Weltklasse-Schießsport beim ISSF-Worldcup 2025 in München: Einmal Silber, dreimal Bronze für das DSB-Team

Florian Peter, Emanuel Müller (Schnellfeuerpistole DSB)
Entspannt und glücklich: Mit einem starken Finale holte sich Florian Peter (links) Silber mit der Schnellfeuerpistole vor Emanuel Müller.

Seit der Weltcup-Zirkus der Internationalen Schießsport-Föderation ISSF im letzten Jahr wieder Zwischenstop auf der Olympia-Schießanlage in Garching bei München machte, freuen sich die weltbesten Gewehr- und Pistolenschützen auch wieder auf diesen Wettkampf, der traditionell seit Jahrzehnten Anfang Juni stattfindet (hier unser Vorbericht). 698 Gewehr- und Pistolen-Athleten und Athletinnen aus 78 Nationen mit insgesamt 1239 Starts – bei den letzten Worldcups in Buenos Aires (Argentinien) und Lima (Peru) waren nur 410 Athleten aus 45 Nationen beziehungsweise 392 Athleten aus 43 Nationen am Start und das zudem auch inklusive in den Flinten-Disziplinen. Die sind in Garching aus Lärmschutzgründen ausgeklammert, aber auch die Kugelschützen mit Gewehr und Pistole waren bei ihren Qualifikationsrunden und natürlich in den Finalkämpfen sehenswert. Wer konnte, reiste an und war mit in der Finalhalle, die anderen verfolgten die Wettkämpfe über die diversen Video-Ausstrahlungen, die ISSF und DSB (über Sportdeutschland.TV) angeboten hatten. Das Teilnehmerfeld war vom Feinsten,  mit Sheng Lihao (CHN, 20 Jahre, Luftgewehr Männer & Luftgewehr Mixed), Chiara Leone (SUI, 26 Jahre, KK 3x20), Xie Yu (CHN, 24 Jahre, Luftpistole Männer), Oh Yejin (KOR, 20 Jahre, Luftpistole Frauen), Yang Jiin (KOR, 22 Jahre, Sportpistole) sowie Zorana Arunovic (38 Jahre) und Damir Mikec (SRB, 41 Jahre, Luftpistole Mixed) gingen sieben Olympiasieger von Paris 2024 an den Start.

Medaillenspiegel
Der Medaillenspiegel nach Abschluss des ISSF-Worldcups 2025 in München, Deutschland liegt auf Platz 7 von 78 Nationen.
ISSF-Präsident Luciano Rossi (rechts) und DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels (Mitte) waren angetan vom Weltcup in München. Ganz links DSB-Bundesreferent Gewehr Manfred Schumann.

Aufgrund der Tradition und Bedeutung des Münchener Weltcups sprechen einige vom „Wimbledon“ des Schießsports. So wie Anna Janßen, Deutschlands beste Gewehrschützin: „Ich kenne keinen, der sich nicht auf München freut. Es ist top organisiert, man hat keine Wartezeiten, wenn man einreist, es passt einfach alles. In München kommen einfach alle zusammen, es ist ein wunderschöner Weltcup, und diese Freude zeigt sich dann auch bei den Ergebnissen.“ In der Tat zeigten die weltbesten Sportschützen in München erneut, dass auf der Olympia-Schießanlage sehr hoch geschossen wird. Die Chinesin Zifei Wang stellte mit sensationellen 637,9 Ringen in der Luftgewehr-Qualifikation einen neuen Weltrekord auf, ihre Landsfrau Yao Qianxun schraubte den Juniorinnen-Weltrekord mit der Luftpistole auf 589 von 600 möglichen Ringen. Zwar sind noch keine Olympia-Quotenplätze für Los Angeles 2028 zu erringen, aber die Leistungen zeigen, dass selbst zum Erreichen der acht Finalplätze Ergebnisse notwendig sind, die vor Jahren noch unerreichbar schienen. 

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Siegerehrung LP Damen, links WH Pflaumer, rechts Bernhard Knoebel, Walther
Am Rande des Worldcups hatte die Firma Carl Walther ihre Kooperation mit dem Deutschen Schützenbund erneuert. Bei der Siegerehrung in der Damenwertung  Luftpistole übergaben daher Wulf-Heinz Pflaumer (Senior-Gesellschafter) und  Bernhard Knöbel, der Geschäftsführer von Carl Walther (r.), die Medaillen und Preise. 
Die drei Medaillengewinner mit der Luftpistole, immer mit Lebkuchenherz: Der Kasache Valeriy Rakhimzhan (links) auf dem Silberrang, der Chinese Kai Hu (Gold) und Christian Reitz mit Bronze, seiner 44. Weltcupmedaille. 

