ZEISS Victory HT 3-12x56 im Praxistest

In einer News haben wir Ihnen das Drückjagd-Modell 1.1-4x24 mit Absehen 54 präsentiert. Im Praxistest geht es jetzt um das Spitzenmodell Victory HT 3-12x56 mit Absehen 60. Hier kann das neue Glas seine hohe Transmissionsrate unter Beweis stellen.

Was Sie vom neuen ZEISS VICTORTY HT erwarten dürfen?

ZEISS setzt nach eigenen Angaben neue Maßstäbe bei der Transmission: Das ist besonders relevant beim Spitzenmodell ZEISS Victory HT 3-12x56.

Wer sich auf dem Markt für Optik, sprich Zielfernrohren und Ferngläser für Jäger, Sportschützen und Naturbeobachter, umschaut, kommt nicht umhin, gesamthaft ein beachtliches und hohes technisches Niveau zu konstatieren. Aus den früher als fragil geltenen optischen Geräten sind überaus robuste Arbeitsgeräte geworden, denen widrige Umweltbedingungen - speziell schlechte Sichtverhältnisse - wenig bis nichts anhaben können.

Vier bis fünf der führenden Optikhersteller balgen sich permanent um die Spitzenpositionen. Das Endresultat ist in Summe meist ein Untentschieden. Kaum hat ein Hersteller etwas Neues eingeführt, wird von der Konkurrenz versucht, dies zu kopieren oder weiterzuentwickeln. Davon ausgenommen sind Neuheiten, die technisch eher in die falsche Richtung gehen.

Wir könnten nun versuchen festzulegen, welches Gerät der Marke X in dieser und jener Eigenschaft technisch an der Spitze liegt. Das wäre ein hoffnungsloses Unterfangen, da in dieser Beziehung eine stetige Bewegung vorwärts zu höherer Leistung besteht. Gegenwärtig liegt ZEISS in der Sparte Transmission mit dem neuen Zielfernrohr-Victory 3-12x56 HT unangefochten an der Spitze.

Was ist Transmission?

HT-Gläser von SCHOTT ermöglichen eine unerreichte Transmissionsleistung von bis zu 95%.

Das ist die Lichtmenge, welche durch das optische Gerät hindurchgeht. Das theoretische, nie erreichbare Maximum wäre 100 %. ZEISS liegt nun bei 95 %. Man könnte auch sagen, der Lichtverlust im Zielfernrohr beträgt 5 %. Als Transmissionswerte noch bei 70 oder 80 % lagen, hätte man sagen müssen, der Lichtverlust im Zielfernrohr beträgt 20 bis 30 %. Man spricht da nicht gerne von Verlusten - bei Kaufleuten ist es ähnlich. Eine weitere Steigerung der Transmission bzw. eine nochmalige Reduktion des Lichtverlustes wird kaum zu bewerkstelligen sein, wenn doch, mit unverhältnismässigem Aufwand oder bahnbrechenden neuen Technologien.

Das ZEISS VICTORY HT in der Praxis

Nun wollten wir wissen, was das in der Praxis bringt. Dazu wurden zwei ZEISS-Zielfernrohre, nämlich das Hochleistungs-Zielfernrohr Victory HT 3-12x56 und das preisgünstige Duralyt 3-12x50, nebeneinander auf ein stabiles Stativ montiert und auf den gleichen Zeitpunkt einjustiert. Dann wurde ein mondloser Abend dazu benutzt, die beiden Zielfernrohre in Bezug auf die Dämmerungsleistung zu prüfen.

Versuchsaufbau der beiden zu vergleichenden ZEISS Zielfernrohre, links die elegante "Diva" Victory HT, rechts das "Arbeitspferd" Duralyt. Die ZEISS Innenschiene des Victory HT wirkt auf einer feinen Waffe natürlich deutlich gediegener.
Diese Scheibe wurde anvisiert im Format A3 (40x60 cm). Bei Nacht verschwimmen auch die relativ großen Zahlen auf der linken Seite. 

Dazu wurde in einem von fremden Lichtquellen geschützten Waldstück in 90 m Entfernung eine 40x60 cm große Testtafel an einem Baum befestigt. Die Abnahme der Beleuchtungsstärke wurde mit einem Präzisionsinstrument gemessen und die Helligkeitseindrücke der beiden Zielfernrohre subjektiv durch drei Personen beurteilt. Dabei handelte es sich um erfahrene Jäger im Pensionsalter, wie es dem Durchschnitt der Jägerschaft entspricht.

