Savage Arms ist ein traditionsreicher Waffenhersteller, der 1894 von Arthur Savage in Utica im US-Staat New York gegründet wurde, seit 1946 im US-Staat Massachusetts ansässig ist und eine Zweigstelle in Lakefield in Kanadas Provinz Ontario hat. Zeitweise einer der größten Waffenproduzenten weltweit, setzte Savage ab Ende des 20. Jahrhunderts vor allem auf Zylinderverschlussrepetierer des Systems 110, von Nicholas Leverett Brewer ersonnen und 1958 eingeführt (vier Jahre vor der Remington 700). Bei dem in Dutzenden von Varianten gebauten Modell handelt es sich um den am längsten ohne Pause gefertigten Repetierertyp mit Mittelschaftmagazin und Zylinderverschluss. Also dachten wir, es käme eine weitere 110er, als Importeur Helmut Hofmann „eine neue Savage“ ankündigte. Aber nichts da: Es handelte sich um eine Version aus einer neuen Reihe von Unterhebelrepetierern. Genauer: Um die Revel Classic, die mit dem Schwestermodell Revel DLX im attraktiven Marktsegment der Lever Guns für kleinkalibrige Randfeuerpatronen zu verorten ist. Savage Arms Canada fertigt das Duo jeweils in .17 HMR, .22 WMR und .22 l.r.

Damit aber begibt sich Savage zurück zu den eigenen Anfängen. Denn mit dem Modell 99 produzierte das Werk ja bereits gut 100 Jahre lang einen bekannten Unterhebelrepetierer in 15 Büchsenkalibern. Diese Waffen waren etwas Besonderes, da sie mit Schlagbolzensystem kamen und nicht − wie bei Lever Guns sonst üblich − über ein meist unter dem Lauf platziertes Magazinrohr aufmunitioniert wurden. Stattdessen hatten bis 1965 gebaute 99er ein festes Trommelmagazin („Rotary Magazine“), danach kam ein auf Knopfdruck entnehmbares, simpleres Kastenmagazin. Beides machte die 99er bei Jägern sehr beliebt, da man die Patronen von oben übereinander liegend lud und so bei den Geschossen alle Freiheiten hatte. Man konnte nämlich auch Spitzgeschosspatronen nutzen, was bei Röhrenmagazinen mit ihren hintereinander liegenden Patronen aus Sicherheitsgründen bekanntermaßen nicht geht.
Die Testwaffe: Savage Revel Classic in .22 l.r.

Galten vor allem frühe 99er Savages als wahre Luxus-Produkte, so soll die getestete Revel Classic in .22 l.r. offensichtlich eine andere Käuferschicht bedienen. Sie ist gedacht als Spaß- und Freizeitgewehr zum Plinking, zum Scheibenschießen und zur Jagd auf Kleingetier. Sollte man die Revel auf Kaninchen oder Raubwild einsetzen wollen, geht das nach Anbringen eines Zielfernrohrs jederzeit. Im grundsätzlichen Aufbau folgt die Revel Classic dem, was seit jeher als typisch für Unterhebler gilt: Außenhahn, Röhrenmagazin unter dem Lauf und zweiteilige Schäftung. Mit der aber stellt sich Savage bewusst gegen den Trend, Lever Guns taktisch aufzurüsten, etwa durch Klapp- oder Auszugschäfte aus Kunststoff und Leichtmetall, ergänzt durch röhrenförmige Handschutzelemente mit M-Lok-Montagemöglichkeiten. Hier nicht. Es gibt ganz old School Nussbaum (in dem Fall: türkisch), sauber geölt, satiniert und jeweils mit horizontalen Kanten versehen – so ordentlich und betont schlicht in der Umsetzung wie im Design markant und beim Handhaben nützlich: Vorn dienen die Kanten als Anlage für die Finger, hinten bilden sie beiderseits je eine angedeutete Backe am klassisch gerade laufenden Schaft. Diesen schließt eine perfekt angepasste Kunststoffkappe ab. Der runde, sich zur Mündung verjüngende 18-Zoll-Lauf zeigt sich deftig. Er ist hinten im Querschnitt gut 19, vorn noch 17 mm dick. Das ist mehr als die üblichen 14 bis 15 mm für so manchen Sporter-Lauf. Rohr, Magazinröhre sowie die Bedienelemente zeigen sich mit mattschwarz brünierten Oberflächen, das Systemgehäuse ist pulverbeschichtet. Das führt zum Material des Kastens. Dazu merkt mit Dieter Metz einer der beiden Autoren an: „Dass die Revel Classic ein recht günstiger Unterhebelrepetierer ist, bemerkt man auch daran, dass das Systemgehäuse nicht aus Stahl gefräst ist, sondern wohl im Druckgussverfahren aus einer Aluminium- oder Zinklegierung gefertigt wird. Das muss der Haltbarkeit und Qualität keinen Abbruch tun. Das zeigen gerade im Kleinkaliberbereich etwa die vielen Erma-Unterhebelrepetierer, die seit Jahrzehnten zuverlässig ihren Dienst versehen.“ Und: Das Alu-Systemgehäuse ist à la Marlin oben zu, die Hülsen kommen montagefreundlich aus der Seite an die frische Luft. Dass das Gehäuse etwas länger ausfällt als für .22 l.r. erwartbar, liegt wohl daran, dass auf demselben System auch die Versionen in .22 WMR und .17 HMR aufbauen. Die restlichen Metallteile bestanden aus Stahl, das zeigte die Kontrolle per Magneten.
Handling und Präzision des KK-Unterhebelrepetierers Savage Revel

