Test MAKcomboSystem: Ein Rotpunktvisier kombiniert mit einem Vergrößerungsmodul, alles kompakt auf einer Basis

Es dürfte nichts Schnelleres oder Intuitiveres geben, als das praktisch im Nichts schwebende Absehen eines Leuchtpunktvisiers auf ein Ziel auszurichten und den Abzug zu betätigen. Im Nahbereich sind gerade bei behördlichen Anwendern Geschwindigkeit gepaart mit Präzision die entscheidenden Faktoren, und Leuchtpunktvisiere bieten genau das. Bei größeren Entfernungen profitieren unsere Augen jedoch von ein wenig Hilfe bei der Zielansprache, weshalb in den vergangenen Jahren zunehmend Zielfernrohre mit niedriger Vergrößerung (Low Power Variable Optics; LPVO) in der Gunst der behördlichen Käufer gestiegen sind. Beflügelt wurde dieser Trend sicherlich auch durch den Umstand, dass im sportlichen praktischen Gewehrschießen LPVOs uneingeschränkt den Ton angeben.

Doch bei aller Beliebtheit der LPVOs beziehungsweise ihrer Überlegenheit auf größeren Entfernungen bieten Leuchtpunktvisiere für den professionellen Endanwender nach wie vor einige entscheidende Vorteile. So lassen sich Leuchtpunktvisiere dank des großzügigeren Augenabstandes respektive Sichtfeldes leichter aus unkonventionellen Schießpositionen heraus einsetzen. Zudem haben Leuchtpunktvisiere in puncto Leuchtintensität des Absehens nach wie vor die Nase vorne. Sicherlich der gewichtigste Punkt ist aber die höhere „Nachtsichttauglichkeit“ von Leuchtpunktvisieren, da durch sie auch noch mit aufgesetzten Nachtsichtbrillen gezielt werden kann („Passive Aiming“ im Gegensatz zum „Active Aiming“ unter Zuhilfenahme von IR-Lasern). Entscheidet man sich nun also für ein Leuchtpunktvisier und will dennoch nicht auf den Luxus von etwas Vergrößerung verzichten, schlägt die Gunst der Stunde für Vergrößerungsvorsätze (Magnifier), die hinter dem Leuchtpunktvisier montiert, eine feste 3- bis 5fache Vergrößerung bieten. Auf diese Weise lässt sich sowohl die Präzision als auch die effektive Einsatzreichweite von Leuchtpunktvisieren deutlich steigern.

Üblicherweise verfügen Magnifier dabei über eine eigene schwenkbare Montagebasis, mittels derer der Vorsatz bei Bedarf hinter die Optik geschwenkt, bei Nichtgebrauch einfach zur Seite abgeklappt oder zur Gewichtseinsparung auch gänzlich demontiert werden kann. Zwar mag die Ausführung als separates Anbauteil auf den ersten Blick praktisch erscheinen, jedoch ist die volle Flexibilität aus der Kombination von Leuchtpunktvisier und Vergrößerungsaufsatz nur gewährleistet, wenn beides auf der Waffe verbleibt. Insofern kann man den Vorstoß der Kilic Feintechnik GmbH, Leuchtpunktvisier und schwenkbaren Magnifier auf einer gemeinsamen Montage zu kombinieren, nur als konsequent bezeichnen.

Produktvorstellung: Das MAKcomboSystem im Detail

montiert
Die Kombination aus Leuchtpunktvisier und 3fachem Vergrößerungsvorsatz auf einer Montagebasis fällt beim MAKcomboSystem äußerst kompakt aus.

Im Einzelnen besteht das MAKcomboSystem aus den folgenden Komponenten: MAKdot S 1x20 Leuchtpunktvisier, MAKnifier S3 mit 3facher Vergrößerung und der MAKmaster-Lock Montage. Bei dem MAKdot S 1x20 handelt es sich um ein geschlossenes, röhrenförmiges Leuchtpunktvisier, das für den Einsatz auf Langwaffen konzipiert worden ist und mit seinen Abmessungen von gerade einmal 71x41x41 mm bei einem Gewicht von 129 g sehr kompakt ausfällt. Okular- wie Objektivlinse messen hierbei 20 mm. Gefertigt wird das einteilige Gehäuse aus mattschwarz eloxiertem 6063 Aluminium. Das Firmenlogo, die Modellbezeichnung sowie die Skalen an der Höhen- und Seitenschraube finden sich als saubere Lasergravuren auf dem Gehäuse wieder. Ein Umstand, der hingegen nicht so recht in das Bild dieser ansonsten sehr hochwertig verarbeiteten Optik zu passen scheint, ist das Fehlen jeglicher Abdeckungen für die Verstellschrauben, zumal diese nicht bündig mit dem Gehäuse abschließen. Zwar mag die Wahrscheinlichkeit eher gering ausfallen, dass sie sich durch äußere Einflüsse ungewollt verstellen. Jedoch würden entsprechende Abdeckungen das positive Bild dieser Optik abrunden. Als Absehen steht lediglich ein 2 MOA großer Leuchtpunkt zur Auswahl. Gespeist wird die Optik dabei von einer konventionellen AAA-Batterie, die in das auf 1-Uhr am Gehäuse längs positionierte Batteriefach eingesetzt wird. Die Helligkeit kann manuell in 12 Stufen geregelt werden und dank der deutlich gekennzeichneten gummierten Druckschalter auf der rechten Gehäuseseite gestaltet sich die Bedienung sehr anwenderfreundlich. Durch kurzen Druck auf eine der beiden Tasten schaltet sich die Optik zunächst auf der zuletzt benutzten Intensitätsstufe ein, anschließend kann die Helligkeit des Absehens manuell den Gegebenheiten angepasst werden. Zum Ausschalten des Visiers müssen beide Tasten etwa 4 Sekunden lang gedrückt werden. Und falls man das mal vergessen haben sollte, schaltet sich die Optik nach 4 Stunden automatisch aus.

