7 mm Backcountry: Das neue Kaliber von Federal für mehr Leistung aus kurzen Läufen bei der Jagd und auf der Range 

Schon wieder ein neues 7-mm-Kaliber, dass dachte sich der Autor dieser Zeilen, als er die ersten Informationen zur 7 mm Backcountry (BC) von Federal studierte. Doch bei der neuesten Patrone in der 7-mm- respektive .284“-Gruppe geht es nicht unbedingt darum, ein bisschen mehr Geschwindigkeit als andere zu generieren. Magnumpatronen gibt es schon zur Genüge, sie brauchen aber für ihre Leistungsumsetzung die entsprechende Lauflänge. Der Trend der letzten Jahre geht bei Jagdwaffen zu immer kürzeren Läufen. Nicht zuletzt, um mit aufgesetztem Schalldämpfer noch eine handliche Waffe führen zu können. Gerade Magnumpatronen werden bei kurzen Lauflängen ballistisch regelrecht kastriert. Weil sich die Geschossgeschwindigkeit mathematisch aus dem Produkt der Beschleunigung und der einwirkenden Zeit ergibt, ist es nicht verwunderlich, dass kürzere Läufe mit geringerer Durchlaufzeit auch geringere Geschossgeschwindigkeiten aufweisen. Wenn also die Einwirkzeit auf das Geschoss durch einen kurzen Lauf begrenzt ist, lässt sich die gewünschte Geschossgeschwindigkeit nur durch eine stärkere Beschleunigung ausgleichen. Dazu braucht es dann unter anderem viel Gasdruck und damit schließt sich der Kreis zur 7 mm Backcountry.

Innere Werte: Die Leistungsdaten der Federal 7 mm Backcountry 

7 mm Backcountry seitlich und von hinten.
Neben der stählernen Hülse zeichnet sich die 7 mm Backcountry durch ihre inneren Werte aus. Bis zu 5.500 bar sollen die Geschosse auch aus kurzen Läufen auf Trab bringen.

In der Regel sind Gewehrpatronen auf etwa 4.500 bar begrenzt. Die Hürde bei der willkürlichen Steigerung des Gebrauchsgasdruckes bildet bei modernen Konstruktionen nicht unbedingt die Waffe, sondern das Hülsenmaterial. Wenn die Drücke zu hoch sind, verhält sich die Hülse nicht mehr elastisch, das Material wird dauerhaft verformt. Die Hülse lidert so stark an, dass sie nur noch schwer oder gar nicht mehr aus dem Patronenlager zu ziehen ist, die Zündglocke kann auch meist nicht mehr das Zündhütchen halten. Federal setzt bei der 7 mm Backcountry auf eine einteilige Hülse aus einem Stahlwerkstoff, der ähnliche Eigenschaften wie das rückfedernde Messing besitzt, sich aber im Gasdruck höher belasten lässt.

Ziehstadien der 7 mm Backcountry.
Bei der Fertigung durchläuft die spezielle Stahlhülse der Federal 7 mm Backcountry dieselben Ziehstadien wie die sonst üblichen Messinghülsen auch.

