass der Schießsport so weit von Paris und dem Olympischen Dorf entfernt ist, äußerte aber die Hoffnung, dass das Organisationskomitee die Bemühungen des FFtir um einen erfolgreichen Ablauf der Wettkämpfe unterstützen wird. Die Behörden von Châteauroux-Déols haben sich zusammen mit dem ISSF verpflichtet, den Athleten, Trainern, Technikern, Journalisten und allen anderen, die zu den Olympischen Spielen nach Châteauroux kommen werden, den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Die ISSF möchte ein Gästehaus einrichten, in dem die Medaillengewinner feiern und sie die gesamte Schießsportgemeinschaft auf bestmögliche Weise empfangen kann.

Tony Estanguet, Vorsitzender des Organisationskomitees Paris 2024 nutz die Gelegenheit ein paar Schüsse im CNTS und gibt ein paar Schüsse mit der Flinte ab.
Tony Estanguet, Vorsitzender des Organisationskomitees Paris 2024, bei einem Besuch des CNTS in Châteauroux.

Bei den Spielen von Paris 2024 werden insgesamt 170 Männer und 170 Frauen im Schießsport antreten. Die Gesamtzahl von 340 Schützinnen und Schützen ist geringer als die von Tokio 2020, wo insgesamt noch 360 Schießsportler an den Start gingen. In den letzten Monaten hat die ISSF vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) die Zusicherung erhalten, dass für die Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles das Programm der Schießsportwettbewerbe (Gewehr, Pistole und Flinte) bestätigt wird und damit die Rekordbeteiligung an allen Olympischen Sommerspielen seit den ersten der Neuzeit im Jahr 1896 erhalten bleibt.

ISSF-Präsident Dr. Luciano Rossi erklärt die Lage des Schießsports für die Olympischen Spiele: "Als ich im Dezember 2022 das Amt des Präsidenten übernahm, bestand die reale Gefahr, dass der Schießsport aus den Olympischen Spielen gestrichen würde oder nur noch mit einem reduzierten Programm vertreten wäre. Dank der großartigen Zusammenarbeit zwischen dem ISSF-Rat, den Mitgliedsverbänden, den Vertretern der Kontinente, den Mitgliedern des Technischen Komitees und dem ISSF-Büro konnten wir unser aktuelles Programm beibehalten. Die ISSF wird weiterhin alle ihre Verfahren und Strukturen überprüfen, um unseren Verbänden und Athleten zu helfen, sich zu entwickeln und zu gedeihen. Unsere technischen Teams werden nun sicherstellen, dass wir das IOC und LA 2028 unterstützen, um die Popularität und den Einfluss des Schießsports bei den Olympischen Spielen auf eine möglichst kosteneffiziente Weise zu maximieren."


Hier finden Sie den vorangegangen Artikel unserer all4shooters-Serie "Road to Paris".

Weitere Informationen zu Paris 2024 erhalten Sie hier auf der offiziellen Webseite der Olympic Games 2024.

Hier können Sie sich ausführlich über die ISSF und das IOC informieren.

Über die jeweiligen Links geht's zu den französischsprachigen Webseiten des Nationalen Schießsportzentrum von Châteauroux-Déols  CNTS  und des Französischen Schießsportverbands  FFtir.

Warum die Olympischen Schießsportdisziplinen ohne Bleimunition nicht funktionieren, erklärt die ISSF in diesem Statement.

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