vor dem Aufsetzen
Das MAKcomboSystem hilft wertvollen Platz auf der waffenseitigen Picatinny-Schiene einzusparen; etwa wenn man noch eine offene Visierung verwenden möchte.

Mit einer Gesamtlänge von nur 73,5 mm bei 200 g Gewicht ist der Magnifier ein echtes Kompaktgerät und kaum länger als eine .308 Win.-Patrone. Das gleichfalls aus 6063 Aluminium gefertigte, mattschwarz eloxierte Gerät überzeugt durch eine hohe Verarbeitungsgüte und liefert ein lichtstarkes, randscharfes Bild. Über den sauber laufenden Dioptrienausgleich am Okular (±2,5 Dioptrien) lassen sich entsprechende Sehfehler des hineinblickenden Anwenders im Handumdrehen ausgleichen. Als weitere Bedienelemente verfügt der Vergrößerer ansonsten nur noch über die beiden Linsenjustiertürme, mittels derer der MAKnifier S3 so eingestellt werden kann, dass der Leuchtpunkt genau in der Mitte erscheint. Interessanterweise verfügen diese Verstelltürme über abschraubbare Schutzkappen.

Das Herzstück: Die MAKmasterLock CS Kombi-Montage

Blick von hinten links: Der weggeklappte MAKnifier erlaubt den unvergrößerten Blick durchs Leuchtpunktzielgerät. Linksschützen hätten allerdings das abgeklappte Modul direkt vor dem nichtzielenden Auge.

Kommen wir schließlich zum Herzstück des MAKcomboSystems: Der patentierten MAKmasterLock CS Kombi-Montage, die das Rotpunktvisier und den Magnifier vereint. Neben einer blitzsauberen Verarbeitung besticht die aus 7075 Aluminium gefräste Picatinny-Montage vor allem durch ihre besonders kompakten Abmessungen mit einer Gesamtlänge von lediglich 100 mm. Hierdurch lässt sie sich auch noch auf Waffen mit kurzen Montageschienensystemen verwenden oder es wird einfach mehr Bauraum für Back-Up-Iron-Sights (BUIS) freigehalten. Im vorderen Teil der Montage sitzt die erhöhte und nach vorne gekröpfte Schnittstelle zur Aufnahme des MAKdot S 1x20. Befestigt wird das Leuchtpunktvisier mit vier M3x8 Senkkopfschrauben, die von unten zugänglich sind. Die Achsenhöhe, also der Abstand zwischen der Oberkante der Picatinny-Schiene und der optischen Achse, beläuft sich dabei auf 38 mm. Wird das MAKcomboSystem auf einem AR15-Gewehr verwendet, entspricht dies einem „Absolute Co-Witness“, die optische Achse von offener Visierung und Rotpunktvisier liegen also auf einer Höhe. Unmittelbar hinter der Schnittstelle für das Visier ist dann schon der Schwenkarm zur Aufnahme des MAKnifier S3 Vergrößerungsmoduls angebracht. Mittels zweier M5x10 Senkkopfschrauben wird der Magnifier auf diesem fest verschraubt. Großes Augenmerk wurde dabei auf einen möglichst geringen Abstand zwischen beiden Geräten gerichtet und dieser fällt in der Tat so gering aus, dass gerade noch die Schutzkappe für das Okular des MAKdot S 1x20 aufgesetzt werden kann. Selbstverständlich sind die Bau-/ Achshöhen ebenfalls genau aufeinander abgestimmt.

beide abgeklappt
Blick von vorn, das Vergrößerungsmodul seitlich abgeklappt, für die 1-fache Vergrößerung im Leuchtpunktgerät.

