
Seit der Weltcup-Zirkus der Internationalen Schießsport-Föderation ISSF im letzten Jahr wieder Zwischenstop auf der Olympia-Schießanlage in Garching bei München machte, freuen sich die weltbesten Gewehr- und Pistolenschützen auch wieder auf diesen Wettkampf, der traditionell seit Jahrzehnten Anfang Juni stattfindet (hier unser Vorbericht). 698 Gewehr- und Pistolen-Athleten und Athletinnen aus 78 Nationen mit insgesamt 1239 Starts – bei den letzten Worldcups in Buenos Aires (Argentinien) und Lima (Peru) waren nur 410 Athleten aus 45 Nationen beziehungsweise 392 Athleten aus 43 Nationen am Start und das zudem auch inklusive in den Flinten-Disziplinen. Die sind in Garching aus Lärmschutzgründen ausgeklammert, aber auch die Kugelschützen mit Gewehr und Pistole waren bei ihren Qualifikationsrunden und natürlich in den Finalkämpfen sehenswert. Wer konnte, reiste an und war mit in der Finalhalle, die anderen verfolgten die Wettkämpfe über die diversen Video-Ausstrahlungen, die ISSF und DSB (über Sportdeutschland.TV) angeboten hatten. Das Teilnehmerfeld war vom Feinsten, mit Sheng Lihao (CHN, 20 Jahre, Luftgewehr Männer & Luftgewehr Mixed), Chiara Leone (SUI, 26 Jahre, KK 3x20), Xie Yu (CHN, 24 Jahre, Luftpistole Männer), Oh Yejin (KOR, 20 Jahre, Luftpistole Frauen), Yang Jiin (KOR, 22 Jahre, Sportpistole) sowie Zorana Arunovic (38 Jahre) und Damir Mikec (SRB, 41 Jahre, Luftpistole Mixed) gingen sieben Olympiasieger von Paris 2024 an den Start.


Aufgrund der Tradition und Bedeutung des Münchener Weltcups sprechen einige vom „Wimbledon“ des Schießsports. So wie Anna Janßen, Deutschlands beste Gewehrschützin: „Ich kenne keinen, der sich nicht auf München freut. Es ist top organisiert, man hat keine Wartezeiten, wenn man einreist, es passt einfach alles. In München kommen einfach alle zusammen, es ist ein wunderschöner Weltcup, und diese Freude zeigt sich dann auch bei den Ergebnissen.“ In der Tat zeigten die weltbesten Sportschützen in München erneut, dass auf der Olympia-Schießanlage sehr hoch geschossen wird. Die Chinesin Zifei Wang stellte mit sensationellen 637,9 Ringen in der Luftgewehr-Qualifikation einen neuen Weltrekord auf, ihre Landsfrau Yao Qianxun schraubte den Juniorinnen-Weltrekord mit der Luftpistole auf 589 von 600 möglichen Ringen. Zwar sind noch keine Olympia-Quotenplätze für Los Angeles 2028 zu erringen, aber die Leistungen zeigen, dass selbst zum Erreichen der acht Finalplätze Ergebnisse notwendig sind, die vor Jahren noch unerreichbar schienen.
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Eine ganze Woche Hochleistungssport, manchmal zwei oder drei Finale pro Tag – da ging es Schlag auf Schlag. Und dennoch hatten sowohl die Sportler wie auch Betreuer, Trainer und natürlich die Besucher (der Eintritt war kostenlos) auch Gelegenheit, die Produkte an den Ausstellungsständen rund um die Schießstände zu begutachten. Vor allem ausländische Sportler nutzen München gern, um etwa an den mobilen Schießständen von RWS, Haendler & Natermann oder bei JSB (Vertrieb über AKAH) neue Diabolos für ihre Druckluftwaffen testschießen zu können oder sich vor Ort auch neue Schießkleidung maßgeschneidert zu bestellen. Natürlich gab es auch komplette Waffen bei den Herstellern zu besichtigen; diese werden aber wegen der komplizierten Exportbestimmungen im Bedarfsfall über die nationalen Vertriebsfirmen im jeweiligen Land ausgeliefert. Aber es wurden auch Partnerschaften geschlossen oder eben erneuert, etwa die zwischen Carl Walther und dem Deutschen Schützenbund. Walther, in München mit großem Servicestand vertreten, engagiert sich dabei nicht nur im Spitzensportbereich, sondern legt auch großen Wert auf die Nachwuchsförderung. Mit Initiativen wie dem „Rookie of the Year“ und dem Programm „Jugend trifft“ unterstützt das Ulmer Unternehmen gezielt junge Talente und trägt so zur Entwicklung des Nachwuchses im Schießsport in Deutschland bei. „Der ISSF-Weltcup in München ist nicht nur sportlich ein Höhepunkt im internationalen Kalender, sondern auch eine hervorragende Gelegenheit, den partnerschaftlichen Austausch zu pflegen“, so Bernhard Knöbel, der Geschäftsführer von WALTHER.
