Zielfernrohre gehören seit über 100 Jahren zur Standardausrüstung des Jägers. Doch der Einsatz von klassischen Jagdzielfernrohren könnte sich ab dem Jahr 2026 in Deutschland in eine ganz neue Richtung bewegen, quasi die weitere Digitalisierung der Jagdoptik. Wir waren für Sie auf einem Event rund um das Thema:
Das traditionsreiche Unternehmen AKAH (Albrecht Kind GmbH) lud am 28. und 29. Oktober 2025 zum exklusiven Influencer- und Presse-Event nach Wiechlice in Polen ein. In Kooperation mit den renommierten Marken PARD, CZ und Leica erwartete die Teilnehmer ein intensives Programm rund um moderne Jagd- und Schießtechnik. Die Veranstaltung begann am Abend des Anreisetages mit einem Get-Together, gefolgt von Fachvorträgen und Live-Demonstrationen: PARD präsentierte neueste Entwicklungen in der digitalen Nachtsichttechnik, während Leica im Weitschuss-Seminar Präzision und Optikkompetenz in den Fokus rückte. Mit diesem Event bot AKAH eine exklusive Plattform für Medienvertreter und Influencer, um Innovationen aus erster Hand zu erleben, sich mit Experten auszutauschen und neue Impulse für die Jagdpraxis zu gewinnen.

Das Ende des klassischen Zielfernrohr in Deutschland
Aufgrund der aktuellen Gesetzeslage in Deutschland sind viele Modelle des chinesischen Herstellers hierzulande jedoch (noch) nicht zugelassen. Das könnte sich jedoch im kommenden Jahr ändern – vorausgesetzt, der Bundestag setzt die Vorschläge des Bundesrates um und erlaubt den Einsatz von Nachtzielfernrohren in Deutschland.
Welche Auswirkungen das auf die Branche haben könnte, lässt sich erahnen, wenn man einen Blick auf den europäischen Markt wirft. Dort sind die Geräte von PARD verfügbar und werden in sehr großer Stückzahl verkauft. Dass die Freigabe auch den Markt in Deutschland verändern wird, liegt entsprechend auf der Hand. Dabei stellt sich für den Anwender dann aber jetzt schon die Frage, ob das klassische Zielfernrohr künftig an Bedeutung verlieren wird. Mit einem Einstiegspreis von 399,- Euro (UVP) für das Night Stalker Mini dürfte zumindest so mancher Jäger einen genaueren Blick auf die Produkte von PARD werfen wollen. Eine Übersicht mit den aktuellen Produkten von PARD haben wir vor Kurzem bereits veröffentlicht.

Können digitale Zielfernrohre das klassische Zielfernrohr ersetzen?
Auf der Airbase Shooting Range in Wiechlice konnten wir uns selbst von der Qualität der PARD-Produkte überzeugen. Zum Einsatz kamen verschiedene Nachtziel- und Wärmebildzielfernrohre, montiert auf der neuen CZ 600 PLUS Serie mit MDT-Schaft. Insgesamt wurden an diesem Tag aus 6 Waffen im Kaliber .308 Winchester und 6,5 Creedmoor rund 2.000 Schuss abgegeben – eine Belastungsprobe für das Material.
Während des gesamten Tests kam es zu keinem einzigen Ausfall eines PARD-Produkts. Auch die Treffsicherheit und Wiederholgenauigkeit überzeugten: Mit den Wärmebild- und digitalen Nachtzielfernrohren konnten Ziele auf Entfernungen von bis zu 600 Metern getroffen werden. Die Teilnehmer erzielten konstant gute Ergebnisse auf Distanzen zwischen 100 und 300 Metern – also im Bereich der klassischen jagdlichen Schussdistanzen in Deutschland. Die Technik hat sich insofern für uns als praxis- und jagdtauglich erwiesen. Entsprechend gespannt sollte der deutsche Jäger seine Blicke nun nach Berlin richten.


Blick auf den jagdlichen Einsatz von digitaler Optik in der deutschen Jagdpraxis
Bei unserem Besuch haben wir ausschließlich auf stehende Ziele geschossen – und diese zuverlässig getroffen. Doch eines fehlt in dieser ersten Einschätzung: Der dynamische Schuss auf bewegte Ziele. Die in Deutschland beliebte und verbreitete Drückjagd, mit dem Erfordernis des dynamischen Schießens. Hier trumpft die klassische, analoge Optik nach wie vor. Ebenso verhält es sich mit sehr weiten Distanzen im Long-Range-Bereich.
Angesichts der aktuell hohen Verkaufszahlen in Polen lässt sich jedoch eine gewisse Parallele zum potenziellen deutschen Markt ziehen. Sollte sich die rechtliche Situation hierzulande also ändern, ist auch in Deutschland mit ähnlich hoher Nachfrage zu rechnen. Zu beachten sind bei solchen Vergleichen jedoch natürlich auch die Unterschiede in der Jagdkultur, die sich auch innerhalb Europas teils erheblich unterscheidet.

Abschließende Einschätzung und Kommentar zu Wärmebildzielfernrohren
Kommt die Gesetzesänderung – wovon derzeit auszugehen ist, wird sich der deutsche Optikmarkt im Jagdbereich mit hoher Wahrscheinlichkeit grundlegend verändern. Ob diese Veränderung tatsächlich massiv ausfällt, bleibt abzuwarten. Neue Technik muss sich schließlich zunächst in der Praxis bewähren.
In anderen Ländern hat sie das allerdings bereits eindrucksvoll getan. Daher ist davon auszugehen, dass klassische Zieloptiken künftig einen schwereren Stand haben werden – auch wenn das optische Erlebnis bei Tageslicht nach wie vor den konventionellen Zielfernrohren vorbehalten bleibt.
Bezieht man jedoch moderne Funktionen wie Ballistikberechnung, Videoaufzeichnung und Schussanalyse mit ein, scheint der Sieger der kommenden Jahre bereits festzustehen. Natürlich gilt auch hier: Prognosen sind immer mit Vorsicht zu genießen – doch in diesem Fall ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Entwicklung eintritt, außerordentlich hoch.