Die Montage des Magnifiers ist wie allgemein üblich als Klappmontage ausgelegt. Wird der Magnifier also nicht benötigt, klappt man diesen einfach, ohne irgendwelche Arretierungen lösen zu müssen, nach rechts (aus Schützensicht) um 90 Grad zur Seite und schon erlangt man einen freien Blick auf das Leuchtpunktvisier. Den Klappwiderstand reguliert eine Druckfeder, die zudem den Magnifier in der jeweiligen Endstellung zwangsgesteuert über eine Steuerkulisse nebst Bolzen arretiert. Zur Arretierung der Kombimontage auf der waffenseitigen Picatinny-Schiene setzt man auf die bewährte Mechanik der Automatikmontage MAKmasterLock. Hierbei handelt es sich um einen einstellbaren Klemmbackenmechanismus, dessen Verschlussmechanismus federbelastet ist und automatisch durch immer gleichbleibende Federkraft nach dem Aufsetzen der Montage auf die Schiene schließt. Die Klemmbacke wird im Werk so eingestellt, dass ein spielfreier Sitz auf MIL-STD-1913 Picatinny-Schienen gewährleistet ist, wobei sich der Pass-Sitz über zwei Einstellschrauben nachträglich noch individuell anpassen lässt. Zu guter Letzt sei noch das Gesamtgewicht erwähnt. Die Kombination aus allen drei Komponenten bringt insgesamt 518 Gramm auf die Waage.

Der Praxistest des MAKcomboSystem auf dem Schießstand

im Einsatz
Das Optikpaket empfiehlt sich unserer Meinung nach vor allem für Mitteldistanzwaffen in den Kalibern 5,56 mm x 45/.223 Rem. und 7,62 mm x 35/.300 BLK mit einer Einsatzentfernung von 0 bis 150 m. Das Leuchtpunktvisier ermöglicht hierbei eine schnelle Zielaufnahme und der Magnifier erhöht auf größere Entfernungen die Trefferwahrscheinlichkeit beziehungsweise erleichtert die Zielansprache.

Für unseren Praxistest haben wir das MAKcomboSystem auf ein Troy AR-15 in .223 Rem. mit 16,75“/425-mm-Lauf montiert und zunächst auf 50 Meter eingeschossen. Nachdem das Einschießen in Windeseile erledigt war, begann die eigentliche praktische Erprobung mit der Überprüfung der Qualität der Verstellmechanik des MAKdot S 1x20 Leuchtpunktvisiers. Hierzu bedienten wir uns des altbekannten Box-Tests, bei dem zuerst eine Fünfergruppe bei gleichem Haltepunkt auf 25 m geschossen wurde. Danach wurde der Seitenstellturm um eine halbe Umdrehung nach links verstellt, gefolgt von einer weiteren Fünfergruppe. Anschließend wurde die Prozedur wiederholt, bis eine Verstellung mittels Höhen- und Seitenstellturm um jeweils eine halbe Umdrehung nach oben, rechts und abschließend wieder nach unten stattgefunden hat und wir die jeweiligen Gruppen geschossen hatten. Der Test gilt als bestanden, wenn die Schussgruppen eine geometrische Figur in Form eines Quadrates bilden und die letzte Fünfergruppe möglichst deckungsgleich auf der ersten liegt. Wir schossen den Test bei 3facher Vergrößerung und das MAKcomboSystem absolvierte die Aufgabe mit wehenden Fahnen. Die erste und letzte Fünfergruppe lagen nahezu übereinander. Im Anschluss an diese doch recht statische Erprobung ging es dann deutlich zackiger zur Sache. Im Prinzip ist das extrem leistungsfähige Behördentechnik, die man auch zivil kaufen kann.

