Wer sowohl den klassischen Revolver als auch Kleinkaliber schätzt, findet im Spohr L562 Standard in .22 l.r. eine Kombination aus beidem im Premiumsegment. Das Modell nutzt die .22 l.r. und wird wahlweise mit einem sechs-, fünf-, vier- oder dreizoll Lauf geliefert. Wir haben die Varianten mit 6" (152 mm)- und 4" (102 mm)-Lauf getestet. Kleinkaliberrevolver treten in vielen Sportordnungen gemeinsam mit Pistolen im gleichen Kaliberfeld an und haben es dort insbesondere in dynamischen Disziplinen nicht leicht. Umso interessanter ist ein hochwertiger Randfeuerrevolver, der eigene Akzente setzt – etwa im Speed- oder Fallplattenschießen beim BDS oder in den speziellen Revolverdisziplinen der DSU, in denen Randfeuerrevolver nach wie vor eigene Klassen haben. Doch erstmal zur Waffe aus dem Hause Spohr:
Die technischen Details: Der Spohr L562 im Kaliber .22 l.r.

Konstruktiv basiert der L562 auf dem bewährten .357er-Rahmen der Spohr-Revolverfamilie. Die großzügigen Außenabmessungen nutzt der Hersteller konsequent aus und stattet den Revolver mit einer Trommel aus, die acht Patronenlager aufnimmt. Dieser Kapazitätsvorteil macht sich positiv bemerkbar, wenn es auf dem Stand zügig zur Sache geht oder in zeitkritischen Disziplinen die Schusszahl pro Serie eine Rolle spielt. Wie bei den großkalibrigen Geschwistern ist die Trommel präzise geführt, das Seitenspiel gering, und der Trommelspalt mit 0,15 Millimetern praxisgerecht dimensioniert. Das erhöht nicht nur die wahrgenommene Wertigkeit der Waffe, sondern wirkt sich auch günstig auf Gasverlust und Schussverhalten aus.

Ein sicherheitsrelevantes Detail ist der umlaufende Rand auf der hinteren Trommelstirnseite. Er soll im Fall eines Durchbläsers der Randfeuerpatrone verhindern, dass Gase oder Partikel unkontrolliert in Richtung des Schützen austreten. Auch wenn ein solches Ereignis selten ist, unterstreicht diese Konstruktion den hohen Stellenwert, den Spohr der Betriebssicherheit beimisst. Ebenso praxisorientiert sind die durchnummerierten Patronenlager. Diese erleichtern das Dokumentieren von Schussserien und Präzisionstests mit unterschiedlichen Patronensorten und unterstützen zugleich beim Reinigen, da kein Lager versehentlich vergessen oder doppelt behandelt wird.
Beim Lauf setzt Spohr auf bewährte Komponenten. Im L562 kommen Lothar-Walther-Läufe mit konventionellem Feld-Zug-Profil zum Einsatz. Sie verfügen über den für .22 l.r. typischen Drall von 1:16" (1:406 mm) und sind damit eindeutig auf präzises Schießen mit Standard- und Matchmunition ausgelegt. In Verbindung mit dem massiven Rahmen und einer ausgewogenen, ausgedrehten Laufkontur entsteht ein Revolver, der sich in der Hand nicht nach „Kleinkaliber-Kompromiss“, sondern nach einem vollwertigen Sportgerät anfühlt.