Eine ganze Woche Hochleistungssport, manchmal zwei oder drei Finale pro Tag – da ging es Schlag auf Schlag. Und dennoch hatten sowohl die Sportler wie auch Betreuer, Trainer und natürlich die Besucher (der Eintritt war kostenlos) auch Gelegenheit, die Produkte an den Ausstellungsständen rund um die Schießstände zu begutachten. Vor allem ausländische Sportler nutzen München gern, um etwa an den mobilen Schießständen von RWS, Haendler & Natermann oder bei JSB (Vertrieb über AKAH) neue Diabolos für ihre Druckluftwaffen testschießen zu können oder sich vor Ort auch neue Schießkleidung maßgeschneidert zu bestellen. Natürlich gab es auch komplette Waffen bei den Herstellern zu besichtigen; diese werden aber wegen der komplizierten Exportbestimmungen im Bedarfsfall über die nationalen Vertriebsfirmen im jeweiligen Land ausgeliefert. Aber es wurden auch Partnerschaften geschlossen oder eben erneuert, etwa die zwischen Carl Walther und dem Deutschen Schützenbund. Walther, in München mit großem Servicestand vertreten, engagiert sich dabei nicht nur im Spitzensportbereich, sondern legt auch großen Wert auf die Nachwuchsförderung. Mit Initiativen wie dem „Rookie of the Year“ und dem Programm „Jugend trifft“ unterstützt das Ulmer Unternehmen gezielt junge Talente und trägt so zur Entwicklung des Nachwuchses im Schießsport in Deutschland bei. „Der ISSF-Weltcup in München ist nicht nur sportlich ein Höhepunkt im internationalen Kalender, sondern auch eine hervorragende Gelegenheit, den partnerschaftlichen Austausch zu pflegen“, so Bernhard Knöbel, der Geschäftsführer von WALTHER.

Direkt zum Auftakt am 10. Juni hatte Christian Reitz ein Ausrufezeichen für das Team das Gastgeberlands gesetzt: Der Routinier aus Regensburg gewann mit der Luftpistole nach einem spannenden Finale die Bronzemedaille – es war, sage und schreibe, seine 44. Weltcup-Medaille. Wie alle Medaillengewinner erhielt er neben dem Edelmetall auch das als Mitbringsel begehrte Lebkuchenherz. Im Wettbewerb mit dem Luftgewehr der Frauen zeigte Anna Janßen (Freising) mit 632,9 Ringen eine sehr gute Leistung, die wegen der ultrastarken Konkurrenz leider nur mit Platz zehn belohnt wurde. Überhaupt fehlte bei allen DSB-Gewehrschützen auch an den Folgetagen des vielleicht ab und zu wichtige Quentchen Glück: Maximilian Ulbrich als Zwölfter mit dem Luftgewehr und Anna Janßen als 20. im KK-Dreistellungskampf waren die am besten platzierten Deutschen.

Direkt nach der Finalentscheidung posierten alle Medaillengewinner noch einmal mit ihren (gesicherten) Sportwaffen für die Presse und die Zuschauer. Die Live-Übertragungen der ISSF (über YouTube) und bei Sportdeutschland.TV wurden komplett übertragen und von bekannten Top-Schützen als Co-Kommentatoren begleitet.

Dennoch sollte es an den Abschlusstagen noch weiteres Edelmetall für das DSB-Team geben: Zwar verpasste ausgerechnet Christian Reitz, der Olympiasieger von Rio 2016,  mit sehr guten 586 Ringen das Finale um einen Ring. Oliver Geis auf Platz 15 und Fabian Otto auf Platz 17 rundeten das starke Teamergebnis in der besten deutschen Disziplin ab. Viel höher rangierten aber zwei weitere DSB-Stars: Florian Peter, schon bei Olympia 2024 Vierter und überraschend Emanuel Müller schafften es ins Finale der besten sechs, wo sie zunächst den Koreaner Sukjin Hong und den Chinese Lianbofan Su abhängen konnten. Gegen die französischen OSP-Spezialisten Clement Bessaguet, immerhin  Welt- und Europameister, und Jean Quiquampoix (Olympiasieger 2024) kämpften sie stark: Zunächst konnte Müller mit zwei Fünf-Treffer-Serien die Bronzemedaille gegen Bessaguet sichern, bevor Florian Peter gegen den nervenstarken Quiquampoix mit 32:35 Treffern unterlag, aber Silber errang.

