Hermann Historica: Die nächste Auktion von Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten findet am 22. Juni 2022 statt

Die Veranstaltungen des auf unter anderem seltene Waffen spezialisierten Auktionshauses Hermann Historica gehen weiter. Die nächste Auktion startet am Mittwoch, den 22. Juni 2022 unter dem bekannten Titel "Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten".

Wie üblich möchten wir Ihnen hier eine Auswahl der (subjektiv) interessantesten Lose geben. Wir empfehlen Ihnen jedoch, sich den Online-Katalog von Hermann Historica einmal selbst anzuschauen. Und sei es nur, um sich an den schönen, hochauflösenden Fotos zu erfreuen. Dort kann man sonst schwer zu Gesicht zu bekommende Waffen im Detail bestaunen. Das Durchblättern des Katalogs ist kostenlos und erfordert keine Registrierung. Und natürlich kann man als Sammler auch Online mitbieten.

Auswahl einiger Highlights an historischen Sammler-Waffen aus der Hermann Historica Auktion am 22.06.2022

Langenhan-Pistole im Kaliber 7,65 Browning.
LOS 9751: Seitenansicht des Prototyps der Langenhan-Pistole im Kaliber 7,65 Browning. Sie wurde in Deutschland von 1914 bis 1917 in etwa 60.000 mal hergestellt.

Los 9751, Langenhan Prototyp-Pistole im Kaliber 7,65 Browning, mit Holsterschaft. Die Pistole ist unmarkiert und trägt die Seriennummer 2730. Man nimmt an, dass es sich um eine Version handelt, die für den Wettbewerb um die Übernahme durch die deutsche Armee bestimmt war, den später die Mauser C96 und die Luger gewannen. Die von 1914 bis 1917 hergestellte  Pistole mit Rückstoßsystem wurde dennoch von den deutschen Streitkräften während des Ersten Weltkriegs übernommen. Die Waffe trägt die klassische, sehr optimistische Visierung ihrer zeitgenössischen Militärpistolen, mit verstellbarer Tangentialkimme bis zu 500 Meter. Das Magazin ist ein Einzelmagazin mit zehn Schuss, mit seitlichen Löchern zur Kontrolle der Patronenzahl, und wie es sich für eine Militärpistole gehört, befindet sich an der Basis des Griffs ein Fangriemenring. Die Brünierung ist zu 99% erhalten, aber wahrscheinlich nicht original. Der Startpreis für diese ziemlich rätselhafte Waffe beträgt 3.000,- Euro.

Die Granatbüchse Modell 39 im Kaliber 7,92x94.
LOS 9760: Eines der Highlights der Auktion vom 22. Juni ist diese Granatbüchse Modell 39 im Kaliber 7,92x94. In diesem Fall handelt es sich um eine deaktivierte Waffe.

Los 9760 ist ein ungewöhnliches deaktiviertes Exemplar der Granatbüchse Modell 39 im Kaliber 7,92x94, die von der deutschen Armee im Zweiten Weltkrieg verwendet wurde. Dieses durch Modifizierung des veralteten Panzerabwehrgewehrs PZ.B.39 entstandene einschüssige Gewehr mit Fallblockverschluss verwendete eine Patrone mit einem Holzgeschoss, um eine in den Becher eingelegte Granate über große Entfernungen zu verschießen. Das Gewehr erwies sich als sehr effektiv als Unterstützungswaffe für die Infanterie. Sein Nachteil war das hohe Gewicht von über 12 kg, das das Tragen erschwerte. Dieses deaktivierte Exemplar befindet sich in einem ausgezeichneten Zustand, mit 98 Prozent der Originallackierung. Die Waffe ist mit dem gleichen Zweibein wie das MG34-Maschinengewehr ausgestattet. Der Startpreis für dieses ungewöhnliche Stück beträgt 4.800,- Euro.

Pistole P38 mit Schalldämpfer.
LOS 9813: Eine schallgedämpfte Version der deutschen P38-Pistole, die im Vereinigten Königreich für Saudi-Arabien hergestellt wurde – in der Tat sehr merkwürdig.

Los 9813 ist eine echte Kuriosität. Es handelt sich um eine schallgedämpfte Pistole P38 im Kaliber 9 mm Luger, die von Spreewerk hergestellt wurde und mit einem festen Schalldämpfer ausgestattet ist. Diese Pistole trägt britische Beschusszeichen und wurde aus Teilen zusammengebaut, die während des Zweiten Weltkriegs hergestellt wurden. Die britische Firma Cogswell & Harrison, die auf Umrüstungen spezialisiert war, fertigte Berichten zufolge in der unmittelbaren Nachkriegszeit auf Wunsch Saudi-Arabiens zehn P38 mit einem festen Schalldämpfer an, die jedoch nie ausgeliefert wurden. Dieses Exemplar mit der Seriennummer 1513 (in Großbritannien gekennzeichnet) ist eines dieser zehn Exemplare. Hermann Historica versteigert es für ein Startgebot von nur 2.400 Euro.

Pistole Simson NP20 von links.
LOS 9371: Die vom Pech verfolgte Pistole Simson NP20 wurde in Deutschland in einer Auflage von kaum mehr als zehn Stück hergestellt.

Los 9371 ist eine Pistole, die ihre Seltenheit nicht den Kriegsereignissen oder Zuverlässigkeitsproblemen verdankt, sondern einem Rechtsstreit. Es handelt sich um eine halbautomatische 9mm-Simson NP20 Pistole. Die Firma Simson in Suhl, Thüringen, wurde von jüdischen Unternehmern gegründet, die 1933 vom nationalsozialistischen Regime enteignet wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Werk unter sowjetische Kontrolle und wurde für die Herstellung von Mopeds genutzt. Nach dem Fall der Berliner Mauer versuchte das Unternehmen mit diesem Nachbau der chinesischen Pistole Norinco 77 aus dem Jahr 1995 erneut sein Glück im Waffengeschäft; gleichzeitig hatte es auch mit der Produktion einer "made in Germany"-Version der sowjetischen Makarow-Pistole begonnen. Die Erben der Familie Simson, die in die Vereinigten Staaten geflüchtet waren, wehrten sich erfolgreich gegen die Verwendung ihres Namens und veranlassten die Einstellung der Waffenproduktion. Das Exemplar, das bei Hermann Historica zum Verkauf steht, hat die Seriennummer 10. Auf der linken Seite des Schlittens steht der Firmenname "Simson Suhl / Thür." und auf dem Lauf finden wir die kanadische Vertriebsmarke "SSI ONT CA." Die Waffe ist in hervorragendem Zustand mit allen Originalteilen und hat einen Startpreis von nur 700,- Euro.


Wie immer sollen dies nur ein paar Tipps zum Stöbern sein. Die Kataloge von Hermann Historica sind alle zu entdecken, und auf der Website (klicken Sie auf Kaufen und dann auf Aktuelle Auktionen) finden Sie weitere Angebote zu Kunsthandwerk, Antiken, Asiatika, antiken Waffen und Rüstungen sowie Militaria. Bleibt nur noch: Viel Spaß beim Stöbern in den Angeboten!

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