Abzugscharakteristik und Bedienung: Spohr L562

Auch der Abzug zeigt, dass der L562 als vollwertiger Sportrevolver konzipiert ist und nicht lediglich als kostengünstige Trainingslösung. Im Double-Action-Betrieb liegt das Abzugsgewicht bei rund 5.000 Gramm. Das ist hoch genug, um unbeabsichtigte Schussabgaben zu vermeiden, lässt sich jedoch aufgrund des gleichmäßigen Durchzugs gut beherrschen. Im Single-Action-Modus bricht der Abzug nach der Überwindung von etwa 1.400 Gramm trocken und reproduzierbar. Damit bewegt sich der L562 in einem Bereich, der sowohl für klassische Präzisionsdisziplinen als auch für zügigere Parcoursdisziplinen sinnvoll nutzbar ist, ohne dass der Schütze das Gefühl hat, gegen einen schwammigen Abzug ankämpfen zu müssen.
Die Bedienung folgt dem klassischen Revolverschema. Das Waffengewicht ist – je nach Lauflänge – deutlich, aber nicht übertrieben. Insbesondere mit dem 6"-Lauf ergibt sich eine leicht vorderlastige Balance, die den Hochschlag reduziert und ein ruhiges Visierbild begünstigt. Die acht Patronen lassen sich problemlos in die Trommel laden, und das Ein- und Ausladen geht dank der präzise geführten Trommel und des sauber arbeitenden Ausstoßers zügig von der Hand. Dass Randfeuerhülsen konstruktionsbedingt etwas sensibler sind als stabile Zentralfeuerhülsen, zeigt sich lediglich in einem kleinen Detail beim Schießen – dazu mehr im folgenden Abschnitt.
Mit dem Spohr-Kleinkaliber-Revolver L562 auf dem Schießstand
Auf dem Schießstand wurde der Spohr L562 in beiden Test-Lauflängen umfassend erprobt. Wie für Kleinkaliberrevolver typisch, zeigte sich schnell, dass die erzielbare Präzision in hohem Maße von der verwendeten Laborierung abhängt. Entsprechend breit fiel die Auswahl an Randfeuerpatronen aus, um das Leistungsspektrum des Revolvers auszuloten.

Der 6"-Revolver erzielte seine besten Ergebnisse mit der SK Standard. Acht Schuss bildeten hierbei eine Gruppe von lediglich 13 Millimetern – ein Wert, der auch hohen sportlichen Ansprüchen genügt. Der L562 bewies auch, dass er nicht nur auf eine bestimmte Laborierung „optimiert“ ist, sondern mit mehreren gängigen Sorten ein sehr gutes Präzisionsniveau erreicht.
Der 4"-Revolver stand dem größeren Modell kaum nach. Auch er zeigte eine deutliche Präferenz für Patronen aus Schönebeck: Mit SK Standard und SK HV wurden Gruppen von jeweils 18 Millimetern erzielt. Über alle zehn getesteten Laborierungen hinweg lag der Mittelwert der Gruppengrößen beim Sechszöller gerade einmal um zwei Millimeter günstiger. In der praktischen Sportanwendung ist daher weniger dieser geringe Differenzwert entscheidend, sondern vor allem die längere Visierlinie und das etwas ruhigere Schussverhalten, die für den 6"-Lauf sprechen.
In Bezug auf die Funktionssicherheit zeigte der L562 ein sehr gutes Bild. Störungen im Sinne von Zündfehlern oder Funktionshemmungen traten im Test nicht auf. Lediglich die Hülsen der GECO Semi Auto zeigten sich beim Ausstoßen gelegentlich etwas hartnäckig und erforderten einen leichten Schlag auf die Ausstoßerstange, um vollständig aus den Kammern gelöst zu werden. Für einen Randfeuerrevolver, der mit unterschiedlichsten Laborierungen beschickt wird, ist dies ein insgesamt sehr positives Ergebnis – zumal es sich eher um eine Komfort- als um eine Sicherheitsfrage handelt.
Einsatzzweck, Zielgruppe und Preis des Spohr KK-Revolvers

