“Kalashnikow Konzern”: Russische Firmenfusion

Dimitrij Rogozin ist Vizepräsident der Russischen Föderation und Präsident der militärisch-industriellen Kommission. In seinem Twitter-Profil kündigte er an, dass der inzwischen 93 Jahre alte ehemalige Generalleutnant der Roten Armee Michail Timofejewitsch Kalashnikow die Lizenz gegeben hat, seinen Namen für den zu gründenden Kalashnikow-Konzern zu nutzen. Kalashnikow ist weltweit einer der bekanntesten Waffenkonstrukteure. Der neue Kalashnikow-Konzern soll die beiden wichtigsten Waffenhersteller des Landes zusammenfassen und vor dem Bankrott retten.

Es ist nicht das erste Mal, dass Michail Kalashnikow seinen Namen für Produkte lizensiert: der deutsche Sportwaffenhersteller German Sport Guns GmbH (GSG) fertigt eine Selbstladebüchse im Kaliber .22 lfB mit AK-47-Anmutung unter dem Namen “Kalashnikow”. Die französische Cybergun-Gruppe hat die Lizenz, die Marke “Kalashnikow” für seine 6-mm-BB-Replikas russischer Waffen zu nutzen. Der Solinger Messerhersteller Böker brachte vor einigen Jahren ein „Kalashnikow“-Messer heraus. Nicht zuletzt gab Michail Kalashnikow einer russischen Schnapsbrennerei die Erlaubnis, seinen Namen und die Form des AK-47 für eine limitierte Edition Wodkaflaschen zu verwenden.
Der Zusammenschluss der beiden russischen Waffenhersteller ist aber der wichtigste Nutzer des berühmten Namens.

Kalashnikov arms brand
Die Hoffnungen von Kalashnikow ruhen auf dem neuen Sturmgewehr AK-12, das den Exportabsatz ankurbeln soll.

Die beiden Unternehmen, die im neuen  Kalashnikow-Konzern zusammengeführt werden, sind die Hersteller Ischmasch und Baikal. Beide haben ihren Firmensitz in Ischewsk, der Hauptstadt der Udmurtischen Republik am Baikalsee. Ischmasch und Baikal sind Russlands wichtigste Hersteller für Lang- und Kurzwaffen.

Ihre direkten Konkurrenten sind das Konstruktionsbüro für Instrumente KBP, das Konstruktionsbüro TsKIB-SOO und die TOZ-Werke. Sie sitzen in der Stadt Tula, dem „Herzen der russischen Waffenindustrie“. Ischmasch und Baikal sind Aktiengesellschaften. Die Mehrheit hält nach wie vor der russische Staat. Sie stellen folgende Waffenmodelle her: die Pistolen Makarow PM, Yaryigin PYa und Margolin MCM, die Büchsen und Flinten der Saiga- und Tigr-Reihe, die Scharfschützengewehre Dragunow SVD, SVDM und SVDS sowie die Sturmgewehre AK, AKM und AK100. Außerdem entstehen in Ischewsk eine Vielzahl anderer Flinten, Büchsen und Pistolen, dazu reine Industrieerzeugnisse.

Sowohl Ischmasch als auch Baikal befinden sich offenbar in finanziellen Schwierigkeiten. Ischmasch wird von einem Konkursverwalter geführt.

Beide Unternehmen hatten ihre Hoffnungen auf neue Erzeugnisse gesetzt. Diese zerstoben angesichts der nationalen wie internationalen Konkurrenz. So bot das KBP-Büro in Tula modernere und innovativere Waffen an. Außerdem wenden sich Staaten, die traditionell in Russland ihre Infanteriewaffen kauften, zunehmend von den eigenen Herstellern ab und den amerikanischen oder europäischen Herstellern zu. Waffen aus dem Westen scheinen aus politischen und praktischen Gründen eher für die Terrorbekämpfung und die asymmetrische Kriegführung geeignet.

Baikal hatte zuletzt der russischen Regierung die Yaryigin Pya, eine Pistole im Kaliber 9 mm×19 angeboten. Die war im Grach-Programm entstanden und sollte die Makarow-Pistole PM als Dienstwaffe der russischen Armee ersetzen. Die Yaryigin Pya fiel aber wegen ihrer geringen Verarbeitungsqualität durch. Überlegen war ihr beispielsweise die KBP GSh-18.


Ischmasch hatte unter dem Akaban-Programm das Sturmgewehr Nikonov AN-94 entwickelt. Es sollte die AK-Baureihen der russischen Armee ersetzen. Innerhalb wie außerhalb Russlands blieb es auf dem Behördenmarkt erfolglos, das es technisch aufwendig und zu teuer war. Ischmasch stellte kürzlich das AK-12 als modulare Alternative vor. Dieses könnte das Flaggschiff des neugeschaffenen Kalashnikow-Konzerns werden.

Mit der Schaffung des Kalashnikow-Konzerns scheint die russische Regierung monatelangen Protesten der beiden Belegschaften nachzugeben. Auch dürfte hierbei ein Brief eine Rolle gespielt haben, den Michail Kalashnikow persönlich an den russischen Präsidenten Wladimir Putin gesandt hatte. Darin hatte er gebeten, Ischmasch und den Kern der russischen Waffenindustrie zu retten.

All4shooters.com hält Sie auf dem Laufenden, ob und wie die Sanierung und Rettung von Kalashnikow gelingen kann.


Weitere Informationen:

VPK - Militärisch-Industrielle Kommission der Regierung der Russischen Föderation

oborona.gov.ru