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Die Gruppe FORJAS TAURUS S.A. mit Hauptsitz in Porto Alegre (Brasilien) ist der größte Waffenhersteller in Südamerika und einer der bekanntesten der Welt. Seine Bekanntheit erlangte das Unternehmen durch eine breite Palette an halbautomatischen Pistolen, Revolvern, Jagd- und Sportkarabinern, die weltweit an zivile Kunden vertrieben werden. Allerdings bietet TAURUS auch eine spezielle Produktreihe für staatliche Stellen an. Die brasilianischen Streitkräfte und die Polizei des Landes setzen Produkte von TAURUS ein, ebenso wie viele Armeen und Sicherheitsbehörden im übrigen Südamerika, in den Vereinigten Staaten und im Rest der Welt. In den vergangenen zwei bis drei Jahren beschloss TAURUS, seine spezielle Produktpalette für Militär und Polizei einer Überholung zu unterziehen und begann mit der Entwicklung neuer Feuerwaffen, deren Prototypen bereits auf einigen Messen seit 2011 zu sehen waren. Viele Modelle scheinen nun soweit ausgereift zu sein, dass sie in den Vertrieb kommen.
Die interessanteste Waffe ist das Sturmgewehr TAURUS 5,56 x 45 mm, dessen Weiterentwicklung leider offenbar etwas länger dauert. Das Gewehr wurde ursprünglich im Rahmen eines breiter angelegten Beschaffungs- und Modernisierungsprogramms der brasilianischen Streitkräfte entwickelt. Die Militärs entschieden sich jedoch für eine Anpassung des modularen Sturmgewehrs IA2, das von der staatseigenen Gesellschaft IMBEL hergestellt werden soll. Es dient als Ersatz für den gegenwärtig eingesetzten Nachbau des belgischen FN-FAL-Sturmgewehrs in den Kalibern 7,62 x 51 mm und 5,56 x 45 mm und diverser weiterer Importe, wie beispielsweise des M-16 und des HK-33. Obwohl das TAURUS nicht als Gewinner aus dem Wettbewerb hervorging, scheint es doch eine gute Figur gemacht zu haben, denn einige Eliteeinheiten des brasilianischen Militärs haben Bestellungen aufgegeben. Die Konstruktion des TAURUS in 5,56 mm mutet einfach und futuristisch zugleich an.
Es wird in zwei Varianten verfügbar sein: Die vollautomatische Version, genannt TAURUS FAZ-556, hat eine Kadenz von 650 bis 800 Schuss pro Minute und ist nur für das Militär und Spezialeinheiten der Polizei verfügbar.
Die halbautomatische Version CT-556 ist hingegen für polizeiliche Patrouillenmissionen gedacht, könnte eines Tages aber auch für den zivilen Markt erscheinen.
Das Sturmgewehr TAURUS 5,56 x 45 mm hat ein harteloxiertes oberes Verschlussgehäuse aus Flugzeugaluminium. Das untere Verschlussgehäuse besteht aus GFK mit Stahleinlagen an besonders beanspruchten Stellen.
Ein Handgriff wurde an der Vorderseite des Magazinschachts integriert. Der Pistolengriff mit Abzugsgruppe entspricht dem System AR-15 und ist auswechselbar gegen jede andere von den Systemen AR-15, M-16 und M-4 bekannte Version.
Die Bedienelemente und ihre Anordnung - Position und Form des Verschlussfangknopfs, Sicherungs- und Feuerwählhebel, Magazinauswurfknopf - ähneln denen von M-16 und M-4. Bereits daran gewöhnte Schützen müssen ihr "prozedurales Gedächtnis" bei der Gewöhnung an das neue Gewehr nicht überstrapazieren. Einige wenige Unterschiede gibt es allerdings. Der Verschlussfangknopf und der Sicherungs- und Feuerwählhebel sind von beiden Seiten bedienbar. Der Spannhebel ist zwar rechts über dem Lauf angeordnet, lässt sich aber auf linkshändige Bedienung umrüsten. Das Magazin lässt sich auf zwei Arten aus dem Magazinschacht entfernen. Dazu drückt man entweder auf den Magazinlöseknopf, der es einfach aus dem Magazinschacht fallen lässt. Oder man nutzt den flachen Magazinlösehebel, der hinter dem Magazinschacht angeordnet ist. Er lässt sich mit dem Daumen betätigen, während man das Magazin mit der freien Hand festhält. Durch die beidhändige Bedienung wird die Wiederverwendung des Magazins erleichtert, das wiederholt befüllt werden kann.
