Praxistest: AKAH-Sondermodell der Pistole Walther PDP Compact  im Kaliber 9 mm − eine Kurzwaffe für Jäger und auch den einen oder anderen Berufswaffenträger

Eine Walther PDP, aber mit etwas kürzerem 4-Zoll-Verschluss, mit grüner Ceracote-Beschichtung und Magazintrichter. Im Koffer des AKAH-Sondermodells befindet sich sinnvolles Zubehör.
Die Walther PDP Compact von AKAH gestaltet sich durch den Magazintrichter bei Verwendung der 18-Schuss-Magazine nicht nur optisch harmonischer, man kann sie auch sicherer halten.

Erst einmal erschien uns das Konzept reichlich widersinnig: Man nehme eine kompakte Walther PDP mit Vier-Zoll-Verschluss und verlängere dann deren Griffstück? Aber dann leuchtet die Sache bei näherer Betrachtung durchaus ein. Denn diese nicht mehr völlig kompakte PDP, die der Gummersbacher Großhändler und Importeur AKAH als Sondermodell anbietet, ist eher für offenes Tragen im Holster denn für das verdeckte Führen unter einem Sakko gedacht. Also für solche Zielgruppen wie berufsmäßige Waffenträger im Objektschutz oder für Jäger, welche ebenfalls nicht unbedingt darauf bedacht sein müssen, ihre zugriffsbereite Kurzwaffe vor neugierigen Blicken zu verbergen. Und da Kurzwaffen nicht nur an sich kurz sind, sondern meist auch auf sehr kurze Distanzen eingesetzt werden, ist in diesen Situationen ein fester und vor allem während der Schussabgabe immer gleichmäßiger Griff essenziell, was die Treffpunktlage angeht. 

Mit anderen Worten gesagt: Nur wer seine Kurzwaffe tatsächlich stets "im Griff" hat, schießt sowohl schneller als auch präziser. "Ganz gut", aber eben nicht professionell ausgebildete Schützen, vor allem Jäger, haben mehr Vorteile von einem etwas längeren, aber dadurch ergonomisch günstigeren Griffstück. Denn solch ein Element wird sich während rascher Schussfrequenzen weitaus weniger in der Hand verwinden und damit auch eine raschere Wiedererfassung des Ziels ermöglichen. Die dann etwas schnelleren Schussfolgen mit höherer Trefferwahrscheinlichkeit unterstützen damit den Abwehrerfolg, zum Beispiel bei annehmendem Schwarzwild. Aber auch in einer der klassischen Fangschuss-Situationen, in welcher es auf einen möglichst präzise sitzenden Treffer ankommt, ist ein sicheres Griffgefühl essenziell.

Die AKAH-Version der Walther PDP Compact im Detail:

Der Walther-Abzug rangiert in Sachen Charakteristik und Widerstandswerten ganz vorne und ganz oben. Oder eher auf Sport- denn auf Gebrauchspistolen-Niveau.

Die augenfälligste Kleinigkeit stellt der leuchtorangefarbene Griffrücken dar. Neben den drei im Lieferumfang enthaltenen schwarzen Griffrücken-Adaptern in den Größen S (klein) M (mittel) und L (groß) liegt ein leuchtend orangefarbener, mittlerer Griffrücken bei. Die nicht nur optische, sondern auch haptische, also eher fühlbare Maßnahme wird vom Magazintrichter abgebildet. Dieser bietet schon ab mittelgroßen Händen, also bereits um die Handschuhgröße  8, eine deutliche Unterstützung des kleinen Fingers. Die "Super Terrain Serrations" genannten breiten Nuten am Verschluss vermitteln den bloßen Fingern verblüffend viel, aber angenehmen Halt, sie geben zudem auch der behandschuhten Hand eine klare Rückmeldung bei Manipulationen. Wie alle PDP-Varianten von Walther ist auch dieses Modell exzellent ausbalanciert und weist eine hervorragende Deutschuss-Eigenschaft auf. Die einfach nachvollziehbare Kontrolle: Waffe am langen Arm nach unten halten, sich ein Ziel aussuchen und auf dieses rasch mit der Waffe deuten. Bei gut ausbalancierten Pistolen zeigt die Seelenachse recht genau auf den Zielpunkt. Die Walther PDP passt für Rechts- wie Linkshänder. Der Magazinauslöser kann den ergonomischen Bedürfnissen des Bedieners entsprechend umgesetzt werden. Damit liegen alle Bedienelemente doppelt oder auf der passenden Seite vor.

