In der jüngsten Vergangenheit hat Carl Walther erfolgreich die neue Großkaliberpistolenserie Performance Duty Pistol (PDP) mit Polymergriffstück und als PDP Steel Frame (SF) in Ganzstahlbauweise etabliert. Dazu gesellt sich die bestens für Waffenträgerinnen und Schützinnen geeignete PDP-F-Series. Bekanntermaßen liefert man auf PDP-Basis auch die Dienstpistolen P14 und P14K an die Bundeswehrspezialkräfte, was die bisherige Krönung des Erfolges dieser Baureihe sein dürfte. Alle Walther PDP-Pistolenmodelle haben wir hier auf all4shooters.com bereits getestet und ausführlich vorgestellt (Wenn Sie mehr dazu erfahren möchten, geben Sie doch einfach mal die drei Buchstaben PDP oben in das Suchfeld ein).
Nun hat der Walther-Geschäftsführer Bernhard Knöbel auch ein Herz für die Kleinkaliber-Sportpistolen, so dass man im breit aufgestellten Walther-Portfolio die GSP 500 als Nachfolger der legendären GSP sowie die nicht für den olympischen Spitzensport konzipierte Classic Sports Pistol (CSP)-Serie entdeckt, die wir bei all4shooters.com ebenfalls in ihrer Bandbreite bereits vorgestellt haben. Diese nicht hypermodern, sondern klassisch gestylte Baureihe beruht auf den Grundzügen der Olympia-Pistole von 1936 und besteht aus den vier Modellen: Classic, Expert, Expert Nussbaum und Dynamic.
4x Walther CSP: Qualitätsquartett aus Ulm mit Suhler Wurzeln

Für Disziplinen für das informelle Freizeitschießen ("Plinking") oder nicht-olympische Schießsportdisziplinen und den beidhändigen Anschlag hatte man im Hause bisher die Hämmerli X-Esse im Programm, die fertigungstechnisch einfacher gehalten und somit recht günstig angeboten wurde. Diese ist nun im Zuge der CSP-Familie ganz aus dem Produktportfolio des fast 140 Jahre alten Unternehmens verschwunden. Die CSP-Serie ist vor allen Dingen für Schützen interessant, die eine aus robusten, hochwertigen Materialien bestehende Randfeuerpistole mit nicht zu sportlichem Design suchen. So bestehen Griffstück und Verschluss aus geschmiedetem Stahl, wobei die Hauptbaugruppen mit einer resistenten Tenifer-QPQ-Beschichtung versehen sind. Alle Modelle sind mit einem 150 mm langen Lauf mit konventionellem Feld-Zug-Profil ausgerüstet. Die CSP Classic mit beidhändig nutzbarem Griff in 1911-Form sowie Mikrometervisierung und Scheibenkorn ist mit 1.299,- Euro (UVP) das günstigste Modell der Baureihe. Die hier vorgestellte CSP Dynamic besitzt einen verlängerten, für den beidhändigen Anschlag konzipierten Nussbaumholzgriff, einen vergrößerten Sicherungshebel sowie eine 11-mm-Prismenschiene für die Montage von Leuchtpunktvisieren. Ihr unverbindlich empfohlener Verkaufspreis liegt bei 1.399,- Euro.
Die beiden Expert-Modelle mit anatomischem Formgriff aus Schichtholz oder Nussbaumholz sind für den einhändigen Anschlag ausgelegt und wechseln für 1.499,- Euro den Besitzer. Typische Konstruktionsmerkmale der Walther Olympia-Pistole aus den 1930er Jahren wie auch der später in den 1950er und 1960er Jahren daraus entstandenen Hämmerli 208/215-Modelle finden sich auch beim aktuellen CSP-Quartett wieder. So offenbart sich bei der Demontage die einseitige, exzentrisch zum Lauf positionierte Verschlussfeder. Und die Zerlegung wird durch einen nach unten herausschwenkbaren Abzugsbügel eingeleitet, wie man es von den berühmten Walther-Pistolen PP/PPK (Polizeipistole/Polizeipistole Kriminal) von 1929 und 1931 in 9 mm kurz und anderen Kalibern her kennt. Mit diesen Modellen erschuf Fritz Walther legendäre Meilensteine der Waffengeschichte. Denn hierbei handelte es sich um die ersten brauchbaren Spannabzugspistolen mit am Abzug gekoppelter, interner, automatischer Hahnsicherung, die ein sichereres Führen bei durchgeladener Waffe und gleichzeitig schneller Schussbereitschaft ermöglichten.
