Test: 3G Sports 3GR Tec9 Pro 125 Pistolenkarabiner. Ein "out of the box" PCC-Wettkampf-Spezialist in 9 mm Luger

mit allem Drum und Dran
PCC-Perfektion: 3G Sports offeriert nun brandneue AR-Pistolenkarabiner in 9x19, die „out of the box“ bis ins kleinste Detail voll wettbewerbsfähig sind.

Die Disziplin PCC ist unter anderem auch deshalb bei uns so populär, weil es in Deutschland viel einfacher ist, geeignete Schießstände zum Trainieren zu finden als mit einem ausgewachsenen Selbstlader in .223 Rem. oder einem noch größeren Kaliber. Nicht zuletzt macht das Schießen mit solchen Gewehren auch einfach einen Heidenspaß und die Munition ist im Vergleich zu Gewehrpatronen noch halbwegs erschwinglich. Natürlich kann man mit den serienmäßigen Standardmodellen auch deutscher Hersteller wie HERA Arms, Oberland Arms oder Schmeisser durchaus sportlich erfolgreich sein.

linke Verschlussgehäuse-Seite
Der deutsche AR-Edelkarabiner mit seinem stark skelettierten Griffstück und Systemgehäuse offenbart viel von seinem Innenleben. Wer Angst vor eindringendem Schmutz und Funktionsstörungen hat: der Masseverschluss pustet jedes Partikel raus.

Wer jedoch besonders ambitioniert unterwegs ist oder sich einfach etwas Besonderes gönnen möchte, wählt häufig den Weg der weiteren Individualisierung und Optimierung dieser Selbstlader. Hier sind den Möglichkeiten kaum Grenzen gesetzt, um die Handhabungs-eigenschaften durch einen feinen Matchabzug oder einen Karbonhandschutz weiter zu verbessern. Die einzige Limitierung, mit der man sich beim Umbau konfrontiert sieht, ist hier das deutsche Waffenrecht und die damit einhergehenden Einschränkungen hinsichtlich der inzwischen ausgeweiteten WBK-Pflicht wesentlicher Waffenteile und dem gesamten Anschein einer Waffe bei Hülsenlänge unter 40 mm.

Wir gehen im Folgenden nur auf die wichtigsten Features ein; den ungekürzten, kompletten Testbericht einschließlich der ausführlichen Schießergebnisse finden Sie in caliber 5/2022, hier zu kaufen).


Die passende Antwort auf solche Probleme liefern hier spezielle Kleinserienhersteller, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, besonders fein abgestimmte Tuningvarianten oder Baukastensysteme mit konfigurierbarem Innenleben anzubieten. Häufig besteht hier auch die Möglichkeit, sich seine Wunschwaffe bezüglich der verwendeten Komponenten frei zusammenzustellen. Bereits in caliber 1/2021 stellten wir den Tuningspezialisten 3G Sports aus Großhabersdorf und seine PCC-Edelvarianten auf QC10-Basis vor. Inzwischen geht man im Hause 3G noch einen Schritt weiter und baut nun Karabiner auf einem eigenen 3GR-TEC9-PRO Receiver-Set mit eigener Verschlussbaugruppe und kaltgehämmerten, QPQ-nitrierten Läufen aus deutscher Lothar-Walther-Fertigung auf. Komplettiert wird das hier getestete Paket durch einen edlen Brekke-Karbonhandschutz, einen 4“ Brekke CompXtension PCC-Kompensator, einen hydraulischen Kynshot-Buffer, einen Hiperfire-Abzug und einen ACE Ultralight-Hinterschaft. 

3GR Tec9 Pro 125: Die Hauptbaugruppen sind „Made in Germany“

Auch der Verschluss stammt aus deutscher Fertigung. Durch die Feinabstimmung mit Kynshot-Puffer und polierter JP AR10 Carbine-Feder entsteht ein unvergleichliches Schussgefühl.
Magazinschacht
Der geweitete Magazinschachteingang
des 3GR-TEC9-Pro gestaltet dynamische
Magazinwechsel flott und flüssig.

Die neuen 3GR-TEC9-PRO Receiver werden in Deutschland aus dem vollen Block 7075er Aluminium gefräst und anschließend mattschwarz hart eloxiert. Das skelettierte Receiver-Set wiegt nach der Bearbeitung etwa 480 Gramm und die geschlossen ausgeführte Variante rund 530 Gramm. Den beiden für GLOCK-Magazine ausgelegten Griffstücken gemeinsam ist der weit getrichterte Magazinschachteingang, der schnelle Magazinwechsel unter Stress deutlich erleichtert. 

Der Magazinauslösehebel wurde praxisgerecht verlängert und vergrößert und ist auch von Schützen mit kleinen Händen problemlos ohne Umgreifen mit dem Zeigefinger der Schusshand erreichbar. Ein weiteres Feature der Lower-Receiver: Auch an Linksschützen wurde im Hause 3G Sports gedacht. 

