An die von Polizei und Militär genutzten Präzisionsbüchsen werden hinsichtlich der Präzision die gleichen hohen Anforderungen wie an die sportlich genutzten Waffen gestellt. Allerdings führen die Einsatzbedingungen dieser Gewehre zu einigen Ausstattungsmerkmalen, die der zivile Nutzer nicht zwingend benötigt.
Wir wollen eine allgemeine Sprachregelung für diesen Artikel einführen: im polizeilichen Bereich spricht man von Präzisionsschützen, im Militär von Scharfschützen.
Schützen im polizeilichen Bereich:
Präzisionsschützen schießen üblicherweise auf Distanzen zwischen 50 Meter bis etwa 120 Meter, was im Verhältnis zum Scharfschützen kurze Entfernungen sind. Für die normale Aufgabenerfüllung der Präzisionsschützen genügen aufgrund der relativ kurzen Einsatzdistanzen die Standardpatronen, allen voran die .308 Winchester.
Schützen beim Militär:
Die Scharfschützen des Militärs haben dagegen eine völlig andere Situation. Die Scharfschützen sind als Spezialisten im Schießen auf weite Distanzen ausgebildet. Während in Truppenverbände eingegliederte Scharfschützen üblicherweise auf Distanzen von bis zu 600 Meter zum Einsatz kommen, sind die einzeln oder in Zwei-Mann-Teams operierenden Scharfschützen auf Schüsse bis zu 2.500 Meter eingerichtet.
Der Hauptaktionsradius liegt im Bereich von 600 Meter bis 1.000 Meter. Entsprechend kommt man nur mit den extremen Hochleistungspatronen von .338 Lapua Magnum bis hin zu .50 BMG in der Praxis klar.
Die Entwicklung führte zu den heute üblichen vielfach verstellbaren Schäften, die überwiegend auf der Basis von Leichtmetall und Kunststoff sowie Schichtholz gefertigt werden. Mündungsbremse und Schalldämpfer gehören längst zur Grundausrüstung und immer mehr Hersteller setzen auf Wechsellaufsysteme, deren Kaliberpalette von .308 Winchester bis .338 Lapua Magnum reicht.
Das Thema Optik und Scharfschützengewehre:
Nicht minder wichtig ist die Entwicklung der Zieloptiken, die für den rauen Gebrauch im Gelände extrem robust sein müssen. Nahezu sämtliche namhaften Zielfernrohr-Hersteller haben diese Spezialmodelle im Sortiment. Besonders populär wurden die Spezialgläser von LEUPOLD, NIGHTFORCE, SCHMIDT & BENDER, STEINER, SWAROVSKI sowie ZEISS.
Der aktuelle Markt an Scharfschützengewehren im Überblick:
Zu den populärsten Lösungen gehören die auf dem System REMINGTON 700 aufgebauten Scharfschützengewehre. Oftmals sind es auch kleinere Hersteller, die Klone des REMINGTON 700er-Systems als Basis für ihre hochpräzisen Büchsen verwenden. Ein markantes Beispiel dafür ist die Tactical-Version aus der SMH-Serie von HEINZ HENKE.
Speziell nach den Bedürfnissen der Scharfschützen wurde die REMINGTON-Waffenfamilie M24 entwickelt, die im Kaliber .308 Winchester auf dem langen REMINGTON 700er-System aufbaut. Je nach Schaftausstattung, sind die Versionen REMINGTON M24, REMINGTON M24 A2, REMINGTON M24 A3 und REMINGTON M24 A3-A1 zu haben. Die REMINGTON M24-Modelle verfügen über die 5-R-Matchläufe. Der jüngste Sprössling heißt REMINGTON XM2010 und stellt eine Weiterentwicklung aus der Baureihe REMINGTON M24dar.
FN HERSTAL liefert das Modell FN HERSTAL A3 G SPR, dessen Kernstück das bewährte System WINCHESTER 70 ist. Bei den kleineren US-Herstellern findet man eine Reihe interessanter Modelle, so beispielsweise bei KIMBER das Modell KIMBER 8400 Advanced Tactical. Geprägt wird das Äußere durch den bewährten MC-MILLAN-Fiberglasschaft A-5.