Die KK-Pistole Walther Classic Sports Pistol Dynamic im Detail

Bei der Dynamic ist der Abzug in vielerlei Hinsicht verstellbar. Neben dem Abzugsgewicht von 1.000 bis 1.360 Gramm sind auch Vorzugsgewicht und Durchfallweg nach individuellen Präferenzen justierbar. Wir maßen bei unserer Testwaffe rund 1.050 Gramm Abzugsgewicht bei glasklarer Charakteristik. Die Mikrometerkimme wird durch ein verstellbares Dreieckskorn kombiniert, das über drei unterschiedliche Kantenlängen verfügt. Mit Maßen von 3,2, 3,4 und 4,0 mm lässt es sich gut auf die Breite des Ziels oder den gewünschten Kimmenspalt einstellen. Alles in allem, machte die Walther CSP Dynamic einen soliden Eindruck. Lediglich das aufgeschraubte Bedienelement, das den darunter liegenden Sicherungsflügel besser erreichbar macht, empfanden wir ästhetisch als nicht besonders gelungen. Wer das Laufgewicht etwa zur Demontage entfernt, wird feststellen, dass es seinem Namen keine Ehre macht. Es besteht aus Kunststoff und dient mehr der Ästhetik, weil es die Linienführung der Pistole gelungen vollendet.
Wer die rund 850 Gramm schwere Pistole noch etwas vorderlastiger gestalten will, kann für 92,- Euro ein Frontgewicht ordern, das es mit 100 oder 165 Gramm gibt. Die zehn Patronen fassenden Magazine bestehen zwar ebenfalls aus Kunststoff, dafür kann man aber bei einem vergleichsweise günstigen Stückpreis von 25,- Euro seine Range Bag reichlich mit Tanks bestücken, wie man sie in dynamischen Disziplinen oftmals benötigt.
Auf dem Schießstand mit der Walther CSP Dynamic
Mit geringfügigen Passarbeiten im Bereich der Abzugsstange ließ sich der Hämmerli 208/215-Adapter der Ransom Rest Schießmaschine auch für die Walther CSP verwenden. Zur Schussleistungsüberprüfung wählten wir zehn Laborierungen aus. Mit der Lapua Center X lief unsere Waffe mit 16 mm bei den üblichen 10 Schuss zur Höchstleistung auf. Das blieb allerdings kein Einzelfall. Mit lediglich zwei Munitionssorten produzierten wir Streukreise, die oberhalb von 50 mm angesiedelt waren. Die CSP Dynamic lief von Anfang ohne Störungen – und das auch mit Standardpatronen, wofür sie ja eigentlich auch gedacht ist. Daumen hoch! (Eine ausführliche Schießstabelle mit den Streukreisen und v0-Werten aller zehn von uns aus der CSP Dynamic getesteten Munitionssorten finden Sie in der caliber-Ausgabe 3/2025 − Bezug s. unten.)
Die technischen Daten der Walther CSP Dynamic
Modell: | Walther CSP Dynamic |
Kaliber: | .22 l.r. |
Magazinkapazität: | 10 Patronen |
Griffstück: | Stahl, schwarz, Tenifer QPQ-beschichtet |
Verschluss: | Stahl, schwarz, Tenifer QPQ-beschichtet |
Lauflänge/-profil: | 150 mm/6x Feld-Zug |
Kimme: | Mikrometerkimme mit 3,15 mm Kimmenspalt |
Korn: | Drehkorn mit 3,2, 3,4 und 4 mm Breite |
Visierlänge: | 213 mm |
Sicherung: | manuelle, einseitige Flügelsicherung im Verschluss |
Abzugsgewicht*: | 1.039 g |
Gesamtgewicht**: | 842 g |
Abmessungen (LxBxH): | 232 mm x 34mm x 130 mm |
Preis (UVP): | 1.399,- Euro |
Anmerkungen: | * Mittel aus 10 Messungen mit dem Manthei Trigger Scan System, ** incl. Magazin, die Pistole wir in einem Hartschalenkoffer und einem Reservemagazin geliefert |
Bildergalerie: Die Walther CSP Dynamic in .22 Long Rifle
Fazit: Was bekommt man bei der Walther CSP Dynamic für's Geld?
Mit der Walther CSP Dynamic schuf man in Ulm eine Ganzstahl-Sportpistole in .22 l.r. mit klassischem Erscheinungsbild, die bestens für moderne, dynamische Disziplinen außerhalb des Olympia-Programms geeignet ist. In Sachen Abzugsqualitäten und Schussleistung hat sie viel zu bieten. Egal, ob zum Lochbohren oder Stahlziel fällen, eine Kleinkaliberpistole gehört unserer Meinung nach in jeden Waffentresor. Da ist die Walther CSP Dynamic für den fairen Preis von 1.399,- Euro sicherlich eine gute Wahl.
Dieser Test erschien auch in der caliber, Ausgabe 03/2025. Dort ist wie bereits erwähnt auch eine Schießtabelle mit den Ergebnissen von 10 Laborierungen enthalten. Das Heft können Sie im VS Medien-Shop online kaufen. Dort steht es auch als ePaper zur Verfügung.