Zielfernrohr und Beobachtungsoptik von GPO im Test −  SPECTRA 6x 4,5-27x50i PLRi und TAC Spotter 15-45x60 bilden ein perfektes Team fürs Long Range-Schießen

Die Aufgabe des Spotters ist es, mithilfe des Spektivs den Geschosseinschlag zu beobachten, dessen möglichst genaue Lage in X- und Y-Richtung zu bestimmen, um damit dem Schützen bei ungenauen Trefferlagen eine entsprechende Korrektur zum eigentlichen Haltepunkt geben zu können. Der Schütze muss diese Korrekturwerte am Zielfernrohr einstellen, oder wenn es schnell gehen muss, den Haltepunkt entsprechend verschieben. Soweit die Theorie, alles scheint logisch und leicht umsetzbar. In der Praxis sieht es dann meist anders aus. Schuld daran ist meist keine klare und einheitliche Kommunikation zwischen Spotter und Schütze. Ein Beispiel: Der Schütze will ein 20 cm x  20 cm großes Stahlziel in 500  m Distanz mit einer .308 Winchester-Laborierung beschießen. Deren 168 grs schweres HPBT-Geschoss mit einer Mündungsgeschwindigkeit von 810  m/s benötigt für diese Distanz etwa eine dreiviertel Sekunde.

Obwohl die beiden Optiken in der Ausführung völlig unterschiedlich sind, sehen Schütze und Spotter durch beide Optiken das gleiche PLR-Absehen. 

Will der Schütze den Geschosseinschlag selbst beobachten, um dann eine entsprechende Korrektur vorzunehmen, muss er in dieser Dreiviertelsekunde den Rückstoßimpuls der Waffe aufnehmen, das Zielfernrohr, also das Sehfeld, zurück auf das Ziel bringen und sein Auge fokussieren, um den Einschlag sehen zu können. Zwar kann ein geübter Schütze dieses bei einer sehr guten Auflage der Waffe gegebenenfalls realisieren. Meist wandert die Waffe aber im Schuss zu weit aus dem Ziel, sodass der Schütze binnen einer ¾ Sekunde den Treffersitz kaum wirklich sauber identifizieren kann. Anders sieht das auf weitere Entfernungen aus: Je größer die Schussdistanz, umso länger ist das Geschoss unterwegs, und umso eher ist der Schütze selbst in der Lage, den Einschlag klar zu identifizieren. Ein Beispiel: Bei 1.000  Meter Zieldistanz benötigt obiges Geschoss bereits knapp 2,1  Sekunden. Aber zurück zur Entfernung von 500 Metern, auf welcher der Schütze den Geschosseinschlag selbst nicht sehen kann. Verfehlt der Schütze besagtes Stahlziel, muss der Spotter nicht nur erkennen und ansagen, ob das Geschoss zu hoch, zu tief, rechts oder links vorbei ging, sondern auch möglichst genau in welchem Abstand zum Ziel. Aussagen wie "zu tief" oder "rechts vorbei" sind zwar prinzipiell richtig, lassen aber den Schützen im Unklaren, ob es ein Meter oder nur wenige Zentimeter waren. Eine entsprechende Korrektur am Zielfernrohr wird dann zum Glücksspiel und ist nicht zielführend. Aber für dieses Problem gibt es eine simple Lösung, die auch der deutsche Optikspezialist German Precision Optics (GPO) im Programm hat. Aber dazu später noch mehr...

Die wichtigsten Details zum GPO SPECTRA 6x 4,5-27x50i PLRi:

Das GPO SPECTRA 6 4,5-27x50i PLRi macht auch auf einem Jagdrepetierer wie der Steyr Monobloc eine gute Figur. Die hier mit einer MAKmilmont für 34-mm-Mittelrohre auf die Büchse montierte Zieloptik bietet einen Augenabstand von rund 10 cm.