Das ist ein wirklicher Hingucker: Der leuchtend orangerote Griffrücken hilft dem suchenden Waidmann, die möglicherweise aus dem Holster gerutschte Pistole rascher wieder zu finden.
Walther PDP Compact von hinten/oben
Die Visierung sieht, da für den Holster-
träger optimiert, zwar minimalistisch
aus, bietet aber dennoch eine höhen- und
seitenverstellbare Kimme. Angesichts
der enormen Spannweiten der
erhältlichen 9 mm Luger-Laborierungen
ist das eine sehr weise Entscheidung.

Die enorme Spannweite hinsichtlich der Geschossgewichte und Laborierungen der Patrone 9 mm Luger kann bei Laborierungswechseln für deutliche Abweichungen vom Treffer- zum Haltepunkt sorgen. Als Gegenmittel bietet die PDP eine seiten- wie höhenverstellbare Kimme. Diese findet sich bei Pistolen mit Polymer-Griffstück eher selten. Die Kimme ist dennoch sehr praxisgerecht flach gehalten und abgeschrägt, in Summe nicht größer als die üblichen, nur seitlich driftbaren Pendants an "Dienstpistolen". Doch wesentlich zeitgemäßer als eine offene Visierung auf einer Faustfeuerwaffe, die auch eher abseits von Schießständen unter diffusen bis schlechten Lichtverhältnissen genutzt werden soll, ist die Montage eines Rotpunktvisiers. Die zur Zeit lieferbaren Adapter-Platten nehmen folgende Typen und Marken auf: Docter, Noblex, Meopta, Trijicon RMR und SRO, die Holosun-Modelle 507C, 407C, 508T, Riton, Axion, Leupold Delta Point, Delta Point Pro, Shield RMS, RMSw, SIG Romeo Zero und Vortex Viper. Wer einen Ausfall des Rotpunktvisieres einkalkuliert, kann auch eine hohe Co-Witness-Visierung montieren. Ohne Rotpunkt kommen dann die weißen Punkte der mechanischen Visierung zum Tragen. 

Funktioniert wie geschmiert. Mit etwas Übung lässt sich die Walther PDP in weniger als einer Minute zerlegen und wieder zusammensetzen.

Wer diese für dynamische Disziplinen durchaus geeignete Pistole sportlich nutzen möchte, kann die Punkte je nach Lichtverhältnissen als etwas störend empfinden. Für Jäger  sind sie eher nützlich, aber rein sportlich interessierte Naturen werden eher zum mattschwarzen Edding greifen oder eine andere Visierung nachrüsten. Jedes Mal wieder verblüffend ist für die Tester die für eine Polymer-Pistole mit Schlagbolzenschloss extrem saubere Charakteristik des Abzugs, die mit einem gefühlt sehr geringen Auslösewiderstand einhergeht. Der in der Walther PDP verbaute, rechtsdrehende Polygonlauf hat die in fast allen Pistolen dieses Kalibers verbaute Standard-Dralllänge von 250  Millimetern.

Auf dem Schießstand mit der Walther PDP Compact von AKAH

Was nicht in der Gruppe liegt, hat der Schütze vergeigt. Allerdings sind solche Streukreise nur mit einem Rotpunktvisier realisierbar.

Erst frei aus der Hand und gleich mit einem Rotpunktvisier der Marke Noblex.  Durch die einwandfreie Abzugscharakteristik ließen sich schon freihand sehr enge Streukreise auf 25 Meter erzielen. Das ist für eine solchermaßen konfigurierte Pistole mit nur 102 Millimeter Lauflänge vielleicht nicht ganz artgerecht. Aber doch sehr beruhigend, wenn keine der dann später aufgelegt geschossenen Laborierungen im freien Anschlag nicht außerhalb des rund zehn Zentimeter durchmessenden Neunerkreises der ISSF-Scheibe liegt. 

