Weltweiter Kampf gegen die IS: Milliardeninvestitionen in die US-Rüstungsindustrie

Gefragt sind in diesem Krieg vor allem Bomben, Raketen und Ersatzteile für Kampfflugzeuge. Weitere Waffen und Munition werden folgen. Und auch die Entwicklung neuer Rüstungsprojekte dürfte einen enormen Schub erhalten. "Aus der Sicht der Verteidigungsindustrie ist es der perfekte Krieg", sagt Branchenkenner Richard Aboulafia vom US-Marktforschungsunternehmen TEAL-Group.

In den vergangenen drei Monaten legte zum Beispiel der Aktienkurs des Rüstungs- und Technologiekonzerns Lockheed um fast zehn Prozent zu. Der Konzern stellt unter anderem die Hellfire-Raketen her, die von US-Drohnen im Kampf gegen die IS-Milizen abgefeuert werden. Auch der Börsenwert der Rüstungsunternehmen Northrop Grumman und Raytheon stieg seit Beginn des US-Militäreinsatzes.

Raytheon sicherte sich Ende September einen 251 Millionen Dollar (196 Millionen Euro) schweren Pentagon-Auftrag - der US-Marine sollen weitere Tomahawk-Lenkraketen geliefert werden. Am 23. September, dem ersten Tag der Luftangriffe auf Syrien, feuerten US-Kriegsschiffe 47 Tomahawks ab. Kosten: 1,4 Millionen US-Dollar pro Rakete.

Die US-Rüstungsfirmen hoffen aber nicht nur auf zusätzliche Geschäfte mit der US-Armee, sondern auch mit anderen Ländern der internationalen Koalition gegen die Dschihadisten. An den Luftangriffen in Syrien beteiligen sich folgende Länder: Bahrain, Jordanien, Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Beim Irak-Einsatz ist auch die französische Luftwaffe involviert. Außerdem engagieren sich internationale Sicherheitsunternehmen auf Beraterverträge beim Neuaufbau und bei der Ausbildung der irakischen Regierungstruppen im Kampf gegen den IS.

Noch vor einem Jahr stellte sich die Rüstungsindustrie in den USA auf wirtschaftlich eher schwierige Zeiten ein. US-Präsident Obama hatte damals gerade die Truppen aus dem Irak abgezogen und der US-Einsatz in Afghanistan neigte sich ebenfalls dem Ende zu. Angesichts des übermächtigen US-Schuldenberges sollten die Verteidigungsausgaben in den kommenden Jahren zurückgefahren werden. Wegen des Haushaltsstreits zwischen Demokraten und Republikanern ließen automatische Kürzungen das Pentagon-Budget bereits schrumpfen. Die Rüstungsindustrie verkündete erste Entlassungen. Aber die Realität hat uns längst eingeholt: Ohne weitere Milliardeninvestitionen in Rüstungsprojekte ist der Kampf gegen die Dschihadisten der IS nicht zu gewinnen. Die Sicherheit der gesamten westlichen Welt steht auf dem Spiel. Da wird es nicht lange auf sich warten lassen, bis weitere Länder folgen (müssen) und ihre Rüstungsausgaben drastisch anheben.

Der Vormarsch der Dschihadisten im Irak und in Syrien, aber auch der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland haben in Washington inzwischen zu einer Neubewertung der Sicherheitslage und zu einem klaren Ja zu höheren Rüstungsausgaben geführt. 

Präsident Obama, der sich politisch eigentlich eher dem Aufbau des eigenen Landes widmen wollte, gab den Befehl zur Verlegung von 1.600 Soldaten in den Irak. Den Einsatz von Kampftruppen hat der US-Präsident bis jetzt ausgeschlossen, die Soldaten sollen nur das irakische Militär beraten und wichtige US-Einrichtungen schützen. Dennoch brachte er eine Mission ins Rollen, die Jahre dauern könnte und deren Ende heute definitiv noch nicht abzusehen ist.

Die Rufe aus dem US-Kongress nach harten Einschnitten im Verteidigungsbereich sind weitgehend verstummt. Selbst die für einen Minimalstaat eintretende politische US-Tea-Party-Bewegung hat ihre Kritik an Militäreinsätzen im Ausland deutlich abgemildert.

Im gerade abgelaufenen Haushaltsjahr 2014 betrug das US-Verteidigungsbudget ca. 580 Milliarden Dollar. Die USA sind damit weiterhin auf Platz 1 in der Rangliste der nationalen Verteidigungsbudgets.

Das Pentagon hat nun gute Argumente, seinen Anteil am Haushaltsaufkommen in den kommenden Jahren weiter zu vergrößern. Widerstand aus dem Kongress dürfte nur wenig kommen. 

Der Kampf gegen die IS-Bewegung wird weiterhin mehr oder weniger weltweit für ein weiteres Ansteigen der Rüstungsausgaben führen. Ob wir das wollen oder nicht - denn am Ende des Tages zählt nur Eines: Unsere Sicherheit.