Beim Zielfernrohr, um das es hier geht,  handelt es sich um das SPECTRA 6x 4,5-27x50i von German Precision Optics. Es bietet einen stufenlosen Vergrößerungsbereich von 4,5- bis 27-fach, was einem sechsfachen Zoom entspricht. Das 50-mm-Objektiv sorgt für genügend Lichteinfall. Eine Lichttransmission von − laut Hersteller 92  Prozent − sorgt für ein gutes Zielbild auch bei schlechteren Lichtverhältnissen. Bei solchen und in der Dämmerung sollte die Austrittspupille mindestens 4  mm betragen. Dieser kreisrunde Lichtstrom fällt durch die Optik ins Auge. Die Austrittspupille lässt sich leicht berechnen, indem man den Objektivdurchmesser durch die Vergrößerung teilt. Dies ergibt eine Austrittspupille beim GPO SPECTRA 6x 4,5-27x50i von 11,1 bis 1,9. Die 4  mm große Austrittspupille wird somit bei einem Vergrößerungsbereich von 4,5-fach bis 12,5-fach erreicht. Der Augenabstand ist mit 100 mm recht hoch, eignet sich daher gut für das Liegendschießen. Zudem bietet er genügend Reserven bei starken Kalibern, falls die Waffe nicht richtig eingezogen wurde, um eine schmerzhafte Begegnung des Kopfes mit dem Okular zu vermeiden. 

Mehr geht nicht: Die Verstellmöglichkeiten am GPO Zielfernrohr SPECTRA 6x 4,5-27x50i PLRi lassen keine Wünsche offen.

Das Mittelrohr hat einen Durchmesser von 34  mm und bietet für die Absehenverstellung genügend Platz. Somit bietet das SPECTRA 6x 4,5-27x50i mit dem PLRi Absehen einen sehr guten Höhenverstellbereich von 320  cm auf 100 m. Erstaunlich ist der mit ebenfalls 320  cm sehr große Verstellbereich in der Seite. Derartig große Verstellwege sucht man selbst bei den hochpreisigen Optiken wie von Kahles, Schmidt & Bender, ZCO, und anderen meist vergebens. Die Verstellung pro Klick beim PLRi Absehen beträgt 0,1  mrad, das entspricht 1 cm auf 100  Meter. Zum Verstellen müssen die Türme für Höhe und Seite leicht angehoben werden, um diese zu entriegeln. Dadurch wird einem versehentlichen Verstellen entgegenwirkt. Mit voller 360-Grad-Drehung am Turm wandert das Absehen um 100  Klicks in die entsprechende Richtung. Am Höhenturm zeigt eine Skala, in welcher Ebene man sich gerade befindet. Die Parallaxenverstellung befindet sich am linken Turm und ermöglicht eine stufenlose Einstellung von 25  Metern bis unendlich. Am selben Turm ist auch die stufenlos einstellbare Absehenbeleuchtung untergebracht. Der Kostenpunkt für das SPECTRA 6x 4,5-27x50i liegt bei einem unverbindlich empfohlenen Verkaufspreis von 1.399,- Euro.

Das kompakte Spektiv GPO TAC Spotter 15-45x60 − eine ideale Ergänzung zum GPO Zielfernrohr mit PLR-Absehen

Beim Spektiv handelt es sich um das GPO TAC Spotter 15-45x60. Der Großteil aller Spektive hat kein Absehen, sodass der Spotter nur schwer einschätzen kann, ob das Geschoss nun 10, 40 oder 70 cm am Ziel vorbeiging. Bei kleinen Zielen, etwa der oben erwähnten 20 cm x 20 cm großen Stahlplatte, wäre dies aber besonders wichtig. Es wäre daher ideal, wenn Schütze und Spotter beim Blick durch ihre Optik das gleiche Absehen hätten. Und genau an diesem Punkt greift das hier vorgestellte Duo von German Precision Optics bestehend aus SPECTRA 6x 4,5-27x50 PLRi und TAC Spotter 15-45x60 mit PLR-Absehen an.

Das kompakt bauende Spektiv GPO TAC Spotter 15-45x60 kommt mit Schutzkappen für Okular und Objektiv, für letzteres wird auch ein Aluminium-Wabenfilter mitgeliefert.