Mit dieser „Peak Alloy“-Stahllegierung lassen sich Gasdrücke bis 5.500 bar in die Tat umsetzen, ohne dass sich die Hülse plastisch verformt. Die Idee, einer Patrone mehr Gasdruck durch ein verstärktes Hülsenmaterial zu verleihen, ist sicherlich nicht neu. SIG Sauer hat 2019 mit der .277 Fury (6,8x51) einen ähnlichen Vorstoß unternommen. Allerdings besteht bei der Patrone .277 Fury die Hülse aus Messing und nur der Hülsenboden aus einer Stahllegierung. Federal hat sechs Jahre Entwicklungszeit in die neue Patrone investiert und sich für den Auftakt die 7-mm-Kalibergruppe ausgesucht. Die Basishülse mit 30- Grad-Schulterwinkel misst rund 12 mm im Durchmesser und 61 mm in der Länge. Mit einer Patronenlänge von bis zu 85 mm ist die neue 7-mm-Patrone von Federal eine imposante Erscheinung. Die Leistungsdaten der 7 mm Backcountry können sich sehen lassen. Rund 915 m/s erreicht ein 175-Grains-Geschoss aus einem 20“ (508 mm) langen Lauf. Das schnittige 195 Grains Berger Matchgeschoss mit einem beeindruckenden BC-Wert von .755 bringt es noch auf recht passable 869 m/s. Aus längeren 60-cm-Läufen gibt der Hersteller rund 45 m/s mehr Geschwindigkeit an. Damit wird der Traum nach einem handlichen Gewehr mit relativ kurzem Lauf, mit dem man weit wirken kann, scheinbar Wirklichkeit. Laut Federal gibt es in Sachen Laufverschleiß keinen nennenswerten Unterschied zu herkömmlichen Patronen. Diese Aussage ist recht allgemein gehalten, denn zwischen der 7 mm Remington Magnum und der .308 Winchester existieren erhebliche Unterschiede in puncto Laufverschleiß. Der Hersteller gibt zudem an, dass die meisten modernen Zylinderverschlussbüchsen mit diesen hohen Gasdrücken zurechtkommen sollen. Im Gegensatz zu vielen kleinen Büchsenmacherbetrieben hat beispielsweise Großserienhersteller Savage mit der 110 PPR diese Patrone schon ins reguläre Programm aufgenommen. In Europa müsste die Patrone erst einmal durch die CIP geprüft und standardisiert werden, um hier in vielen Ländern Fuß fassen zu können. Federal beliefert den Markt zum Marktauftritt mit vier Laborierungen mit Geschossgewichten von 155 bis 175 Grains für jagdliche Zwecke und mit einem 195 Grains HPBT Matchgeschoss für Long Range-Enthusiasten. Übrigens lassen sich die Hülsen aus Peak Alloy auch wiederladen, allerdings sind die Treibladungsmittel, die der Patrone das Plus an Leistung einhauchen (noch) nicht im kommerziellen Handel erhältlich.

Flugbahnkurven der 7 mm Backcountry im Vergleich zu anderen 7-mm-Kalibern.
Flugbahnkurven der 7 mm Backcountry im Vergleich zu anderen 7-mm-Kalibern aus einem führigen 51-cm-Lauf.

Übersicht: Die Federal-Laborierungen im neuen Kaliber 7 mm Backcountry

Laborierung Geschwindigkeit 50-cm-Lauf Geschwindigkeit 60-cm-Lauf

155 grs. Terminal Ascent

960 m/s

1.006 m/s

170 grs. Terminal Ascent

914 m/s

960 m/s

168 grs. Barnes LRX 3000

914 m/s

960 m/s

175 grs. Fusion Tipped

907 m/s

953 m/s

195 grs. Berger Elite Hunter

869 m/s

914 m/s

SAAMI-Datenblatt zur 7 mm Backcountry.
SAAMI-Datenblatt zur 7 mm Backcountry. Die Maße in Klammern sind metrisch.

Die Zukunftschancen der 7 mm BC

Die Verlockung, viel Leistung aus kurzen Läufen herauszuholen, trifft zweifelsohne den Zeitgeist. Ob die 7 mm BC größere Verbreitung erfahren wird, bleibt allerdings abzuwarten. Um eine Patrone dauerhaft am Markt zu etablieren, ist es vorteilhaft, wenn viele Munitionshersteller die 7 mm Backcountry in ihr Programm aufnehmen. Andere Produzenten werden aber wohl kaum in die aufwendige Hülsenfertigung einsteigen oder sie müssten Hülsen von Federal zukaufen. Von daher wird es die 7 mm Backcountry sicherlich nicht leicht haben, obwohl sie ballistisch durchaus interessant ist. Wenn mehr über die eventuelle Verfügbarkeit in Europa bekannt ist, werden wir Sie natürlich hier informieren.


Dieser Artikel erschien neben weiteren informativen Beiträgen rund um die Themen Waffen und Munition sowie Zubehör für Sport, Jagd, Law Enforcement in der caliber-Ausgabe 4/2025. Das Heft ist im VS Medien-Shop erhältlich. Dort können Sie  die caliber 4/2025 auch als ePaper erwerben.

Weitere Informationen zum neuen Kaliber erhalten Sie auf den Seiten von Hersteller Federal. Distributor für die Marke Federal in Deutschland ist der Großhändler Helmut Hofmann GmbH.