Der Magazinauslösehebel kann einfach von der rechten auf die linke Seite umgebaut werden. Der Verschlussfang wurde zwar auch vergrößert ausgestaltet, kann aber nicht von rechts aus bedient oder nach rechts umgesetzt werden. So ist der Lower zwar nicht vollständig beidseitig bedienbar, aber zumindest das wichtigste Bedienelement ist beidseitig ausführbar.

Abzug
AR-Pistolenkarabiner 3GR Tec9 Pro 125 in 9x19: Zu den verbauten Edelkomponenten gehört auch der erstklassige Hiperfire 24C
Matchabzug, der bei sehr kultivierter Charakteristik schnellste Schussfolgen
möglich macht.

Der neue 3GR-Verschluss aus 42CroMo4-Stahl ist QPQ-nitriert und somit sehr verschleißfest, widerstandsfähig und leicht zu reinigen. Sämtliche Bestandteile der 3GR-BT9-Q-Verschlusseinheit werden in Deutschland hergestellt. Der Verschluss wurde gegenüber herkömmlichen Varianten noch einmal zusätzlich schwerer ausgeführt (430 Gramm). Durch das höhere Gewicht soll der Verschluss nach dem Zünden der Patrone mit seinem höheren Trägheitsmoment einen Moment länger geschlossen bleiben – hierdurch soll der Gasdruck in der Kammer respektive im Lauf etwas weiter abnehmen und der Rückstoß etwas geringer ausfallen.

Die weitere Ausstattung der 3GR Tec9-Pro 125 liest sich wie das „Who is Who“ der Edelkomponenten: Der Abzug kommt von Hiperfire – verbaut wird das Topmodell 24C Competition, Karbonhandschutz und Kompensator stammen von Brekke beziehungsweise Smoke Composites und als Buffer wird der bewährte hydraulische Dämpfer RB5020SS von Kynshot in Kombination mit einer polierten JP AR10-Carbine Feder eingesetzt. Das gemessene Abzugsgewicht lag bei den verbauten grünen, leichten Zusatzfedern zwischen 910 Gramm und 1.350 Gramm – je nach Stellung des Abzugsschuhes auf dem Züngel (unten = leicht/oben = schwer). Der Abzug ist auf jeden Fall ein Gedicht und es waren jederzeit problemlos Splitzeiten von Schuss zu Schuss im Bereich von 15 bis 20 Hundertstelsekunden reproduzierbar!

Wie schlägt sich der edle 3GR Tec9-Pistolenkarabiner zusammen mit den Kahles Optiken K16 i und Helia RD im scharfen Schuss?

Kann das Gesamtpaket die hohen Erwartungen erfüllen? Um die ausführliche Antwort vorwegzunehmen – Ja, absolut. Das Schussverhalten kann nur als "spektakulär" bezeichnet werden. Seit über 10 Jahren beschäftigt sich der Autor Sascha Back mit halbautomatischen Selbstladebüchsen im Pistolenkaliber und hat in dieser Zeit schon etliche Waffen mit den unterschiedlichsten Feder-Buffer-Lauf-Kompensator-Kombinationen ausprobiert und geschossen – aber noch keine Waffe lag bisher auf Anhieb so flach und ruhig im Feuer! Beim ersten Besuch mit der Waffe auf dem Schießstand gelangen auf Anhieb Splitzeiten von Schuss zu Schuss bis hinunter zu 11 Hundertstelsekunden. Auf praxisgerechten Entfernungen um 15 m konnten schnellste Doubletten sicher in der A/C-Zone von IPSC 2/3 Scheiben platziert werden – der Rotpunkt wanderte dabei zu keiner Zeit aus der Scheibe, sondern zuckte nur kurz im Glas des Red Dots.

Für die Präzisionsüberprüfung montierten wir ein Kahles K16i mit 3GR-Absehen und zogen mit 10 unterschiedlichen Fabriklaborierungen und zwei bewährten PCC-Handladungen auf die 50-m-Bahn. Das Highlight war aber unbestritten eine 10-mm-Gruppe, die uns mit der GECO 124 Grains Hexagon gelang. Bereits bei der Geschwindigkeitsmessung stach diese Laborierung deutlich heraus, bei 5 gemessenen Schüssen betrug die Abweichung vom schnellsten zum langsamsten Schuss nur 2,4 m/s. Aber auch mit günstigeren Sorten wie zum Beispiel der jungen GECO DTX, der altbekannten S&B 124 Grains FMJ aus der 250er-Schüttpackung oder auch den beiden Handladungen mit dem günstigen GECO 124 grs. Vollmantelgeschoss ließen sich sehr ansehnliche Gruppen erzielen! Alles in allem lag der rechnerische Präzisionsdurchschnitt aller getesteten Laborierungen bei 34,4 mm.

