Welches Gewehr soll man sich in den Schrank stellen, wenn man als Jäger gerade beginnt oder der Geldbeutel entsprechend schmal ausfällt? Wo es früher auf eine gebrauchte Waffe hinauslief, kann heute schon für vergleichsweise wenig Geld viel Gewehr gekauft werden. Gerade im Bereich der Büchsen hat sich einiges bewegt im Niedrigpreissegment. Erinnert sei etwa an die Mauser 18 oder die Franchi Horizon.
Nun kommt mit Brenner noch ein Spieler dazu, der sich diesem Preissegment verschrieben hat. Im Vertrieb der Waffen Schumacher GmbH beheimatet, kommt mit der BR 20 das neueste Modell auf den Gewehr-Markt, nachdem schon im Jahr 2018 die BR 18 erschienen ist. Aber was bekommt der Kunde beim aktuellen Modell, das unter 800,- Euro kostet?
Brenner Jagdwaffen: Made in Turkey
Wie schon die Flinte BF 18, die wir bereits getestet haben, stammt die Büchse aus der Türkei und wird von ATA Arms gefertigt. Dass die Türken es verstehen, günstige und gute Waffen zu produzieren, sollte in den letzten Jahren bekannt geworden sein.
Nicht unbedingt im hochpreisigen Luxussegment – natürlich gibt es da Ausnahmen – doch stehen gerade die Gewehre von ATA Arms für eines: solide Arbeitsgeräte ohne jeden Schnickschnack. Und das trifft eben auch so auf die neue Brenner-Büchse zu, die als Testwaffe im Kaliber .308 Winchester zu uns nach Bad Ems kam.
Sparsam modern: Die Ausstattung der Brenner BR 20 Jagdbüchse
Die Erwartungen waren gelinde gesagt nicht hoch, aber die Büchse entpuppte sich moderner als gedacht. Sofort fiel auf, dass eine Überwurfmutter das 15x1-Gewinde verdeckt, das hier Standard, in der Preisklasse aber nicht selbstverständlich ist. Somit bietet sich die Montage eines Schalldämpfers oder eines Mündungsfeuerdämpfers geradezu an. Durch den Einsatzzweck der Brenner BR 20 wird es aber wohl auf die erste Option hinauslaufen.
Der Lauf misst 51 Zentimeter und weist ein seidenmattes Finish auf. Eine offene Visierung fand sich auf der Testwaffe nicht, dafür thront auf der Systemhülse eine Picatinny-Schiene. Es gibt aber ebenso die Option einer offenen Visierung – zum selben Preis. Auch an dieser Position steht Brenner für Modernität. So lassen sich mit einfachen Mitteln viele Optiken auf der Waffe montieren.
Zum Lieferumfang der Brenner BR 20 gehören außerdem zwei Magazine für drei beziehungsweise fünf Patronen im Kaliber .308 Winchester. Wie alles an der Büchse setzt man hier auf Funktionalität anstatt auf Schönheit. Der Magazinlöser sitzt in einer kleinen Mulde, was wohl vor ungewollter Betätigung schützen soll.
Was den Abzug angeht, so lässt sich dieser sogar verstellen. Ein kleines Loch im Abzugsbügel ermöglicht es, einfach den Auslösewert auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen, und zwar ohne gleich das ganze System aus dem Schaft auszubauen. Der Minimalwert wird von Herstellerseite mit knapp über 1.000 g angegeben – bei der Testwaffe waren es rund 1.500 g.
Das System ruht in einem Holzschaft. Schon allein deswegen wäre die Brenner BR 20 eine Alternative für diejenigen, die in dieser Preisklasse keinen Kunststoff wollen. Aber natürlich kann man bei dem Preis keine absolute Top-Qualität verlangen. Nussbaumholz mit leichter Maserung und einem Ölfinish – das war es. Dazu gesellt sich dann Fischhaut am Pistolengriff und am Vorderschaft. Am Hinterschaft und am Vorderschaft der Jagdbüchse befinden sich zudem je noch eine Riemenbügelöse für die Aufnahme eines Gewehrriemens. Abgeschlossen wird alles von einer dicken Gummischaftkappe.
Die Sicherung der Waffe sitzt auf der rechten Seite. Als Dreistellungssicherung ausgeführt, befindet sie sich unterhalb des Schlösschens. Was nun das Herz der Waffe angeht, so handelt es sich bei der Brenner BR 20 um einen Zylinderverschluss, der mittels drei Warzen verriegelt. In Stainless-Steel ausgeführt, verfügt dieses Bauteil über einen kurzen Auszieher. Beim Öffnen der Kammer wird das System automatisch gespannt und aus dem Schlösschen tritt ein Signalstift hervor. So lässt sich auch bei völliger Dunkelheit erfühlen, ob das System "scharf" ist. Die Kammergriffkugel verfügt über eine Riffelung und fällt groß dimensioniert aus, was sie durchweg gut greifbar macht.
Und das wäre es auch schon mit der Beschreibung der Büchse aus dem unteren Preissegment. Alles dran und in Form von Pica Rail und Mündungsgewinde sogar noch an die moderne Zeit gedacht – so das vorläufige Urteil. Aber wie verhält es sich mit der Praxis?
Der Test: Die Brenner BR 20 Repetierbüchse auf dem Schießstand
Für den scharfen Schuss kam das neue Minox-Allround-Zielfernrohr 3-15x56 auf die Waffe. Insgesamt fünf Munitionslose von 147 bis zu 170 Grains kamen zum Einsatz. Die Distanz betrug 100 m. Vor allem die Sako Racehead überzeugte und errang mit einem Streukreis von 20 mm (gemessen von Einschussmitte zu -mitte) den Tagessieg vor der Hornady, die sich um einen Millimeter geschlagen geben musste.