Das TAURUS ist ein indirekter Gasdrucklader und mit einem 16“-Lauf ausgestattet. Um die Tarnung der im Anschlag liegenden Soldaten zu verbessern, hat der Mündungsfeuerdämpfer vom Birdcage-Typ an seiner Oberseite nur fünf Öffnungen. Damit werden die Mündungsgase nach oben gelenkt, um weniger Sand und Staub aufzuwirbeln und so die Stellung des Schützen vor dem Gegner zu verbergen. Die Schulterstütze des TAURUS ist klappbar und lässt sich der Länge nach in drei Stufen verstellen und individuell an den Körperbau des Schützen anpassen. Ihre Konstruktion erinnert stark an die Schulterstütze des belgischen FN SCAR. Der Entriegelungsknopf befindet sich auf der linken Seite, die Schulterstütze wird nach rechts umgeklappt. Dadurch eignet sich das Gewehr besonders für die Fallschirm- und Luftlandetruppen oder Besatzungen gepanzerter Fahrzeuge, auch das Feuern mit umgeklappter Schulterstütze ist problemlos möglich.
Das TAURUS entspricht STANAG 4179 und nimmt NATO-Magazine auf. Es wird ohne Visierung geliefert. Stattdessen ist es mit mehreren Picatinny-Schienen ausgestattet und kann somit individuell mit der bevorzugten Visierung ausgerüstet werden: ob klappbare Kimme und Korn, elektronische oder optische Visiere. Am Vorderschaft aus Aluminium sind weitere Picatinny-Schienen angebracht, so dass umfangreiches taktisches Zubehör oder auch Unterbaugranatwerfer daran angebracht werden können.
Die abgewandelte Konstruktion des TAURUS wurde auch bei der neuesten Reihe von Maschinenpistolen von TAURUS angewandt. Ihre Entwicklung fand im Auftrag brasilianischer Elitepolizeieinheiten statt, von denen das Bataillon BOPE der Staatlichen Militärpolizei von Rio de Janeiro wohl die bekannteste ist.
Die brasilianische Polizei ist häufiger in heftige Nahkampffeuergefechte mit Drogenhändlern oder Straßenbanden in den Favelas von Rio verwickelt und benötigt für diese Missionen moderne, vielseitige und wirksame Waffen. Die Produktreihe der Maschinenpistolen von TAURUS setzt sich aus zwei Modellen zusammen. Die SMT-9 wird im Kaliber 9 x 19 mm geliefert und nimmt Kurvenmagazine mit 30 Schuss auf. Die SMT-40 verschießt Munition im Kaliber .40 Smith & Wesson aus Stangenmagazinen mit einer Kapazität von 15 oder 30 Schuss.
Bis auf das Kaliber sind beide MPs nahezu identisch.
Die Waffen sind mit einem aufschießenden Masseverschluss ausgestattet, die Kadenz beträgt 700 bis 800 Schuss pro Minute, die Feuermodi sind E-2-F, beide haben einen kaltgehämmerten Stahllauf mit einer Länge von 20 cm mit einem aufgeschraubten Mündungsfeuerdämpfer.
Die Gesamtlänge beider Waffen bewegt sich von 460 mm (umgeklappte Schulterstütze) bis maximal 750 mm (aufgeklappte und maximal verlängerte Schulterstütze).
