Beretta APX A1 Tactical in Kaliber 9 mm Luger im Test – was kann die verbesserte Selbstladepistole?

Mündungsbereich der Beretta APX A1 Tactical.
Der Lauf der Beretta APX A1 Tactical mit Mündungsgewinde ragt etwa gute 20 Millimeter aus dem Verschluss.

Das Auffälligste an dieser „Neuen“ Beretta APX zuerst, einmal abgesehen davon, dass das Griffstück nun grün gefärbt wurde: Der Lauf ragt ein deutliches Stück, etwa 20 Millimeter, aus dem Verschluss. Das Mündungsgewinde zur Schalldämpferaufnahme ist mit einer runden Schutzmutter versehen. Der zweite Blick fällt auf das Haifischflossen-ähnliche Korn. Dies ist jetzt hoch genug um, wenn auch knapp, mit der ebenfalls erhöhten Kimme durch das Fenster des Rotpunktvisieres, so dessen Rotpunkt ausfällt, mittels der offenen Visierung gezielt weiter schießen zu können. Das ist für deutsche Käufer wichtiger als für die wenigen Kunden, welche sich einen Schalldämpfer auf die Mündung schrauben könnten. Denn dieser verdeckt ebenfalls die normal hohe Visierung. Dann ist da noch der weit herausstehende Magazinboden. Durch diesen fasst das Magazin nun 19 statt bisher 17 Patronen.

Auswurffenster der Beretta APX A1 Tactical.
Mehr zu fühlen als zu sehen: Die auch als Ladezustandsanzeige dienende  Auszieherkralle der Beretta APX A1 Tactical steht bei gegriffener Hülse etwas hervor, nur bei sehr guten Licht­verhältnissen wird auch eine rote Farbmarkierung sichtbar.

Beretta APX A1 Tactical – was geblieben ist:

Das eben verlaufende Vorderteil des Griffstücks ist mit einer sehr rauen Textur versehen, welche die umfassenden Finger sehr dezidiert fixiert, ohne sie in unbequeme Konturen zu zwingen. Frühe APX hatten noch angedeutete Fingerrillen. Auch an der Beschichtung des Verschlusses wurde nichts geändert, sie ist mattschwarz und wird weiterhin Aquatech-Shield genannt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Beschichtungen oder Brünierungen soll sie eine bessere Korrosions- und Chemikalienbeständigkeit aufweisen. Auch beibehalten wurde der 10 Millimeter breite Abzug, er vermittelt ein „sattes“ Auflagegefühl am Zeigefinger. Geblieben ist natürlich auch die typische Sperrklinke im Abzugszüngel. Optisch wie haptisch signalisiert die Auszieherkralle, ob eine Patrone im Lager steckt. Eher aber haptisch, da dann die Kante der Kralle etwas heraussteht. Bei guten Lichtverhältnissen auch optisch, weil die rot eingefärbte Oberseite etwas heraussteht und dadurch eine „Gefahrmöglichkeit“ signalisiert.

Die Beretta APX A1 Tactical im Detail:

Die zerlegte Beretta APX A1 Tactical.
Die einzige Besonderheit beim Zerlegen stellt die Schutzmutter des Beretta APX A1 Tactical-Mündungsgewindes dar. Sie muss zuerst abgeschraubt werden. Ansonsten wird im sprichwörtlichen Handumdrehen zerlegt und wieder zusammengesetzt.

Die fast elf Millimeter hohe Kimme, deren mündungsseitiges Ende rechtwinklig zur Verschlussoberfläche steht, erlaubt im Notfall auch das einhändige Durchladen an einer hinreichend stabilen Kante – wenn keine Rotpunktvisierung montiert wurde, ansonsten hat man auf ein hinreichend stabiles Rotpunktgerät zu hoffen. Sowohl die Kimme wie auch das Korn sind im Schwalbenschwanz seitlich driftbar. Der Linkshänder erfreut sich nach Umstecken des Magazinauslösers an einer für seine Zwecke nun komplett linkshandtauglichen Pistole. Denn eine manuelle Sicherung existiert nicht. Der hinten gefangene Verschluss wird über einen doppelseitig bedienbaren Hebel aus seiner Rast entlassen. Lediglich der Zerlegehebel ist nur einseitig, in Schussrichtung links angebracht. Diese APX A1 wird, wie ihre Vorgängerin, einfach und schnell zerlegt, aber erst nach Abschrauben der Schutzmutter an der Mündung. An der entspannten Waffe wird nur das Magazin entnommen, dann die rechts etwas herausstehende Achse des Zerlegehebels fest eingedrückt, der Hebel geschwenkt, und dann kann der Verschluss vom Griffstück gezogen werden. Zwei Griffe weiter sind Lauf und Schließfeder entnommen. An Zubehör finden sich neben der obligatorischen Bürste und einem Kabelschloss zwei Wechselgriffrücken, ein Ersatzmagazin und eine Ladehilfe. Die ist aber trotz der nun 19 Patronen Magazinkapazität eher für daumenschwache Nutzer interessant, besonders hoch kam den Testern der Kraftaufwand beim Laden der 19. Patrone nicht vor. Auch der Aufwand, einen passenden Griffrücken anzubringen, bleibt überschaubar. Mit einem schmalen Schraubendreher wird die kleine Blechlasche der Haltespange am hinteren Ende des Magazinschachtes hervorgehebelt, dann kann die Spange herausgezogen werden. Am Griffrücken des Typs „L“ findet sich noch ein den Sporn des Griffstücks ausfütternder Auslauf. Das Burris Fast Fire E, welches auf die Schnittstelle passt, wartet mit gleichen Schrauben und vor allem mit beruhigend großem Mitnahmeprofil auf. Platten für weitere Rotpunktvisiere wie solche von C-More , Leupold, Trijicon oder Steiner MPS sind lieferbar.