STEYR lanciert heute primär zwei Scharfschützenmodelle. Das Modell STEYR SSG 04 wird für die Patronen .308 Winchester und .300 Winchester Magnum eingerichtet. Herzstück ist das SBS-System. Sein äußeres Erscheinungsbild prägt der verstellbare Kunststoffschaft.
Das STEYR SSG 04 A1 ist eine modifizierte Version des STEYR SSG 04 und verfügt über ein langes Picatinny-Schienen-System. In den technischen Daten entspricht das STEYR SSG 04 A1 dem STEYR SSG 04. Eine Weiterentwicklung aus dem STEYR SSG 04 ist das STEYR SSG 08, das über einen modernen Klappschaft verfügt. Die Schaftbasis ist beim STEYR SSG 08 aus Aluminium.
Ebenfalls aus Österreich kommen auf der Basis des VOERE LBW-Handspannersystems die Modelle VOERE LBW-M und VOERE LBW X3 mit Klappschaft und der für die VOERE LBW-Baureihe typischen raschen Laufwechselmöglichkeit.
Längst zu den Klassikern gehören die von SAKO kommenden SAKO TRG-Modelle 22 und 42. Diese basieren auf einem Zylinderverschlusssystem mit drei Verriegelungswarzen am Kammerkopf. Das Schaftgerippe ist aus Leichtmetall, woran die Kunststoffschaftteile montiert werden. Neu ist das SAKO TRG M10, eine Multikaliber-Ausführung für die Patronen .308 Winchester, .300 Winchester Magnum und .338 Lapua Magnum.
Zu den erfolgreichsten Scharfschützengewehren wurde das aus England kommende ACCURACY-Gewehr. Zum Klassiker wurde das ACCURACY AW (Arctic Warefire). Markant für das ACCURACY AW ist der bekannte Halbschalenschaft auf einem Alu-Trägersystem. Mit der Bezeichnung AX kommt eine neue, 2010 vorgestellte Generation von ACCURACY INTERNATIONAL auf den Markt. Hauptmerkmale der ACCURACY AX-Version sind der auf dem neuesten Stand befindliche Schaft mit Klappkolben und vielfachen Verstellmöglichkeiten sowie die auch seitlich vorhandenen Picatinny-Schienen.
Aus Deutschland bekommt das britische ACCURACY Konkurrenz durch verschiedene Hersteller. HAENEL bietet seit 2010 mit dem Modell HAENEL RS 8 eine in Modulbauweise gefertigte Scharfschützenwaffe an, die über alle erdenklichen Ausstattungsmerkmale verfügt. Das HAENEL RS 8 wird durch den vielfach verstellbaren Schaft mit Klappkolben und Erdsporn geprägt. Eine einzige Erfolgsstory ist das SIG SAUER Modell SSG 3000. Neueste Variante ist das Modell SIG SAUER SSG 3000 Patrol.
Von der Firma GOTTFRIED PRECHTL kommt auf der Basis des hauseigenen GOTTFRIED PRECHTL GS 04-Systems ein Scharfschützengewehr, das in Kleinserie genau nach Kundenwunsch gefertigt wird. Herzstück ist das auf dem System 98 weiterentwickelte System GOTTFRIED PRECHTL GS 04. Besonders kompakt präsentiert sich das KEPPLER KS V Bullpup. Der beim KEPPLER Bullpup-System in den Schaftkolben zurückverlegte Verschlusszylinder trägt am Kammerkopf sieben Verriegelungswarzen bei einem Öffnungswinkel von 60 Grad. Das zentrale Element des Schafts ist eine Leichtmetallrahmenkonstruktion, die das System aufnimmt und an die die weiteren Schaftteile angebaut werden.
Bei BLASER verwendete man das BLASER R 93-System auch für Behördenmodelle. Auf dem Geradzug-Repetierer BLASER R 93 bauen die Modelle BLASER LRS 2 und BLASER Tactical 2 auf.
PSG Ragnarök nennt ANDREAS SCHULER seine Präzisionsschützenbüchse, die auf dem von ihm entwickelten Zylinderverschluss mit drei Warzen und integrierter Handspannung basiert. Die SCHULER-Büchse kommt im Tactical-Design mit Alu-Schaft, Picatinny-Schienen und 20 Patronen .308 Winchester fassendem Einsteckmagazin.
Ganz neu auf dem deutschen Markt sind die russischen ORSIS-Modelle T-5000.
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