Die Schalldämpfer-Neuheiten 2018 im Schnellüberblick

Hand aufs Herz: Wem sind bisher hier je Dämpfer von Osuma (Finnland), Wyssen Defence (Schweiz) oder Thorax (Italien) untergekommen? Aber fangen wir mit dem an, was die bereits etablierten Hersteller Neues zu bieten haben. Alles steht dort im Zeichen der Abrundung der Sortimente, besonders bei den in Deutschland jagdlich beliebten, großen und sehr großen "Overbarrel"- oder auch "Teleskop"-Modellen mit maximaler Dämpfung.

Entwicklungen der etablierten Schalldämpferhersteller:

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Modulare Schalldämpfer der italienischen Firma Thorax Tactical, die in erster Linie für den Einsatz bei Behörden und auf Selbstladegewehren konzipiert sind. Je nach Zusammenstellung verspricht der Hersteller Dämpfungsraten von über 30 dB.

Exemplarisch sei hier A-Tec aus Norwegen genannt, die den Optima 60 als das neue Flaggschiff ihrer Serie mit Schnellkupplung vorstellen. Wie der Name schon andeutet mit dem stolzen Außendurchmesser von fast 60 mm!

Im Segment der eher auf Behördennachfrage zugeschnittenen Schalldämpfer gibt es seit längerem eine völlig andere Entwicklung. Dort ist die maximale Dämpfungsleistung von geringerer Bedeutung, stattdessen ist eine möglichst kompakte Bauweise bei moderatem Gewicht gefragt. B&T hat dafür ab sofort den Miniature Assault Riffle Suppressor (M.A.R.S.) im Angebot, der für Selbstladewaffen im Kaliber 5.56 mm und 7.62 mm verfügbar ist. 

Wie der B&T ist auch der modulare Schalldämpfer von Thorax Tactical eher auf Selbstladewaffen zugeschnitten. Je nach Zusammenstellung verspricht der Hersteller Dämpfungsraten von über 30 dB. Das Konzept mit verschiedenen Modulen ist nicht ganz neu und bei vielen Behörden nicht ganz unumstritten (z.B. im Hinblick auf die Funktionssicherheit bei geänderter Konfiguration, falschem Zusammenbau, sich lösenden Schraubverbindungen, verlorenes Zubehör, etc.), doch die versprochenen Dämpfungswerte klingen so verlockend, dass sie im zivilen Markt Interessenten finden werden.

Die finnische Saimaa Still hat ebenfalls bei ihren Schalldämpferprodukten (in den Kalibern 9 mm, 5,56 mm und 7,62 mm) besonderen Fokus auf der Funktionssicherheit: egal ob die Montage direkt auf dem Lauf oder dem zugehörigen Mündungsfeuerdämpfer erfolgt, soll der Dämpfer zu keiner signifikanten Überfunktion der Waffe führen (ein häufig kritisches Problem insbesondere bei Waffen ohne verstellbare Gasentnahme).

Ein Saimaa-Schalldämpfer auf einer Gewehrmündung montiert. Darunter ein einzelner Schalldämpfer, die Kupplung und die Mündungsbremse.
Die Saimaa Schalldämpfer sind auch mit Schnellkupplung erhältlich, die auf einer Mündungsbremse aufgreift.
Metallgewebe ist beim Blick auf die Front eines Schalldämpfers zu erkennen.
Dass der Dämpfer einige besondere Konstruktionsmerkmale aufweist, merkt man beim Blick auf die Front, bei der eine Packung aus Metallgewebe erkennbar ist.

Welche neuen Herstellungsverfahren werden bei der Schalldämpferproduktion eingesetzt?

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Wyssen Defence verfügt neben einigen integral gedämpften Waffen bereits über eine ansehnliche Auswahl Schalldämpfer für Selbstlader in 5,56 und 9 mm.

Alle bisher genannten Dämpfer, so unterschiedlich sie auch sein mögen, haben eine Gemeinsamkeit: ihre klassische Fertigungs- und Fügemethode. Bei ihnen handelt es sich um geschraubte, gepresste beziehungsweise geschweißte Konstruktionen aus Alu, Stahl, Titan oder sogar Inconel. Auch wenn Hersteller wie Wyssen Defence bei ihren neuen Produkten ausdrücklich darauf hinweisen, dass sie besonders unter dem Aspekt der Gewichtsoptimierung konstruiert und gefertigt sind, lässt es sich nicht vermeiden, dass das Material an mancher Stelle dicker ist als es für die Dämpferstabilität sein müsste.

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Roedale Precision macht Druck (von links): Hunter 55 xtrm, ProX, der neue TI50 und ganz außen ein Schnitt durch das vordere Ende des TI50.

Seit einigen Jahren gibt es in der Sintertechnik ein weiteres Herstellungsverfahren: das Drucken. Der Hauptvorteil liegt darin, dass an jeder Stelle nur genau notwendige Materialstärke entsteht – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Roedale Precision zeigt nun erstmals einen eigenen funktionsfähigen Seriendämpfer aus dem 3D-Druck: den aus Titan gefertigten TI50. Für seine Größe ist der Dämpfer eine Feder, unwillkürlich fragt man sich, ob man nur einen Kunststoff-Dummy oder ein leeres Gehäuse in der Hand hält. Trotzdem verspricht der Hersteller Dämpfungswerte von mindestens 29 dB und damit das gleiche Niveau wie der unbestreitbar leistungsstarke große (und schwere) Bruder Hunter 55. Mit diesen Leistungsdaten wäre die neue Dämpfergeneration damit den vergleichbaren Standarddämpfern der Wettbewerber mehr als nur eine Nasenlänge voraus. Leider gibt es bei so viel Licht auch einen sehr großen, langen Schatten, denn auf Grund der enormen Produktionskosten (die entsprechenden Maschinen sind extrem teuer und arbeiten langsam) liegt der Verkaufspreis des Seriendämpfers aktuell bei 1.200 €.

Viele werden sehr interessiert beobachten, wie viele Käufer bereit sind, die fraglos vorhandenen Vorteile des neuen Dämpfertyps mit einer mehr als 100%igen Prämie gegenüber einem Standarddämpfer mit Mehrgewicht und -volumen zu vergolden, denn selbstverständlich haben noch andere Hersteller fertige Konzepte in der Schublade, aber noch keine rechte Überzeugung, dass die zum Ausgleich der exorbitanten Kosten notwendigen Endverbraucherpreise durchzusetzen sind.

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Mehr Details zu Schalldämpfern diverser Hersteller gibt's im Test: 37 Schalldämpfer für die Jagd

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