Britischer SAS schickt seine 5,56-mm-Munition in Rente

Der Britische SAS sucht einen Nachfolger für seine C8-Karabiner von Diemaco; das ist die kanadische Variante des Colt M4. Dabei sind die Elitesoldaten nicht mit der Waffe an sich unzufrieden, sondern viel mehr mit dem Kaliber 5,56 mmx45. Wie die britische Tageszeitung Daily Mail berichtet, scheint bei den laufenden Erprobungen in Hereford der aussichtsreichste Kandidat das SCAR-H von FN zu sein. Und das verschießt das altbekannten NATO-Kaliber 7,62 mmx51, das in den „Designated Marksman Rifles“ der Koalition sowieso schon seit längerem eine Renaissance erlebt.

Für Insider kommt diese Information nicht sonderlich überraschend. Seit ihrer Einführung und besonders seit den Einsätzen in Afghanistan und dem Irak steht die Patrone 5,56 mmx45 NATO immer wieder in der Kritik. Zu gering ist die effektive Reichweite, zu schwach die zielballistische Wirkung. Der Patrone fehlt die Durchschalgskraft, um Gegner hinter Deckungen wirkungsvoll unter Beschuss nehmen zu können. Mit der Entscheidung zum Wechsel geht der SAS einen Weg, den viele Militärplaner schon seit dem Ende des kalten Krieges und dem verstärkten Aufkommen von asymmetrischen Gefechten fordern.

Der Grundgedanke hinter kleinen Kalibern wie der 5,56 mmx45 NATO oder der russischen 5,45 mmx39 war, dass der einzelne Soldat erstens viel mehr Munition bei gleichbleibendem Gewicht in den Kampf tragen kann. Zweitens sollte durch den geringeren Rückstoß die Trefferwahrscheinlichkeit erhöht werden. Nicht zuletzt stand hinter der Entwicklung auch die Idee, dass kleinere Kaliber eher verwunden als töten. Ein verwundeter Feind benötigt zwei weitere Soldaten um ihn zu bergen und zu versorgen, so die Theorie.

Allerdings haben die Erfahrungen im Irak und Afghanistan gezeigt, dass Extremisten wie die Taliban eher nicht dazu neigen, während eines Angriffs ihre Verwundeten zu versorgen. Hinzu kommt das Problem der zu geringen Mannstoppwirkung. „Aufgeputschte Kämpfer kümmern sich oft gar nicht um ihre Wunden, sondern greifen einfach weiter an“, so ein ungenannter SAS-Insider. Diese Erfahrungen mussten nicht nur die Briten machen. Auch auf der anderen Seite des Atlantiks macht man sich seit geraumer Zeit seine Gedanken, um eine Ablösung für die kleine NATO-Patrone zu finden. Mit der .300 Blackout scheint dabei jetzt zum ersten Mal ein echter Kompromiss zwischen Kapazität, Reichweite, Mannstoppwirkung und vor allem Adaptierbarkeit in bestehenden Systemen gefunden worden zu sein. Sollte sich diese Patrone durchsetzen, wäre der Kreis in Richtung Mittelpatrone, der in den 1940ern mit der deutschen 7,92 mmx33 seinen Anfang nahm, wieder geschlossen. Doch bis es soweit ist, wird die gute, alte 7,62 mmx51 nicht nur den SAS-Troopern eine gewichtige, aber feuerstarke Alternative bieten.