Direkt zum Auftakt am 10. Juni hatte Christian Reitz ein Ausrufezeichen für das Team das Gastgeberlands gesetzt: Der Routinier aus Regensburg gewann mit der Luftpistole nach einem spannenden Finale die Bronzemedaille – es war, sage und schreibe, seine 44. Weltcup-Medaille. Wie alle Medaillengewinner erhielt er neben dem Edelmetall auch das als Mitbringsel begehrte Lebkuchenherz. Im Wettbewerb mit dem Luftgewehr der Frauen zeigte Anna Janßen (Freising) mit 632,9 Ringen eine sehr gute Leistung, die wegen der ultrastarken Konkurrenz leider nur mit Platz zehn belohnt wurde. Überhaupt fehlte bei allen DSB-Gewehrschützen auch an den Folgetagen des vielleicht ab und zu wichtige Quentchen Glück: Maximilian Ulbrich als Zwölfter mit dem Luftgewehr und Anna Janßen als 20. im KK-Dreistellungskampf waren die am besten platzierten Deutschen.

Dennoch sollte es an den Abschlusstagen noch weiteres Edelmetall für das DSB-Team geben: Zwar verpasste ausgerechnet Christian Reitz, der Olympiasieger von Rio 2016, mit sehr guten 586 Ringen das Finale um einen Ring. Oliver Geis auf Platz 15 und Fabian Otto auf Platz 17 rundeten das starke Teamergebnis in der besten deutschen Disziplin ab. Viel höher rangierten aber zwei weitere DSB-Stars: Florian Peter, schon bei Olympia 2024 Vierter und überraschend Emanuel Müller schafften es ins Finale der besten sechs, wo sie zunächst den Koreaner Sukjin Hong und den Chinese Lianbofan Su abhängen konnten. Gegen die französischen OSP-Spezialisten Clement Bessaguet, immerhin Welt- und Europameister, und Jean Quiquampoix (Olympiasieger 2024) kämpften sie stark: Zunächst konnte Müller mit zwei Fünf-Treffer-Serien die Bronzemedaille gegen Bessaguet sichern, bevor Florian Peter gegen den nervenstarken Quiquampoix mit 32:35 Treffern unterlag, aber Silber errang.
Wieder aus dem Pistolenlager kam auch die letzte, vierte DSB-Medaille, als das Luftpistolen-Mixed-Duo Doreen Vennekamp und Christian Reitz (in seinem immerhin dritten Weltcup-Start in München) im Bronzematch antrat und es mit keinen Geringeren als den Olympiasiegern von Paris 2024 zu tun bekam, den auch aus der Bundesliga gut bekannten Serben Zorana Arunovic und Damir Mikec. Die Führung (16 Punkte müssen zum Sieg erreicht werden) wechselte ständig hin und her, bevor die zwei deutschen Luftpistolen-Schützen zum „Olympiasieger-Besieger“ wurden.
ISSF-Präsident Luciano Rossi war zum Abschluss des Worldcups hochzufrieden mit der Organisation und der Atmosphäre auf der Olympia-Schießanlage und möchte auch 2026 und darüber hinaus mit den weltbesten Schützen hierhin zurückkehren.
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Hier finden Sie alle Infos zum ISSF-Worldcup 2025 in München
Ort: Olympia-Schießanlage, Ingolstädter Landstraße 110, 85748 Garching bei München
Vorbericht zum ISSF-Worldcup 2025 in München bei all4shooters.com
Sonderwebsite des Deutschen Schützenbundes zum Weltcup (in Deutsch)
Sonderwebsite der ISSF zum Worldcup München (in Englisch)
Übertragungen von Sportdeutschland.tv (kostenlos nach Registrierung, auch weiterhin abrufbar
Direkt zu den Ergebnissen des ISSF-Worldcups 2025 München