Schießstand
Die Präzision des 3GR Tec9 Pro 125 haben wir im Test  mit einem Kahles-Zielfernrohr K16i in 1-6x24 auf 50 Meter überprüft.

Für praxisgerechte, dynamische Drills verwendeten wir ein bewährtes Kahles Helia RD Red Dot (2 MOA Dot) auf einer Uronen Precision-Montage. Die einteilige Uronen-Montage ist innen zur Gewichtsreduktion komplett ausgefräst und wird mithilfe zweier Inbusschrauben auf der kompletten Baulänge auf der Picatinnyschiene des Upper- Recievers geklemmt. Zusätzlich klemmt sich ein stramm sitzender Stollen auf der Unterseite in die Picatinnyschiene. Die Montage bringt Reflexvisiere mit C-More RTS/STS2/ Kahles Helia RD/Vortex Razor-Footprint direkt auf die ergonomisch richtige Bauhöhe.

Wir schossen die Waffe über mehrere Trainingsabende im Vergleich mit einer 3GR TEC9 in der Vorgängerversion mit QC10 Receivern und einem 14,5“ Lothar-Walther-Lauf mit JP Kompensator. Obwohl in der älteren Variante der gleiche Buffer mit einer vergleichbaren DAR-AR-10 Carbine-Feder montiert war, lag die neue Version noch einmal spürbar flacher im Schuss. Mit jeweils gleicher Munition ließ sich die neue Variante subjektiv immer einen Hauch schneller schießen und die Treffer lagen etwas enger beieinander. Welchen Einfluss nun dabei der zwei Zoll kürzere Lauf, der andere Kompensator oder der schwerere Verschluss haben, lässt sich nur spekulieren. Das Gesamtpaket wusste jedoch zu jeder Zeit zu überzeugen.

Die Präzision, speziell mit der GECO Hexagon, war mit einem 10 mm Streukreis in der Tat beeindruckend. Mehr Info über GECO Munition gibt's auf der Website des Herstellers.

Technische Daten + Preis des 3GR Tec9 Pro 125 Pistolenkarabiners

Modell, Hersteller
3GR TEC9 Pro 125 von 3G Sports
System:
Masseverschluss
Preis:
2.960 Euro
Lauf:
12,5“/317,5 mm langer Lothar-Walther-Matchlauf mit 4“/102 mm langem Brekke CompXtension
Drei-Kammer-Kompensator
Schaft:
Feste ACE-Schulterstütze, freistehender Magpul MIAD-Pistolengriff und geschlossener
Brekke-Handschutz aus Karbon
Magazin:
für GLOCK-Magazine mit Kapazität für 10 Patronen
Abzug:
voll justierbarer Hiperfire 24C Competition-Matchabzug, gemessenes Abzugsgewicht 910 g
Sicherung:
beidseitige Zwei-Positionen-Sicherung im AR-Stil, wirkt auf Abzug
Länge:
870 mm
Gewicht:
2.620 Gramm

Test Fazit: Für wen lohnt sich eine 3GR Tec9 Pro 125 – und warum?

Unser Test-Fazit: 2.960 Euro für ein PCC sind sicher kein Pappenstiel. Rechnet man aber die Kosten für den Austausch aller hier bereits verwendeten Edelbauteile zusätzlich zu den Kosten eines serienmäßigen AR-Karabiners eines etablierten Herstellers, ist der Preisunterschied gar nicht mehr so groß. Der Kunde erhält hier eine aus dem Karton heraus zu 100% fertige Wettkampfwaffe im Komplettpaket, die keine Wünsche mehr offen lässt. Dass die neue 3GR Tec9 Pro 125 das Zeug zum Schießen und zum Gewinnen hat, konnte sie auf dem Testschießstand und im Match schon eindrucksvoll beweisen! Und das alles "Out of the Box" ohne jede Tuningmaßnahme.


Hintergrundwissen zu unserem Autor Sascha Back:

Der im Juni 1972 in Eberbach am Neckar geborene Unternehmensberater ist über die Landesgrenzen hinaus für seine Schießfertigkeiten u.a. mit dem Revolver bekannt. Immerhin ist er mittlerweile 13-facher Deutscher Meister in der IPSC Revolver Division sowie Europameister 2010 und Vizeeuropameister 2013 und 2016. Hinzu kommt drei Mal der vierte Platz bei Weltmeisterschaften 2011, 2014 und 2017. Auch bei der Disziplin „Steel Challenge“, einem blitzschnellen Schießen auf Stahlplatten in mehreren standardisierten Übungen, mischt er ganz vorne mit, was sieben Europameistertitel in der Revolver Open- und Standard-Klasse beweisen. Aber auch mit der Langwaffe ist er ein absoluter Vollprofi. Dass er darüber hinaus gut schreibt und es ihm Spaß macht, auch die ein oder andere Zeile für uns zu schreiben, macht auch uns Spaß.

Mehr zu Sascha Back finden Sie hier im Blog-Bereich von GECO Munition.


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