Test: Pistole STP Sentry 5.0 in 9 mm Luger: Amerikanischer Klassiker – custom made by Prommesberger

Sentry – englisch für „Wachposten“ oder „Wache“ – nennt sich eine 1911er Single-Stack-Pistole aus dem aktuellen Sport Target Pistol (STP)-Sortiment der Büchsenmacherei Prommersberger. Bei der Sentry handelt es sich um eine auf den Schießsport hin ausgerichtete und ausgestattete 1911er Version, die optisch dem Originalentwurf einer Colt M 1911 doch recht nahe kommt: Denn sowohl die Rahmenform des Einreihers als auch der Griffwinkel und die Optik des Verschlusses lehnen sich im Gegensatz zu vielen anderen modernen Interpretationen noch an die traditionelle Formensprache des Browning-Entwurfs an.

Klassischer Einreiher: Die STP Sentry 5.0 von Prommesberger

STP Semtry rechte Seite
Die kleine schwarze "Pistole" steuert nur die Rennautos - die

Neben Fremdherstellern und Sportrevolvern (wie den Lodur) aus eigener Produktion bietet STP vor allem eine mittlerweile üppige Auswahl an 1911er und 2011er Pistolen. Bei den 1911er Modellen handelt es sich um einreihige Ganzmetallpistolen nach Vorbild der berühmten Colt Government von John Moses Browning. Die 2011er-Reihe stellt eine neuere Generation von Kurzwaffen dar, die zwar auf der grundlegenden Technik der 1911 aufbauen, jedoch ganz neu gedacht sind: So kommen sie mit einem speziellen Hybrid- Rahmen, der verschiedene Materialien koppeln kann und zweireihige Magazine mit höherer Kapazität aufnimmt. Daneben bieten die Bayern auch noch Race Guns für die offene Klasse im Bereich des dynamischen Schießens an. Bei den Modellen Mono Comp und der Max Open handelt es sich um solche Pistolen für die sogenannte Open Division im IPSC. Zurück zu den 1911ern: Bei den Einreihern bietet STP derzeit acht unterschiedliche Modellreihen an. Besonders gut lassen sich diese unterschiedlichen Typen nach ihrer Rahmenform beschreiben. Denn modernere 1911er Interpretation wie die Perfect Classic, die Duty One oder die RM 5.0 kommen mit einem neuartigen Rahmenprofil samt  schwerem rechteckigen Dust Cover daher. Die Sentry geht hier den traditionellen Weg: Ihr Rahmen orientiert sich an der Optik des Originalentwurfs. Ebenso der Rahmen der günstigeren Sparta-Modelle. Diese stellen preislich den Einstieg in die 1911er Welt von STP dar. Eine Sparta 5.0 kostet weniger als die Hälfte einer Sentry 5.0 – die Sentry bietet indes auch einiges mehr.

Regulär in 5 Zoll oder lang in 6 Zoll: Die STP Sentry in 9 mm Luger

Sentry demontiert
Die Sentry zerlegt in ihre Hauptbaugruppen
(v. o.): Verschluss, Bushing und Lauf, Buchse, Schließfeder samt Führungsstange, Griffstück und der Verschlussfanghebel.
Magazin und Schacht der STP Sentry
Sogar einen Magazin-Trichter ("Jetfunnel") weist die Sentry auf. Das zugelieferte Magazin
von Tripp Research fasst zehn Patronen.

Wie viele Modellreihen bietet STP seine Sentry als reguläre Fullsize-1911er in der Lauflänge von fünf Zoll (127 Millimeter) und auch als sogenannten Longslide mit einem auf sechs Zoll (152 Millimeter) verlängerten Verschluss samt Lauf an. Die preislich in der gehobenen Mittelklasse rangierende Sentry bietet eine sehr gute Verarbeitungsqualität. Sowohl die Oberflächenverarbeitung der Hauptbaugruppen als auch die Passgenauigkeit zwischen den Teilen stimmen: So liegt die Laufgruppe absolut spielfrei im System und auch die Passungen zwischen Griffstück und Verschluss fallen minimal aus. Das kommt nicht von ungefähr: Denn der Sentry sind augenscheinlich günstigere Produktionsteile fremd, etwa solche, die aus dem Metal-Injection-Molding-Prozess (MIM) stammen. So vertraut die Waffe ausschließlich auf hochwertig gefräste CNC-Teile. Im Inneren der Sentry arbeitet eine stark modifizierte Browning-Kulisse. Riegelnocken, Kettengliedsteuerung und Bushing-Führung lehnen sich an das Original an, der Rampenlauf und das Schließfedersystem sind jedoch hinzugekommene Neuerungen der letzten Jahrzehnte. 