Das Spektiv GPO TAC Spotter 15-45x60 bietet am Okular vier Einstellmöglichkeiten. Dem Auge am nächsten lässt sich die Augenmuschel um 12  mm herausdrehen, um den korrekten Augenabstand mit und ohne Brille einzustellen. In Blickrichtung davor befindet sich der Verstellring für den Dioptrien-Ausgleich von -3  dpt bis +3  dpt. Dann kommt der Ring für die Fokussierung und davor der für die Vergrößerung von 15-fach bis 45-fach. 

Die weitgehend mit gleicher Haptik versehenen Ringverstellungen lassen sich beim GPO TAC Spotter 15-45x60 mit hinreichend Übung auch "blind" bedienen.

Die Bedienung von vier Verstellmöglichkeiten auf kleinem Raum ist etwas gewöhnungsbedürftig und benötigt somit Übung, um den richtigen Verstellring "blind" bedienen zu können. Die Objektivlinse misst 60  mm im Durchmesser und sorgt somit bei hohen Vergrößerungen für ausreichend Lichteinfall, um auch Details wie Einschusslöcher im Papier sicher identifizieren zu können. Zum Lieferumfang gehört ein ins Filtergewinde schraubbarer Wabenfilter aus Aluminium, er vermindert Reflexionen der Sonne und erleichtert die Zielbeobachtung. Bei solch hohen Vergrößerungen, wie sie dieses Spektiv aufweist, ist die Kopplung an ein stabiles Stativ unerlässlich. Dazu befindet sich an der Gehäuseunterseite eine ¼“x20  UNF-Gewindebuchse. Auf 3  und 9  Uhr sind mit dem Gehäuse jeweils 100  mm lange Picatinny-Schienen aus Aluminium verschraubt, auf 12  Uhr eine weitere Schiene mit einer Länge von 143  mm. Diese dienen zur Aufnahme weiteren Zubehörs, wie etwa einem Kestrel-Windmesser oder einem Laserentfernungsmesser. Zum Schutz vor Beschädigungen und für eine bessere Handhabung besitzt das TAC Spotter eine dicke Gummiarmierung über seinem Magnesiumgehäuse. GPO listet das Spektiv zum unverbindlich empfohlenen Verkaufspreis von 999,- Euro. Eine Übersicht zum Vergleich der technischen Daten beider Optiken finden Sie weiter unten in diesem Beitrag.

Das gemeinsame PLR-Absehen der GPO-Optiken vereinfacht die Kommunikation von Spotter und Schütze

Der Spotter und der Schütze sehen bei der GPO-Optik-Kombination von ZF und Spektiv jeweils das PLR-Absehen. Hier ist das beleuchtete PLRi-Absehen des ZFs zu sehen.

Doch nützt die beste Ausrüstung nichts, wenn Schütze und Spotter nicht die "gleiche Sprache" sprechen. Beide müssen sich mit ihren Optiken, vor allem mit dem Absehen, sowie dem "Lesen" des Geschosseinschlags bei einem Fehlschuss befassen. Der Spotter hat darüber hinaus noch mit klarer Ansage an den Schützen zu formulieren und beide sollten dies auch zusammen üben. Dabei ist es natürlich ein riesiger Vorteil, wenn beide das gleiche Absehen nutzen und sich diese die Absehen zudem in der 1. Bildebene (First Focal Plane, kurz FFP) befinden. Denn bei FFP-Absehen ist die jeweils an der Optik eingestellte Vergrößerung nicht relevant, sprich der Schütze kann am Zielfernrohr 10-fach und der Spotter am Spektiv 25-fach eingestellt haben, ohne das sich an den per Absehen ermittelten Ablagemaßen etwas ändert, das sich das Absehen hier immer in Relation zur Entfernung gleichmäßig mitvergrößert oder -verkleinert. 

