
Vom 12. bis 14. Juni 2025 wurde der Standortübungsplatz der Bundeswehr in Sondershausen (Thüringen) erneut zum Schauplatz eines außergewöhnlichen Schießsportereignisses: Es fand die 10. Europameisterschaft Leichte Feldartillerie statt. Ausgerichtet wurde der Wettkampf vom einzigen diese Disziplin hierzulande anbietenden Verband, dem Verband Deutscher Schwarzpulver Kanoniere e.V. (VDSK). Der Wettkampf erfolgte dabei nach der Sportordnung der Deutschen Schießsport Union (DSU), deren Mitglied der VDSK ist.
Technik und Regelwerk der Europameisterschaft Leichte Feldartillerie 2025

Die internationalen Teilnehmer (der VDSK verfügt auch über Standorte außerhalb von Deutschland) Teilnehmer traten in Besatzungen von zwei bis vier Personen mit historischen Geschützen im Kaliberbereich von 51 bis 90 mm an. Bei den Wettkämpfen als Treibladungsmittel erlaubt ist ausschließlich Schwarzpulver, vorzugsweise in Kartuschenform. Als Geschosse kommen solche aus Stahl oder Beton zum Einsatz. Blei ist in dieser Klasse ausdrücklich verboten. Wie wir bereits bei einem vorherigen Übungsschießen in Erfahrung bringen konnten, nutzen die Kanoniere der leichten Feldartillerie gerne ausgemusterte Kugellager aus Windkraftanlagen, um sich die Geschosse für ihren Sport zu beschaffen. Da diese Kugeln sehr präzise gefertigt sind und auch nach ihrer Dienstzeit in den Windrädern noch sehr geringe Toleranzen aufweisen. Die Zündung der Kanonen erfolgt entweder per Perkussionszündung oder mithilfe einer Lunte. Bei Ersterer darf nur über eine mindestens 1,50 Meter lange Reißleine ausgelöst werden, Luntenzündungen erfordern einen mindestens 1,80 Meter langen Luntenstab.

Die Europameisterschaft 2025 umfasste Disziplinen auf Distanzen von 100, 200 und 400 Metern. Geschossen wurden jeweils fünf Schuss pro Disziplin, die in einer Zeit von 45 Minuten absolviert werden mussten.
Die Einteilung der Disziplinen gliederte sich in:
- Herren: 100 m mit und ohne Visierung
- Damen: 100 m mit und ohne Visierung
- Damen & Herren, gemeinsame Wertung: 200 m mit und ohne Visierung sowie 400 m mit offener Visierung
Unabhängig von der Disziplin galt: Historische Uniform oder Gewandung war Pflicht! Die Wertung erfolgte dann getrennt, je nachdem, ob mit oder ohne Visierung geschossen wurde. Als Visierung gelten nur feste oder abnehmbare Aufbauten mit mindestens zwei Fixpunkten – moderne Hilfsmittel wie Zielfernrohre, Laser oder Wasserwaagen waren nicht zugelassen.

Wie bei jedem schießsportlichen Wettkampf steht auch beim Kanonenschießen die Sicherheit an oberster Stelle. Dazu gehört hier die Einteilung jedes Schusses in unterschiedliche Schritte, die von jeder Kanonenbesatzung gleichzeitig "abgearbeitet" werden. Sie werden durch die Schießleitung mit den Kommandos „Wischen & Krätzen“, „Laden und Richten“, „Zündmittel setzen“ und „Feuer frei (+ Ansage aus welcher Richtung der Schützenlinie gefeuert wird)“ bekannt gegeben. Die Besatzungen kommunizieren ihrerseits mit Flaggen. Grün zeigt der Aufsicht, dass der Schritt vollzogen ist. Rot zeigt einen Versager an.
Hintergrundinfos zu und Eindrücke von der Europameisterschaft Leichte Feldartillerie 2025 des VDSK in Sondershausen

Der Veranstaltungsort war in zwei Bereiche geteilt: Den Schießstand und einen Verpflegungsbereich mit Camp, das viele der der EM-Teilnehmer auch zum Übernachteten nutzten. Auf dem Schießstand herrschte rege Wettkampfstimmung, zu der auch eine ordentliche Zahl an Zuschauern beitrug. Im angrenzenden Bereich wurden dann sowohl Teilnehmer wie auch Gäste vom THW mit Getränken und Speisen versorgt. Gerade Ersteres war auch notwendig, denn der 14. Juni war extrem heiß, genügend Flüssigkeitsaufnahme also Pflicht. Auffallend war die hervorragende Organisation. Es gab keinerlei Verzögerungen, alles folgte einem strengen Zeitplan. Ein Grund dafür war selbstverständlich der relativ klare Ablauf der Schießserien, andererseits führt an diesem Ablauf aber auch kein Weg vorbei, wie uns VDSK-Präsident Volker Grabow verriet. Denn die Bundeswehr macht sehr strenge Vorgaben in Hinblick auf die Schießzeiten, da während des Schießens keine Luftfahrzeuge den Schießstand überqueren dürfen. Würde sich der Ablauf also verzögern, könnte einige der Starter nicht mehr antreten.

Neben dem Wettbewerb als solchem war eines der Highlights die erst am letzten Wettkampftag stattfindende Eröffnungszeremonie. Ein Grund für die Verspätung bestand in der terminlichen Verfügbarkeit der Ehrengäste. Nach dem Einzug und einigen Grußworten des VDSK-Präsidenten, des Führungspersonals der Bundeswehr und aus der kommunalen Politik, wurden dann Angehörige der Bundeswehr mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet sowie eine Mannschaft der Bundeswehr aus Idar-Oberstein, offiziell in den erlauchten Kreis der Schwarzpulverkanoniere aufgenommen. Hierzu muss man wissen, dass sich in Idar-Oberstein die Artillerie-Schule samt Sitzt des Generals der Artillerie der Bundeswehr befindet und der VDSK Mitglied der Gesellschaft für Artilleriekunde e.V. in der Artillerieschule ist. Zudem unterstützt der VDSK die Bundewehr auch bei öffentlichen Veranstaltungen.
Alles in allem handelte es sich bei der EM der leichten Feldartillerie um eine tolle Veranstaltung, bei welcher der Beobachter nicht nur eine spektakuläre Schießsportart in Action sehen konnte, sondern auch eine Atmosphäre erleben durfte, bei der nicht nur Schwarzpulver in der Luft lag, sondern auch durchgehend die Begeisterung der Teilnehmer für ihr außergewöhnliches Hobby zu spüren war.
Wer mehr über die Disziplin "Leichte Feldartillerie" erfahren möchte oder den Kanonen-Schießsport generell, findet weitere Informationen auf der Webseite des VDSK. Mit dem 19. Treffen der historischen Artillerie & Brauchtumspflege findet vom 8. bis 9. August 2025 zudem eine weitere, große Veranstaltung des VDSK statt. Im Zentrum steht das Thema "500 Jahre Bauernkriege".