Die Savage Revel Classic erzeugte direkt vom Start weg ein sehr gutes Gefühl: Zieht man sie in die Schulter, liegt sie satt und das Auge ist direkt auf der Visierlinie, ohne dass man lange den Waffensitz korrigieren müsste. Das liegt am dicken vorderlastigen Lauf ebenso wie am schönen Schaft, wobei der Vorderschaft etwas fülliger und somit griffiger wirkt als sonst bei 22er Lever Guns. Die Metalloberflächen erscheinen in ihrem mattschwarzen Finish gut und haltbar. Der leicht kriechende Abzug bricht bei gemessenen 870 Gramm, auch gut. Die Knopfsicherung darüber verhindert zuverlässig, dass der Hahn abschlagen kann. Der Pfiff der Revel: Sie ist eine Takedown-Waffe, lässt sich also in zwei Baugruppen zerlegen. Nach Senken des Levers kann man (etwa mit einer Patrone) zwei unten quer durchs System laufende Haltestifte nach rechts ausdrücken und die Gruppen „Vorderschaft /Lauf / Magazin / Systemgehäuse-Oberteil“ sowie „Systemgehäuse-Unterteil /Hinterschaft“ voneinander trennen. Die beiden Stifte sind verlustsicher an der rechten Gehäuseseite befestigt. Der Zusammenbau der zerlegten Waffe gestaltet sich genauso einfach.

Die Revel hat ein zwölfschüssiges Magazin aus einer äußeren brünierten Stahl- und einer inneren Messingröhre. Diese ist per Bajonettverschluss am äußeren Rohr befestigt. Nach dem Lösen lässt sich das Messingrohr ausziehen, dann sieht man auch den daraus hervorstehenden und an der Magazinfeder befestigten Kunststoffzubringer. Ist das Innenrohr draußen, lässt sich eine Patrone nach der anderen einlegen. Dafür gibt es ungefähr fünf Zentimeter oberhalb des Vorderschaftes im Außenrohr eine patronenförmige Ladeöffnung. Ist das Dutzend voll, steckt man das Innenrohr ein. Dabei schiebt es sich über die Patronensäule, sodass die Magazinfeder sich zusammenpresst und Druck aufbaut. Dieser sorgt beim Repetieren dafür, dass der Zubringer immer eine weitere Patrone zum Lifter schiebt. Also zu dem Element, das die Patrone hinter den Lauf hebt, auf dass der vorgehende Verschluss sie ins Patronenlager bugsieren kann. Die Lademethode durch eine solche Magazinöffnung ist seit Ende des 19. Jahrhunderts üblich für 22er Unterhebler und Vorderschaftrepetierer.

Aus dem Testprotokoll von Dieter Metz: „Nach dem groben Einschießen auf dem 25-Meter-Stand ging’s auf die 50-Meter-Bahn, um dort auf die Scheiben für die DSB 1.56-Unterhebeldisziplin zu schießen. Die Visierung aus driftbarem Perlkorn und per Treppenschieber höhenverstellbarer Buckhorn-Kimme bot ein klares Zielbild. Leider musste ich feststellen, dass die Testwaffe trotz niedrigster Kimmeneinstellung immer noch gut 20 cm zu hoch schoss. Da war ohne Austausch der Visierteile nichts zu machen, anders als bei Tiefschuss kommt man hier ja mit der Feile nicht weiter. Ich habe dann ein Leupold-Zielfernrohr VX-Freedom Rimfire 2-7x33 mittels Picatinny-Schiene und Leupold-PRW-Ringen montiert. Allerdings konnte man die Montage nicht wie oft üblich direkt auf einer eingearbeiteten Prismenschiene befestigen. Hier musste man zuvor eine (nicht im Lieferumfang enthaltene) Pica Rail auf das mit vier Gewindebohrungen versehene Systemgehäuse schrauben, ehe sich darauf Montageringe mit ZF anbringen ließen. Dann war ich begeistert: Das Glas passte hervorragend zur schlanken Revel. Mit der glasklaren Optik und dem feinen Absehen war die Revel von der Sandsackauflage aus schnell eingeschossen. Die Streukreise ermittelte ich vom Sandsack aus auf die DSU-Scheibe Benchrest KK 50. Dabei gab sich die Revel keine Blöße. Alle Patronen der 10 erprobten Munitionssorten wurden ohne jegliche Störung zugeführt, abgeschossen und zur Seite ausgeworfen. Die Streukreise sprechen im positiven Sinne für sich.“
Der Lever der Savage Revel:

