Dick Metcalf verliert seinen Job bei GUNS & AMMO

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Derzeit ist in den Vereinigten Staaten kein Thema so umstritten wie der Erhalt des zweiten Verfassungszusatzes und den darin verbrieften Rechten für Waffenbesitzer. Der zweite Verfassungszusatz ist für viele heilig, hat aber auch zahlreiche Gegner - selbst in den USA. Die Stimmung zwischen Befürwortern des Rechts auf Waffenbesitz und Befürwortern von verschärften Waffengesetzen ist vor allem deswegen so aufgeheizt, weil die Lobby der Waffengegner in den vergangenen Jahren mit einigen politischen Tricks gegen gesetzestreue US-Bürger vorgegangen ist. Die Vertreter aus beiden Lagern, die in dieser aufgeheizten Atmosphäre etwas moderatere Töne anschlagen als der große Rest, wurden dadurch schnell als „Verräter“ gebrandmarkt.

Das beste Beispiel dafür ist Dick Metcalf, ein langjähriger Redakteur der Zeitschrift GUNS & AMMO, der wohl auflagenstärksten Fachzeitschrift für Waffen und Munition.

Dies ist die Erklärung, in der Jim Bequette, Chefredakteur von GUNS & AMMO, die Kündigung von Dick Metcalf verkündet

Dick Metcalf, seit Jahren Autor der Kolumne „The Backstop“, ist berühmt für sein umfangreiches Expertenwissen rund um Waffen und verkörperte bis zur Dezemberausgabe von GUNS & AMMO wohl die stärkste Stütze der Fachzeitschrift. Dies änderte sich, als Metcalf seine Kolumne mit dem Titel „Let’s talk limits“ (in Englisch) veröffentlichte, in der er mögliche Einschränkungen des zweiten Verfassungszusatzes diskutierte. Darin beschrieb er aus verfassungsrechtlicher Sicht, bis zu welchem Ausmaß die besagten möglichen Begrenzungen gehen könnten, ohne einen Bruch der Verfassung an sich darzustellen. 

Am Beispiel des ersten Verfassungszusatzes, der Freiheit der Rede, und deren Einschränkungen erläuterte Metcalf, dass der umstrittene 16-Stunden-Lehrgang im Umgang mit Feuerwaffen, den der US-Bundesstaat Illinois verpflichtend vorschreibt nicht zwingend eine Verletzung des verfassungsmäßigen Rechts der US-Bürger darstelle. Der erste Verfassungszusatz enthält zum Beispiel auch folgende Aussage: „Man kann nicht einfach fälschlich und vorsätzlich in einem voll besetzten Kinosaal 'Feuer!' schreien“.

Die Kolumne wurde mit einer Protestwelle aufgenommen. Leser und Befürworter des zweiten Verfassungszusatzes beschuldigten Metcalf, das Recht auf den Besitz und das Tragen von Feuerwaffen „verraten“ zu haben und warfen ihm vor, von Seiten einer Waffenzeitschrift aus für verschärfte Waffenkontrollen zu werben. Am 6. November 2013 veröffentlichte GUNS & AMMO Chefredakteur Jim Bequette einen Meinungsbeitrag, in dem er sich bei den Lesern und den US-Waffenbesitzern entschuldigte. Darin erklärte er, dass Dick Metcalf als Redakteur der Fachzeitschrift aufgrund des Inhalts seiner Kolumne gekündigt wurde. Zwei Tage später wurde Jim Bequette selbst von seiner Stelle als Redakteur bei GUNS & AMMO enthoben.

Der Aufruhr um Metcalfs Kolumne dauert immer noch an. GUNS & AMMO muss nun den Verlust zweier Führungspersönlichkeiten verkraften und mag in absehbarer Zukunft verstärkt mit der Konkurrenz von FMG Publications zu kämpfen haben, einem weiteren großen Verlagshaus für Waffenzeitschriften, das renommierte Magazine wie AMERICAN HANDGUNNER und GUNS MAGAZINE herausgibt.

Wie alle unsere Leser wissen, sind wir von ALL4SHOOTERS.COM standhafte Unterstützer von gesetzestreuen Bürgern weltweit, die ihr Recht auf den Besitz und das Tragen von Feuerwaffen wahrnehmen möchten. Wir sind der gleichen Meinung wie die Befürworter des zweiten Verfassungszusatzes in den USA. Wir sind aber ebenfalls Journalisten, die die Pflicht haben, über Geschehnisse zu berichten und dabei so wenig wie möglich persönliche oder politische Ansichten in die Berichte einfließen zu lassen. Zudem sind uns als deutsches Verlagshaus die kulturellen und gesetzlichen Unterschiede bezüglich des Besitzes und dem Recht zum Tragen von Waffen in den Vereinigten Staaten und Europa sehr bewusst. In diesem Bewusstsein haben wir uns - noch mehr Missverständnissen und Gegensätzen vorbeugend - dazu entschieden, keine Stellung in dieser Frage zu beziehen.

Dessen ungeachtet scheint dies eine durchaus treffende Einschätzung der Debatte um den zweiten Zusatz der US-Verfassung und das darin verbriefte Recht des Besitzes und des Tragens von Waffen zu sein, nachdem nicht einmal ein Jahr nach dem Amoklauf an der Sandy Hook‑Grundschule vergangen ist und nur Monate verstrichen sind, seit Verschärfungen des Waffenrechts im US-Kongress scheiterten.

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Laden Sie hier Dick Metcalfs Kolumne "Let's talk limits" herunter (PDF, auf Englisch)