Auf der Suche nach dem richtigen Long-Range-Gewehr? Das müssen Sie beim Kauf beachten.

Wozu benötige ich das Long-Range-Gewehr?

Es gibt verschiedene Haupteinsatzfelder, der für den präzisen und sicheren Schuss auf weite Entfernungen geeigneten Gewehre. Diese sehen wir uns zunächst einmal an. Zum einen gibt es hier den staatlichen Sektor, also Sicherheitsbehörden, Polizeien und natürlich das Militär. Diese Kräfte benötigen präzise Gewehre für die Unschädlichmachung von Kombattanten auf dem Schlachtfeld oder von Terroristen, die Anschläge verüben, oder von Personen, die Geiseln halten. Die Bekämpfung der genannten Personen muss notgedrungen oftmals auf Entfernungen von mehreren hundert Metern geschehen. Solche Büchsen finden sich dann auch immer wieder im Long-Range-Sport. In der Jagd spielen Präzisionsbüchsen ebenfalls eine gewichtige Rolle. Gerade bei der Gebirgsjagd kommen gern weitere Distanzen auf den Weidmann zu. Wobei man besonders bei der in Nordamerika beliebten Varmint-Jagd Wild auch auf weite Entfernungen niederstreckt. Dazu nutzen die amerikanischen Jäger gerne Repetierbüchsen mit besonders schweren Läufen. Als dritte große Gruppe lassen sich die Gewehre regulärer Sportdisziplinen nennen. Um hier bestimmte Waffentypen eingrenzen zu können, muss man sich die einzelnen Sportdisziplinen genauer anschauen. So unterscheidet sich ein typischer F-Class-Repetierer mit einer massiven Schäftung samt schwerem Match-Lauf grundsätzlich von einem modernen AR-10-Selbstlader mit langem Lauf.

Grundsätzliches zu Technik und Systemen der Long-Range-Büchsen:

Accuracy International AT308 auf Zweibein am Long-Range-Stand.
Accuracy International AT308: Der englische Hersteller baut seit vielen Jahren Scharfschützengewehre für Behörden.

Das dominierende System in modernen Präzisionsgewehren ist klar der Zylinderverschluss. Auch Gradzugrepetierer und Blockverschlüsse lassen sich vereinzelt finden, liegen aber zahlenmäßig deutlich hinter Repetierern mit Zylinderverschlüssen. Selbstlader, wie beispielsweise das amerikanische AR-10, werden besonders im militärischen Bereich auch für mittelhohe Distanzschüsse eingesetzt. Trotzdem stellen Selbstladegewehre, unabhängig davon, ob es sich dabei um Gasdrucklader oder Rückstoßlader handelt, eher die Minderheit im Long-Range-Schießen. Da diese Gewehre militärischen Ursprungs sind, stand bei deren Entwicklung die Präzision oftmals nicht an vorderster Stelle. Punkte wie eine einfache Konstruktion, eine robuste Bauweise und vor allem die Feuerrate standen meist im Mittelpunkt des Konzeptes. 

Der Zylinderverschluss hat eine Reihe von Vorteilen: Zum einen hält eine massiv ausgeführte Verriegelung einen hohen Gasdruck aus und zum anderen ermöglicht die längere Verschlusskonstruktion eine größere, präzisionsfördernde Bettungsfläche. Hinzu sollten noch eine Systemhülse mit hoher Festigkeit und Oberflächenhärte sowie eine geringe Zündverzugszeit (Zeit vom Auslösen des Abzuges bis zum Auftreffen des Schlagbolzens auf das Zündhütchen) des gesamten Systems kommen. Auch Lauf und Dralllänge spielen eine immense Rolle hinsichtlich der Präzision und Geschossstabilität. Sie müssen zwangsläufig auf den jeweiligen Einsatzzweck und Geschosstyp abgestimmt sein. In typischen Long-Range-Gewehren kommen heute meist massiv ausgeführte, freischwingende Match-Läufe zum Einsatz. Kalibertechnisch ist ein breites Band an Patronen tauglich für Schüsse auf weite Distanzen. Im Vordergrund der Wahl sollte hier die Schussentfernung stehen. Für Schüsse auf wenige hundert Meter reichen auch kleinkalibrigere, schwächere Patronen mit geringerer Mündungsenergie. Sollten Distanzen von 1000 m und mehr angegangen werden, muss der Schütze zwangsläufig zu kräftigen Laborierungen wie beispielsweise der .338 Lapua Magnum greifen.

Welche Kosten müssen Sie für ein Long-Range-Gewehr einkalkulieren?

Ritter & Stark SX-1 MTR auf hölzernen Munitionskisten.
Ritter & Stark vertreibt mit der SX-1 MTR einen taktischen Repetierer mit Multikaliber-Option.

Was kostet ein adäquater Start für den Long-Range-Einsteiger? Die Frage ist auf der Waffenseite recht einfach zu beantworten: Bereits mit einer preiswerten Repetierbüchse im Kaliber .308 Winchester mit einem längeren Lauf lassen sich durchaus Ziele auf höheren Distanzen präzise beschießen. Modelle wie die Remington 700, die Winchester 70 oder beispielsweise die CZ 557 beweisen, dass es bereits für unter 1.500,- Euro brauchbare Repetierer mit Zylinderverschlüssen für den Einstieg in den Long-Range-Sport gibt. Natürlich kann der interessierte Schütze auch mit einem 10.000,- Euro teuren Hightech-Custom-Gewehr in den Sport einsteigen. Mit einem passenden, artgerechten Zielfernrohr und noch etwas Zubehör liegt der Einstieg dann schnell bei 15.000 Euro. Dies muss aber nicht sein und ist auch für den Otto Normalverbraucher nicht ratsam. Zum Einstieg empfehlen sich bereits reguläre Gewehre von der Stange. Auch beim Einstiegskaliber muss es nicht sofort die starke .338 Lapua Magnum sein. Die .308 Winchester bringt bereits von Haus aus ein recht hohes Eigenpräzisionspotential mit und kann laut zahlreicher Szenevertretern auch noch bis zu 1000 m mithalten. Darüber hinaus geht mit ihr dann nicht mehr viel – ihr geht sozusagen die Puste aus. Die Patrone kommt in diesem Bereich zu schnell an ihre ballistische Grenze. Wenn der Einsteiger erst einmal soweit ist, dann empfiehlt es sich, einmal nach effektiveren Kalibern für die favorisierte Distanz und damit einhergehend einer neuen Waffe zu suchen. Erste Erfahrungen wurden ja nun bereits gesammelt. Der Einsteiger sollte auch beachten, dass Long-Range-Schießen ein "Erfahrungssport" ist. Es empfiehlt sich also, mit alten "Long-Range-Hasen" zu sprechen und sich Anregungen, Ideen und Tipps abzuholen.


Den kompletten Artikel und eine Übersicht der Hersteller von Long-Range-Gewehren finden Sie in VISIER Special 86 "Long Range". Tipps und Tricks zur Konfiguration einer Einsteiger-Long-Range-Büchse und eine Marktübersicht mit 97 Modellen in 223 Ausführungen von insgesamt 29 Herstellern hilf Ihnen in VISIER Special 90 "Long Range II" bei der Kaufentscheidung.