Die Abnahme der Beleuchtungsstärke kann im entsprechenden Diagramm abgelesen werden. Damit kann präzise festgelegt werden, was ist Dämmerung und was ist Nacht. Das Diagramm wurde aufgenommen ohne Fremdlichteinfluss von oben. Eine Wolkendecke in der Nähe einer gut beleuchteten Ortschaft kann die Werte beträchtlich verfälschen, da Licht an der Wolkendecke reflektiert wird. In mondloser Nacht kann das Ende der Dämmerung ca. 55 Minuten nach kalendarischem Sonnenuntergang erwartet werden. Farben sind dann nicht mehr zu unterscheiden, das Auge stellt um auf Schwarz-Weiß-Sehen mit geringerer Auflösung.

Abnahme der Beleuchtungsstärke nach Sonnenuntergang. Wenn die Sonne am Horizont verschwindet, ist noch eine Beleuchtungsstärke von über 600 Lux die Regel. 40 Minuten nach dem kalendarischen Sonnenuntergang war in unserem Fall noch eine Beleuchtungsstärke von 2 Lux vorhanden. Diese Werte variieren etwas, je nach der geografischen Situation. In einem engen Bergtal z.B. wird es schneller dunkel.

 

Zwei der Testpersonen konnten bis in die Nacht hinein beim Victory HT ein helleres Bild feststellen. Die  dritte Testperson nahm beide Zielfernrohre als gleichwertig wahr. Das zeigt einerseits, dass das Auge des Betrachters, nebst der Helligkeit natürlich, der limitierende Faktor ist und andererseits muss/darf/kann postuliert werden, dass das Duralyt-Rohr "verteufelt" gut ist. Kein Wunder, dessen Transmission liegt bei 90 %. 

Nachttauglichkeit des ZEISS VICTORY HT?

Diese ist ohne Zweifel gegeben. Das überaus feine Rotpunktabsehen 60 ist erstklassig und lässt sich sowohl bei tiefster Dämmerung als auch bei Tageslicht und Sonnenschein einwandfrei dimmen. Ob da ein "Pawlowscher Reflex" dahintersteckt, kann nicht eruiert werden. Alle drei Tester wussten, welches das bessere Victory-Glas war. Die Testtafel war auch in tiefer Dunkelheit auszumachen, Details konnten nicht erkannt werden. Die wahrgenommene Schärfe - des Auges - nahm markant ab. Bei leichtem Streulicht- oder Mondeinfluss wäre der Schuss auf Schwarzwild absolut vertretbar. Das Ansprechen allerdings nicht.

Das ZEISS Absehen 60 ist sehr fein. Der rote Punkt ist sehr klein, kann aber am Tage kräftig hell leuchten. Das Fotografieren eines Absehens gehört zu den schwierigeren Dingen. Im Bild ist eine - scheinbare - Randunschärfe vorhanden, welche im Original nicht existiert.

Zusammen mit den neuen HT Zielfernrohren stellt Carl Zeiss auch neues, interessantes Zubehör vor. Die ASV+ = Absehen-Schnell-Verstellung: Ein geniales Konzept, um für weite Schüsse das Absehen, so anzupassen, dass immer Fleck gehalten werden kann. Die ASV ist so vielfältig, dass da ein seperater Artikel folgt, welcher sich damit befasst. Die ASV ist nicht serienmässig am Gerät, sondern wird als separates Zubehör angeboten. Der Jäger, der nicht über 200 Meter schießt, oder schießen darf, braucht sie aber nicht.

Fazit

Das neue Victory HT Zielfernrohr 3-12x56 ist ein empfehlenswertes Glas der Spitzenklasse für den Nachtjäger. Besser ist zurzeit nur ein Nachtsicht-Zielfernrohr. Da ist man bei ZEISS vermutlich gleicher Meinung. Der begeistere Pressetext preist denn sogar auch die neue Verpackung als Auslöserin emotionaler Auspackerlebnisse. Der männliche Leser wird kurz stutzen, um sich mit Schmunzeln an adäquate Begebenheiten zu erinnern.


Die Preise des ZEISS Victory HT mit Leuchtabsehen 60 (UVP):

1.1-4x24
1.785 € (mit Schiene)
1.745 € (ohne Schiene)
1.5-6x42
1.995 € (mit Schiene)
1.955 € (ohne Schiene)
2.5-10x50
2.150 € (mit Schiene)
2.110 € (ohne Schiene)
3-12x56
2.195 € (mit Schiene)
2.155 € (ohne Schiene)

Wir bedanken uns bei der Zeitschrift "Schweizer Jäger" für die Abdruckrechte dieses Tests.


Infos unter: 

ZEISS Sports Optics