Einfach klasse war der geschmeidige Repetiervorgang. Worüber wir beim Test aber debattierten, das war der vergrößerte Unterhebel. Anfangs wirkte das Spiel zwischen Fingern und Lever arg groß. Das bremste das Repetiertempo, weil die Hand den Kontakt zum Bügel zu verlieren schien. Aber warum das Ganze? Dazu sei erklärt: 1939 führte Schauspieler John Wayne im Western „Stagecoach“ erstmals eine Winchester M 1892 mit riesigem Unterhebel, um die Waffe beim Repetieren im Kreis wirbeln zu können. Das Beispiel machte dann in TV-Serien der 1950er Jahre Schule. Seitdem fanden sich Unterhebler mit großen Levern auch in Händen von vielen weiteren Film-Stars. Lange galten solche „Large Loop Levers“ als Hollywood-Gadget, prima zur Show, aber im richtigen Leben unnütz. Es dauerte bis zur Jahrtausendwende, ehe die Industrie mit den Lever-Formen zu spielen anfing.
Heute gehört es für die Hersteller zum guten Ton, beim Lever etwas Unverwechselbares vorzulegen. Genau das tat Savage Arms (Canada) bei der Revel Classic: Vereinfacht gesagt, zeigte ihr Lever in der Seitenansicht nach unten die Form eines unregelmäßigen Dreiecks. Das erlaubte auch das Repetieren mit dicken Handschuhen. Aber wegen der Dreiecksform verjüngte sich der Lever zum Ende wie nach vorn hin und wurde da somit enger. Daraus ergab sich im Verbund mit dem butterweichen Schlossgang dieser Ablauf zum schnellen Durchladen: Nicht bloß den Lever mit den drei darin steckenden Schusshandfingern bewegen, sondern gleichzeitig von hinten etwas Druck auf den vorn anliegenden Mittelfinger geben und den Unterhebel drehen. So repetiert sich die Revel fix, ohne dass die Hand in der weiten Bügelmitte den Kontakt zum Stahl verliert.
Savage Arms Revel Classic: Technische Daten und Preis der KK-Unterhebelrepetierbüchse in .22 l.r.
| Modell: | Savage Arms Revel Classic |
Kaliber: | .22 l.r. |
Kapazität: | 12 + 1 Patronen |
Länge: | 930 mm |
Lauflänge: | 467 mm (18“) |
Drall: | 1:12“ (1:406 mm) |
Abzugsgewicht: | 870 g |
Gewicht: | 2.700 g |
Links-/Rechts-Ausführung: | nur rechts |
Preis (UVP): | 659,- Euro |
Ausstattung: | Unterhebelrepetierer mit Röhrenmagazin. Takedown. Nussbaumschäftung, Ölfinish und Kunststoffkappe. Aluminium-Systemgehäuse, pulverbeschichtet. Lauf, Magazinröhre, Bedienelemente aus Stahl und brüniert. Höhenverstellbare Buckhorn-Kimme, seitlich driftbares Perlkorn. Pappkarton mit Bedienheft (englisch), Safty Flag und Vorhängeschloss. |
Abgerechnet wird zum Schluss: Unser Fazit zur Savage Revel
Wer einen mit 659,- Euro wahrhaft preiswerten, präzisen Unterhebler ohne Schnörkel mit geschmeidigstem Schlossgang sucht, ist hier genau richtig. Wer mehr investieren will, schaue sich das mit aufwendigerem Schaft bestückte Schwestermodell Revel DLX an, da gibt es Punzierungen, dekorative Schaftdurchbrüche und einen Pistolengriff (Preis: 849,- Euro, jeweils UVP). Das Duo belegt, dass im Markt für günstige KK-Randfeuer-Unterhebler stetiger Nachschub kommt – schließlich ist das Leben beiderseits des Atlantiks teuer geworden. Durch Waffen wie die der Revel-Reihe wird das Schießen mit KK-Waffen attraktiver, Spaß machen tut es sowieso.
Text: Dieter Metz und Matthias S. Recktenwald
Dieser Test erschien auch in der VISIER, Ausgabe 10/2025. Das Heft enthält zusätzlich die Streukreise von 10 Laborierungen. Sie können es im VS Medien-Shop online kaufen. Dort steht es auch als ePaper zur Verfügung.
Weitere Informationen zur Kleinkaliber-Unterhebelrepetierbüchse Savage Revel erhalten Sie beim Hersteller. Außerdem beim deutschen Importeur, der Helmut Hofmann GmbH. Der Vertrieb erfolgt ausschließlich über den Fachhandel.