Im Unterschied zum 5,56-mm-Sturmgewehr von TAURUS werden die SMT-Maschinenpistolen mit einem Balkenkorn und verstellbarer Kimme geliefert, die ab Werk auf der oberen Picatinny-Schiene angebracht sind. Sie lassen sich leicht durch optische und elektronische Visiere ersetzen oder auch ergänzen. Der Handschutz aus Kunststoff wird ohne Picatinny-Schienen geliefert, besitzt aber an den Seiten und der Unterseite Gewindebuchsen, an die man nach Bedarf Picatinny-Schienen aus dem Zubehörhandel anschrauben kann.
Kürzere Varianten der SMT-9 und SMT-40 sind ebenfalls erhältlich. Zur Ausstattung gehören dann Läufe mit einer Länge von 165 mm ohne Mündungsfeuerdämpfer. Wahlweise werden die MPs mit oder ohne Schulterstütze geliefert. Die Regierung von Bangladesch beschaffte im April 2014 eine Partie zur Erprobung und Prüfung vor einer eventuellen Beschaffung im größeren Stil, wobei sie sich für die kurze Version der SMT-9 mit klappbarer Schulterstütze, abnehmbarem Tragegriff (bekannt vom AR-15), Korn und verstellbarer Kimme entschied.
In den beiden oberen Fenstern sehen Sie kurze 3D-CAD-Präsentationsfilme der Maschinenpistolen SMT-9 und SMT-40.
Mit dem baldigen Start der Fußball-WM 2014 in Brasilien und in Anbetracht der landesweiten Massenunruhen im vergangenen Jahr, im Laufe derer die Bevölkerung gegen die hohen Ausgaben für die WM protestierte, ist die Kontrolle von großen Menschenmengen zu einem heißen Thema geworden. Aus diesem Grund erweiterte TAURUS das Angebot im Bereich ballistischer Waffensysteme.
In Zusammenarbeit mit der AMADEO ROSSI METALURGICA S.A., die der breiten Öffentlichkeit eher durch ihre Sportrevolver, Unterhebelrepetierer, Einzelschuss- und Revolverlangwaffen bekannt sein dürfte, entwickelte TAURUS den Granatwerfer LT-38.
Er verschießt im Einzelschuss nicht-tödliche Granaten des Kalibers 37/38 mm und ist zum Auseinandertreiben von Menschenansammlungen gedacht. Seine einfache Konstruktion macht ihn günstig in der Herstellung und im Erwerb. Darüber hinaus bedarf es keiner intensiven Ausbildung, um ihn gekonnt einzusetzen.
In seinem Aufbau kann der LT-38 als „retro“ beschrieben werden. Das 304 mm lange Glattrohr ist als Kipplauf ausgeführt und wird von einem Handschutz aus Kunststoff umgeben. Die Schulterstütze ist ebenfalls aus Kunststoff und hat eine leicht erhöhte Wangenauflage. Der TAURUS LT-38 hat ein Klappvisier und einen Single-Action-Abzug, der vor jeder Schussabgabe von Hand gespannt werden muss. Die Sicherung befindet sich hinter dem Abzug.
Technisch moderner präsentiert sich der Granatwerfer LT-40 für 40-mm-LV-NATO-Granaten. Während der LT-38 nur mit nicht-tödlicher Munition geladen werden kann, nimmt der LT-40 jede Munition des Kalibers 40 x 46 mm SR auf.
Der LT-40 hat einen Double-Action-Abzug, öffnet sich zum Laden nach beiden Seiten und nimmt Geschosse beliebiger Längen auf. Dies erlaubt es, die Anwendung von Gewalt stufenweise zu erhöhen, da die Geschosse nicht-tödlicher 40-mm‑Granaten länger ausgeführt sind. Die Konstruktion erinnert stark an den HECKLER & KOCH AG-36.
Der Granatwerfer LG-40 hat einen abnehmbaren Pistolengriff für einen bequemeren Einsatz als Unterbauwaffe und kann an jedes Gewehr mit Picatinny-Schiene angebracht werden. Alternativ kann er auch als eigenständige Einzelschusswaffe eingesetzt werden, wobei er um eine klappbare Schulterstütze, optische, elektronische oder herkömmliche Visierung erweitert werden muss.
