Alte Eisen, neues Glück – wie ein gebrauchter Mauser-Jagdrepetierer aus den 1960ern wieder fit gemacht wurde

Wo liegen (mögliche) Probleme bei alten, gebrauchten Waffen?

Schwingt der Lauf noch? Mit einem Stück Papier kann man das schnell überprüfen
Schwingt der Lauf noch frei? Bei alten Waffen ist das häufig die Ursache für Präzisionsprobleme. Mit einem Stück Papier kann man schnell überprüfen, ob der Lauf irgendwo am Holz anliegt.

Alte Jagdwaffen üben eine besondere Faszination aus – nicht nur wegen ihrer handwerklichen Raffinesse, sondern auch wegen der Geschichte, die sie erzählen. Ihre Patina, der Geruch von Schmieröl und Holz, sowie die teils aufwendigen Gravuren machen sie zu Sammlerstücken mit Seele. Für viele Liebhaber sind gebrauchte Waffen nicht nur betagte Gegenstände, sondern Tore in eine Zeit, in der Handarbeit noch hoch geschätzt wurde. Wer weiß, welche Jagderfolge oder besonderen Erlebnisse ihre früheren Besitzer mit ihnen verbanden?

Ein solches Schätzchen spielt die Hauptrolle in unseren beiden Videos (Teil 2 finden Sie ganz unten). Wie sich herausstellte, wurde der Lauf unseres Oldie-Gewehrs beim Schießen nach einigen Schuss naturgemäß warm und lag dann am Vorderschaft an – ein klassisches Problem bei älteren Waffen mit Holzschaft. Der Kontakt störte das Schussbild deutlich. Also haben wir die Mauser noch einmal auf den Werktisch gelegt. Gert Mürmann sagte uns: "Wir haben den Schaft vorsichtig freigestochen, sodass der Lauf wieder frei schwingen kann. Außerdem wurde das System gründlich gereinigt – es war ordentlich verharzt. Jetzt sollte die Waffe wieder sauber schießen.“ 

Qualität, Präzision und Tradition: Alte Jagdwaffen erzählen immer auch eine besondere Geschichte

Mauser M98
Unser für diesen Beitrag ausgewählter Oldie: Eine gebrauchte Repetierbüchse Mauser M98 aus dem Jahre 1961 im Kaliber 7x64.

Deutschland hat eine lange und stolze Tradition in der Herstellung hochwertiger Jagdwaffen. Seit Jahrhunderten stehen deutsche Büchsenmacher für Präzision, Zuverlässigkeit und handwerkliche Meisterleistung. Einige der bekanntesten Jagdwaffen „Made in Germany“ haben nicht nur nationale, sondern auch internationale Berühmtheit erlangt. Die Mauser M98 gilt als Mutter aller modernen Repetierbüchsen. Seit ihrer Entwicklung im Jahr 1898 hat die Büchse von Mauser Maßstäbe gesetzt – nicht nur im militärischen Bereich als Infanteriegewehr, sondern auch bei der Jagd. Ehemalige Militärsysteme wurden nach Kriegsende für den zivilen Einsatz umgearbeitet und dienen heute noch als verlässliche Grundlage für solide Jagdgewehre. Die robuste Bauweise, der kontrollierte Patronenzufluss und das zuverlässige System haben ihr weltweite Anerkennung verschafft. Viele moderne Jagdbüchsen basieren noch heute auf dem Mauser-System. Im Kaliber 7x64 war sie lange Zeit bei vielen Jägern sehr beliebt.

Das Kaliber 7x64 im Detail: Der vielseitige Klassiker für die Jagd, seit über einem Jahrhundert

Ein zu eng anliegender Lauf führt zu Problemen
Der Lauf liegt zu eng am Vorderschaft an. Über die Jahre haben sich dort Dreck, Öle und Harze angesammelt, die sich bei der Schussabgabe erwärmen und ausdehnen. Der Lauf schwingt dann nicht mehr frei und das führt zu Präzisionsproblemen.

Das Kaliber 7x64 oder auch 7x64 mm gehört zu den beliebtesten Jagdkalibern in Europa, und das seit über einem Jahrhundert. Entwickelt vom legendären Büchsenmacher Wilhelm Brenneke im Jahr 1917, vereint die 7x64 beeindruckende ballistische Eigenschaften mit ihrer Vielseitigkeit im jagdlichen Einsatz. Ob Rehwild, Schwarzwild oder Rotwild – die 7x64 ist ein echter Allrounder und genießt besonders in Deutschland, Frankreich und Mitteleuropa hohes Ansehen. Das lag auch daran, dass  vergleichbare Kaliber wie .308 Winchester oder 7x57 mm in einigen Ländern als Militärmunition nicht genutzt werden durften oder dürfen.


RWS 7x64 mm 10,9 g Classic
Allein bei RWS gibt es 10 verschiedene Laborierungen (mit Blei oder bleifrei) im Kaliber 7x64 mm, vom leichten Cineshot-Geschoss mit 6,5 g bis zum 11,5 g scheren Jagdgeschoss – hier etwa die RWS 7x64 ID Classic mit 10,5-g-Projektil.