Abgefeuertes Geschoss aus der Beretta APX A1 Tactical.
Die zurück gebogenen Fahnen lassen auf genügend Ansprechreserven des neuen bleifreie S & B-Geschoss schließen.
Beschossener Clear Ballistics Block aus dem Test.
Das neue bleifreie S & B-Geschoss der 9 mm x 19 XRG überzeugt. Nach 35 cm blieb es mit 18 mm Durchmesser in Clear Ballistics stecken.

Beretta APX A1 Tactical auf dem Schießstand:

Der weit ausladende Sporn ist für die APX-Familie charakteristisch. In Verbindung mit dem passenden Griffrücken wirkt das dem Steigen der Mündung fühlbar entgegen. Keine der verschiedenen Geschossformen verursachte Zuführstörungen, auch das Entsorgen der Hülsen funktionierte (fast) reibungslos. Nur die Hülsen der allerdings relativ schwach laborierten Norma Safe Guard kullerten eher aus dem Auswurffenster, als dass sie herausflogen. Mit schusschwacher Hand geführt ließen sich hier Störungen provozieren. Aber mit knapp 70 Gramm, welche das Burris Fastfire E auf die Waage bringt, saß ein sehr schweres Rotpunktvisier auf dem Verschluss. Dies sind gute 40 Gramm mehr Gewicht, als offene Rotpunktvisiere, wie zum Beispiel das Burris Fastfire III auf die Waage bringen. Dennoch, geschlossene Rotpunktvisiere sind trotz des manchmal höheren Gewichtes für professionelle Anwendungsprofile die bessere Wahl als die schmutz- oder regensensiblen offenen Geräte. Nicht ohne Grund favorisieren Behörden und Militär geschlossene Varianten im Container-Design. Auch seitlich liegende Batteriefächer, wie hier beim Fastfire E, haben ihre Vorteile. Das erneute Anschießen nach dem Batteriewechsel wie bei den Fabrikaten, deren Batterie im Sockel sitzt und erst nach der Demontage des Rotpunktvisieres gewechselt werden kann, entfällt dadurch. Geschlossene Rotpunktvisiere sind teuer, sehen bulkig aus, sind oft deutlich schwerer, aber dafür jenseits sportlicher Nutzung im Zweifel wesentlich sicherer.

Die Präzision wurde aufgelegt sitzend getestet. Auf 15 Meter Distanz schoss die Kombination Beretta APX  A1 Tactical und Burris Fastfire E sehr enge Gruppen. Die neue Munition von Sellier & Bellot (100 gr XRG Defence) überzeugte in Clear Ballistics, denn die stark nach hinten gebogenen Fahnen des Testgeschosses signalisieren deutliche Funktionsreserven bei geringerer Auftreffgeschwindigkeit, wie sie bei den kürzeren Läufen aus kompakten oder subkompakten Pistolen üblich ist.

Beretta APX A1 Tactical: Technische Daten und Preis der über Importeur Manfred Alberts erhältlichen Pistole

Modell:

Beretta APX A1 Tactical (OR)

Kaliber:

9 mm Luger 

Kapazität:

19 + 1 Patronen

L x B x H:

210 x 33 x 156  mm

Lauflänge:

123  mm

Dralllänge, Anzahl:

250 mm, 6 rechts

Abzugsgewicht:

Rund 2900 g

Gewicht:

Rund 845 g (Mit Burris Fastfire E Rotpunktvisier: 915 g)

Ausführung:

Rechts-/Links-Ausführung (Nach Umstecken des Magazinauslösers.)

Preis:985,- Euro

Ausstattung:

Polymer-Pistole, höhere offene Visierung (OR- oder SD- tauglich), Mündungsgewinde ½”-28 TPI zur Schalldämpferaufnahme, Greifnuten an hinteren und vorderen Verschlussflanken, Griffstück mit Picatinny-Schiene vorne, ein Ersatz-Magazin mit Ladehilfe, drei Wechsel-Griffrücken, Kunststoffkoffer.

Beretta APX A1 komplett von links.
Die Beretta APX A1 ist eine Kaufempfehlung für Jäger, die Kurzwaffen mit Rotpunktvisier nutzen möchten.

Fazit: Beretta APX A1 Tactical – eine Empfehlung?

Etwa drei Jahre Markterfahrung mit der APX A1 hat Beretta bewogen, einige Verbesserungen umzusetzen. Scheinbar, wie bei vielen Aufwertungen am gleichen Modell, welche nach „nicht viel“ aussehen. Doch allein die höhere Visierung an der Beretta APX  A1 Tactical beruhigt die statistisch eher unbegründete Sorge eines Rotpunktausfalls. Und die zwei Patronen mehr – haben ist immer besser als Brauchen. Für 985,- Euro ist die APX A1 eine Kaufempfehlung für Jäger, die Kurzwaffen mit Rotpunktvisier nutzen möchten. Und die Sportschützen müssen ja nicht mit dem Container leben.


Dieser Test erschien auch in der VISIER, Ausgabe 6/2025. Dort ist zusätzlich die ausführliche Schießtabelle mit 5 Laborierungen enthalten. Das Heft können Sie im VS Medien-Shop online kaufen. Dort steht es auch als ePaper zur Verfügung.

Weitere Informationen zur Beretta APX A1 erhalten Sie auf der Webseite des Herstellers. Außerdem auch auf den Seiten vom Deutschland-Importeurs, der Manfred Alberts GmbH.