Die Frage, für wen sich ein derart hochwertig ausgeführter Randfeuerrevolver lohnt, lässt sich relativ klar beantworten. Zum einen ist der Spohr L562 ein hervorragendes Trainingsgerät für Schützen, die ansonsten mit .357- oder .44-Magnum-Revolvern unterwegs sind und Abzugsarbeit, Visierbild und Anschlag intensiv trainieren möchten, ohne bei jeder Trainingseinheit die Kosten einer Großkaliber-Munitionsschachtel in Kauf nehmen zu müssen. Bedienlogik und Grundlayout des Rahmens entsprechen den großkalibrigen Spohr-Modellen, sodass der Wechsel zwischen Trainings- und Wettkampfrevolver intuitiv möglich ist.
Zum anderen bietet der L562 all jenen eine ernsthafte Option, die gezielt in den verbliebenen Randfeuerrevolver-Disziplinen antreten möchten. Sowohl beim BDS als auch bei der DSU existieren nach wie vor Wettbewerbe, in denen solche Modelle nicht nur zugelassen, sondern ausdrücklich vorgesehen sind. Hier kann der L562 seine Stärken – acht Schuss Kapazität, solide Präzision, gut beherrschbare Abzugscharakteristik und zuverlässige Funktion – voll ausspielen und dem Schützen die Möglichkeit geben, sich vom Pistolenfeld abzuheben.
Preislich positioniert sich der Spohr L562 klar im oberen Segment der Sportrevolver. Die Ausführung in .22 l.r. mit 6"-Lauf liegt bei 2.899,- Euro, die Variante mit 4"-Lauf bei 2.799,- Euro (etwa bei B&H Waffenhandel). Angesichts der hochwertigen Fertigung „Made in Germany“, der sorgfältigen Detaillösungen und der gezeigten Schussleistung bewegt sich dieser Rahmen jedoch im Bereich dessen, was für einen spezialisierten, langlebigen Sportrevolver angemessen erscheint.
Spohr L562 Standard: Technische Daten und Preise
| Spohr L562 Standard 6.0 (4.0) | |
| Kaliber: | .22 l.r. |
| Trommelkapazität: | 8 Patronen |
Lauflänge/-profil: | 152 (102) mm/6x Feld-Zug (5,46 mm Feld-/5,62 mm Zugkaliber) |
| Drall: | 1:16“ |
| Trommellänge: | 42,9 mm |
| Trommelspalt: | 0,15 mm |
| Trommelausgang: | 5,7 mm |
| Kimme: | Mikrometerkimme, 3,15 mm |
| Korn: | hinterschnittenes Scheibenkorn, 3,45 mm |
| Visierlänge: | 202 mm |
Abzugsgewicht: | DA: 4.976 Gramm, SA: 1.397 Gramm; Mittel aus 10 Messungen mit dem Trigger Scan System |
| Maße (LxBxH): | 291 (241) x 45 x 160 mm |
| Gewicht: | 1.400 (1.270) Gramm |
| Preis (UVP): | 2.899,- (2.799,-) Euro, jeweils inklusive Hartschalenkoffer |
Fazit: Der beispielsweise bei B&H Waffenhandel erhältliche L562 in .22 l.r. von Spohr
Der KK-Revolver Spohr L562 Standard ist weit mehr als ein „abgespeckter“ Ableger eines Großkaliberrevolvers. Er präsentiert sich als eigenständiges Sportgerät, das die Vorteile der Randfeuerpatrone – geringerer Rückstoß und niedrigere Munitionskosten – mit der Haptik, Langlebigkeit und Präzision eines hochwertigen Ganzstahlrevolvers verbindet. Acht Patronen in der Trommel, eine saubere Verarbeitung, praxisgerechte Abzugsgewichte und überzeugende Streukreise mit der passenden Laborierung machen den L562 zu einem ernstzunehmenden Begleiter auf dem Schießstand. Wer das klassische Revolvergefühl schätzt, die laufenden Kosten im Blick behalten möchte oder eine dedizierte Waffe für Randfeuerdisziplinen sucht, findet im Spohr L562 einen modernen Vertreter einer inzwischen selten gewordenen Revolvergattung.
Test: Tino Schmidt und Stefan Perey
Dieser Artikel basiert auf einem in der caliber, Ausgabe 02/2025 erschienen Testbericht. Dort ist auch die ausführliche Schießtabelle mit 10 Laborierungen im Kaliber .22 l.r. enthalten. Zudem auch mehr zum Spohr-Revolver N670 Standard 6.5. Das Heft können Sie im VS Medien-Shop online kaufen, dort steht es auch als ePaper zur Verfügung.
Weitere Infos zum L562 im Kaliber .22 l.r. gibt es auch direkt beim Hersteller Spohr oder auch im Online-Shop von B&H Waffenhandel.