Wieder aus dem Pistolenlager kam auch die letzte, vierte DSB-Medaille, als das Luftpistolen-Mixed-Duo Doreen Vennekamp und Christian Reitz (in seinem immerhin dritten Weltcup-Start in München) im Bronzematch antrat und es mit keinen Geringeren als den Olympiasiegern von Paris 2024 zu tun bekam, den auch aus der Bundesliga gut bekannten Serben Zorana Arunovic und Damir Mikec. Die Führung (16 Punkte müssen zum Sieg erreicht werden) wechselte ständig hin und her, bevor die zwei deutschen Luftpistolen-Schützen zum  „Olympiasieger-Besieger“ wurden.

ISSF-Präsident Luciano Rossi war zum Abschluss des Worldcups hochzufrieden mit der Organisation und der Atmosphäre auf der Olympia-Schießanlage und möchte auch 2026 und darüber hinaus mit den weltbesten Schützen hierhin zurückkehren.

Bildergalerie: Das haben Sie verpasst, wenn Sie nicht beim ISSF-Weltcup 2025 in München dabei waren

Drei glückliche Luftgewehr-Schützinnen beim Selfie-Schießen, von links): Kwon Eun-ji (Südkorea, Silber), die Gewinnerin Wang Zifei (China), die bereits den dritten von drei Weltcupsiegen holte, und Elavenil Valarivan aus Indien.
Anna Janssen hat im Jahr nach Olympia eher berufliche Prioritäten und war daher mit den erreichten Resultaten umständehalber zufrieden. Zur Europameisterschaft Luftgewehr war die Favoritin krank, jetzt fehlte es an Trainingsstunden mit dem Kleinkaliber-Gewehr.
Maximilian Ulbrich schrammte trotz umgestellter Technik nur knapp am Luftgewehr-Finale vorbei. 0,2 Ringe fehlten – München halt, wo immer extrem hochwertig geschossen wird. „Es ein super Ergebnis, und ich wäre gerade in München sehr gerne im Finale gewesen. Jetzt ist es natürlich schon etwas traurig, dass es so knapp nicht gereicht hat."
Na, reicht's? Doreen Vennekamp und ihr Mixed-Partner Christian Reitz schauen beim Luftpistolen-Mixed-Wettkampf gespannt auf die Anzeigetafel. Die beiden kamen ins "kleine Finale" und gewannen Bronze gegen die Olympiasieger Zorana Arunovic und Damir Mikec aus Serbien.
Über seine bereits 44. Weltcupmedaille und das Lebkuchenherz freute sich Christian Reitz, der auch mit seiner "Zweitleidenschaft", der Luftpistole, zur Weltspitze zählt.
Das Finale mit der Schnellfeuerpistole zog viele Zuschauer an, hier in der ersten Reihe DSB-Geschäftsführer Jörg Brokamp, ISSF-Präsident Luciano Rossi und DSB-Präsident Hans-Heinrich von Schönfels. Zur Belohnung für das Klatschen gab es Bronze und Silber für das DSB-Team.
Das Luftgewehr-Finale gewann Ilia Marsov (AIN, Internationale Neutrale Athleten) mit 0,3 Ringen Vorsprung und verhinderte damit den Doppel-Erfolg des Norwegers Jon-Hermann Hegg, der bereits im KK-Dreistellungskampf ganz oben stand. Hier hatte Marsov im letzten Finalschuss mit einer 7,5 das fast sichere Gold verloren. Dritter wurde der Vorjahressieger und Doppel-Olympiasieger von Paris, der Chinese Lihao Sheng.
Blickwinkel der Final-Videokameras (was sonst bei Wettkämpfen eben nicht möglich ist): Im Bronze-Finale Luftpistole Mixed erkämpften sich Christian Reitz und Doreen Vennekamp (von links) die Bronzemedaille mit 17:13 gegen die serbischen Olympiasieger Zorana Arunovic und Damir Mikec.