Vorderschaft-Repetier-Schrotflinten mit Glattrohr befinden sich bei allen Polizeibehörden auf beiden amerikanischen Kontinenten in breitem Einsatz. TAURUS bringt daher sein eigenes Modell unter dem Namen ST-12 auf den Markt. Die ST-12 ist TAURUS’ Eigeninterpretation der MagTech 586 (welche ihrerseits ein Klon der Remington 870 ist), die in Brasilien seit Jahrzehnten von Einheiten des Militärs und der Polizei in hochspezialisierten Lagen eingesetzt wurde. Die Taurus ST-12 hat ein Systemgehäuse aus Aluminium und ein Röhrenmagazin aus Stahl, das bis zu 7 Patronen im Kaliber .12 fasst. Eine zusätzliche Patrone kann im 3“-Patronenlager mitgeführt werden. Der Lauf ist in den Längen 18“, 20“ oder 22“ lieferbar.
Die ST-12 ist in drei Ausführungen verfügbar. Die Basisversion ist mit einer Standardvisierung, einem Schaft aus Holz oder schwarzem Kunststoff und in Kombination mit jedem Lauf erhältlich. Die Kurzvariante ist mit einem Pistolengriff und einem Vorderschaft aus Kunststoff lieferbar; ein Hinterschaft ist für sie nicht verfügbar. Die taktische Ausführung der ST-12 hat einen Vorderschaft aus schwarzem Kunststoff, eine verstellbare Schulterstütze, Handschutz, einen gezackten Mündungsfeuerdämpfer und wird optional mit Picatinny-Schienen geliefert, die an den dafür vorgesehenen Gewindebuchsen angebracht werden können. Als Visierung kommt eine Lochkimme zum Einsatz, optional sind auch kurze Picatinny-Schienen zum Anbringen von taktischem Zubehör am vorderen Ende des Röhrenmagazins verfügbar.
Die meisten Kurzwaffen von TAURUS werden gezielt für die Bedürfnisse von Polizei und Militär konzipiert, damit diese auf eine moderne und zuverlässige Produktpalette für ihre Einsätze zurückgreifen können.
Die meisten oben vorgestellten Produkte wurden dem breiten Publikum bisher nur auf internationalen Messen vorgeführt. Obwohl das brasilianische Militär und die Polizei schon einige Bestellungen aufgegeben haben, ist es zu früh, um über den Erfolg dieser neuen brasilianischen Waffen zu urteilen - insbesondere, weil einige davon, wie etwa das Sturmgewehr TAURUS, sich noch in der Vorserienentwicklung befinden und noch nicht reif für die Massenherstellung sind.
Viele brasilianische Militärs und Polizisten haben darüber hinaus noch nicht die Fehler vergessen, die TAURUS in der Vergangenheit begangen hat. Die Bandbreite reicht von mangelhaften Pistolen (bei einigen Chargen der PT-24/7, die von der brasilianischen Militärpolizei beschafft wurde, kam es vor, dass sich die Waffe entlud, sobald sie schon leicht erschüttert wurde!) bis hin zu fragwürdiger Qualität der lizenzierten Nachbauten der TAURUS-FAMAE-Maschinenpistolen und .30-M1-Karabiner. Von dem Lizenzvertrag zwischen TAURUS und IWI (Israel Weapon Industries, Ltd.) zur lokalen Herstellung des Tavor-Bullpup-Sturmgewehrs, der plötzlich und ohne öffentliche Erklärung aufgelöst wurde, fangen wir gar nicht erst an.
Allerdings deutet die neue Produktpalette für Militär und Polizei des brasinianischen Herstellers darauf hin, dass der größte private Waffenproduzent Lateinamerikas wieder in die Spur gefunden hat und bereit ist, sich auf dem weltweiten Markt als Lieferant zuverlässiger und günstiger Bewaffnung für Militär, Polizei und andere staatliche Stellen zu etablieren. Wir von all4shooters.com sehen das natürlich mit großer Sympathie, unterstützen die Bemühungen eines so wichtigen Waffenherstellers und wünschen TAURUS dabei viel Erfolg.