Das Patronen-Portrait: Die 7x64 mm von Wilhelm Brenneke

  • Kaliberbezeichnung: 7x64 mm
  • Geschossdurchmesser: 7,2 mm (.284")
  • Hülsenlänge: 64 mm
  • Gesamtlänge: ca. 84 mm
  • Typ: Randlos, Büchsenpatrone
  • Typische Geschossgewichte: 9,0 bis11,5 g (139 bis 177 grs)
  • Mündungsgeschwindigkeit: ca. 800 bis 950 m/s (je nach Laborierung)
  • Energie an der Mündung: bis zu ca. 4.000 Joule

Die Stärken der Patrone 7x64

Hohe Vielseitigkeit

Die 7x64 eignet sich für nahezu alle mitteleuropäischen Wildarten. Von Reh über Muffel und Sau bis hin zu starkem Hochwild – mit der richtigen Laborierung deckt sie alles ab.

Gute ballistische Leistung

Dank ihrer flachen Flugbahn und hohen Energieabgabe bleibt sie auch auf größere Distanzen präzise und durchschlagsstark – ideal für Feldreviere oder Gebirgsjagd.

Rückstoß gut beherrschbar

Im Vergleich zu stärkeren Kalibern wie der .30-06 oder 8x57 IS ist die 7x64 angenehm zu schießen. Das macht sie auch für leichtere Büchsen oder empfindlichere Schützen interessant.

Breite Munitionsauswahl

Hersteller wie RWS, Norma, GECO oder Hornady bieten eine große Auswahl an Jagdgeschossen – von Teilmantel über Deformations- bis zu bleifreien Varianten.

Die Patrone 7x64 im direkten Vergleich zur .30-06 Springfield

Die 7x64 wird oft mit der amerikanischen .30-06 Springfield verglichen – beide Kaliber sind sich leistungsmäßig sehr ähnlich. Die 7x64 bietet jedoch eine etwas gestrecktere Flugbahn und geringfügig geringeren Rückstoß. Zudem ist sie in Europa meist leichter erhältlich und gilt als „traditioneller“.


Die jagdlichen Einsatzbereiche der Patrone 7x64

WildartEignung
Rehwild* * * * *
Schwarzwild * * * * *
Rotwild * * * * (*)
Muffelwild * * * * *
Gamswild * * * * *
Fuchs & Raubwild * * * * (*)   (leichte Ladung)

Der zweite Test:  Diesmal durfte Matze an die überarbeitete Mauser

Mit überholter alter Waffe auf dem Schießstand
Diesmal durfte Matze Haack ans Gewehr und eine 5er Gruppe schießen. Ohne Schalldämpfer zu schießen ist man ja gar nicht mehr gewohnt, jedoch klappte es mit der Cutting EDGE von Sellier & Bellot hervorragend. Die überarbeitete Mauser-Waffe schoss wieder gute Gruppen.

Besonders spannend: Die Mauser verfügt über einen deutschen Stecherabzug – zwei Züngel hintereinander, wie früher üblich. Wer präzise schießen will, sollte also wissen, wie man den hinteren Abzug zum Stechen nutzt. Fünf Schüsse später: Die Gruppe saß. Zwar ist das Zielfernrohr mit Absehen 1 nicht das präziseste – dicke Balken statt feinem Kreuz – aber trotzdem war die Trefferlage konstant. „Für ein Gewehr mit über 60 Jahren auf dem Buckel kann sich das absolut sehen lassen“ sagte Gerd Mürmann, nachdem Matze mit dem Mauser M98 geschossen hatte.

VIDEO: Alte Eisen, neues Glück, Teil 2 – mit unserer überholten Repetierbüchse Mauser M98 von 1961 im Kaliber 7x64

Fazit: Mit etwas Nacharbeit ist die Mauser M98 in 7x64 mm voll jagdtauglich

Diese Mauser aus unseren beiden Videos hat bewiesen, dass auch alte Waffen mit etwas Pflege und Know-how wieder voll einsetzbar sein können. Natürlich gibt’s bei solchen Modellen immer Eigenheiten – wie die Optik, die alte Montage oder der Holzschaft. Aber genau das macht ihren Charme aus, die kleinen Überarbeitungen überlässt man dem Profi.

Übrigens: Die überarbeitete Waffe, nur so als Beispiel, gab es bei Redaktionsschluss noch bei Gert Mürmann im Laden – für faire 550 Euro. Aber auch andererorts haben erfahrene Büchsenmacher und Waffenfachhändler immer wieder gebrauchte, aber guterhaltene Jagdgewehre auf Lager, und wer etwa eine Schaftüberarbeitung, ein Mündungsgewinde oder eine andere Schaftkappe haben möchte, wird auch hier kundige Ansprechpartner finden. Ein solches reaktiviertes Schätzchen ist nicht nur Geldbeutel-schonend für Jungjäger, sondern wegen des quasi mitgelieferten historischen Flairs auch etwas für Nostalgiker.