Die sehr engen Toleranzen der Waffe führen bei der Benutzung um den Schuss zu keinerlei Defiziten in der Bedienung: Es gibt 1911er, die sich ebenfalls durch enge Passungen auszeichnen, dabei gleichzeitig jedoch sehr schwer zu repetieren sind – nicht so die Sentry. Die engen Passungen stören lediglich beim Zerlegen. Hier ist deutlich mehr Zeit vonnöten als bei der Demontage einer üppiger gepassten 1911er von der Stange. Dazu trägt auch das hier verbaute Schließfedersystem bei: Eine lange, einteilige Führungsstange, auf der die Feder sitzt und eine offene Buchse, welche die Stange im Schuss führt. Das System sorgt für eine sehr spielarme Führung und auch Abstützung des Laufs, ist aber eben etwas schwierig im Zusammenbau. So muss man die Verschlussfeder beim Zusammensetzen der Waffe mittels einer Büroklammer (oder Ähnlichem) fixieren, um die Einheit wieder in den Verschluss einzusetzen. Auch die restliche Ausstattung der Pistole zielt auf Sport und offenbart hochwertige Komponenten. So vertraut die Sentry auf eine voll einstellbare Kensight-Kimme mit geriffeltem Blatt und Rechteckausschnitt samt breitem Target-Korn.

Abzug und Schussleistung der 9 mm Sentry von Prommesberger:

Der 6-Feld-Zug-Matchlauf kommt vom US-Spezialisten KKM Precision. Außerdem wartet die Sentry mit einem High Grip-Beavertail, einem skelettierten Alu-Abzug mit Triggerstop und einem Low-Mass-Hahn nach Doug-Koenig-Art auf. Auch kleine Details an und um die Sentry stimmen: So kommen verzierte Torx-Schrauben zur Befestigung der Holzgriffschalen zum Einsatz, es findet sich ein Magazintrichter und selbst bei der Auswahl der Magazine wurde auf die Qualität geachtet: Das beiliegende Cobra-Magazin vom Zulieferer Tripp Research fasst zehn Patronen und weist einen robusten, korrosionsbeständigen Edelstahlkorpus auf. Der Single-Action-Abzug wurde mit einem Auslösegewicht von knapp unter 1100 Gramm gemessen, was für eine 1911er schon ein beachtlich sportlicher Wert ist. Der Government-typische, knackig-kurze Abzugsweg ist auch hier vorhanden: Nach rund 1,6 mm Wegstrecke bricht der Schuss. Spürbar war ein minimales Kriechen vor dem Brechen, was sich auch im Triggerscan-Messprotokoll anhand der feinen Ausschläge (vor dem Punkt) zeigen lässt. Insgesamt ein Top-Abzug, mit dem sich auf dem Schießstand sehr gut arbeiten lässt.

Sentry 5.0 Hammer und Kimme
Sportliche Baugruppen: Neben einer voll einstellbaren Kensight-Kimme verbaut STP by Karl Prommesberger ein High-Grip-Beavertail und einen Doug-Koenig-Hammer.
Schussbild STP Sentry 5.0
Kann sich sehen lassen: Im Bereich der
Fünf-Schuss-Gruppen war ein Top-
Streukreis von 19 Millimetern mit Munition von GECO möglich.