Nach der Präzision zum dynamischen Test der MAKCombo

Denn es folgten verschiedene dynamische Drills, bei denen das Hauptaugenmerk auf dem schnellen Wechsel zwischen der 1fachen und 3fachen Vergrößerung lag. Hierzu wurden unter Zeitdruck unterschiedlich große Zieldarstellungen mit wechselnden Schussfolgen zunächst mit 1facher Vergrößerung beschossen, um dann im Anschluss auf die 3fache Vergrößerung zu wechseln und deutlich kleinere Zieldarstellungen mit Treffern zu belegen. Ebenfalls wurde sowohl der umgedrehte Vergrößerungswechsel unter Zeitdruck erprobt als auch Anschlags- sowie Positionswechsel mit in die Übungen eingebunden, um dem MAKcomboSystem in einem möglichst breiten Anwendungsspektrum auf den Zahn zu fühlen. Auch hier brillierte das System. Vor allem erwies sich die Federkraft des Klappmechanismus genau richtig bemessen, um ein ungewolltes Abklappen zuverlässig zu verhindern ohne dabei jedoch die weitere Bedienung unnötig zu erschweren. Der 2-MOA-Punkt zeigte sich als äußerst klar abgegrenzt und die 12 gut aufeinander abgestimmten Helligkeitsstufen erlaubten eine Anpassung der Leuchtintensität bei einem breiten Spektrum an Umgebungslichtbedingungen bis hin zum Betrieb unter Nachtsicht. Der MAKnifier S3 steht hinsichtlich der Abbildungsgüte dem Visier in nichts nach. Wie bereits erwähnt zeichnen sich die Linsen durch eine hohe optische Klarheit, Lichtstärke und Randschärfe aus – und das bei einem recht großzügigen Augenabstand von 6,8 cm. So lässt sich mit der Kombination auch gut aus unkonventionellen Anschlägen arbeiten. Und auch das Sehfeld von 12,7 m auf 100 m kann im Vergleich zu anderen namhaften Magnifiern nur als großzügig bezeichnet werden.

Lieferumfang
Geliefert wird das MAKcomboSystem in einem hochwertigen, gepolsterten Hartschalenkoffer. Neben dem üblichen Lieferumfang mit Mikrofaserreinigungstuch, Bedienungsanleitung und klappbaren Schutzkappen wird noch eine kleine zusätzliche Picatinny-Schiene mitgeliefert, die sich an der linken Seite des MAKdot S zur Aufnahme weiteren Zubehörs befestigen lässt.

Bei so viel Lob wollen wir abschließend jedoch noch zwei verbesserungswürdige Punkte aufgreifen, die uns bei der Erprobung aufgefallen sind. Zum einen würden wir uns neben der 38 mm Achshöhe noch eine höhere Montage wünschen, durch die ein „Lower 1/3Co-Witness“ (die offene Visierung erscheint lediglich im unteren Drittel der Optik) erreicht werden könnte. Gerade bei kompakten Leuchtpunktvisieren nimmt die offene Visierung ansonsten zu viel Sichtfeld in Anspruch. Dies ließe sich auch relativ einfach durch entsprechende Distanzplatten realisieren, die zwischen die Kombi-Montage und den MAKdot respektive MAKnifier geschraubt werden. Zum anderen eignet sich die Kombi-Montage durch den rechtsseitigen Anschlag des Magnifiers uneingeschränkt nur für Rechtshänder, da bei Linkshändern der abgeklappte Magnifier voll im Sichtfeld des nichtzielenden Auges liegt.

Technische Daten des MAKcomboSystems

Hersteller:
Kilic Feintechnik GmbH
Marke:
MAK
Modell:
MAKcomboSystem
Preis UVP:
1.498,- Euro
Gehäusematerial:
Einteiliges Gehäuse (Monoblock) aus Aluminium
(6063 Aluminium für die Optik und 7075 Aluminium für die Montage)
Objektivdurchmesser:
20 mm
Abmessungen:
70 x 45 x150 mm
Gewicht:
518 g
Absehen:
2 MOA (MAKdot S)
Helligkeitsstufen:
8+4 digital einstellbare Intensitätsstufen
Batterie:
1x AAA 1.5V
Montage:
MAKmasterLock
Treffpunktkorrektur:
0,15 MOA
Sehfeld Magnifier (m/100 m):
12,7 m
Augenabstand Magnifier:
68 mm
Lieferumfang:
MAKdot S, MAKnifier, MAKmaster-Lock Montage, klappbare Schutzkappen, Mikrofaserreinigungstuch, Bedienungsanleitung, Sechskantschlüssel, Hartschalenkoffer

Unser Test-Fazit zum MAKCombo-System

Mit dem MAKcomboSystem liefert die Kilic Feintechnik GmbH ein erstklassiges, kompaktes und zuverlässiges Visiersystem, dass ein blitzschnelles Umschalten zwischen der 1fachen und 3fachen Vergrößerung erlaubt. Sowohl die optische Güte beider Geräte als auch die Verarbeitung aller weiteren Komponenten ist über jeden Zweifel erhaben. Einzig die bislang nur verfügbare Achshöhe von 38 mm sowie die eingeschränkte Nutzbarkeit für Linkshänder vermögen den ansonsten durchweg positiven Gesamteindruck ein wenig zu trüben. Der Preis beträgt 1.498 Euro (die einzelnen Komponenten sind auch separat zu bekommen). Aber Qualität hat bekanntlich ihren Preis.

Viele weitere Informationen liefert die Website von MAK Kilic Feinwerktechnik

Die MAK-Systemteile erhalten Sie direkt beim Hersteller:

MAKcomboSystem als Set
1.498,- Euro
MAKDot S 1x20
ab 599,- Euro
MAKnifier S3 mit MAKFlip-Montage
782,- Euro