Alle anderen Laborierungen waren ebenfalls im vertretbaren Bereich. Die GECO Plus lag mit 29 mm knapp unter der Marke von 3 Zentimeter. Nur die leichteren Laborierungen der RWS HIT Short Rifle respektive der Sellier & Bellot knackten diese Marke, überschritten jedoch auch nicht den Bereich zu den 4 Zentimetern. Also alles in allem einwandfrei.
Was das Schießen an sich angeht, so konnte die Brenner überzeugen. Sie kam in allen Kalibern sanft in die Schulter. Die Gummischaftkappe dämpfte den Impuls sehr gut. Das Repetieren lief flüssig ab, dank des gut greifbaren Kammerstengels. Eine Störung trat nicht auf, alle Hülsen beförderte der kurze Auszieher einwandfrei nach draußen.
Lediglich eine Sache fiel negativ auf: die Sicherung. In der Funktion einwandfrei, zeigte sich dieses Bauteil doch sehr laut bei der Betätigung. Bei der Pirsch eine nicht gerade willkommene Erhöhung der Dezibelzahl. Hier gehört etwas Fingerspitzengefühl dazu, um lautlos arbeiten zu können. Ansonsten zeigten sich alle Tester zufrieden mit der Waffe, die sicherlich keinen Schönheitspreis gewinnen dürfte, aber genau das hält, was sie verspricht zu sein: eine zuverlässige, günstige Büchse.
Überblick: Technische Eigenschaften und Preis der Jagdbüchse Brenner BR 20 in .308 Winchester
Modell: | Brenner BR 20 |
Preis: | 799,- Euro |
Kaliber: | .308 Winchester |
Kapazität: | 3 + 1/5 + 1 Patronen |
Länge: | 960 mm |
Lauflänge: | 510 mm |
Dralllänge: | 1:11“ |
Abzugsgewicht: | einstellbar |
Gewicht: | 3.650 g |
Links-/Rechts-Ausführung: | rechts |
Ausstattung: | Repetierbüchse mit Zylinderverschluss und Mündungsgewinde, geölter Nussbaumholzschaft, inklusive Picatinnyschiene, 5-Schuss-Magazin |
Unser Fazit zur Repetierbüchse Brenner BR 20
Und wie schlägt sich die Waffe insgesamt? Eines muss aber klar sein: In diesem Segment kann man nicht das erwarten, was im mittleren oder hohen Segment zum Standard gehört. Dacia Duster bezahlen und Porsche Cayenne erwarten funktioniert nicht. Das gilt gerade insbesondere im Waffensegment. Die Brenner BR 20 ist jedenfalls eine Waffe, die über die nötige Ausstattung verfügt, um mit ihr erfolgreich zu sein. Punkt.
Vor allem zu gefallen weiß das standardmäßige Mündungsgewinde – immer mehr Jäger bevorzugen die Verwendung eines Schalldämpfers. Ohne eine störende offene Visierung kann man dann wählen, ob ein Overbarrel-Dämpfer zum Einsatz kommt oder eben ein anderer. Auch von Vorteil ist die Picatinny-Schiene. Mittlerweile gibt es einen großen Markt für dieses System, das an Einfachheit kaum zu überbieten ist.
Was die Haptik angeht, so gibt es bessere Waffen. Das Holz präsentiert sich nicht sehr hochwertig, der Look der Waffe wirkt wenig modern. Negativ fiel eigentlich nur die Sicherung auf, die etwas zu viele Dezibel verursacht und zudem leicht wackelte. Aber mit etwas Übung lässt sich das verschmerzen. Auch an anderen Stellen merkt man, dass es eben eine günstige – bewusst wird das Wort "billig" vermieden – Büchse ist.
Aber spielt das bei diesem Preis eine Rolle? Eher nicht. Der Kunde bekommt mit der Brenner BR 20 ein zuverlässiges Arbeitsgerät, mit dem sich Strecke machen lässt. Macken im Schaft? Wen interessiert es? Es gibt hübschere Waffen? Wen interessiert es? Gerade, wenn es darum geht, eine günstige Waffe anzuschaffen, die aber viel Gewehr für vergleichsweise wenig Geld bietet, kann man zur BR 20 greifen.
Was die Schießergebnisse angeht, so fielen die beiden Laborierungen mit den leichten Geschossen aus dem sprichwörtlichen Rahmen. Doch waren alle im waidmännisch vertretbaren Rahmen und somit einsetzbar. Die Tester waren auf alle Fälle zufrieden mit den Streukreisen dieser günstigen Büchse. Aber natürlich gibt es hier auch andere, die eine bessere Leistung bringen oder den ein oder anderen Millimeter mehr herausholen.
Deswegen sei an dieser Stelle geraten, wenn es denn die Brenner sein soll, mit entsprechend vielen Losen auf die Bahn zu gehen, um eine Kombination zu finden, die ein Höchstmaß an Präzision liefert – und vielleicht sogar besser ist, als die Wahl unserer Tester. Alles in allem ist der Preis der Brenner eine Kampfansage an die anderen Hersteller, die in diesem Segment um Kundschaft buhlen. Und schießen kann die BR 20 in jedem Fall.
Weitere Informationen zur Repetierbüchse Brenner BR 20 im Kaliber .308 Winchester finden Sie bei Waffen Schumacher.
Dieser Artikel erschien zuerst in der VISIER, Ausgabe 08/2020. Das Heft mit den Schießergebnissen der Brenner BR 20 kann über den VS Medien-Onlineshop erworben werden. Es ist außerdem in einer digitalen Version verfügbar.