Starten wir unseren Test: Mit der STP Sentry 5.0 von Prommesberger geht es auf den 25-Meter-Schießstand. Hierbei misst das Labradar die Geschwindigkeiten der einzelnen Geschosse vom Verlassen der Mündung bis zum Einschlag auf der Zielscheibe. Anhand der Messwerte lässt sich später die Geschossenergie (in Joule) berechnen. Für den Präzisionstest wird die Waffe in die Ransom-Rest-Schießmaschine eingespannt und geschossen. 

Hierbei gelang es uns mit den Special-Selection-Vollmantelpatronen von GECO die engste Zehn-Schuss-Gruppe: 41 Millimeter Streukreis. Auch andere Fabrik-Laborierungen erzeugten Streukreise von deutlich unter 50 Millimetern. Der Test zeigte außerdem, dass es meistens Ausreißer waren, die den Streukreis noch einmal etwas aufgehen ließen.

Auch beim Testschießen von Fünf-Schuss-Gruppen stellten sich sehr gute Trefferbilder ein. So misst der Fünf-Schuss-Streukreis der Fiocchi-Testmunition sogar nur 19 Millimeter – ein guter Wert. Auch auf Seiten der Bedienung und des Schussverhaltens gibt es nur Positives zu berichten. Die Waffe liegt relativ neutral in der Hand, der Rückstoßimpuls mit den Fabrikpatronen ist eher schwach. Die Visierung und der Abzug passen sehr gut für statische Großkaliber-Disziplinen. Einziger kleiner Kritikpunkt bleibt das bereits oben erwähnte minimale Kriechen des Züngels vor dem Brechen. Die restliche Charakteristik und das Abzugsgewicht sind indes top. Die Sentry arbeitete zu 100 Prozent störungsfrei.

STP Sentry 5.0 von Prommesberger – technische Daten und Preis

Modell:
STP Sentry 5.0

Preis:

ab 2.790 Euro
Kaliber:
9 mm Luger
Kapazität: 10 + 1 Patronen
Maße (L x B x H): 225 x 38 x 149 mm
Lauflänge:127 mm
Visierlänge: 171 mm
Abzugsgewicht:1.094 g
Gewicht:1.229 g (mit leerem Magazin)
Ausstattung:1911er Modell: modifizierte Browning-Verriegelung,
Single-Action-Abzug, einstellbare Kensight-Kimme
und Target-Korn, Triggerstop, beidseitige
Daumensicherung, High-Grip-Beavertail,
ein beiliegendes Magazin, Werkzeug, Koffer.

Test-Fazit: Die STP Sentry 5.0 konnte unsere Tester begeistern

Die 1911er Pistole STP Sentry 5.0 aus dem Hause Prommersberger überzeugte uns auf ganzer Linie. Die Kurzwaffe zeigt sich gehoben verarbeitet, bringt eine weit überdurchschnittliche Präzision mit und ihre Ausstattung samt Abzug passt wunderbar für das sportliche Schießen. Neben dem minimalen Kriechen auf kleinster Strecke des Abzugswegs und dem aufwendigeren Zusammensetzen des Schließfedersystems gibt es an der Sentry nichts auszusetzen. Der Neupreis (ab 2.790 Euro) geht aufgrund der hochwertigen Verarbeitung und dem Rückgriff auf Ausstattungsdetails von Qualitätsherstellern mehr als in Ordnung.

Neben der 5.0 und der langläufigen 6.0 (ab 2.890 Euro) bietet STP auch noch eine limitierte Sonderserie namens Sentry 6.0 Limited für 3.333 Euro an. Alle Sentries werden in den Kalibern 9 mm Luger und .45 ACP gefertigt.

Das hat uns gut gefallen:

Das fanden wir weniger gut:

Klassische einreihige Bauweise
Minimales Kriechen des Züngels
Mehrere Varianten in 5 und 6 Zoll

Hochwertige CMC-gefräste Bauteile

Enge Passungen

Sehr gute Schießleistung / Präzision

Den vollständigen Test der STP Sentry 5.0 in 9 mm Luger mit allen Schießergebnissen finden Sie in VISIER 6/2021,
das Heft können Sie als e-Paper oder gedruckt hier nachbestellen.

Auf der Website von STP by Karl Prommesberger finden Sie alle Herstellerinformationen der Sentry 5.0/6.0 Modelle.