Kein Luxus: Die deutliche Verlängerung des Griffstücks PDP Compact von AKAH über den Trichter zeigt, dass sogar schon mittelgroße Hände diese Maßnahme durchaus gebrauchen können. 

Bei leichten Geschosstypen gab es aus den vierzölligen Läufen etwas Mündungsfeuer zu sehen. Und noch etwas wurde sichtbar: die ringförmige Spur rund um den Geschoss-Sitz der ausgeworfenen Hülse. Dieses Merkmal weisen Pistolen vom Typ 08 schon seit über 100 Jahren auf. Die leichte Stufe im Patronenlager sorgt für eine bessere Anliderung der Hülse, weniger Schwaden aus dem Auswurffenster und damit auch für eine etwas sauberere Waffe. Wiederlader brauchen sich an der ringförmigen Markierung nicht zu stören, es ist ja keine Materialschwächung. Die hervorragende Handlage der Walther PDP "an sich" resultiert aus mehreren Faktoren. Einmal die Anpassungsmöglichkeiten an die Hand des Trägers mittels unterschiedlicher Griffrücken. Dann das sehr spezielle, die wirkungsvolle Haftung der Handinnenseiten am Griff unterstützende Muster in Form von Tetraedern ("Performance Duty Texture"). Damit bietet die PDP-Reihe schon bei durchschnittlichem Kraftschluss der Finger um das Griffstück einen sicheren, auch bei schnell aufeinander folgenden Schüssen gleichen Sitz. Auffälligkeiten oder Störungen ergaben sich während des Testes nicht. 

Technische Daten der Walther PDP Compact von AKAH

Modell:

AKAH-PDP Compact

Hersteller:

Carl Walther / Ulm

Kaliber:

9 mm Luger

Kapazität:

(15*) 18 + 1 Patronen

Maße (L x B x H):

184 x 34 x 135 mm*

Lauflänge:

102 mm (4“)

Visierlinienlänge:

155 mm

Ausschnitt Kimme:

3,0 mm

Kornbreite:

3,0 mm

Abzugswiderstand:

ca. 2.400 g

Gewicht:

ca. 690 g*

Preis:1.550,- Euro

Ausstattung: AKAH-Sondermodell mit zwei zusätzlichen 18-Schuss-Ersatzmagazinen, Magazintrichter, orangefarbenem Wechsel-Griffrücken und Cerakote-Beschichtung in Grün (* = Daten für Standard-Modell). Verschluss-Ausfräsung für Rotpunktvisier, Kimme und Korn mit weißen Lackpunkten, die Kimme ist seiten- und höhenverstellbar. Beidseitiger Verschlussfanghebel, rechts-links umsetzbare Magazin-Auslösetaste, MIL-Std.-1913-Schiene, Kunststoffkoffer. Das montierte Red Dot war ein Noblex NV 1-25 IPSC (UVP 549,- Euro)

Fazit: Wie gut ist die Walther PDP Compact von AKAH?

Dafür gibt es eine klare Kaufempfehlung. Quasi zu den schon vergebenen für die Walther PDP. Denn auch kleine Verbesserungen für bestimmte Anwendungsspezifiken oder spezielle Anwendergruppen können, selbst für so durchdachte Produkte wie der Walther PDP,  bei diesen weiter fördernd wirken. Das Bessere ist und bleibt eben der Feind des Guten. Die Testwaffe stellte die Albrecht Kind GmbH (AKAH) aus Gummersbach zur Verfügung, vielen Dank! 

Das für das Testschießen verwendete Rotpunktgerät Noblex NV 1x25 kostet im Fachhandel je nach Ausführung ab 499,- Euro (UVP) extra, hier wurde die IPSC-Version montiert, die eine UVP von 549,- Euro hat.

Dieser Test erschien auch in der VISIER 2/2025. Dort sind zusätzlich die detaillierten Schießergebnisse, v0- und Energiewerte enthalten. Das Heft können Sie im VS Medien-Shop online kaufen. Dort steht es auch als ePaper zur Verfügung.