Idealerweise sollte der Spotter in der gleichen Richtungsachse wie der Lauf zum Ziel positioniert sein, also am besten hinter dem Schützen. Auch sollte der Höhenunterschied zwischen der Visierline des Zielfernrohrs und der Beobachtungsachse des Spektivs nicht zu groß sein. Ansonsten ergibt sich ein Winkelversatz, der allerdings mit zunehmender Zielentfernung immer kleiner wird. Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, wie Spotter und Schütze die Kommunikation bei Schusskorrekturen gemeinsam einüben können, dann sollten Sie ein Blick in die VISIER-Ausgabe 4/2025 werfen, dort finden Sie nicht nur diesen Beitrag zum GPO SPECTRA 6x 4,5-27x50 PLRi und GPO TAC Spotter 15-45x60, sondern auch eine kurze und leicht nachzuvollziehende Übungsanleitung für die Kommunikation zwischen Spotter und Schütze. (Den Link zur VISIER 4/2025 finden Sie am Ende dieses Berichts.) Einen Eindruck wie die Kommunikation zwischen Spotter und Schützen speziell mit dem GPO SPECTRA 6x 4,5-27x50 PLRi und GPO TAC Spotter 15-45x60 ablaufen kann, erhalten Sie auch wenn Sie sich das unten verlinkte Video vom Schießen mit den beiden Optiken bei einem Long Range-Event 2023 anschauen, bei dem beide GPO-Modelle vorgestellt wurden.  

Video: GPO SPECTRA 6 4,5-27x50i und TAC Spotter im Einsatz 

Technische Daten und Preise des Zielfernrohrs GPO SPECTRA 6× 4,5 –27×50i und des Spektivs GPO TAC Spotter 15–45×60

Modell:

SPECTRA 6×4,5-7×50 PLRi

TAC Spotter 15–45×60

Vergrößerungsbereich:

4,5 bis 27-fach

15 bis 45-fach

Objektivdurchmesser:

50 mm

60 mm

Mittelrohrdurchmesser:

34 mm

Klickverstellung (auf 100 m):

1 cm

Sehfeld (auf 100 m):7,1 m bis1,3 m3,47 m bis 1,6 m

Verstellbereich:

320 (Seite) und 320 cm (Höhe)

Augenabstand:

100 mm 

27 mm

Parallaxenausgleich: 

25 m bis ∞

10 m bis ∞

Absehen:

PLRi

PLR

Beleuchtetes Absehen:

ja

nein

Bildebene:

1. BE (FFP)

1. BE (FFP)

Gesamtlänge:360 mm278 mm
Gewicht:826 g1.380 g

Preis (UVP):

1.399,- Euro

999,- Euro

Ausstattung:

Bedienungsanleitung, Objektivabdeckung

Schutzkappen für Objektiv und Okular, Aluminium-Wabenfilter, 3 Picatinny- Schienen, Bedienungsanleitung

Das all4shooters-Fazit zum GPO SPECTRA 6x 4,5-27x50i PLRi und TAC Spotter 15-45x60: 

Das Duo aus dem Zielfernrohr SPECTRA 6x 4,5-27x50i PLRi und TAC Spotter 25-45x60 von GPO ist vor allem für Long Range-Einsteiger sehr gut geeignet. Durch das identische Absehen in der ersten Bildebene sind klare Korrekturen vom Spotter an den Schützen möglich. Es bedarf jedoch anfangs einige Übung, bis das Team aus Spotter und Schütze aufeinander eingespielt ist und  die "gleiche Sprache" sprechen. Beide Optiken sind hochwertig, bieten einen großen Verstellbereich und bringend für das Long Range-Schießen hinreichend Vergrößerung mit. Und das Ganze zu einem absolut fair kalkulierten Verkaufspreis für beide Modelle, bei dem es jeweils viel Optik fürs Geld gibt.


Hier alten Sie weitere Informationen zum Optikspezialisten GPO sowie seinem Produkt-Portfolio und den hier beschriebenen Modellen GPO SPECTRA 6 4,5-27x50i PLRi sowie GPO TAC Spotter 15-45x60.

Dieser all4shooters-Beitrag Beitrag basiert auf einem Bericht aus der VISIER-Ausgabe 4/2025. Dort finden Sie auch die oben genannte Anleitung mit einem Trainingsszenario zum Üben der Kommunikation zwischen Spotter und Schütze.  Das Heft können Sie hier im VS Medien-Shop als gedruckte oder auch als digitale Ausgabe bestellen.